Totgeschrieben - Prolog

xavia

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»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht. Bald steht hier der schöne, neue Wunderbaum.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?«
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier.«
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lacht. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Diese Pflanze, die hat auch sowas.«
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich ihr Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass sie giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Aber das Gift deines Wunderbaums ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Sie bereute diesen Ausspruch schon, bevor sie den tieftraurigen Ausdruck im Gesicht ihrer schönen Freundin sah.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Schuldbewusst und erleichtert fügte die andere hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortet ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«
 

ahorn

Mitglied
Hallo Xavia,
der Prolog gefällt mir!

Ein wenig mehr Handlung, Gestik, Mimik zwischen den Dialogen würden dem Text gut tun - wirkt sehr wie ein Tennismatsch ;). Lies den Text von brndmtzk.

Sie bereute diesen Ausspruch schon, bevor sie den tieftraurigen Ausdruck im Gesicht ihrer schönen Freundin sah.
Woher weiß du das? Ist sie nicht eine Unbekannte, eine Fremde! Beschreibe ihre Reue und das tieftraurige Gesicht.

Schuldbewusst und erleichtert fügte die andere hinzu
Dito!

Die Pflanze!
Giftpflanze des Jahres 2018. – sieh ihn dir an, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!
Giftpflanze des Jahres 2018. – sieh sie dir an, da arbeitet sie sich machtvoll ans Licht!

Immer weiter hart am Wind ;)
Ahorn
 

xavia

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»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, meinen Wunderbaum, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?« Die andere Frau räumte einen herabgefallenen Ast vom Kräuterbeet.
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier«, sagte sie mit verträumtem Blick, der in die Ferne gerichtet war.
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lachte. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Dieser Wunderbaum, der hat auch sowas.« Vorsichtig räumte sie ein wenig Laub beiseite, schaute sich die neuen Triebe in der Mitte der Pflanze an und deckte sie danach sorgfältig wieder zu.
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich sein Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass er giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Ja, ich erinnere mich. Rot und stachelig. Aber das Gift ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel über die Giftpflanze des Jahres doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Reflexartig zuckte ihre Hand zum Mund, ihre Augen weiteten sich und sie hielt den Atem an, blickte reuevoll zu ihrer schönen Freundin, deren Gesicht einen tieftraurigen Ausdruck angenommen hatte, als wäre mit einem Schlag alle Energie aus ihr gewichen.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Die andere atmete auf und fügte schnell hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortet ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«
 

xavia

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Prolog

»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, meinen Wunderbaum, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?« Die andere Frau räumte einen herabgefallenen Ast vom Kräuterbeet.
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier«, sagte sie mit verträumtem Blick, der in die Ferne gerichtet war.
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lachte. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Dieser Wunderbaum, der hat auch sowas.« Vorsichtig räumte sie ein wenig Laub beiseite, schaute sich die neuen Triebe in der Mitte der Pflanze an und deckte sie danach sorgfältig wieder zu.
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich sein Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass er giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Ja, ich erinnere mich. Rot und stachelig. Aber das Gift ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel über die Giftpflanze des Jahres doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Reflexartig zuckte ihre Hand zum Mund, ihre Augen weiteten sich und sie hielt den Atem an, blickte reuevoll zu ihrer schönen Freundin, deren Gesicht einen tieftraurigen Ausdruck angenommen hatte, als wäre mit einem Schlag alle Energie aus ihr gewichen.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Die andere atmete auf und fügte schnell hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortet ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«
 

xavia

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Prolog

»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, meinen Wunderbaum, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?« Die andere Frau räumte einen herabgefallenen Ast vom Kräuterbeet.
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier«, sagte sie mit verträumtem Blick, der in die Ferne gerichtet war.
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lachte. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Dieser Wunderbaum, der hat auch sowas.« Vorsichtig räumte sie ein wenig Laub beiseite, schaute sich die neuen Triebe in der Mitte der Pflanze an und deckte sie danach sorgfältig wieder zu.
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich sein Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass er giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Ja, ich erinnere mich. Rot und stachelig. Aber das Gift ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel über die Giftpflanze des Jahres doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Reflexartig zuckte ihre Hand zum Mund, ihre Augen weiteten sich und sie hielt den Atem an, blickte reuevoll zu ihrer schönen Freundin, deren Gesicht einen tieftraurigen Ausdruck angenommen hatte, als wäre mit einem Schlag alle Energie aus ihr gewichen.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Die andere atmete auf und fügte schnell hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortet ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«

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xavia

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»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, meinen Wunderbaum, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?« Die andere Frau räumte einen herabgefallenen Ast vom Kräuterbeet.
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier«, sagte sie mit verträumtem Blick, der in die Ferne gerichtet war.
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lachte. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Dieser Wunderbaum, der hat auch sowas.« Vorsichtig räumte sie ein wenig Laub beiseite, schaute sich die neuen Triebe in der Mitte der Pflanze an und deckte sie danach sorgfältig wieder zu.
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich sein Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass er giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Ja, ich erinnere mich. Rot und stachelig. Aber das Gift ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel über die Giftpflanze des Jahres doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Reflexartig zuckte ihre Hand zum Mund, ihre Augen weiteten sich und sie hielt den Atem an, blickte reuevoll zu ihrer schönen Freundin, deren Gesicht einen tieftraurigen Ausdruck angenommen hatte, als wäre mit einem Schlag alle Energie aus ihr gewichen.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Die andere atmete auf und fügte schnell hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortet ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«
 

xavia

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»Giftpflanze des Jahres 2018. – Sieh ihn dir an, meinen Wunderbaum, da arbeitet er sich machtvoll ans Licht!« Zärtlich streichelte sie über die jungen, borstigen Blätter der Rizinus-Pflanze, die sich gerade entfalten wollten und schon jetzt eine beachtliche Größe erkennen ließen. »Wie ein Ur-Tier, das langsam aufwacht.« Die Styropor-Platten, mit denen sie die Pflanze gegen die winterliche Kälte geschützt hatte, lagen jetzt auf dem Rasen.
[ 5] »Ziemlich groß wird er auf jeden Fall. Was hat so ein fremdländisches Gewächs überhaupt in unserem Bio-Garten zu suchen?« Die andere Frau räumte einen herabgefallenen Ast vom Kräuterbeet.
[ 5] »Ach, ich mag ihn einfach. Er fasziniert mich, erinnert mich an die Dinosaurier«, sagte sie mit verträumtem Blick, der in die Ferne gerichtet war.
[ 5] »An die kannst du dich doch gar nicht erinnern, die haben vor deiner Zeit gelebt.«
[ 5] Sie lachte. »In meiner Kindheit, da haben die Dinosaurier in meiner Phantasie gelebt. Ich hatte ein Buch, habe mir die riesigen Tiere vorgestellt und ich habe sie gezeichnet. Dieser Wunderbaum, der hat auch sowas.« Vorsichtig räumte sie ein wenig Laub beiseite, schaute sich die neuen Triebe in der Mitte der Pflanze an und deckte sie danach sorgfältig wieder zu.
[ 5] »Bist du dir denn überhaupt bewusst, wie gefährlich sein Gift ist?«
[ 5] »Ja. – Nein, eigentlich nicht. Ich weiß, dass er giftig ist. Die Früchte. Die sehen übrigens auch wunderschön aus, weißt du noch?«
[ 5] »Ja, ich erinnere mich. Rot und stachelig. Aber das Gift ist tödlich.«
[ 5] »Ich habe ja nicht vor, ihn zu essen, ich will ihn nur ansehen. Wie er seine Blätter entfaltet und der Sonne entgegenstreckt. Jeden Morgen vor dem Aufstehen freue ich mich darauf. Heute ist der Tag, an dem es wieder losgeht, an dem ich ihn aus seinem Winterquartier befreit habe. Ein Fest-Tag für mich.«
[ 5] »Ich habe gelesen, dass eine Seniorin letztes Jahr sein Gift an ihren Mitbewohnern ausprobiert hat. Zu solchen Aktionen lädt dieser Werbe-Rummel über die Giftpflanze des Jahres doch ein.«
[ 5] »Du meinst, jemand könnte in unseren Garten gehen und sich Gift besorgen? Vielleicht, um sich umzubringen?«
[ 5] »Denkst du an deine Tochter?« Reflexartig zuckte ihre Hand zum Mund, ihre Augen weiteten sich und sie hielt den Atem an, blickte reuevoll zu ihrer schönen Freundin, deren Gesicht einen tieftraurigen Ausdruck angenommen hatte, als wäre mit einem Schlag alle Energie aus ihr gewichen.
[ 5] Die dunkle Wolke zog vorbei und die Bio-Gärtnerin lächelte wieder. »Das ist Vergangenheit, jetzt tut sie das nicht mehr.«
[ 5] Die andere atmete auf und fügte schnell hinzu: »Es ist ohnehin ein so langsamer und qualvoller Tod, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass jemand verzweifelt genug ist, sich das anzutun. Da könnte er ja lieber irgendeinen Haushaltsreiniger austrinken, das geht schneller und ist weniger schmerzhaft.«
[ 5] »Also ein Gift zum Morden?«
[ 5] »Schon eher. Das Opfer merkt erst nach Stunden, dass etwas nicht in Ordnung ist. Die Symptome können denen einer Lebensmittelvergiftung ähneln. Und wenn es dann schlimmer wird, ist schon jede Hilfe vergebens.«
[ 5] »Du scheinst dich ja umfassend informiert zu haben. Weißt du denn auch, wie man das Gift herstellt?«
[ 5] »Du wirst lachen, ich habe tatsächlich nach einer Anleitung gesucht, aber keine gefunden. Eine Weile gab es eine auf den Webseiten des FBI, leider verschlüsselt. Die habe ich. Vielleicht finde ich irgendwann jemanden, der sich mit sowas auskennt und den Kode knackt. Es soll einfach sein.«
[ 5] »Du machst mir Angst. Jetzt sehe ich mein kleines Ungeheuer mit ganz anderen Augen, bin aber nicht weniger fasziniert von ihm. – Und du, wen hasst du denn so sehr, dass du ihm so einen qualvollen Tod bereiten könntest?«
[ 5] Mit einem bösen Lächeln antwortete ihre Freundin: »Ach, da würde mir schon jemand einfallen …«
 



 
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