Theorie zum Journalistik-Forum "Essays, Kolumnen, Rezensionen"

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jon

Mitglied
Teammitglied
Unter „Prosa“ exisiert ein Forum, das journalistischen Texten Raum gibt: http://www.leselupe.de/lw/forumdisplay.php?forumid=18

Was sind journalistische Texte? Schlicht gesagt sind es für ein bestimmtes Publikum gedachte Informationen zu einem bestimmten Gegenstand (Ereignis, Objekt, Person…). Die Spanne reicht dabei von der Nachricht – purer Fakten-Bekanntgabe – bis zum Kommentar, der den betrachteten Gegenstand aus einer ganz persönlichen Sicht wertet. Die auf einer Literaturplattform wie der Leselupe am häufigsten anzutreffenden journalistische Genres dürften der (oder das – beides ist richtig) Essay, die Kolumne und die beliebte Glosse sein. Doch der Reihe nach…


Informationen:

Nachrichten sind Neuigkeiten. Sie teilen mit was, wann, wo passierte (oder passieren wird) und wer beteiligt war oder betroffen ist (oder sein wird). Auch das Wozu bei absichtsvoll durchgeführten Dingen und das Warum (der Anlass) kann in die Nachricht gehören.
Stilistik: kurze Sätze, einfachste grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte oder Wortgruppe, keinerlei Ausschmückungen.

Ein Bericht teilt außerdem mit, wie es passierte (Handlungsablauf). Die Frage nach dem wieso (Grund, Ziel) wird beantwortet, wenn Fakten (z.B. Zitate) dafür vorliegen.
Stilistik: kurze Sätze, einfache grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte und Wortgruppen, bestenfalls sehr sparsamen Ausschmückungen.

Eine Reportage malt außerdem das Wie farbig aus und vermittelt so über die Fakten hinaus auch eine Stimmung. Sie geht ein wenig mehr auf das Warum und Wieso (Gründe) ein.
Stilistik: Einfache aber anschauliche, gern auch farbige Sprache. Der Sprach-Rhythmus ist ein wichtiges Stilelement.

Das Feature geht noch mehr in die Tiefe und ist ursprünglich die komplexe Beschreibung eines komplexen Sachverhaltes. Das Wort wird mittlerweile auch als Synonym für unterhaltsame und zugleich informative Texte verwendet.
Stilistik: Zur Veranschaulichung des Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, selbst Fachbegriffe sind (je nach Zielpublikum) erlaubt.


Meinungsäußerung:

Ein Kommentar nennt das Ereignis und wertet es aus der Sicht des Kommentierenden. Er betrachtet das Ereignis im Kontext anderer Ereignisse, darf über Hintergründe und Folgen spekulieren.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Eine Glosse ist ein mit den Mitteln der Satire arbeitender Kommentar.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Die Persiflage verspottet etwas oder jemanden.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Ein Essay enthält Betrachtungen des Essayisten zu einem beliebigen Thema. Es geht dabei nicht um Vollständigkeit – weder werden alle Aspekte zusammengetragen noch präsentiert der Essayist ein Fazit – sondern um Denkanregungen.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, inklusive Fachbegriffe (je nach Zielpublikum).

Die Kolumne kommentiert das (mehr oder weniger) alltägliche Leben. Der Ausgangspunkt für diese nicht unbedingt tiefschürfende Sinniererei kann ein nichtiges, sogar auch ein ausgedachtes Ereignis sein. Der Unterhaltungswert und das „sich zu Hause fühlen“ der Leser in der Publikation steht im Mittelpunkt der Kolumne.
Stilistik: Frei im Stil.


Spezielle Formen:

Die Biografie (im journalistischen Sinn) informiert den Leser über Daten aus dem Leben einer interessante Person. Das kann als Hintergrundinformation für ein Ereignis dienen, an der diese Person beteiligt war/ist, oder – wenn eine Äußerung dieser Person an anderer Stelle als Argument für eigene Betrachtungen benutzt wird – die Kompetenz dieser Person unterstreichen.
Stilistik: kurze Sätze, einfache grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte und Wortgruppen, bestenfalls sehr sparsamen Ausschmückungen.

Das Porträt macht den Leser mit einer interessanten Person bekannt. Sie kann als „Nachrichten-Gegenstand“ (Prominente) interessant sein oder als „so ist das Leben“-Spiegel. Ziel ist es, diese Person über ihre Funktion als Nachrichten-Bestandteil hinaus als „Menschen“ vorzustellen. Meist wird ein besonders ausgeprägter Aspekt in den Mittelpunkt gestellt.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden.

Das Interview dient unterschiedlichen Zwecken: Es informiert über Sachverhalte und Zusammenhänge (Experten-Interview) und beruft sich dabei unmittelbar auf die Kompetenz des Interviewten. Es spiegelt Meinungen wieder und macht sie durch die wörtliche Rede unmissverständlich als solche klar. Es stellt die (im günstigsten Fall beiden) Interviewpartner (zumindest aspekthaft) als Menschen vor.
Stilistik: Die Sprache muss dem gesprochenen Wort entsprechen.


Das Feuilleton
…ist der Kulturteil einer nachrichtlich ausgelegten Publikation.

Zu den auch sonst benutzten Genres tritt hier die spezifische Textart der Kritik/Rezension: Die Rezension informiert und wertet. Sie muss immer enthalten, um was für ein Kunst-Werk es geht (Buch / Stück / Bild / Film … von wem) und um was es in dem Kunst-Werk geht (Beschreibung / Inhaltsangabe). Idealerweise präsentiert sie zusätzliche, nicht dem Werk selbst entnehmbare Informationen zum Werk und/oder zum Künstler. Sie muss immer die (im Idealfall begründete) Meinung des Rezensenten zu diesem Werk enthalten. Gut im journalistischen Sinn ist eine Rezension, wenn sie sowohl Schwächen als auch Stärken des Werkes betrachtet.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, inklusive Fachbegriffe (je nach Zielpublikum).

Im Kulturteil sind meist auch die Reisebeschreibungen angesiedelt, die in journalistischen Medien besonderen Wert auf Informationen über die bereiste Gegend legen, während mehr literarisch ausgerichtete Reisebeschreibungen sich auf die Vermittlung der unmittelbar erlebbaren Eigenheiten der Gegend konzentrieren.
Stilistik: Anschauliche, gern auch farbige Sprache. Der Sprach-Rhythmus ist ein wichtiges Stilelement.



Ergänzt am 23.7.2004:
Kolumne und Feature
unter http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=57623


Lupenspezifische Aussagen am 20. 1. 2006 an die aktuelle Struktur (der Foren) angepasst.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Schlagzeilen und Illustrationen

Besonders wichtig bei journalistischen Texten ist die Überschrift, die Schlagzeile. Sie soll Neugier erwecken und aufmerksam machen, aber auch in kürzester Form den wesentlichen Inhalt darstellen.

In manchen Gazetten findet man reißerische Schlagzeilen, die das Bedrohliche in den Vordergrund stellen. Der Mensch reagiert besonders sensibel und neugierig auf Bedrohungen und Gefahr.

Wenn das aber übertrieben wird, wenden sich die Leute ab.

Zu vielen journalistischen Texten gehören Illustrationen. Sie verdeutlichen, um was es geht, und sie erwecken ebenfalls Neugier.
 

jon

Mitglied
Teammitglied
"Mit Schlagzeilen erobert man Leser, mit Informationen behält man sie." (Alfred Northcliff)
 

revilo

Mitglied
Hallo jon.........wie die Bilder sich gleichen........im ersten Studiensemester ( schon soooooooooooo lange her.....seufz ) habe ich ich die berühmten 5 W- Fragen gelernt......
WER WILL WAS VON WEM WORAUS?
das habe ich damals in meinem jugendlichen Leichtsinn als zu einfach abgetan.........aber heute arbeite ich nach diesem Prinzip...und siehe da: es funktioniert...........danke für Deinen interessanten Text von revilo
 

jon

Mitglied
Teammitglied
Unter „Prosa“ exisiert ein Forum, das journalistischen Texten Raum gibt: http://www.leselupe.de/lw/forumdisplay.php?forumid=18

Was sind journalistische Texte? Schlicht gesagt sind es für ein bestimmtes Publikum gedachte Informationen zu einem bestimmten Gegenstand (Ereignis, Objekt, Person…). Die Spanne reicht dabei von der Nachricht – purer Fakten-Bekanntgabe – bis zum Kommentar, der den betrachteten Gegenstand aus einer ganz persönlichen Sicht wertet. Die auf einer Literaturplattform wie der Leselupe am häufigsten anzutreffenden journalistische Genres dürften der (oder das – beides ist richtig) Essay, die Kolumne und die beliebte Glosse sein. Doch der Reihe nach…


Informationen:

Nachrichten sind Neuigkeiten. Sie teilen mit was, wann, wo passierte (oder passieren wird) und wer beteiligt war oder betroffen ist (oder sein wird). Auch das Wozu bei absichtsvoll durchgeführten Dingen und das Warum (der Anlass) kann in die Nachricht gehören.
Stilistik: kurze Sätze, einfachste grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte oder Wortgruppe, keinerlei Ausschmückungen.

Ein Bericht teilt außerdem mit, wie es passierte (Handlungsablauf). Die Frage nach dem wieso (Grund, Ziel) wird beantwortet, wenn Fakten (z.B. Zitate) dafür vorliegen.
Stilistik: kurze Sätze, einfache grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte und Wortgruppen, bestenfalls sehr sparsamen Ausschmückungen.

Eine Reportage malt außerdem das Wie farbig aus und vermittelt so über die Fakten hinaus auch eine Stimmung. Sie geht ein wenig mehr auf das Warum und Wieso (Gründe) ein.
Stilistik: Einfache aber anschauliche, gern auch farbige Sprache. Der Sprach-Rhythmus ist ein wichtiges Stilelement.

Das Feature geht noch mehr in die Tiefe und ist ursprünglich die komplexe Beschreibung eines komplexen Sachverhaltes. Das Wort wird mittlerweile auch als Synonym für unterhaltsame und zugleich informative Texte verwendet.
Stilistik: Zur Veranschaulichung des Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, selbst Fachbegriffe sind (je nach Zielpublikum) erlaubt.


Meinungsäußerung:

Ein Kommentar nennt das Ereignis und wertet es aus der Sicht des Kommentierenden. Er betrachtet das Ereignis im Kontext anderer Ereignisse, darf über Hintergründe und Folgen spekulieren.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Eine Glosse ist ein mit den Mitteln der Satire arbeitender Kommentar.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Die Persiflage verspottet etwas oder jemanden.
Stilistik: Farbige, wertende Sprache.

Ein Essay enthält Betrachtungen des Essayisten zu einem beliebigen Thema. Es geht dabei nicht um Vollständigkeit – weder werden alle Aspekte zusammengetragen noch präsentiert der Essayist ein Fazit – sondern um Denkanregungen.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, inklusive Fachbegriffe (je nach Zielpublikum).

Die Kolumne kommentiert das (mehr oder weniger) alltägliche Leben. Der Ausgangspunkt für diese nicht unbedingt tiefschürfende Sinniererei kann ein nichtiges, sogar auch ein ausgedachtes Ereignis sein. Der Unterhaltungswert und das „sich zu Hause fühlen“ der Leser in der Publikation steht im Mittelpunkt der Kolumne.
Stilistik: Frei im Stil.


Spezielle Formen:

Die Biografie (im journalistischen Sinn) informiert den Leser über Daten aus dem Leben einer interessante Person. Das kann als Hintergrundinformation für ein Ereignis dienen, an der diese Person beteiligt war/ist, oder – wenn eine Äußerung dieser Person an anderer Stelle als Argument für eigene Betrachtungen benutzt wird – die Kompetenz dieser Person unterstreichen.
Stilistik: kurze Sätze, einfache grammatikalische Konstruktionen, keine vieldeutigen Worte und Wortgruppen, bestenfalls sehr sparsamen Ausschmückungen.

Das Porträt macht den Leser mit einer interessanten Person bekannt. Sie kann als „Nachrichten-Gegenstand“ (Prominente) interessant sein oder als „so ist das Leben“-Spiegel. Ziel ist es, diese Person über ihre Funktion als Nachrichten-Bestandteil hinaus als „Menschen“ vorzustellen. Meist wird ein besonders ausgeprägter Aspekt in den Mittelpunkt gestellt.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden.

Das Interview dient unterschiedlichen Zwecken: Es informiert über Sachverhalte und Zusammenhänge (Experten-Interview) und beruft sich dabei unmittelbar auf die Kompetenz des Interviewten. Es spiegelt Meinungen wieder und macht sie durch die wörtliche Rede unmissverständlich als solche klar. Es stellt die (im günstigsten Fall beiden) Interviewpartner (zumindest aspekthaft) als Menschen vor.
Stilistik: Die Sprache muss dem gesprochenen Wort entsprechen.


Das Feuilleton
…ist der Kulturteil einer nachrichtlich ausgelegten Publikation.

Zu den auch sonst benutzten Genres tritt hier die spezifische Textart der Kritik/Rezension: Die Rezension informiert und wertet. Sie muss immer enthalten, um was für ein Kunst-Werk es geht (Buch / Stück / Bild / Film … von wem) und um was es in dem Kunst-Werk geht (Beschreibung / Inhaltsangabe). Idealerweise präsentiert sie zusätzliche, nicht dem Werk selbst entnehmbare Informationen zum Werk und/oder zum Künstler. Sie muss immer die (im Idealfall begründete) Meinung des Rezensenten zu diesem Werk enthalten. Gut im journalistischen Sinn ist eine Rezension, wenn sie sowohl Schwächen als auch Stärken des Werkes betrachtet.
Stilistik: Zur Veranschaulichung der Aussagen dürfen „alle“ Register der Sprache gezogen werden, inklusive Fachbegriffe (je nach Zielpublikum).

Im Kulturteil sind meist auch die Reisebeschreibungen angesiedelt, die in journalistischen Medien besonderen Wert auf Informationen über die bereiste Gegend legen, während mehr literarisch ausgerichtete Reisebeschreibungen sich auf die Vermittlung der unmittelbar erlebbaren Eigenheiten der Gegend konzentrieren.
Stilistik: Anschauliche, gern auch farbige Sprache. Der Sprach-Rhythmus ist ein wichtiges Stilelement.



Ergänzt am 23.7.2004:
Kolumne und Feature
unter http://www.leselupe.de/lw/showthread.php?threadid=57623


Lupenspezifische Aussagen am 20. 1. 2006 an die aktuelle Struktur (der Foren) angepasst.
 



 
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