maerchenhexe
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Tomatengeheimnis (Neufassung)
Beim Frühstück rutschte Irmi Steppeck unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. „Du, leg doch mal die Zeitung beiseite, ich muss mit dir reden“, wandte sich an ihren Mann. Herbert brummte zunächst unwillig, da er aber durch jahrelange Eheerfahrung wusste, dass er keine Chance hatte, wenn Irmi so anfing, beugte er sich dem ehelichen Pantöffelchen. Er verdrehte leicht die Augen, legte seine Morgenlektüre an die Seite und schaute seine bessere Hälfte an. „Also, schieß los, was hast du für ein Problem?“ fragte er.
„Es geht um Helgas Tomaten“, sprudelte es aus Irmi heraus. „Jedes Jahr erntet sie das Doppelte von dem, was unsere Pflanzen hergeben, dabei mache ich doch schon alles genau so wie sie. Ich verwende nur Kerne von eigenen Tomaten, ziehe die Setzlinge auf der Fensterbank vor und gebe organischen Dünger bei, wenn ich sie ins Freiland setze. Trotzdem sind meine Pflanzen Mickerlinge, wenn ich ihre dagegen sehe. Bei jedem Blick über den Gartenzaun werde ich neidisch. Aber, wenn ich meine nette Nachbarin frage, lächelt sie nur wie eine Sphinx und sagt: „Das, meine Liebe, bleibt geheim.“ Das Schlimmste ist ja, dass sie uns dann, während der Erntezeit, jedes Mal einen Korb mit ihren Supertomaten über den Zaun reicht und uns zuckersüß noch guten Appetit wünscht.
Ja, und deswegen sollst du, mein Dickerchen, herausfinden, was sie mit ihren roten Dingern anstellt."
Herberts Stirn umwölkte sich leicht, schließlich kannte er sein Ehegespons seit 32 Jahren. „Ich verstehe“, brummte er, „ich soll meinen Freund Karl heute beim Nachtangeln aushorchen, damit du hinter Helgas Geheimnis kommst. Und das nur, damit du deinen Frieden wieder findest. Das vergiss mal ganz schnell! Karl und ich haben eine echte Männerfreundschaft!“
Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, verschanzte er sich wieder hinter seiner Zeitung.
Irmi wartete noch einen Moment, nachdem aber hinter den druckgeschwärzten Seiten nur noch ein empörtes „Weiber“ und „gönnen der anderen nicht mal die dicksten Tomaten“ zu vernehmen war, änderte sie ihre Taktik.
Mit einem tiefen, nicht zu überhörenden Seufzer erhob sie sich.
„Tja, wenn dir eine Männerfreundschaft eben wichtiger ist als das Wohlergehen deiner eigenen Frau…“, sagte sie dann, wobei ein wohldosierter Tränenflor in ihrer Stimme mit schwang, begann mit heruntergezogenen Mundwinkeln den Tisch abzuräumen und übersah ihren Mann für den Rest des Tages.
Gegen Abend hatte sie Herbert soweit. Als er zum Nachtangeln aufbrach, gab er seiner Frau entnervt einen Kuss und sagte: „ Ja, mein Schatz, du hast gewonnen, ich werde versuchen, Karl die Geheimwaffe zu entlocken. Ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?“ Daraufhin wurde er von einer strahlenden Irmi mit einem fröhlichen „ Petri Heil“ verabschiedet.
Zwei Stunden saßen sie jetzt schon schweigend am Kanal nebeneinander, hatten ihre Angeln auf Grund ausgelegt und zwei bereits gefangene Aale im Setzkescher untergebracht. Herbert gab sich einen Ruck.
„Karl, ich muss dich mal was fragen, sonst hängt bei mir der Haussegen schief“, versuchte er sein Glück. Sein Angelfreund runzelte unwillig die Stirn. „ Reden? Hier am Wasser? Du weißt, das verscheucht die Fische. Dann mach es aber kurz, ich will heute Nacht noch ein paar Aale fangen.“
Während Herbert seinem Freund in knappen Worten von Irmis Tomatenproblem und dem Streit erzählte, der sich daraus ergeben hatte, überzog Karls Gesicht ein immer breiteres Grinsen.
„Tja, Herbert“, wandte er sich dann seinem Freund zu, „was soll ich sagen? Meine Helga kann ich nicht verraten, das verstehst du ja wohl. Aber glaub mir eines: Frauen, die Tomaten pflanzen und Männer, die Angler sind, passen perfekt zusammen. So, und nun lass uns weitermachen!“
Immer noch schmunzelnd schlug er Herbert aufmunternd auf die Schulter.
Der jedoch war geknickt und leicht angesäuert. Fehlschlag auf der ganzen Linie! Sein Kumpel schien sich köstlich über ihn zu amüsieren und zu Hause wartete Irmi! Er sah förmlich ihr enttäuschtes Gesicht vor sich; denn dass sie ihn hellwach in der Küche empfangen würde, heute Nacht, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Drei Stunden später packten sie zusammen, acht Aale und ein maßiger Zander waren ihre Ausbeute, die wie immer redlich geteilt wurde.
Am nächsten Morgen war Irmi schon in aller Frühe im Garten und grub das Blumenbeet um. Wer konnte nach einer solchen Niederlage schon schlafen? Sie nicht!
Aber auch im Nachbargarten war schon Bewegung. Helga werkelte im Tomatenbeet und wünschte ihr fröhlich und honigsüß einen Guten Morgen. Antworten musste sie der lächelnden Schlange, also nahm Irmi sich zusammen und erwiderte den Gruß. Und dann, um sich keine Blöße zu geben, überwand sie sich noch zu einer Frage: „Na, gibt es bei euch heute die Aale gebraten, oder räuchert Karl?“
Helgas Reaktion war mehr als seltsam! Sie murmelte etwas vor sich hin und rammte mit rotem Kopf und doppelter Geschwindigkeit den Spaten in den Boden, nur weil sie vom Fisch gesprochen hatte…
Und dann traf Irmi die Erkenntnis wie ein Blitzschlag! Vorsichtig pirschte sie sich im Schutz der alten Tanne an den Zaun heran. Von da aus konnte sie auch genau erkennen, was da am Rand des Tomatenbeetes auf dem Boden lag! Das also grub die liebe Helga unter die Pflanzen in den Boden ein!
Eine Stunde später legte sie ihrem verdutzten Herbert mit verklärtem Lächeln die Zeitung neben sein Frühstücksbrett und goss ihm Kaffee in seine Tasse. „Ach, mein Herbertchen“, sagte sie dann liebevoll, „ich bin so froh, dass ich einen Angler geheiratet habe. Übrigens, zu Mittag gibt es Pfannekuchen.“
Beim Frühstück rutschte Irmi Steppeck unruhig auf ihrem Stuhl hin und her. „Du, leg doch mal die Zeitung beiseite, ich muss mit dir reden“, wandte sich an ihren Mann. Herbert brummte zunächst unwillig, da er aber durch jahrelange Eheerfahrung wusste, dass er keine Chance hatte, wenn Irmi so anfing, beugte er sich dem ehelichen Pantöffelchen. Er verdrehte leicht die Augen, legte seine Morgenlektüre an die Seite und schaute seine bessere Hälfte an. „Also, schieß los, was hast du für ein Problem?“ fragte er.
„Es geht um Helgas Tomaten“, sprudelte es aus Irmi heraus. „Jedes Jahr erntet sie das Doppelte von dem, was unsere Pflanzen hergeben, dabei mache ich doch schon alles genau so wie sie. Ich verwende nur Kerne von eigenen Tomaten, ziehe die Setzlinge auf der Fensterbank vor und gebe organischen Dünger bei, wenn ich sie ins Freiland setze. Trotzdem sind meine Pflanzen Mickerlinge, wenn ich ihre dagegen sehe. Bei jedem Blick über den Gartenzaun werde ich neidisch. Aber, wenn ich meine nette Nachbarin frage, lächelt sie nur wie eine Sphinx und sagt: „Das, meine Liebe, bleibt geheim.“ Das Schlimmste ist ja, dass sie uns dann, während der Erntezeit, jedes Mal einen Korb mit ihren Supertomaten über den Zaun reicht und uns zuckersüß noch guten Appetit wünscht.
Ja, und deswegen sollst du, mein Dickerchen, herausfinden, was sie mit ihren roten Dingern anstellt."
Herberts Stirn umwölkte sich leicht, schließlich kannte er sein Ehegespons seit 32 Jahren. „Ich verstehe“, brummte er, „ich soll meinen Freund Karl heute beim Nachtangeln aushorchen, damit du hinter Helgas Geheimnis kommst. Und das nur, damit du deinen Frieden wieder findest. Das vergiss mal ganz schnell! Karl und ich haben eine echte Männerfreundschaft!“
Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, verschanzte er sich wieder hinter seiner Zeitung.
Irmi wartete noch einen Moment, nachdem aber hinter den druckgeschwärzten Seiten nur noch ein empörtes „Weiber“ und „gönnen der anderen nicht mal die dicksten Tomaten“ zu vernehmen war, änderte sie ihre Taktik.
Mit einem tiefen, nicht zu überhörenden Seufzer erhob sie sich.
„Tja, wenn dir eine Männerfreundschaft eben wichtiger ist als das Wohlergehen deiner eigenen Frau…“, sagte sie dann, wobei ein wohldosierter Tränenflor in ihrer Stimme mit schwang, begann mit heruntergezogenen Mundwinkeln den Tisch abzuräumen und übersah ihren Mann für den Rest des Tages.
Gegen Abend hatte sie Herbert soweit. Als er zum Nachtangeln aufbrach, gab er seiner Frau entnervt einen Kuss und sagte: „ Ja, mein Schatz, du hast gewonnen, ich werde versuchen, Karl die Geheimwaffe zu entlocken. Ist jetzt wieder alles gut zwischen uns?“ Daraufhin wurde er von einer strahlenden Irmi mit einem fröhlichen „ Petri Heil“ verabschiedet.
Zwei Stunden saßen sie jetzt schon schweigend am Kanal nebeneinander, hatten ihre Angeln auf Grund ausgelegt und zwei bereits gefangene Aale im Setzkescher untergebracht. Herbert gab sich einen Ruck.
„Karl, ich muss dich mal was fragen, sonst hängt bei mir der Haussegen schief“, versuchte er sein Glück. Sein Angelfreund runzelte unwillig die Stirn. „ Reden? Hier am Wasser? Du weißt, das verscheucht die Fische. Dann mach es aber kurz, ich will heute Nacht noch ein paar Aale fangen.“
Während Herbert seinem Freund in knappen Worten von Irmis Tomatenproblem und dem Streit erzählte, der sich daraus ergeben hatte, überzog Karls Gesicht ein immer breiteres Grinsen.
„Tja, Herbert“, wandte er sich dann seinem Freund zu, „was soll ich sagen? Meine Helga kann ich nicht verraten, das verstehst du ja wohl. Aber glaub mir eines: Frauen, die Tomaten pflanzen und Männer, die Angler sind, passen perfekt zusammen. So, und nun lass uns weitermachen!“
Immer noch schmunzelnd schlug er Herbert aufmunternd auf die Schulter.
Der jedoch war geknickt und leicht angesäuert. Fehlschlag auf der ganzen Linie! Sein Kumpel schien sich köstlich über ihn zu amüsieren und zu Hause wartete Irmi! Er sah förmlich ihr enttäuschtes Gesicht vor sich; denn dass sie ihn hellwach in der Küche empfangen würde, heute Nacht, das war so sicher wie das Amen in der Kirche. Drei Stunden später packten sie zusammen, acht Aale und ein maßiger Zander waren ihre Ausbeute, die wie immer redlich geteilt wurde.
Am nächsten Morgen war Irmi schon in aller Frühe im Garten und grub das Blumenbeet um. Wer konnte nach einer solchen Niederlage schon schlafen? Sie nicht!
Aber auch im Nachbargarten war schon Bewegung. Helga werkelte im Tomatenbeet und wünschte ihr fröhlich und honigsüß einen Guten Morgen. Antworten musste sie der lächelnden Schlange, also nahm Irmi sich zusammen und erwiderte den Gruß. Und dann, um sich keine Blöße zu geben, überwand sie sich noch zu einer Frage: „Na, gibt es bei euch heute die Aale gebraten, oder räuchert Karl?“
Helgas Reaktion war mehr als seltsam! Sie murmelte etwas vor sich hin und rammte mit rotem Kopf und doppelter Geschwindigkeit den Spaten in den Boden, nur weil sie vom Fisch gesprochen hatte…
Und dann traf Irmi die Erkenntnis wie ein Blitzschlag! Vorsichtig pirschte sie sich im Schutz der alten Tanne an den Zaun heran. Von da aus konnte sie auch genau erkennen, was da am Rand des Tomatenbeetes auf dem Boden lag! Das also grub die liebe Helga unter die Pflanzen in den Boden ein!
Eine Stunde später legte sie ihrem verdutzten Herbert mit verklärtem Lächeln die Zeitung neben sein Frühstücksbrett und goss ihm Kaffee in seine Tasse. „Ach, mein Herbertchen“, sagte sie dann liebevoll, „ich bin so froh, dass ich einen Angler geheiratet habe. Übrigens, zu Mittag gibt es Pfannekuchen.“