Tot sein im Moor

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Stavanger

Mitglied
Lautlos schlich der neunmaltote
Namenlose durch das Moor,
wo es Nacht zu werden drohte
und ein Tag sein Licht verlor.

Zwischen Monden und Planeten,
als ein flüsternder Gesang,
hörst du Kinderstimmen beten
um ein Lob und Neuanfang.

Spürst du Luftzug an der Kehle
und den Pulsschlag einer Zeit?
Ein Beklemmen in der Seele,
Seufzen, Klagen, Ewigkeit?

Dann wird niemand an dich denken
und ein Mensch hört auf zu sein.

Lautlos schlich der zehnmaltote
Namenlose durch das Moor,
wo es Nacht zu werden drohte
und die Welt ein Licht verlor.
 

Tula

Mitglied
Kam und sah und las die Zeilen ...
und verstand sie als sein Bote.
Stieg ins Moor, dort zu verweilen.
Gluckernd lacht der elfmaltote ...

LG Tula
 

sufnus

Mitglied
Hey Uwe,
ein schauriges Moornotturno! Ich finde besonders die Sprachmelodie ganz und gar famos! :)
LG!
S.
 

Stavanger

Mitglied
Hallo zusammen!
Ich bin ja nur selten hier (wenn ich mal im Wlan bin) - eine schöne Überraschung dann, zu sehen, dass sich so viele kompetente Leser :) für das Stück interessiert haben und es mögen. (Es sogar weitergeschrieben haben.)
Also danke ich euch und freue mich!
Uwe
 

mondnein

Mitglied
Ich habe mich, dear Stavanger,

schon zwei mal im Moor bei Vechta verirrt. Obwohl das ein logisch-monotones Parallelensystem von wassergefüllten Gräben und maschinentauglichen Reststreifen zwischen den unüberwindlichen Abbau-Gräben war. Am folgenden Tag hatte ich Staatsexamen, mündliche Prüfung. Der hellere Abandhimmel im Westen half mir im Dunkeln zur rettenden Orientierung.
Eine Gefahr zum Ertrinken gab es wohl kaum, in den schwarzen Teich mit der weißen Wollgraswolle stapfte ich nicht hinein, von den Libellen wurde ich nicht ermordet, der Sonnentau hat mich nicht verdaut. Die examinalische Hinrichtung blieb mir nicht erspart.

Und später, als ich bei Papenburg ins Moor lief, da war die weite Landschaft eine trockene braune Torfwüste, ungegliedert, wo man mit lärmenden Maschinen das saure Kroppzeug industriell abbaute, um den Blumentopferdereitern die Blumentopferde aufzubereiten bzw. zu verderben. Torf eignet sich als untoter Wasserschwamm, seine "Nährwerte" sind nur für extreme Magerpflanzen gut. Drei Generationen Düngung waren für die Moorbauern notwendig: "Den ersten der Tod, den zweiten die Not, den dritten das Brot."

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet:

Stavanger

Mitglied
Hallo hansz,
Dann hast du schon echte Moorerfahrung.
Einen sehr gruseligen Moorbericht aus der Realität hatte ich schon, ich selbst war nur in irischen Torfmooren, mithelfen Torf zum Trocknen aufzustapeln. Das war anstrengend, aber nicht gruselig im hellen Tageslicht.
Mir gefällt: "Den ersten der Tod ..." Das hat genau die richtige Ausstrahlung.
Vielen Dank:
Uwe
 



 
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