traum haft

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H

Harald

Gast
... dann mag es sein,
dass uns ein Bild,
das wir aus uns´rer Träume Seligkeit
mit in den Tag genommen,
entgegen schwillt
wie Sonnenschein ...
... und uns im gleichen Augenblick
verklingt zu sein.
 

Venus

Mitglied
ich mag sie sehr,
lieber Harald,
deine lyrische (Antwort) Interpretation zu meinen Worten.
wirklich sehr -

Man spricht immer von Träumen.
Dass sie ihren Bestand haben sollen. Nie/selten wahr werden können/wollen. Ich möchte in meinem Gedicht behaupten, dass es keine Träume gibt. Denn wenn man Träume aufrichtig verfolgt, werden sie (im bestcase) wahr. Und das „Bild“, also das Tatsächliche, welches mit „geschlossentraumaugen“ noch nicht sichtbar war, hat eigentlich tief drinnen immer schon eines. Genau das nämlich, welches man ihm beim Realisieren gibt.
Und das wird dann immer das eigene sein.
Denn du musst/willst dich ja identifizieren damit.

Der Traum hat immer ein „Bild“ und sei es noch so nebulös. Wenn es auftaucht und klar ist, wird es deine (eigenen) Züge tragen.

Ich dank dir von Herzen
und von da, möchten auch die Grüße gemeint sein,

Venus
 
H

Harald

Gast
Liebe Venus!

(Welch verführerischer Klang geht von Deinem Pseudonym aus!)

Der Traum, das Glück (und davon träumen wir ja zumeist) ist immer gegenwärtig aber nie greifbar. Nikolaus Lenau sagt das einmal so schön:

O Menschenherz, was ist dein Glück?
Ein rätselhaft geborner
Und, kaum gegrüßt, verlorner,
Unwiederholter Augenblick!

Ich freue mich, Dir, die ich gar nicht kenne, ja, Deinem Herzen mit einigen Worten nahe gekommen zu sein – das ist manchmal jenes Eigenleben der Sprache, das Novalis meint.

Liebe Grüße
Harald
 

Jongleur

Mitglied
... ohne Euer *herzliches* Geplänkel stören zu wollen .... ;)
hallo Venus,
ich bewundere, Harald, wie er so leichthin den Inhalt nach Intention der Autorin erfasst hast!
Ich habe dreimal gelesen und noch einmal - und mich durch die Schwierigkeit der doppelten "dass"-Nebensätze, abhängig vom Einstiegssatz gebissen ... und dann stehe mit diesem kunstvoll verschlungenen Gebilde, in dem plötzlich die Abhängigkeiten sich zu verändern scheinen, und komme an beim zeigt sich immer dein gesicht.
Für mich las es sich durch diese Schlüsselzeile dann wie ein Liebesgedicht, in Träumen, in einem Ahnen durch das Unterbewusstsein bereits wissend angelegt, wird das "gewünschte" Gesicht dann Realität.
Als solches gefällt es mir auch.
Das "klaren", die Wendung "mags denn", "aus ... geboren" - sind sehr romantische Sprache, nicht ganz so meins. Aber mit den Augen der Liebe - dachte ich mir - lässt es sich erklären.
Was mir gefällt, ist die Anlage eines gedichttypischen Sprachflusses, der nur in den Zeilen dass er schon ganz / durch bilder gebrochen wird.
Das bildet so eine Einheit zur romantischen Sprache.
Grüße vom Jongleur
 
I

IKT

Gast
Es stimmt, in unseren Träumen verarbeiten wir erlebtes, gelebtes, das was uns beschäftigt und bewegt.
Und doch sind darin unsere Wünsche und Hoffnungen mit eingewoben, so dass dies jeden Traum zu etwas ganz persönlichem macht - denke ich.
Ich wünsche Dir liebe Venus nur süße Träume. Iris :p
 
H

Harald

Gast
Liebe Iris,

es gibt aber auch Wachträume. Diese sind es doch, die uns manchmal bis in den Schlaf verfolgen?

Um dem Thema ein wenig Komik zu verleihen: Mir fällt gerade eine Textstelle bei meinem österreichischen Liebling Nestroy ein. Leider kann ich sie nicht auswendig, aber dem Sinne nach sagt der Herr von Lips von den Wachträumen: "Solang diese aus Hoffnungen bestehen, ist man jung, wenn sie zu Erinnerungen werden, ist man alt. Ich hoffe nix mehr und erinnere mich an vieles; ergo: alt, uralt, Greis, Dattl ..."

Liebe Grüße
Harald
 

Mara Krovecs

Mitglied
Liebe Venus,

es ist unglaublich, wie sehr diese Worte tanzen, ich lese und lese, werde immer weiter hereingezogen in diese Bewegung und weiß am Ende nur, dass ich beglückt schwindelig bin;
deshalb, weil ich in diesem Strudel einen großen Schatz schemenhaft erkennen kann, ihn aber noch nicht so richtig fassen konnte, wie den Traum, der zunächst rätselhaft und schemenhaft ist.
Diese Lebendigkeit und Bewegung gefallen mir sehr!

Ganz liebe GRüße Mara :)
 
H

Harald

Gast
Liebe Venus,

darf ich nochmals auf Deine Replik zurückkommen: "Und das „Bild“, also das Tatsächliche, welches mit „geschlossentraumaugen“ noch nicht sichtbar war, hat eigentlich tief drinnen immer schon eines. Genau das nämlich, welches man ihm beim Realisieren gibt.
Und das wird dann immer das eigene sein.
Denn du musst/willst dich ja identifizieren damit.
Der Traum hat immer ein „Bild“ und sei es noch so nebulös. Wenn es auftaucht und klar ist, wird es deine (eigenen) Züge tragen."

Das erinnert mich an eine Metapher aus Hermann Hesses "Narziss und Goldmund". Er spricht vom Urbild, das in der Seele des Künstlers seine Heimat hat.

Liebe Grüße
Harald
 
J

jester

Gast
liebe venus,

darf jesterchen mal ganz dumm fragen?
gut! ;)
wenns wahr wird /
zeigt sich immer dein
gesicht
ich bin kein feind von schrägstrichen, aber hier am ende der zeile will er mir nicht einleuchten. :confused:
oder muss ich etwa so weit gehen und in ihm den spiegel zur traumwelt sehen? den übergang zur realität (wenns wahr wird -> sehr schöne alliteration!)?

du setzt diesen "/" ja nicht ohne grund, gell? ;)

lg,
jester
 

Venus

Mitglied
Liebe Mara K.,

ich bedanke mich sehr, für deinen wundervollen Kommentar!
Es gibt Werke, die wollen direkt aus dem Bauch aufs Papier.
Manchmal zupft und zieht es tiefer.
Dann kann mein träges Hirn die Momente gar nicht so schnell verarbeiten, wie sie schießen und sich zeigen wollen.
Dies hier war schon wirklich so ein Strudel, der mich selbst mitzog. Da ich ein Mensch bin, der sich eigentlich nach Klarheit sehnt, "kämpf" ich oft genug und wirklich sehr, mit den "Gezeiten" der "Offenbarung".

Recht herzlich,
Gabi
 

Venus

Mitglied
Lieber Harald,

es ist manchmal wirklich ergreifend, wie eigene Werke von anderen Menschen interpretiert werden, was darin gesehen sein will.

Es ist schwer, selbst zu beurteilen, wieviel „erlesener“ Gehalt in den eigenen Gedanken wiederzufinden ist. Ich denke, jeder Autor muss gelesen haben, um die „Liebe zum Wort“ in sich überhaupt irgendwann einmal zu spüren. Sich dann selbst zu gestatten.

Natürlich analysiert HH in diesem Roman (Narziß und Goldmund) die Entwicklung eines Knaben, dem seit der frühesten Kindheit das Leitbild seiner Mutter fehlt. Durch Gespräche mit seinem Freund Narziß entsteht ein Idealbild.
Sein ganzes weiteres Leben ist geprägt von der Suche nach diesem Traumbild. Leider können diese seine Erwartungen nicht erfüllen. Erst nach der Begegnung mit dem geschnitzten Bild der Mutter Gottes nehmen seine Illusionen Gestalt an. Doch auch nach weiteren Wanderjahren kann er sein Idealbild in Frauengestalt nicht finden. Schließlich findet er seine Lebensaufgabe wieder am Ausgangspunkt seiner Wanderschaft, im Kloster. Durch Holzschnitzereien versucht er sein Wunschbild zu verwirklichen.

Nachdem Goldmund während seines irdischen Daseins sein Ziel nicht erreichen konnte, läßt uns der Autor Hoffnung auf eine Erfüllung im Leben nach dem Tode aufkommen.

Bei mir wollte der Mensch noch leben.
Erleben!
In einer (vielleicht) neuen Einsicht.
Vielleicht mit einem (endlich) vertrauten Urbild.

Danke, für deine Gedanken!
Lieb Gruß,
Venus
 

Venus

Mitglied
Mein Jesterchen,
darf immer fragen ;)
weil er niemals nicht dumm ist, oder auch nur annähernd so tut!

Nach dem Schrägstrich könnte eigentlich auch Schluss sein. Hier könnte das Gedicht enden. Satzzeichen (Komma, Punkt, Rufezeichen u.dgl.) verwende ich ja nicht.

Ja! Nimms als Spiegel!
Vielleicht wollte ich ja wirklich noch einmal reinleuchten, ins „schlaue“ lyrische Ich, das erkennen will, dass aller Ursprung und Ende im Menschen selbst liegt.
In der eigenen Persönlichkeit.

Die Alliteration, welche ja ursprünglich begründet ist, im magisch-religiösen Bereich der Beschwörungsformeln, wollte hier wirklich bewusst verwendet sein. „Moram – Sudderam – Moram... ;))

Bestimmt ist der Mensch in diesem Gedicht gar nicht so sehr überzeugt, wie er gerne wäre… oder??
Erleben – oder doch erst nach dem Tod??

Herzlich,
wie immer
Venus!
 

Venus

Mitglied
Lieber Jongleur,
du darfst immer stören!
Sogar beim Plänkeln ;)

Romantisch und verliebsgedichtelt wollte dies Werkchen wirklich nicht sein ;)
Und es freut mich, dass du dich durchbeissen musstest. Ich habs ja auch nicht einfach so „zackzack“ geschrieben. Ganz im Gegenteil.

Wie aus meinen vorausgegangen Kommentaren ersichtlich, verändert sich hier wirklich ständig etwas. Und ob es nun am Ende die große Offenbarung/Einsicht ist, oder das erneute in sich hineinspiegeln, wird man wohl nie erfahren.
Außer, man hats für sich gelesen und ist mit der eigenen Interpretation zufrieden / im Einklang.
Dann freut das den Autor um so mehr!

Danke, für deine Gedanken!
Grüße,
von der Venus
 

Venus

Mitglied
Liebe Iris,

wie immer, gefällt sie mir sehr, deine Interpretation!
Ein Stückchen weit, sind wir immer selbst.
Vielleicht war das Gedicht ja ein Wunsch nach Ganzheit?

Herzlich,
dir
nicht nur die Träume!

Gabi
 
H

Harald

Gast
Liebe Venus,

verzeih´ bitte, dass ich jetzt erst auf Deine Antwort bezüglich Hesses "Narziss und Goldmund" zurückkomme. Du schreibst:

"Bei mir wollte der Mensch noch leben.
Erleben!
In einer (vielleicht) neuen Einsicht.
Vielleicht mit einem (endlich) vertrauten Urbild."

Glaubst Du wirklich, dass Du das schaffst?

Nur zur Verdeutlichung. Hesse läßt Goldmund sagen: "Das Urbild ist nicht Fleisch und Blut, es ist geistig. Es ist ein Bild, das in der Seele des Künstlers seine Heimat hat."

Er läßt Goldmund dieses Urbild auch nicht verwirklichen. Denn all unser Tun ist Stückwerk und Versuch. Nie werden wir das Urbild, das in uns klingt, sichtbar ins Leben nehmen können.

Sei nicht traurig - auch die gelungensten Versuche der größten Künstler blieben - so gesehen - im Versuch stecken.

Was natürlich keineswegs bedeutet, dass es zwecklose Versuche waren.

Hätten wir nur mehr davon.

Liebe Grüße
Harald
 



 
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