Traumsteine

4,00 Stern(e) 1 Stimme

ENachtigall

Mitglied
Lieber Herbert

Sehr gelungen, finde ich, das Gedicht.

Müsste nicht aber auch die Zeile "in einer Zukunft ..." in der Vergangenheit stehen?

LG

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

beide Zeiten haben ihr Für und Wider. Von der reinen Erzähllogik hast Du recht. Wenn man aber den Aspekt betonen will, dass das LyrDu auch jetzt noch diese Zukunft vor sich sieht - schmerzvoll, dann ist auch die Gegenwartsform sinnvoll. Das war meine Intention beim Schreiben. Hältst Du dies für schlüssig?

Liebe Grüße

Herbert
 

ENachtigall

Mitglied
Hallo Herbert,

In einer Zukunft siehst Du Dich
die Dir der Ring verhieß
Die Zukunft, die "der Ring" verhieß, ist unwiederbringlich vergangen. Das Erlebte verändert auch den Blick. Was bleibt, ist die Sehnsucht nach der "gestohlenen Illusion", die auch Hoffnung war und das Warten, dass etwas Neues, Verheißungsvolles wächst, das Zukunftsillusionen tragen wird.

Diese Hoffnung nährt der Stein, der Fels ist, Wärme aufgespeichert hat, Halt gibt und gegenwärtig real stark ist.

So meine ich. Insofern ist es nicht "diese Zukunft - schmerzvoll", wie Du in deinem Kommentar schreibst, weil ein Leben ganz anders verläuft, wenn sich nur eine Kleinigkeit ändert. Zukunft darf deshalb in diesem Kontext grammatikalisch nur unbestimmt sein, sagt mir mein Sprachempfinden und eine Verstörtheit, die sich beim Lesen an der besagten Stelle auftat.

Die beiden Worte Traum und Stein ergänzen sich übrigens wunderbar in dieser Thematik und geben einen exzellenten Titel!

Schönen Sonntag, Dir und LG

Elke
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Elke,

darüber muss ich erstmal nachdenken. Auf jeden Fall tausend Dank für Deine intensive Auseinandersetzung mit diesem Gedicht, mit dem ich ein wenig Neuland betreten habe.

Liebe Grüße

Herbert
 

Mara Krovecs

Mitglied
Hallo Herbert,

mich hat der Titel gelockt, den ich auch für sehr gelungen halte, weil er sehr vielfältig interpretierbar ist ....
und Dein Gedicht enttäuscht nicht, es hinterlässt Dichte und Bilder ...

Mir fiel auch gleich Deine Zeitenwahl für:
in einer Zukunft siehst Du dich
auf.

Ich weiß , was Du meinst, wenn Du wie beschrieben den Gedanken herausschälen möchtest, dass Lyri diese nun nicht stattfindende Zukunft noch nicht wahrhaben kann ...

Dennoch bleibt an dieser Stelle bei mir der Gedanke haften: Sie(Lyri) weiß es doch besser .....so traurig wie es ist.

Okay, ich hab`s nochmal gelesen und jetzt kann ich mich noch besser einfühlen in das, was Du meinst.Du führst uns (Leser) praktisch bis zu dem Punkt, bis zu dem Lyri den Augenblick verdrängt, der sich aber unerbittlich in den letzten beiden Zeilen offenbart.

Vielleicht gibt es irgendeine Möglichkeit, dieses plötzliche Eindringen der Realität in der vorletzten Strophe etwas deutlicher zu machen.... spontan habe ich keinen Vorschlag ...

Herzliche Grüße aus dem Norden

Mara
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Mara,

vielen Dank für Deine Gedanke zu diesem Gedicht. Die Zeiten, die Zeiten, manchmal braucht man sie mehr, als man denkt... Du hast völlig recht, dass ich versucht habe, die Gedankengänge des LyrDu nachzustellen. Dabei verschwimmt doch häufig die rein logische Abfolge der Ereignisse, man ist irgendwo im Niemandsland zwischen Vergangenheit und Zukunft.

Ich denke, ich werde das Gedicht zunächst so belassen, wie es ist. Wenn mir noch eine gute Idee kommt, wie ich "dieses plötzliche Eindringen der Realität in der vorletzten Strophe etwas deutlicher" machen kann, kann ich es ja noch einbauen.

Liebe Grüße

Herbert
 



 
Oben Unten