Todesträume

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Sunyata

Mitglied
Im Streben niedergeschlagen
Im Suchen verloren
Im Gehen gefallen
Im Verstecken gefunden

Die Welt zur Grausamkeit gemacht
Die zerschlagene Hoffnung der Foltermeister

Verhärtet, des Besseren nicht mehr belehrbar
Wendet sich das Auge ab zum Dunklen

Der Geist träumt, nicht zu sein
Wünscht sich, nicht zu wünschen
Erbebt vor dem Genuss
Nicht zu leiden
Denn jede Freude wird doppelt bestraft
Vom Rad der blutrünstigen Fortuna

Wie muss es sein, nicht zu sein?
Das Nichtsein ist weder hell noch dunkel noch ein anderes
Man ist befreit von allem, ohne Worte
In der Welt desjenigen, der nicht ist
Gibt es nichts, das ist,
es gibt in dieser Welt keine Welt
Nichts war, nichts wird sein
Es ist nicht die Negation – es ist Nirvana

Das Auge öffnet sich
Und zögert
 

Tula

Mitglied
Hallo Sunyata

Das ist schlichtweg grausam, eine lyrische Folter.

Ich muss dich jetzt mal fragen: was liest du selbst gern (Poesie)?
Was gefällt dir an der Lyrik anderer?

Vielleicht öffnen sich dann die Augen. Sorry für die Ironie, aber die Fragen meine ich ernst.

Tula
 

HerbertH

Mitglied
Einwurf

in "unseren" Ohren klingt das Gedicht übertrieben

Aber in anderen Kulturkreisen gelten andere Maßstäbe.
Und ein Gedicht in einer wahrscheinlich noch neuen Sprache zu schreiben, ist mutig ...

Ich lese hier ein Gutteil Verzweiflung, zweifelnde Todessehnsucht, den Versuch, dem Tod ein Nirwana abzuringen.

Gewiss ist dies ein Literaturforum, aber - auch Autoren sind menschliche Wesen. Nachtreten ist unsportlich...
Textarbeit wäre besser....
 

HerbertH

Mitglied
Re: Einwurf

Ich habe eben dem Blog entnommen, dass dort seit 10 Jahren Gechriebenes veröffentlicht wird. Insofern handelt es sich wohl nicht Gehversuche in einer neuen Sprache.

Insofern relativiert sich dieser Punkt meines Kommentares.
Ausserdem habe ich weitere Beiträge von Sunjata gesehen, aber von Sunjata bisher keine einzige Antwort, oder Kommentare zu Beiträgen Anderer gesehen. Es steht zzmu vermuten, dass das gewollt ist. Vgl. dazu auch das Blog im Profil.


Sunjata, magst Du dazu etwas beitragen?
 

Sunyata

Mitglied
Lieber Herbert,

ich habe tatsächlich, bis auf manche Kommentaren zu Antworten unter meinen Beiträgen, noch nicht viel hier kommentiert; da ich neu hier bin und mir keine besondere Kompetenz zuschreibe, wollte ich mich noch nicht gleich dazu anmaßen, hier alles zu kommentieren.

Deutsch ist tatsächlich meine Muttersprache. Ich veröffentliche das, was ich schrieb, in chronologischer Reihenfolge. Das war tatsächlich eines meiner ersten Gedichte, meiner ersten Versuche, ich war damals 15, wennn ich mich richtig erinnere. Es sind also auch erste Schritte, aber von leicht anderer Art.
 

Tula

Mitglied
Hallo Herbert

Ich sehe hier kein 'Nachtreten' unsererseits, fragte mich allerdings, ob der Autor oder die Autoren selbst Lyrik liest. Für mich eine Grundvoraussetzung im dichterischen Lernprozess.

Wenn jemand Fortuna und Nirvana in einem Gedicht zusammenwirft, komme ich auch nicht zwingend auf einen anderen Kulturkreis, obwohl du mit deiner Feststellung recht hast (was die Übertreibung angeht). Dennoch finde ich besonders die Zeilen 5 und 6 in jeder Hinsicht als furchtbar, der Rest ist kein Traum, wie der Abschluss andeuten will, sondern ein recht langweiliges Gefasel über das Nichts.

Gedanken an den Tod, um der Welt zu entfliehen und auch die Beschreibung böser Träume sond als Thema sicher zu rechtfertigen. Doch dieses ist weder inhaltlich noch sprachlich auf irgendwelche Weise gelungen. Und ja, es wäre schön, auch auf harsche Kritik eine Antwort zu bekommen.

Nachtrag: jetzt ging wohl doch eine ein ..

LG
Tula
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Sunyata,
danke, dass Du geantwortet hast. Es macht klarer, wie das Gedicht entstanden ist. Es wirkt auf mich immer noch wie eines aus einem anderen Kulturkreis. Durch viele Adjektive und eine sehr "blumenreiche" Sprache stößt es nicht überall auf Verständnis, wie Du ja sicherlich gemerkt hast. Außerdem wäre es vielleicht sinnvoll, gerade Jugendgedichte nicht ohne eine gründliche Überarbeitung hier einzustellen, eventuell als Fingerübungen. Ich weiß noch, wie ich mit meinen ersten Versuchen auf der Leselupe auf ziemliche Kritik gestoßen bin und durch die sich anschließende Textarbeit sehr viel (!) gelernt habe, wobei die neuen Versionen deutlich besser waren.

Gerade durch Gedichte in Feste Formen hat mir das sehr viel gebracht.

Generell muss man sich so einen Mittelweg suchen zwischen dem "eigenen Stil" - der sich im Rahmen der Textarbeit häufig genug erst richtg herausbildet - und dem Mainstream, der häufig bestimmten Gütekriterien folgt, die sich bewährt haben und "gute Lyrik" kennzeichnen.

Beim vorliegenden Gedicht könntest Du zum Beispiel über die Vermeidung vonAdjektven nachdenken und versuchen, die wesentlichen Ideen dadurch herauszuarbeiten, indem Du kürzt (verdichtest). Das könntest Du dann als eine neue Version vorstellen.

Ich bin der Auffassung, dass Deine Gedichte oft gute Ansätze zeigen, aber noch deutlich gewinnen können durch Textarbeit.

Viel Erfolg dabei

Herbert
 

HerbertH

Mitglied
Hallo Tula,

das "Nachtreten" nehme ich zurück, das war einem Schnellschuss der Antwort geschuldet. Ich hätte mich erst informieren und dann erst kommentieren sollen.

Textarbeit ist aus meiner Sicht aber immer noch harscher Kritik ohne Begründung vorzuziehen, wie sie ja durchaus vorkommen soll. Die "alten Hasen" können solche Kritik besser einschätzen, neue Mitglieder der Leselupe aber eher weniger gut...

Nichts für ungut und herzliche Grüße

Herbert
 

Sunyata

Mitglied
Lieber Herbert,

danke für deine Hilfsbereitschaft und deine guten Ratschläge.
Ich verstehe deinen Eindruck vollkommen, ich habe schon lange beobachtet, dass ich v.a. in Gedichten zu blumiger und prosaischer Sprache neige; dies kann sicherlich für viele unangenehm zu lesen sein.
Ich hatte tatsächlich, auch weil diese früheren Gedichte nie explizit für Leser gedacht waren, darüber nachgedacht, sie noch einmal zu überarbeiten. Letztlich waren Hemmungen aufgrund ihrer doch nicht unerheblichen Bedeutung für mich persönlich, und auch einer zu großen Nähe zum Text entstammende, mangelnde Vorstellung, wohin denn der Weg bei einer solchen Überarbeitung führen solle, der Grund, dass ich es erst einmal unterließ.

Ich fände es tatsächlich sehr interessant, zu sehen, was daraus (und aus den anderen Beiträgen, die ich bisher eingestellt habe) durch begleitete Textarbeit werden kann.
Von daher würde ich dich gerne fragen, was du vorschlägst - soll ich das, was ich bisher hier in den Foren veröffentlicht habe, noch einmal in Textbaustelle einstellen? Oder vorher noch einmal selber etwas daran arbeiten? Oder nur zukünftig die älteren Werke erst einmal dort einstellen?

Viele Grüße,
Sunyata
 

HerbertH

Mitglied
Die Textbaustelle ist sicherlich eine Möglichkeit, aber Du kannst auch bei den schon eingestellten Gedichten, die auf harte Kritik gestoßen sind, nachfragen, was genau die Kritik ausgelöst hat, siehe z.B. die Kritik an Zeilen 5 und 6 von Tula oben, und dies mit den allgemeineren Vorschlägen (möglichst wenige Adjektive, generell Verdichten, an Bildern arbeiten, bis sie genau passen) benutzen, um eine neue Version zu veröffentlichen, die dann vielleicht noch einige weitere Schleifen Textarbeit drehen könnte...

Es könnte auch helfen, im Vergleich mit anderen Gedichten, z.B. hier auf der Leselupe herauszufinden, was dort anders ist als in Deinen Gedichten und so ein Gefühl dafür zu bekommen, warum viele Leser mit Deinen Gedichten derzeit noch nicht viel anfangen können.

Viel Erfolg

Herbert
 



 
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