Tohuwabohu - IV

Tula

Mitglied
Tohuwabohu - IV

ich sah im Traum
Protz Piefke an der Ecke stehn
mit Kippe in der Hand, der dreiste Geck
der glaubte wohl, er sei galant und alle Kleinen
heiß auf ihn … Was für ein Arsch!

wir lachten beide als
ein rosaroter Pinscher an der Leine
seines eleganten Frauchens
frech und keck an ihm vorbeiflanierte
und Protz Piefke (bei der Pracht des Wippens
voller Schweiß) fast aus den Latschen kippte, was

sogleich zur Folge hatte, dass er sich die Lippe
jäh verbrannte und beim Schrei
das arme Tier vor Schreck
das Weite suchte, Piefke wurde bleich
die Herrin fluchte und dann rannte sie
dem Hündchen hinterher … Juhu!

ich wachte auf und
sah im Kipp-
bild

jenen Köter nicht
der still und leis
mir seinen Dreck ans Bein ... doch
Dich!
bis heute
Hand in Hand

mit Piefke um die Ecke gehn
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Nee, Tula, das ist es nicht. Dies ist Teil IV, und ich kenne die vorherigen drei Teile nicht. Und dann "Piefke", mein Gott, aus welcher Zeit stammt denn das.
Und Arsch ist auch nicht gerade die eleganteste Ausdrucksform für den unteren Rückenteil. Und dann der alte Trick: Hab ja alles nur geträumt! Da kommt einiges an Banalitäten zusammen.

Lieben Gruß, Hanna
 

Tula

Mitglied
Hallo Hanna
Hast ja recht, der große Kracher ist das nicht. Wobei, wenn es dichterisch leicht aussieht, ist ein Teilziel durchaus erreicht.

Zu meiner 'Verteidigung':
Dass es um einen Traum geht, steht ja in der ersten Zeile. Mit dem Kippbild jedoch wird auch klar, dass es sich weniger um einen Schlaf-Traum als vielmehr Wach- und Wunschtraum handelt. Ich glaube dir aber nicht unbedingt, dass die Pointe als solche sehr vorhersehbar ist, zumindest in der Verbildichung.

Aber worum geht es wirklich? Zur Banalität: 'ein Jüngling liebt ein Mädchen, doch die ...' schrieb bereits vor langer Zeit ein großer Dichter. Das Ende wie leider üblich 'sehr alt ist die Geschichte, doch immer wieder neu ...' Genau! Das Leben ist banal.

Nun ist die Szene sehr eindeutig in die Zeit der Pubertät verlegt. Da passt auch Protz Piefke, denn es geht um die Erinnerung an eine sehr weit zurückliegende Zeit. Jahrzehnte!

Das bringt uns zur Kernidee meiner Tohuwabohu-Reihe, die du dir ja leicht ersuchen kannst. Woran denkt der Midlife-Leid-geschüttelte Glatzkopf? Richtig, an seine Jugend, an die Jahre als ein einfacher Wimpernschlag einer jungen Dame Herz und Hirn unmittelbar in Brand setzten. Diese Rückblenden bringen vielleicht auch schöne Momente, das sogenannte Schwelgen. Aber eben auch andere, die nur schwer oder überhaupt nicht verarbeiteten Niederlagen, die Momente die man gern gottverdammich(!) geradebiegen würde, auch wenn sie aus heutiger Sicht völlig belanglos sind.

Das alles muss man nicht ernst nehmen. Nicht ernster jedenfalls als einen Typ meines Alters, der sich endlich seinen hochzylindrigen Feuerstuhl leistet, tausende Euros ausgibt, um sich die Glatze neu bepflanzen zu lassen und seinem Sohn hin und wieder die Lederjacke klaut ... Für alle die es nicht glauben: dieser Mann will nicht deshalb wieder jung sein, um gewisse Dinge noch einmal zu erleben. Nein, es geht eher darum, die Dinge zu erleben, die er verpasst hat! Was ist schlimmer als die Reue, das Leben nicht ausgekostet zu haben ... Und warum die hier als Beispiel stehende Dame mit diesem Protz Piefke um die Ecke zog und nicht mit mir (ich war doch viel geistreicher und witziger) ... tja, die Damen wissen das, wenn sie sich noch erinnern können bzw. wollen. Gebt es zu, ihr ward dumme Gänse, die auf jeden Piefke hereinfielen .. ;)

LG
Tula
 



 
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