Träume

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hermannknehr

Mitglied
Nachts, im Traum, im Unverwandten
lösen die Gedanken sich
und sie spinnen aus bekannten
Bildern eine Welt für dich.

Menschen, Städte, längst Vergessnes
bilden sich zu neuem Sinn,
halten dir ein unermessnes
Buch bizarren Szenen hin.

Und du siehst bestürzt halb heiter
was die Bilder dir gebracht,
denn sie spinnen Dinge weiter,

die im Leben so nicht waren
und dir Wünsche offenbaren,
die du unbewusst gedacht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14278

Gast
Hallo Hermannknehr,

gefällt mir gut, Dein Erstling bei der Leselupe!
Ein kleines Verständnisproblem habe ich mit S2Z4:
halten dir ein unermessnes
Buch bizarre[red]n[/red] Szenen hin.
Müsste es hier nicht bizarre[blue]r[/blue] heißen?

Ich wünsche Dir viel Spaß und Erfolg in diesem Forum.

Gruß Ciconia
 

Wieselsburg

Mitglied
Hallo hermannknehr,

dein Gedicht hat mich sehr angesprochen, bringt es doch etwas Licht in diese irreale Welt, die von vielen Menschen unterschätzt wird. Etwas Erklärungsbedarf (außer des Reimzweckes) hat das Wort Unverwandten für mich, ebenso müsste es wohl bizarrer heißen.

Mit freundlichen Grüßen

Axel
 

anbas

Mitglied
Hallo hermannknehr,

herzlich willkommen in der Leselupe!

Auch mir gefällt Dein Einstiegswerk gut. Was "bizarren/bizarrer" angeht, schließe ich mich ebenfalls meinen Vorrednern an.

Schöne Grüße

Andreas
 
O

orlando

Gast
Hallo Hermann,
einfach auf bearbeiten / löschen gehen (direkt unter dem Text) und die gramm. Ungereimtheit ausmerzen. :)
Vielen Dank im Voraus
orlando
 

hermannknehr

Mitglied
Nachts, im Traum, im Unverwandten
lösen die Gedanken sich
und sie spinnen aus bekannten
Bildern eine Welt für dich.

Menschen, Städte, längst Vergessnes
bilden sich zu neuem Sinn,
halten dir ein unermessnes
Buch bizarrer Szenen hin.

Und du siehst bestürzt halb heiter
was die Bilder dir gebracht,
denn sie spinnen Dinge weiter,

die im Leben so nicht waren
und dir Wünsche offenbaren,
die du unbewusst gedacht.
 

James Blond

Mitglied
Ein schönes Gedicht,
das mithilfe des Metrums und dem Wechsel von männlichen und weiblichen Reimen einen sanften Zauber entfaltet.

Sehr elegant beschrieben, wie der Traum sein Repertoire aus längst Vergessenem neu erfindet und was dies beim Träumenden auslöst.

Kritikpunkte:

Auf das problematische "Unverwandte" wurde bereits hingewiesen. Der Begriff wird meist gebraucht, um ein fixierendes Anstarren zu umschreiben. Das geschieht im Traum allerdings nicht. Hier "lösen die Gedanken sich", wie Du selbst treffend formulierst. Das Fixierende des Traumes besteht höchstens darin, dass der Traum sich zu erhalten und ein Aufwachen zu verhindern sucht. Der Träumende wendet seinen Blick vom Traum nicht ab.

Wiederholungen:
Bilder (bilden), spinnen
Zwar passen die Begriffe, doch sollten sie in einem kurzen Gedicht besser nicht mehrfach verwendet werden.
Vielleicht stattdessen:

"und sie schaffen aus bekannten
Bildern eine Welt für dich."


Metaphern:

ist eine Zusammenstellung wie "Wasser essen". Vielleicht

"denn sie spinnen Fäden weiter,

die im Leben kürzer waren"

Dies nur als Anreiz.

LG JB
 

hermannknehr

Mitglied
Nachts, im Traum, im Unverwandten
lösen die Gedanken sich
und sie spinnen aus bekannten
Bildern eine Welt für dich.

Menschen, Städte, längst Vergessnes
formen sich zu neuem Sinn,
halten dir ein unermessnes
Buch bizarrer Szenen hin.

Und du siehst bestürzt halb heiter
was die Bilder dir gebracht,
denn sie spielen Dinge weiter,

die im Leben so nicht waren
und dir Wünsche offenbaren,
die du unbewusst gedacht.
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo James Blond,

Vielen Dank für Deinen Kommentar. Die größte Verständnisschwierigkeit ist natürlich das "Unverwandte". Das Wort, das es so eigentlich gar nicht gibt (zumindest steht es nicht in meinen Duden), habe ich als Synonym gesetzt für das Unmittelbare, Unverfälschte, Unbewusste. So wie man einen Menschen "unverwandt" anschaut, d.h. direkt, frei, offen, ohne Hintergedanken oder Rücksicht auf Konventionen, so lässt man im "Unverwandten" alles zurück, was Ratio oder Umgangsformen vorgeben.
Diese Wortdeutung ist natürlich nicht unproblematisch und sie wird mir auch eine Menge Prügel einbringen von Seiten der Germanisten.
Deine anderen Kritikpunkte habe ich in der aktuellen Fassung weitgehend umgesetzt.

Besten Dank

Hermann
 

James Blond

Mitglied
Lieber Hermann,

nur noch einmal zum "Unverwandten":

Ich fürchte, Du legst in das Wort eine etwas andere Bedeutung.

Gebräuchlich ist "unverwandt" für:
andauernd, anhaltend, dauernd, endlos, fortdauernd, fortgesetzt, fortlaufend, fortwährend, immerfort, immerwährend, pausenlos, stet, stetig, unablässig, unaufhaltsam, unaufhörlich, ununterbrochen, zügig
(aus einem Wörterbuch)

LG JB
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Hermann Knehr,

nett geschrieben, wenn der Text für meine Begriffe auch recht an der Oberfläche siedelt. Zumindest reizt er mich nicht, ihn noch einmal zu lesen. Und nein, das Unverwandte haut nicht hin. Da gibt es Zutreffenderes. Aber, wie gesagt, nett geschrieben, mehr wüsste ich zu diesem Text gar nicht zu sagen.

Gruß, Fettauge
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo James,
Deine Kritik ist natürlich berechtigt. Das "Unverwandte" in dem Gedicht entspricht nicht dem herkömmlichen Gebrauch des Begriffes "unverwandt". Aber selbst in Deiner Wörterbuchaufzählung stehen Bedeutungen wie "unaufhaltsam", "endlos", alles Dinge, die im Traum um sich greifen. In der Formulierung "unverwandt anschauen" (und nur in diesem Zusammenhang wird der Begriff eigentlich verwendet) steckt für mich mehr als nur ein penetrantes anstieren, sondern es ist ein intensives, selbstvergessenes, alles um sich herum ignorierendes, losgelöstes anschauen. Diese Komponente des Begriffes habe ich für meine Charakterisierung des Traumes verwendet.
Aber sei es wie es sei. Ich werde weiterhin dafür Prügel beziehen. Für Deine Interesse trotzdem vielen Dank
LG Hermann
 

hermannknehr

Mitglied
Hallo Fettauge,
dass Du mein Gedicht einmal gelesen hast, finde ich nett. Dass Du findest, dass es nett geschrieben ist, finde ich noch netter. Und dass Du mehr darüber nicht zu sagen hast, finde ich am aller nettesten.
Gruß Hermann
 
F

Fettauge

Gast
Ich schreibe immer das, was ich denke. Und mehr als "nett" habe ich mir bei deinem Text nicht gedacht, dazu fehlt ihm noch zu sehr das, was ihn zu einem Gedicht mit einigem Tiefgang machen könnte. Nett ist genau der Begriff, der meiner Ansicht nach auf deinen Text zutrifft, und wenn er dir nicht gefällt, tu so, als hättest du meinen Kommentar nicht gelesen, damit du nächste Nacht nicht schlechte Träume hast. Täte mir sehr leid.

Gruß, Fettauge
 
F

Fettauge

Gast
Apropos "unverwandt": Der Begriff bedeutet "unablässig anstarren". Hast du das ausdrücken wollen? Ich denke, dass nicht.

Fettauge
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo,
das finde ich sprachlich und formell sehr gelungen.
die erste strophe mit ihren gut gesetzten zeilen//sprüngen
gefällt mir sehr

lg
ralf
 
O

orlando

Gast
Hallo Hermann,
mir gefällt das Gedicht ebenfals gut. Die (sachlichen) Gründe hierfür sind bereits von einigen Vorkommentatoren genannt worden.
Hinzuzufügen ist, dass ich persönlich mit dem "unverwandt" keine Probleme habe, weil es auch im Sinne von "nicht verwandt sein" (nicht zur gleichen Famile / Art gehörend) zu lesen ist. Und das ist für ein Traumgeschehen m. E. keine unpassende Überlegung.
In diesem Sinne:
freundliche Grüße
orlando
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Ralf Langer,

was du hier als gutgesetzten Zeilenbruch bezeichnest, das nennt man schlicht den einfachen Zeilenstil, der ist das Normale - wie der Platzregen am Wochenende. Die nächsthöhere Stufe des Zeilenbruchs wäre das Enjambement.

Gruß, Fettauge
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo fettauge,

ich danke dir sehr für den hinweis. aber, ich möchte es mir nicht nehmen lassen, meine sichtweisen sprachlich zum ausruck zu bringen


enjambement

nur dilettanten schwärmen
um das licht und um die seele
haben sie den Gott gedacht
das es so besser wäre
da ein etwas nicht nur nacht

lg ralf
 



 
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