Tod eines Elefanten

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ARIIOOL

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Das Heulen der Wölfe verklang, und wie eine Antwort setzte das wütenden Trompeten des Mammuts ein, das wie ein verwitterter Fels gegen die Dämmerung ragte. Knorriger Schlamm bedeckte den erhobenen Rüssel, das tiefe Grollen war kein nachhallender Donner, kein Beben von Erde, hier sprach kein fremder Gott. Das Mammut sog gierig den dunstigen Wind, witterte Vorboten von Gefahr. Sein mächtiger Körper richtete sich auf, die von Fell umhüllten Säulen seiner Beine streckten sich mit einer absurden Grazie in den Himmel. Die erschreckende Symmetrie dieser Erscheinung, der zottige Kopf hoch oben mit seinen elfenbeinfarbenen Stoßzähnen, umgeben von den seltsam ledrigen Flügeln riesiger Ohren, fiel in einer Staubwolke in sich zusammen. Nachdem das Prasseln der aufgewirbelten Steinbrocken verklungen war, trat ein Moment der Stille ein. Ein tiefroter Feuerball hing wie ein Omen über dem Horizont, zog die Schatten der Bäume über die von verdorrtem Grass gezeichnete Ebene.
Die Rufe der Jäger kamen näher – und die Witterung von Rauch und Feuer aktivierte seinen Fluchtreflex und fünfzehn Tonnen Urgewalt stürmten los, weg von den Schreien und dem Feuerschein, der nun zu beiden Seiten in der Dämmerung loderte. Wut und Angst verwoben sich in ihm zu einem roten Nebel und in seinen Augen flackerte der Widerschein von Feuer in tanzendend Lichtpunkten. Die schroffe Kante einer Felsschlucht, die wie ein schwarzer Schatten vor ihm auftauchte, die in den Boden gerammten Holzspeere auf ihrem schartigen Grund – all das durchdrang blitzartig sein Bewusstsein, während seine Masse ihn wie einen schwarzen Felstrümmer nach vorne und in die Tiefe zog.
In der Sekunde des freien Falls durchdrang der Gestank der fellbekleideten Menschenaffen sein Bewusstsein und verdrängte den Geruch von Feuer und Rauch.
 
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Ubertas

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Hallo @ARIIOOL ,
nachdem ich soviel Zeit in meine eigenen Beiträge investiert hatte, fiel mir erst jetzt deine wundervolle Geschichte auf!
Ich finde sie hervorragend.
Da heut Zahnstochertag ist, würde ich ein blutig durch rostig oder anderweitig Ausschabendes ersetzen. Doch das alles ist nur Randfichtenbesprechung. Ich finde deine Worte sehr eindringlich. Der Fluchtreflex des massereich Überlegenen und der Gestank der Menschenaffen im Fellkleid.
Da darf man nachdenken!
Lieben Gruß ubertas
 

ARIIOOL

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Da heut Zahnstochertag ist, würde ich ein blutig durch rostig oder anderweitig Ausschabendes ersetzen
Guten Morgen Ubertas,
Das ist wieder ein Beweis, das der falsche, nicht an die wirklich wichtigen Ereignisse der Welt erinnernde Kalender, an der Küchenwand hängt.
Dort sehe ich den Geburtstag von Tante Klara, einen Termin für die Erfüllung von Aufgeschobenem und dort unten… das Weihnachtsfest,
in festlichem rot über drei Tage.
Der Zahnstochertag! – ich habe gegoogelt – wird nur besonderen Menschen preisgegeben, aber ich war schlau, der Ablauf des neuen Jahres wurde von mir ergänzt. Achter Dezember Zweitausendfünfundzwanzig und ein ungeöffnetes Ersatzröllchen der kleinen Hölzer, ich bin gewappnet und möchte dir danken.
Für dieses Wort und deine Anwesenheit in diesem Portal.

Gruß Ari
 

ARIIOOL

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Ja, in der Tat eine eindringliche Szene.
Ich glaube nur, das schreibt sich
Wutentbrannt
und waren über ihn hereingebrochen.

Liebe Grüße
Petra
Hallo Petra
alles berichtigt, vielen Dank! Und, beruhigend, dass ein scharfes Auge, gepaart mit den Skills von Grammatik und Aufmerksamkeit, gleich zweien der vermeintlich allwissenden Rechtschreibprüfungsprogrammen überlegen ist, erfüllt mich mit wohliger Genugtuung.

Liebe Grüße Ari
 

jon

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Der Text hat viel Potential, aber …

Jericho und die Trompeten von Jericho haben in diesem Text nichts zu suchen - weder zu dieser Zeit noch in Welt eines Elefanten existier(t)en diese. Besonders skurril wirkt dieser erste Satz durch den zweiten, der so tut, als ginge es tatsächlich um die Trompeten und nicht um das Tröten eines Mammuts/Elefanten.

Wieso ist die Musth ein vergeblicher Kampf um Fortpflanzung - und zwar grundsätzlich, wie dieser Satz behauptet.
Was hat die Musth überhaupt mit der Szene zu tun? Letztlich geht es um den Fluchtreflex (der in der Musth übrigens eher durch Angriffslust ersetzt ist).
Ein Elefantenbulle wiegt insgesamt bis zu etwa 6 Tonnen, ein Mammut wahrscheinlich 15 Tonnen. Insgesamt. Das meiste davon sind/waren Knochen - die Muskelmasse ist/war also erheblich geringer.
„Der gefallene König der Steppe trieb ein letztes Mal wie ein zum Leben erweckter Berg die Ebene hinab.“ Ein gefallenes Mammut liegt, es treibt sicher nicht.
 

Ubertas

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Hallo @ARIIOOL ,
danke für deine lieben Zeilen, die Anwesenheit deinerseits ist mir ebenso eine große Freude! Ich habe mir den achten Dezember Zweitausendfünfundzwanzig im Kalender rot umkringelt.
Zum Zahnstochertag werden traditionell "nachhaltige" Speisen gereicht: blutige Steaks oder als vegetarische Variante ein leichter Salat mit Granatapfelkernen und Quinoa, um der Bedeutsamkeit seiner Existenz gebührenden Dank zu erweisen.
Einen ganz schönen Adventssonntag und liebe Grüße zurück, ubi
 

ARIIOOL

Mitglied
Der Text hat viel Potential, aber …

Jericho und die Trompeten von Jericho haben in diesem Text nichts zu suchen - weder zu dieser Zeit noch in Welt eines Elefanten existier(t)en diese. Besonders skurril wirkt dieser erste Satz durch den zweiten, der so tut, als ginge es tatsächlich um die Trompeten und nicht um das Tröten eines Mammuts/Elefanten.

Wieso ist die Musth ein vergeblicher Kampf um Fortpflanzung - und zwar grundsätzlich, wie dieser Satz behauptet.
Was hat die Musth überhaupt mit der Szene zu tun? Letztlich geht es um den Fluchtreflex (der in der Musth übrigens eher durch Angriffslust ersetzt ist).
Ein Elefantenbulle wiegt insgesamt bis zu etwa 6 Tonnen, ein Mammut wahrscheinlich 15 Tonnen. Insgesamt. Das meiste davon sind/waren Knochen - die Muskelmasse ist/war also erheblich geringer.
„Der gefallene König der Steppe trieb ein letztes Mal wie ein zum Leben erweckter Berg die Ebene hinab.“ Ein gefallenes Mammut liegt, es treibt sicher nicht.
Hallo jon,
dieser Text ist meine absolute Bastelstelle, vierunddreißig Mal umformuliert, gestrichen, ergänzt.

warum Mhyst? Da fehlt ein Schlüsselsatz im Text, der die Tatsache beschreibt, das A die Gruppe der Bullen ihn verstoßen hat und B weil Elefanten keine Einzelgänger sind, außer wenn A passiert ... Als Nebensatz könnte hier stehen "Elefanten haben nie gemischte Herden, Bullen und Weibchen/Nachwuchs gehen eigene Wege. Danke! Hab ich drübergelesen und muss mir was überlegen.
Das er nicht mehr das Alpha Tier ist, also ein gefallener König, erschließt sich ergo auch nur durch hellseherische Fähigkeiten dem Leser - Danke auch dafür

Jericho ... Da gehe ich erstmal nicht dran, die Bildhaftigkeit, diesen Fanfarenstoß zum Auftakt eines Romans (nicht weitersagen) möchte ich nur nach Nennung von Paragraphen und Androhung von Strafe verwerfen. Ich hoffte, genau dazu Rückmeldungen zu bekommen. Danke das du das Thema aufgegriffen hast.

Gruß Ari
 

petrasmiles

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Lieber Ariiool,

ich fand den Text ja schon vorher gut - und jetzt scheint er mir tatsächlich gewonnen zu haben.
Besonders beeindruckt hat mich, dass Du einen Rat von außen, der gegen die innere Leidenschaft für eine Formulierung ging, doch noch umgesetzt hast. Du hast Deinem Text sein Eigenleben gegeben, und Dich selbst überwunden - und der Text dankt es Dir.Das hört sich jetzt vielleicht ein bisschen hochtrabend an, aber genau das ist es doch: Das Ego zieht sich hinter den Text zurück. Eine Sternstunde des Schreibens/Schreibers.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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