Tränenland

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Tränenland

Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nein, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.

Als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchteten und es Engel im Himmel gab. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“

Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfelder und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.
 
K

KaGeb

Gast
Moin Gernot,

dein "Tränenland" hat eine sehr gute Aussage, aber ich bin der Meinung, dass du einfach die Bilder zu überdeutlich malst und der Plot Gefahr läuft, bereits vor dem Erreichen des Tränenlandes zu ertrinken. Weniger wäre IMHO bei weitem mehr. Beispiele von m.M.n. fehlenden Weichmachern:

Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, [red]in der Nacht, wenn ich alleine war.[/red] Es war kein großer Elefant, [red]nein, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball.[/red] Er hatte ein [red]Fell, ein[/red] graues, [red]ganz[/red] weiches Fell. [red]Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt[/red] und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. [red]Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon.[/red] Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, [red]nur noch ein bisschen vielleicht.[/red]

Als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, [red]wie viele Sterne am Firmament leuchteten und es Engel im Himmel gab.[/red] Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang [red]im Wasser[/red] gingen. Wir [red]zusammen[/red] den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen [red]geforderten[/red] Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, [red]als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam,[/red] sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, [red]und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. [/red]Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“

[red]Ich sehe zum Himmel,[/red] [red]strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern.[/red] [red]Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. [/red]Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus [red]liegt auf dem Lande zwischen Weizenfelder und Rapswiesen. Es ist[/red] alt und nicht mehr bewohnt,[red] eine Seite abgebrannt.[/red] Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.


SO gefiele es MIR besser. Bin mal gespannt, was du von der Redundanz hälst.

LG Karsten
 
hallo Karsten,

*smile und oha*,
Na du streichst mir aber wirklich einen großen Teil aus der Prosa.

Deine Antwort stimmt mich unschlüssig, ich werde jetzt aber nicht anfangen, eines um das andere zu streichen, sondern erst einmal darüber gehörig nachdenken.

Danke, auf jeden Fall einmal für deine Sicht.
Ich werd', sobald ich gescheiter bin, eine richtige Antwort folgen lassen.

allerbeste Grüße

Gernot
 
Tränenland

Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund, den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.

Als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchten und dass es Engel im Himmel gibt. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“

Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfeldern und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
ich stimme kageb zu, mehr will ich nicht sagen.

was mir besonders auffiel: der kleine elefant ist doch so ein "kuscheltier", wie es alle kinder haben, meist ein teddy oder anderes, den sie zum einschlafen im bett haben, mit dem sie reden und der trost für sie und ein guter freund ist und dem sie immer einen namen geben. ich finde es seltsam, dass dein prot dem kleinen elefanten keinen namen gibt. übrigens als "zauber"elefanten würde ich ihn nicht bezeichnen. für kinder sind in der fantasie diese schmusetiere lebendig wie ein mensch, das hat aber mit zauber eigentlich nichts zu tun, es sei denn, du schreibst so eine zaubergeschichte, wie z.b. tante oma, mit ihrer kuh lore, die zaubern kann.

liebe grüße suzah
 
hallo liebe suzah, je mehr ich über die von Karsten vorgeschlagenen Einschnitte nachdenke, um so mehr stimme ich ihm nicht zu, im Gegenteil, man müsste die Geschichte ausbauen, eine Kurzgeschichte schreiben.

Übrigens, ich hatte als Kind so einen Elefanten, er hatte keinen Namen und für mich war es ein Zauberelefant. Naja, ich war eben ein Sensibelchen.

schöne Grüße

Gernot
 
S

suzah

Gast
hallo gernot,
"sensibelchen"? gerade dann geben sie dem kuscheltier einen namen.
lg suzah
 
Tränenland


Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund, den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.

Wenn ich später, während den Ferien in meiner Schulzeit, als Hirte auf dem Berg mit dem mir anvertrauten Vieh den Tag alleine verbrachte, in den langen Stunden der Nacht hinauf in den Himmel sah, dann glaubte ich nicht daran, dass da draußen alles so kalt sein konnte, wie man es mir in der Schule beigebracht hatte. Ich dachte an den Sinn von allem Leben, an das ewige Sein des Universums und an den Friedhof unten im Dorf. Ich erinnerte mich dann an die Geschichten, die ich gerne hatte, an Peterchens Mondfahrt, an den kleinen Prinzen und war glücklich dabei. Aber in einem Jahr, die Schwalben waren bereits in den Süden geflogen, da starb mir ein lieber Mensch. Es machte mich zu einem Mann. Zu einem Mann, der vergessen hatte, wie man lachte oder weinte.

Aber die Schwalben kamen zurück, und als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal wieder, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchten und dass es Engel im Himmel gibt. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“

Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, Menschen verbergen ihre Gesichter, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung. Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfeldern und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.
 
Tränenland


Viele Jahre sind vergangen, aber noch heute denke ich manchmal an meine Kinderzeit zurück und an meinen Freund, den Elefanten. Ich habe dem Elefanten nie einen Namen gegeben, obwohl er immer bei mir schlief, in der Nacht, wenn ich alleine war. Es war kein großer Elefant, nicht einer von denen, wie man sie im Zirkus sieht, oder vom Tiergarten her kennt. Nein, er war viel kleiner, kleiner als ein Fußball. Er hatte ein Fell, ein graues, ganz weiches Fell. Seine schwarzen Knopfaugen schauten traurig in die Welt und manchmal weinte der kleine Elefant sogar. In vielen Nächten tröstete ich ihn und wir weinten oft zusammen. Es war ein Zauberelefant. Ich hab das gewusst, immer schon. Wenn es Dunkel war, oder ich schlecht geträumt hatte, sagte er unter der Decke zu mir: "Es ist alles gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“ Ich hab mich dann nicht mehr gefürchtet, nur noch ein bisschen vielleicht.

Wenn ich später, während den Ferien in meiner Schulzeit, als Hirte auf dem Berg mit dem mir anvertrauten Vieh den Tag alleine verbrachte, in den langen Stunden der Nacht hinauf in den Himmel sah, dann glaubte ich nicht daran, dass da draußen alles so kalt sein konnte, wie man es mir in der Schule beigebracht hatte. Ich dachte an den Sinn von allem Leben, an das ewige Sein des Universums und an den Friedhof unten im Dorf. Ich erinnerte mich dann an die Geschichten, die ich gerne hatte, an Peterchens Mondfahrt, an den kleinen Prinzen und war glücklich dabei. Aber in einem Jahr, die Schwalben waren bereits in den Süden geflogen, da starb mir ein lieber Mensch. Es machte mich zu einem Mann. Zu einem Mann, der vergessen hatte, wie man lachte oder weinte.

Aber die Schwalben kamen zurück, und als du die Frau an meiner Seite wurdest, wusste ich auf einmal wieder, wie gut das Leben zu einem Menschen sein konnte, wie viele Sterne am Firmament leuchten und dass es Engel im Himmel gibt. Wie waren die Tage im Frühsommer schön, wenn wir barfuß dem Seeufer entlang im Wasser gingen. Wir zusammen den Sonnenuntergang betrachteten, ich dich neckte, wie ein verspieltes Kind, bis ich meinen geforderten Kuss bekam. Du hast dabei gelacht und mich "mein Großer“ genannt. Einmal, es war finster und bei Sturm, als das Geäst der Bäume laut an das Fenster schlug und am Abend der Regen kam, sprach ich leise von den Geistern der Nacht, von den toten Soldaten, die vor langer Zeit in der Dunkelheit zu mir ans Bett gekommen waren, um mir ihre Geschichten zu erzählen. Du hast mich zärtlich angesehen, und von diesem Augenblick an wusste ich, dass ich dich liebe. Du nahmst mich in deine Arme und sagtest: "Es ist gut, alles ist in Ordnung, alles ist ok.“

Ich sehe zum Himmel, strahlende Kinder mit Flügeln am Rücken halten Trompeten an ihre Münder, dabei höre ich dumpfes Orgelspiel aus den Mauern. Kerzen brennen, alte Frauen verbergen ihre Gesichter in den aufgeschlagenen Händen, weiße Blumen liegen verstreut. Ein Mann spricht Worte, die ich nicht verstehe. Ein Mädchen mit einer Gitarre trägt das Haar zusammengebunden, es singt mit heller Stimme ein Lied von einem Herrn im Himmel und sieht mich dabei fortwährend an. Leise spreche ich: "Was ist tot sein, weshalb sagt mir das niemand?“ Ich wende mich ab und verlasse die Kirche. Einen Tag und eine Nacht fahre ich ohne Unterbrechung mit der Eisenbahn.
Das Haus liegt auf dem Lande zwischen Weizenfeldern und Rapswiesen. Es ist alt und nicht mehr bewohnt, eine Seite abgebrannt. Auf dem Dachboden ist es heiß, das Gebälk kracht unter meinen Schritten. Eine große, verstaubte Schachtel ziehe ich aus einem Winkel hervor. Meine Hände graben in der Zeit, bis ich ihn in den Händen halte und ihn tröste, meinen kleinen Elefanten.
 
Hallo liebe Tante Oma, lange ist es her, schön, dass du mir deine Meinung zum Text sagst und mich lobst.

und auch dir liebe Karin, vielen Dank für die lieben und aufmunternden Worte.

liebe Grüße

Gernot
 



 
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