Tiefschürfendes Gespräch über eine Frage von grundlegender Bedeutung

lietzensee

Mitglied
Hallo Arno,
das Wortspiel ist gut. Aber auch wenn der Titel ironisch ist, fehlt mir das Gespräch zwischen deinen zwei Worten und dem Bibelzitat. Du greifst das Zitat nicht auf. Du fügst nichts hinzu, sondern bleibst bei einer Frage, die sich im vagen verliert.
Wir sind hier natürlich im Forum Humor. Vielleicht machst du dich lustig über Fragen, die man fragt, wenn einem keine bessere Antwort einfällt. Aber ohne weiteren Wegweiser wirkt der Text auf mich zu dünn. Die zwei kleinen Wörtchen verblassen neben dem großen Zitat.

Viele Grüße
lietzensee
 
Danke, Lietzensee, für die Beschäftigung mit meinem kleinen Scherz. Viel mehr sollte es ja nicht sein, und ich glaube, das haben hier schon einige vor mir ähnlich versucht: den Leser mit einer hochtrabenden Überschrift zu ködern und ihm dann eine lange Nase zu drehen. Immerhin habe ich mir mit dem Bibelzitat und der kurzen Entgegnung das so gedacht: Es sollte die Dialektik enthalten von einerseits absolutem Wahrheitsanspruch und dem Anspruch darauf, dass jeder jederzeit eine klare, eindeutige Position bezieht, und andererseits der skeptischen Verweigerung eben dieser Zumutung. Das Zitat schließt die Möglichkeit einer Differenzierung von vornherein aus und die Entgegnung fordert sie leise ironisch wieder ein.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Arno,
gern geschehen. Der Text ist also gewollt ohne große Bedeutung? Da du dich aber selbst weiter mit beschäftigst, mach ich mal mit.

das Zitat schließt die Möglichkeit einer Differenzierung von vornherein aus
Uj, ist dieser Satz undifferenziert. Ich hoffe, da tappe ich nicht in eine weitere Falle ;-)
Ich bin weder gläubig noch bibelfest, aber das Zitat steht in dem Kontext, dass es anmaßend sei, Eide zu schwören. Das bietet sich nicht gerade an, um einen absoluten Wahrheitsanspruch daran aufzuhängen. Ich verstehe das Zitat eher so, dass man seine Rede nicht unnötig ausschmücken soll. Doch ich glaube, dass ich da nur an der Oberfläche kratze und dass ist der Punkt.
Du hast dir einen Text vorgenommen, über den sich Menschen seit knapp 2000 Jahren den Kopf zerbrechen. Die Frage, was er bedeutet, füllt Bibliotheken. Entsprechend gibt es Differenzierungen, dass einem die Ohren klingeln.
Bezieht man sich in seinem Text auf ein anderes Werk, fordert das ja automatisch den Vergleich zwischen beiden heraus. Dadurch wirkt "Ach ja?" dann banal.

Um mit etwas positivem zu enden, die von dir zitierte Stelle ist wirklich interessant. Es lohnt sich, etwas mehr drum herum zu lesen.

Viele Grüße
lietzensee
 
Richtig, lietzensee, der Ur-Kontext des Zitats ist die Schwurfrage. Es ist aber seit langem nicht unüblich, den Wortlaut für sich allein in seiner Rigidität aufzugreifen und damit zu operieren. Ich habe eben das getan und mich jetzt einmal im Netz nach vergleichbarem Gebrauch umgesehen. Ich habe rasch Beispiele dafür gefunden, z.B. hat es vor Jahren Bütikofer (Grüne) dem CSU-Politiker Stoiber entgegengehalten, und es ging da nicht ums Schwören. Interessant, dass sich sogar Predigttexte finden, die vom Bibelzitat ausgehen, dann aber den Wortlaut losgelöst von seiner ursprünglichen Zielsetzung zu davon weitab Liegendem benutzen.

Es ist eines der Zitate, die überaus kraftvoll klingen und sich gerade dadurch gut zum Ironisieren eignen. Schillers Werke sind eine ergiebige Fundgrube. Wenn "Johanna geht und niemals kehrt sie wieder", dann braucht es dazu weder Krieg noch Scheiterhaufen. Nicht nur Bücher haben ihre wechselvollen Schicksale, auch Zitate für sich allein.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 
Es ist ja wörtlich so ein Bibelzitat, lietzensee, es wird allerdings von mir in einen anderen Zusammenhang gestellt. Dass das mit genau diesem Zitat seit langem von vielen ebenso gehandhabt wird und dass diese Lösung von viel verwendeten Zitaten aus ihrer ursprünglichen Umgebung nichts Ungewöhnliches ist, habe ich dir oben schon darzulegen versucht. Wenn diese Praxis selbst in Predigttexten anzutreffen ist, warum sollte ich dann nicht auch so verfahren dürfen?

Ich fühle mich an eine andere Diskussion mit dir erinnert, in deren Verlauf du auf der Schreibweise AIDS statt Aids bestanden hast und ich dir mit der heute überwiegenden Schreibweise und der vergleichbaren Entwicklung von EDEKA zu Edeka gekommen bin ... Besonders bereichernd finde ich solche Diskussionen nicht. Lassen wir es für diesmal damit bewenden.

Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 

lietzensee

Mitglied
Hallo Arno,
ich denke, dass meine Bemerkungen für die Qualität deines Textes relevant sind. Schade, dass dich das nicht besonders bereichert. Ich komme dann hier zum Schluss.

Lese ich ohne Kontext das originale Zitat, dann denke ich an die originale Bedeutung. So funktionieren Zitate für mich. Ich vermute, dass es anderen Lesern ähnlich gehen wird.
allerdings von mir in einen anderen Zusammenhang gestellt.
Das Stellen in einen anderen Zusammenhang sehe ich nicht. Dein Text besteht nur aus dem Zitat und – „Ach ja?“

Dass das mit genau diesem Zitat seit langem von vielen ebenso gehandhabt wird
"seit langem von vielen" ist allerdings dehnbar. Ich wüsste nicht, wann mir das Zitat mal außerhalb des religiösen Kontexts begegnet wäre. Offensichtlich hast du da andere Erfahrungen gemacht. Dein ergoogeltes Beispiel von Bütikofer vs Stoiber klingt aber nicht gerade nach offensichtlicher Relevanz. Es ist wohl schon ein oder zwei Jahrzehnte alt.

Viele Grüße
lietzensee
 
Ich wüsste nicht, wann mir das Zitat mal außerhalb des religiösen Kontexts begegnet wäre.
Darin liegt wohl das Problem, lietzensee. Welchen Spracheinflüssen einer ausgesetzt ist oder sich aussetzt, ist individuell sehr verschieden. Für mich hat sich eben aufgrund der mir begegnenden Praxis (Umgang mit dem Bibelwort) der Wortlaut des Zitats längst von seinem ursprünglichen religiösen Zusammenhang gelöst. In einer säkularisierten Welt ist Bedeutungsverschiebung und -erweiterung nichts Ungewöhnliches. Es hat mich eher überrascht, einen anzutreffen, der heute bei diesem Ausspruch primär an die Schwurproblematik denkt und auch noch darauf beharrt.

Im Internet weitere Stellen aufzufinden, die den von der Schwurproblematik abgelösten Gebrauch belegen, ist leicht. Hier z.B. operiert im Deutschlandfunk 2021 ein evangelischer Theologe mit dem Zitat und macht daraus eine recht konkrete Anweisung, wie Kommunikation gerade in der Krisenbewältigung aussehen könnte:


Anderes Beispiel, in dem das Zitat gleich als fette Titelzeile benutzt wird, es darunter aber keineswegs um Religion oder Schwören geht, sondern um eine Preisverleihung:


Freundliche Grüße
Arno Abendschön
 



 
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