Marie-Luise Wendland
Mitglied
Das Trauma
Er war kein Nazi, war damals ein Kind.
Er folgte den Eltern, wie Kinder sind.
Bei Feierlichkeiten hob er den Arm
und sang die Hymne, ihm wurde ganz warm
ums Herze, sie war ja so wunderschön.
Man konnte gar Tränen im Aug glitzern sehn.
Und nach der Hymne, was kam dann da noch?
Er sang fast mit Inbrunst: Die Fahne hoch!
Das ist jetzt sein Trauma bis zur heutigen Zeit.
Und ist mit der Hymne man endlich soweit,
dann leidet er leider unter dem Zwang
und singt nun weiter, wie damals er sang.
Die Fahne hoch und die Reihen geschlossen,
so singt er sehr lautstark, ganz unverdrossen.
Man nimmt es ihm übel und weist ihm die Tür,
und niemand erkennt, er kann nichts dafür.
Er wird therapiert, drei Monate lang,
doch kein Psychiater vertreibt seinen Zwang.
Der Arzt schaut nun nach im Buche bei Freud,
doch der wurd verfolgt ja, in jener Zeit.
Er hat so gar nichts darüber geschrieben,
er wurde ja einst von den Nazis vertrieben.
So meidet der Mensch mit dem lästigen Zwang
nun jedwede Feier mit Hymnengesang.
Doch einmal vergaß er, zeitig zu gehen
und sang sein Lied ganz laut und im Stehen.
Und niemand sagte: „Das ist ja ein Hit.“
Jetzt sitzt er zur Strafe in Moabit.
Er war kein Nazi, war damals ein Kind.
Er folgte den Eltern, wie Kinder sind.
Bei Feierlichkeiten hob er den Arm
und sang die Hymne, ihm wurde ganz warm
ums Herze, sie war ja so wunderschön.
Man konnte gar Tränen im Aug glitzern sehn.
Und nach der Hymne, was kam dann da noch?
Er sang fast mit Inbrunst: Die Fahne hoch!
Das ist jetzt sein Trauma bis zur heutigen Zeit.
Und ist mit der Hymne man endlich soweit,
dann leidet er leider unter dem Zwang
und singt nun weiter, wie damals er sang.
Die Fahne hoch und die Reihen geschlossen,
so singt er sehr lautstark, ganz unverdrossen.
Man nimmt es ihm übel und weist ihm die Tür,
und niemand erkennt, er kann nichts dafür.
Er wird therapiert, drei Monate lang,
doch kein Psychiater vertreibt seinen Zwang.
Der Arzt schaut nun nach im Buche bei Freud,
doch der wurd verfolgt ja, in jener Zeit.
Er hat so gar nichts darüber geschrieben,
er wurde ja einst von den Nazis vertrieben.
So meidet der Mensch mit dem lästigen Zwang
nun jedwede Feier mit Hymnengesang.
Doch einmal vergaß er, zeitig zu gehen
und sang sein Lied ganz laut und im Stehen.
Und niemand sagte: „Das ist ja ein Hit.“
Jetzt sitzt er zur Strafe in Moabit.