Therapeutisches

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Nosie

Mitglied
Manchmal hab ich Lust, gemein zu sein
Da packt es mich und jemand muss dran glauben
Dem muss ich dann die Illusionen rauben
Am besten mit ‘nem Gläschen reinen Wein

Dem sag ich ins Gesicht, was ich so denke
Dass er ein Nichts ist, niemand kann ihn leiden
Es wundert nicht, dass ihn die Leute meiden
Das ist die Wahrheit, die ich ihm grad schenke

Der so Beleidigte verzieht die Lippen
Und seine Augen fangen an zu schwimmen
Ich spür ein bisschen Mitleid in mir glimmen
Und einen leisen Stich in meinen Rippen

Da hör ich auf und werde weich und milde
Ihm weh zu tun war reine Medizin
Ein Seufzer noch, dann ist die Wut dahin
Sprach ich mit meinem eignen Spiegelbilde?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Den reinen Wein, den man einem anderen einschenkt, selbst zu trinken und als "Medizin" zu bewerten ... eine sinnige Gesamtmetapher des Gedichts. Zum Wohle!
 

Nosie

Mitglied
Vielen Dank, liebe(r) Mondnein, für deinen Kommentar.
Die Erkenntnis, dass es sehr oft die eigenen Unzulänglichkeiten sind, die uns am anderen gar so aufregen, kann unserem Urteil über sie viel an Schärfe nehmen und ist ein heilsamer Wink mit dem Zaunpfahl auf dem Weg zur Selbsterkenntnis.
 



 
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