Trauer

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Vera-Lena

Mitglied
Trauer

Was eben noch freudig und lebensfroh,
man hat es zertreten wie Haferstroh.

Man hat es gedrängt und gestoßen.

Man hat die Augen, den großen
umherirrend, fragenden Blick
hineingedrückt in ein Genick.

Man hat den Atem genommen.

Das Blut, in der Lunge geronnen,
durchfließt seine Adern nicht mehr.

Dies Lebensgefäß ist jetzt leer.

Die Leere schleicht auf Plätzen herum,
tränenbenetzt, ohnmächtig und stumm.

Es starb der Tag ins Herz mir hinein
und fordert, dort begraben zu sein.​
 
P

Pelikan

Gast
Liebe Vera-Lena, hier ist Dir, für meine Begriffe, sehr gut gelungen Trauer darzustellen. Sie kann sich auf alles, Persönliches wie Allgemeines beziehen, da Du ja nichts direkt benennst. Es könnte hier alles mögliche passiert sein, Kleines, Großes, Eigenes, Fremdes. Du hast es geschickt miteinander verwoben. Was bleibt ist ein bedrückendes Gefühl von Ohnmacht über geschehenes Unheil. Das nenne ich gekonnt verdichten, vor allem, wenn man Reime benutzt, die oft tatsächlich heikel sind im Bezug auf zu Ernsthaftes. Mit herzlichen Grüßen, Irene
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Pelikan,

das war auch meine Absicht, einen Trauertext zu schreiben, der über das momentane Geschehen, mir ist immer noch so zumute, als wäre es gerade passiert, hinaus zu formulieren. Um 22.30 Uhr habe ich damit begonnen gestern Abend und ich war fest überzeugt, dass da nichts zustande kommt. Um 01.30 Uhr stand dann da etwas auf dem Papier zu meiner eigenen Überraschung.

Ich brauchte diesen Trost, des Aussprechens und ich würde es auch gerne allen zukommen lassen wollen, die auch jetzt so etwas brauchen. Gibt es nicht im Internet irgendwo ein Kondolenzbuch? Bei facebook habe ich schon manches gefunden, aber ein Kondolenzbuch nicht.

Ich danke Dir sehr, liebe Pelikan, für Dein großes Lob. Da ich weiß, wie sorgfältig und gekonnt Du selbst Deine Texte mit enormem Fleiß anfertigst, weiß ich Dein Lob sehr zu schätzen.

Liebe Grüße
von einer tatsächlich trauernden Vera-Lena

(denn mir teilt sich mit, was da in einigen Kilometern Entfernung herumwuselt, dagegen kann ich gar nichts machen)
 
Liebe Vera-Lena,

von Herzen danke ich dir für deinen Trauertext. Besser hättest du es nicht in Worte fassen können. Deine Worte greifen mir tief ins Herz hinein. Danke dafür!

Ganz besonders liebe Grüße,
Karin
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Karin,

das ist gut, wenn der Text ein wenig hilft. Sprache ist ja zu einem großen Teil Bewältigung. So hatte ich es mir hier auch erhofft.

Danke für Deine lieben Worte! :)

Liebe Grüße
Vera-Lena
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Karin,

danke für den Link!

Den lachenden Smily konnte man gut wegbekommen, indem man einfach den Kreis vor dem weinenden Smily angeklickt hat.

So eine Website hatte ich gesucht und nicht gefunden. Es stehen ja schon über 4000 Beiträge darin und ich freue mich, dass ich mich auch beteiligen konnte. Manchmal tröstet schon die Zahl, derer, die Anteil mehmen.
 
Liebe Vera-Lena,

ja, jetzt habe ich es auch begriffen mit dem ICON. Mich tröstet nur, dass es noch andere gibt, die es auch verkehrt machten.

Du hast Recht, die Menge der Menschen, die ihr Beileid ausdrücken ist überwältigend und hilft sicher vielen bei der Trauerbearbeitung.

Liebe Grüße,
Karin
 
Liebe Vera Lena,
du weißt, wie sehr ich immer wieder von deinen ungereimten Gedichten beeindruckt und begeistert bin.
Ausgerechnet die Trauer hast du in gereimter Form geschrieben.
Mich stört der Reim ''lebensfroh - Haferstroh'' ebenso ''fragender Blick - hineingedrückt in ein Genick.

Den Vers
Die Leere schleicht auf Plätzen herum,
tränenbenetzt, ohnmächtig und stumm.

finde ich gelungen. Sei mir nicht böse, dass ich dieses schreibe. Andere denken ja positiver über dein Gedicht, wie man an der Benotung sehen kann.

Liebe Grüße
Marie-Luise.
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Marie-Luise,

Gereimtes lässt sich kaum ändern. Da kann ich Dir nun gar nicht entgegenkommen.

Außerdem passen diese fast undenkbaren Reime thematisch für mein Empfinden genau dort hin.

Warum sich mir das Thema in Reimen aufgedrängt hat, weiß ich nicht. Ich suche ja nie nach etwas. Ich warte einfach.

Für mich ist es stimmig, so wie es da steht und für mich ist es auch in Ordnung, dass Du es nicht als stimmig empfinden kannst.

Danke für Deine Rückmeldung. Ich freue mich, auch von Dir zu hören, wie Du meine Sachen liest.

Ganz liebe Grüße
Vera-Lena
 

wirena

Mitglied
Lb Vera-Lena

...wunderschön und die letzten beiden Zeilen lassen hoffen, dass nach der Trauer Wut/Rachegefühle ausbleiben – so schön!

Diese beiden Zeilen haben es mir besonders angetan -

Zitat:
......
„Es starb der Tag ins Herz mir hinein
und fordert, dort begraben zu sein.“


Ich könnte sie immer wieder vor mich hersagen. Herzlichen Dank.
Lg wirena
 

Lena Luna

Mitglied
liebe Vera, ich musste bei deinen Versen an die jungen Menschen bei der Love Parade denken, die ums Leben kamen, und an ihr schlimmes Schicksal und die abgrundtiefe Trauer der Hinterbliebenen... du hast ihnen eine Stimme gegeben..
LG
Lena
 
R

Rose

Gast
Hallo Vera-Lena,

danke für dieses aussagekräftige Gedicht.

Liebe Grüße
Rose
 

Sta.tor

Foren-Redakteur
Liebe Vera-Lena,

das hast Du sehr gefühlvoll eingefangen und in Worte verpackt, wie sie wohl nicht jeder, mich eingeschlosssen, gefunden hätte.

Viele Grüße und herzlichen Glückwunsch
Sta.tor
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Wirena, Lena Luna, Rose und Sta.tor,

danke für Eure Worte, die mir zeigen, dass der Text Euch erreichen konnte.

Eben habe ich mir die Trauerfeier in Duisburg angesehen. Die Worte von Hannelore Kraft haben mich sehr berührt und ich frage mich auch immer, wie man das aushalten kann, da vorne solche Worte zu sagen, ohne in Tränen auszubrechen. Sie hat es ja auch nur um Haaresbreite geschafft. Ich weiß noch nicht viel von ihr, aber heute habe ich sie als wirkliche Landesmutter erlebt.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 



 
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