Thomas in der Damenumkleide - Teil 2

Kai Kernberg

Mitglied
Thomas in der Damenumkleide - Teil 2

In medias res


SIE schob den "95 B"-BH und die dazu passende, geblümte Unterhose durch den Spalt, zu Thomas in die Umkleide. Dabei raunte SIE "pistaziengrünes Nachthemd, knielang". "Wie weit entfernt", fragte Thomas leise. "Drei weiter, ganz hinten", antwortete SIE und fügte hinzu "hat aber etwas drunter". Dann setzte SIE sich wieder in den Wartestuhl gegenüber der Kabine. Mit den Stühlen und den Sichtspalten auf beiden Seiten des Vorhangs war SIE sehr zufrieden. Wer innerhalb der Armlehnen saß oder stand, hatte durch die Spiegel einen optimalen, schmalen Blick in Thomas Kabine. Und da sie in der Damenunterwäscheabteilung waren, empfand SIE auch ein gewisses Kribbeln. Denn schließlich hatte SIE Thomas in diese Situation manövriert.
Sitzend waren zudem seine Füße auf jeden Fall erkennbar. Ein Fuß hob sich, SIE hörte den Stoff des Höschens über seine Wade streichen. Thomas setzte den einen Fuß ab, hob den anderen und zog die weiße Unterhose mit rosa Blumenmuster hoch.

Bei der Nachthemdanprobe weiter hinten wurde der Vorhang erneut geräuschvoll aufgezogen, begleitet von einem gesungenen Tusch "Tadaaaa". "WOW", antwortete die Begleiterin, "das sieht ja heiß aus".
SIE erhob sich aus dem Stuhl. Thomas hatte inzwischen die drei Haken des BHs vor der blank rasierten Brust geschlossen und drehte die Cups nach vorne. SIE stand auf und blickte zur Seite, die beiden Damen waren mit sich selbst und dem Nachthemd beschäftigt.
Als SIE durch den Spalt lugte, zog er gerade die Träger über die Schultern. Die Cups des 95 B waren mächtig. "Oooh, jaaaaa", bestätigte SIE ihn, fügte einen Pfiff hinzu, streckte den Kopf weiter in die Kabine und flüsterte "Da hinten gibt es ein hellblaues Nachthemd mit weißen Rüschenrändern." Nach diesen Worten schubste SIE den Vorhang zur Hälfte auf. Thomas wich zurück, um nicht gesehen zu werden. Sein Puls pochte im Hals. "Das sitzt super", freute SIE sich nun wieder in normaler Lautstärke, "dreh' Dich mal um". Thomas stand, nur mit einem BH und einer Damenunterhose bekleidet, in der leeren Kabine. Mit dem Körper verschloss SIE die Lücke zwischen dem Vorhang und der Trennwand. Beide standen nun wieder so nah voreinander, dass SIE ihm bequem die verdrehten BH-Träger richten konnte. SIE sah die Adern an seinem Hals pulsieren und spürte seinen heißen Atem. "Einfach die Augen schließen, umdrehen, eine schöne Pose machen und dabei in Gedanken bis zehn zählen", riet SIE ihm. Dankbar nahm er diesen Tipp auf. Er schloss die Augen und atmetete tief durch "Eins", drehte sich dabei um. SIE trat währenddessen lautlos zwei Schritte zurück, setzte sich in den Wartestuhl und genoss den Anblick. Er hob die Arme und überkreuzte sie über den Kopf "Zwei". Aus zwei Metern Entfernung machte die bis auf Thomas leere Kabine einen kahlen Eindruck. Er schob ein Bein zur Seite "Drei" und ließ eine Hand daran hinuntergleiten "Vier". SIE war sehr zufrieden, den Vorhang schwungvoll geöffnet zu haben, er stand deutlich mehr als zur Hälfte offen. Thomas richtete den Oberkörper wieder auf "Fünf", ließ das Bein ausgestellt, stützte die Arme nach vorne an die Wand "Sechs". SIE wünschte sich, eine Kundin käme jetzt schnellen Schrittes vorbei. Schon ein flüchtiger Blick würde das eindeutige Bild eines Mannes in Damenunterwäsche zeigen. Thomas stellte das andere Bein zur Seite "Sieben" und formte ein nach vorne gelehntes Kreuz. SIE liebte diese kraftvolle Stellung, dafür würden sich bestimmt auch andere Frauen begeistern. "Acht", zählte er im Geiste, während SIE bedauerte, den Vorhang nicht bis zum Anschlag aufgezogen zu haben. "Neun", die Nachthemd-Freundinnen hatten inzwischen auch verstanden, dass hier etwas Besonderes geboten wurde, trauten sich aber nicht heran. Bei "Zehn" blinzelte Thomas in den Spiegel neben sich. Sofort bemerkte er, dass SIE den Blick in die halb offene Kabine freigegeben hatte, zuckte zusammen und zog Grimassen. SIE wiegte den Kopf und sprach scheinbar gelangweilt "wenn es Dir nicht gefällt, zieh' es halt wieder aus".
Sein Arm schnellte vor und schloss die Umkleide. Weiter hinten war das blaue Nachthemd wieder ausgezogen worden und die helfende Freundin hängte es auf den Bügel. SIE betrachtete das, lächelte jovial, stellte sich wieder vor Thomas Vorhang, steckte den Arm zu ihm hinein, hielt den Blick zur Nachbarin und und zog die Wäsche heraus. "Wenn Dir Blumen nicht gefallen, hole ich Dir jetzt etwas einfarbiges, Schatz", verkündete SIE, während SIE die Sichtspalten des Vorhangs wieder herrichtete, eine Handbreite auf jeder Seite. Dann griff SIE im Gehen die blaue, prall mit Thomas kompletter Kleidung gefüllte Tüte und ging in den Verkaufsraum.

Thomas war einerseits erleichtert, dass die erste Runde glatt gegangen war. Er wusste aber auch, dass das Spiel mit jedem Durchgang anspruchsvoller würde. Er war unsicher, wie sich die Belegung der Kabinen seit ihrer Ankunft entwickelt hatte. Klar war, dass in der vorhin noch leeren Nachbarkabine jetzt gerade Kleidung an die Haken gehängt wurde.
Vor Nervosität Schritt er seine Zelle ab, immer im Kreis herum. Nach der Art, wie die Nachthemdfreundinnen hinter den Trennwänden tuschelten, befürchtete er allerdings, dass sie die Sache durchschaut hatten. Durch die Spalten konnte er kurze Blicke auf die beiden Wartestühle an der gegenüber liegenden Wand werfen. Thomas bildete sich ein, von den kichernden Damen entlarvende Satzfetzen zu hören und versuchte, in der Kabine ruhig seine Kreise abzuschreiten, sich bei jeder Runde auf die Stühle zu konzentrieren. Auf keinen Fälle wollte er darauf achten, was die beiden Damen in drei Meter Entfernung miteinander bequatschten.
Erste Runde: Die Stühle waren eigentlich kleine Sessel. Hatte die eine gerade "Rosen-BH" und "üppiges Höschen" gesagt?
Zweite Runde: Die Sessel hatten gepolsterte Lehnen. Hörte er "Vorhangspalt offen" und "das lohnt sich"?
Dritte Runde: Der hellbraune Kunstlederbezug der Wartesessel schimmerte matt. Konnte die eine von der anderen "geh' rüber" und "zieh' Dich aus" gefordert haben?
Vierte Runde: Die Lehnen der braunen Sessel waren geschlossen und ebenfalls bezogen. Wieso sollte sie "große Füße" und "näher ansehen" gesagt haben? Hatte er dazu gehört, wie Schuhe von den Füßen gestreift wurden?
Fünfte Runde: Die kleinen Füße der matt schimmernden Sessel waren aus hellem Kunststoff. War "Nicht mein Typ" oder gar "nackter Typ" ein mögliches Fragment?
Sechste Runde: Die Sitzfläche des Sessels war ganz glatt. Der Sessel war entweder neu oder kaum benutzt oder beste Qualität. "Mich mal hinsetzen", schwang in sein Ohr.
Siebte Runde: Plötzlich stand eine Frau vor dem Sessel. Sie war absolut lautlos erschienen. "Und wie sieht er aus?", kam, mit gedämpfter Stimme, von hinten die Rückfrage. Sie hatte keine Schuhe an.
Die achte Runde nutzte Thomas, um sich ihrem aufdringlichen Blick zu entziehen. Er positionierte sich mit Blick auf den zweiten, den leeren Sessel, wo die Dame gerade ihre Jacke abgelegt wurde.
Seine Achseln waren glühend heiß. Sein Deo gab in dieser Sekunde den Geist aufgab. Zumindest nahm er eine intensive Geruchsmischung wahr, die er sonst nur vom Sport kannte. "Es ist ein kleiner Sessel mit gepolsterten Lehnen, hellbraunem Kunstleder ...", setzte die Frau an, die kaum zwei Meter vor ihm saß. "Nei-in", widersprach sie andere von hinten und fuhr flüsternd fort "ich meine: Der Typ". "Ach so. Den meinst Du!" Sie stand auf, ging auffällig unauffällig auf und ab, während Thomas ihre Bewegung antizipierte, um nicht gesehen zu werden. Bei ihrem Pendelgang tauschte sie sich offenbar über Gesten mit ihrer Freundin aus, die schließlich sagte "Hast doch 'ne dicke Strumpfhose an", woraufhin unmittelbar das Öffnen eines kurzem Reißverschlusses folgte und ein knielanger Rock auf der Damenjacke landete. Thomas versuchte, seine Erregung im Zaum zu halten. Das war nur ein provokanter Trick. In Wirklichkeit hatte sie sicher nur so getan, als ob sie sich vor ihm den Rock ausgezogen hätte. Offenbar machte ihr das Spiel Spaß und sie schlich in Zeirlupe weiter von Seite zu Seite, um einen Blick auf Thomas zu erhaschen. Dann blieb sie abrupt stehen, meinte "ganz schön heiß hier". Aus der hinteren Kabine hörte er ein anerkennendes "Da geht noch 'was!". Dann patroullierte sie weiter, wendete ein paar Mal unvermittelt, wobei Thomas erkannte, dass sie tatsächlich nurmehr eine schwarze Strumpfhose und einen dünnen Pulli trug, jedoch keine Schuhe und keinen Rock. Dabei hielt sie den Kopf nach unten gebeugt und stierte auf die Lücke zwischen Boden und Vorhang.
Thomas musste sich sehr konzentrieren, um versteckt zu bleiben. Er bewegte sich weit hinten in der Kabine, versuchte gleichzeitig, mit langen Armen die Schlitze zu schließen. Doch der Spalt war nur wenige Finger breit und die Aufhängeösen weit oben ließen sich so keinen Millimeter bewegen. Ihr Schatten auf dem Boden bewegte sich von Seite zu Seite, blieb dann mittig vor seiner Kabine stehen.
Thomas war gefangen. Vor ihm patroullierte eine Frau, die den Auftrag hatte, ihn auszuspionieren und dabei war, sich auszuziehen. Nebenan war immer noch belegt, unter erheblichem Schnaufen wurde dort etwas anprobiert.
Er konnte nun die konturierte Spiegelung ihrer Beine auf dem Kunststoffboden vor sich erkennen, hörte wischende Geräusche, dann sah er wie ihre Hände die Strumpfhose theatralisch langsam über ihre Füße schob, sie unter dem Vorhangsaum kurz ablegte, um sie schließlich in Zeitlupe aufzuheben. Von weiter hinten hörte er dazu ein verhaltenes Kichern.
Wie angewurzelt hoffte Thomas darauf, dass die Nachthemdfee mit ihrer aufdringlichen Freundin sofort ihre sieben Sachen packen und gehen würden. Tief atmend versuchte er, den Gedanken zu vertreiben, dass eine fremde Frau, in Pulli und Unterwäsche, kaum einen Meter vor ihm stand. Lila Sternchen schimmerten vor seinen Augen. Er stand da, wie bei einer Polizeikontrolle, seine blanken Füße stabil hinten abgestellt, die freien Arme schräg nach vorne gestreckt, um die Gardine zu beiden Seiten anzupressen. Zwischen seinen Beinen hatte sich inzwischen erhebliche Hitze entwickelt und er konnte seine durchaus unangenehmen Dünste wahrnehmen. Beim Gedanken an die Frau vor ihm fielen von seiner rotglühenden Spitze Tropfen auf den Boden der Damenumkleide. In seinen Ohren rauschte das Blut wie die Ozeanbrandung.
Plötzlich wackelte sein Vorhang und über seiner Hand griente SIE durch den Spalt. "Vorhang zu halten?", fragte SIE freundlich, erblickte seinen glänzenden Ständer, wobei sich ihr Gesicht diabolisch verzog. Thomas wich zurück. Sie riss den Vorhang auf, während weiter hinten zwei Frauenstimmen vor Lachen prusteten.

SIE stellte Thomas eindringlich zischend die Frage "WAS ist nicht erlaubt?" und wiederholte auch gleich die Antwort "Vorhang zu halten! Und trotzdem machst Du's, während ich für Dich schöne Sachen suche."
Mit diesen Worten bekam er ein Mieder gereicht, in rot, aus festem Satin, mit Schalencups und einem passenden Höschen. "Freue mich,...", kommentierte SIE die Übergabe. "... freue mich besonders auf die Strafarbeit fürs Vorhang zuhalten", ergänzte SIE, eine Tube Gleitcreme aus der Manteltasche ziehend.
SIE ließ den Vorhang offen, wandte sich den Sesseln zu, blickte zur Nachthemdfraktion hinüber. "Welches Nachthemd wird es", fragte SIE beiläufig die neugierig starrenden Damen. Doch SIE bekam nur eine ausweichende Antwort. Beide hatten es jetzt eilig, unter Getuschel und Quietschen zu gehen.
 



 
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