Traumtal

anemone

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Anfang
„Wo befindet sich dieses Tal?“ wollte Benny wissen, doch so genau konnte ich es ihm auch nicht sagen, ich wusste nur, dass es hier in der Nähe sein musste. Es war nicht unbedingt mein Ding hier oben zwischen den Felsen im unwegsamen Gebiet herumzukraxeln. Schließlich war meine Kleidung nicht gerade die beste Ausstattung für solche Touren. Ich hatte Sandalen an den Füßen und musste befürchten, dass jeden Moment der dünne Schuhriemen reißt und überhaupt konnte ich diese Fußbekleidung vergessen. Sobald ich wieder zu Hause wäre, konnte ich sie in die Tonne schmeißen.

Es war ohnehin verrückt gewesen von mir, diese Sache mit dem Traum ernst zu nehmen und jetzt hatte ich auch noch Benny mit in die Sache hineingezogen, das war das allerärgste. Es wurmte mich, das alles und ich hätte die Geschichte liebend gerne abgehakt und vergessen. Doch jetzt war es zu spät. Es hatte sich so ergeben, weiß auch nicht warum. Es ergab sich wie von allein.

Benny besuchte mich nach langer Zeit mal wieder, er war mein jüngster Bruder, ein Nachkömmling und Mutter wusste ihn bei mir sicher aufgehoben. Ich hatte in der Nacht einen Traum und erinnerte mich kaum an die Worte, die ich zu Benny sprach, doch sie lösten bei ihm einen Riesen-Freudenwirbel aus und er sprang durch die Gegend und packte mit mir Proviant zusammen, um auf eine Tour zu gehen, da oben irgendwo zwischen den Felsen. Nun plagte mich mächtig das Gewissen: Wie konnte ich nur!

Ich kannte mich mit Bergtouren überhaupt nicht aus und als sogenannter Flachlandtiroler hatte ich die Berge, die jetzt unmittelbar vor meiner Tür lagen immer gemieden und gerade das war es, was Benny so anziehend fand. „Sag bloß, du warst noch nie dort?“ und er zeigte mit seinem Arm in die Richtung auf die kahlen Felsen, die am Horizont vom Wohnzimmerfenster aus in den Himmel ragten. Ein wenig schämte ich mich sogar, denn das durfte ich wirklich keinem erzählen, dass ich jetzt schon zwei Jahre hier lebte und wohnte und es noch nie mein Wunsch war, das zu sehen, was in meiner unmittelbarer Nähe reichlich vorhanden war und es zu ergründen und erforschen. Da war Benny doch ganz anders, es erweckte seine kindliche Neugierde und er steckte mich damit an. „Was soll es?“ dachte ich nur und ließ mich von ihm anstecken. Heute wartete keiner auf mich. Wir schwangen uns auf die Fahrräder und fuhren auf die Felsen zu. Benny war nicht zu bremsen, es konnte alles nicht schnell genug gehen.

Ja, dieses Tal von dem ich in der Nacht geträumt hatte! Ich konnte mich jetzt kaum noch daran erinnern. Ich wusste nur: Ich wollte so schnell wie möglich aus diesem Felsendschungel hinaus, während Benny noch keine Anzeichen von Müdigkeit zeigte. Wenigstens hatte er festes Schuhwerk an den Füßen und es machte ihm überhaupt nichts aus den schweren Rucksack zu schleppen, während ich immer wieder eine Rast vorschlug, allein um die Last des Rucksacks für ihn erträglicher zu machen.

Durch die anstrengende Wanderung begann ich langsam meinen Traum zu vergessen, ich war so sehr damit beschäftigt die Füße auf festem Untergrund aufzusetzen, um keine Gesteinsbrocken zu lösen, so dass es mich davon abhielt mich weiterhin in diesen Traum hineinzusteigern. Nicht aber so Benny, dem ich zu Hause von diesem Traum erzählt hatte. Er begeisterte sich brennen dafür und suchte ernsthaft dieses Tal, von dem ich ihm anschaulich berichtet hatte. Wenn ich ehrlich bin: Ich glaubte nicht mehr daran! Ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben, es jemals zu finden. Der Junge jedoch hatte sich jede Einzelheit meines Traums eingeprägt und suchte danach. Ich mochte nicht mehr suchen, ich konnte und wollte es nicht mehr. Gerade überlegte ich und sah mich um, ob es nicht in der Nähe möglich war wieder einmal eine Pause einzulegen, um Benny das Gewicht des Rucksacks zu erleichtern, als der Junge plötzlich in Jubel ausbrach. Er riss beide Arme in die Höhe und rief mir zu: „Da ist es, wir haben es gefunden!“ Er sah sehr glücklich dabei aus. Misstrauisch äugte ich in die Richtung, in der seine Hand zeigte. Du lieber Himmel! Wie weit das noch war! Da wären wir sicher noch Stunden unterwegs! Benny sah das nicht so und mit meiner Rast brauchte ich ihm jetzt nicht zu kommen. „Die legen wir dort ein und wir werden dort auch ein Lagerfeuer machen!“ Mir wurde es schlecht bei dem Gedanken daran. Nie und nimmer würden wir es am gleichen Tag schaffen, nach Hause zu kommen. Wir hatten das Tal ja noch lange nicht erreicht! Benny lief jetzt noch schneller als zuvor und ich trottete möglichst seinen Fußspuren folgend hinterher. Für ihn war es ein Abenteuer, wie in einem Buch und er erhoffte sich dort etwas Besonderes: Ungewöhnliche Dinge würden dort passieren! Da hatte ich etwas angestellt!

Mit meiner letzter Kraft gelangten wir dort unten an und ich war froh darüber, endlich wieder auf sicherem Boden zu stehen. Sogleich setzte ich mich auf einen Felsbrocken und nahm meine Füße aus den Sandalen, deren Riemen mir ins Fleisch schnitten. Ich massierte meine Knöchel, während Benny damit beschäftigt war Holz zusammen zu suchen, um ein Lagerfeuer anzuzünden. Er war immer noch putzmunter und ich beneidete ihn um seine Kondition.

Benny rief immer und immer wieder: „Sowas, dass wir dieses Traumtal gefunden haben!“ und dabei wollte er von mir nähere Einzelheiten wissen. Ich jedoch erinnerte mich an gar nichts mehr und seine Fragerei nervte mich sehr. Während ich damit beschäftigt war unser Abendbrot herzurichten, die Grillwürstchen auszupacken und auf den aus Steinen von Benny erbauten Grill zu legen, schaute ich mir das Tal genau an. Ja, es kam mir so vor, als wäre ich hier schon einmal gewesen, was jedoch unmöglich sein konnte. Das musste ich Benny erzählen, der daraufhin wie ein Wiesel von einer Ecke in die andere lief immer auf der Suche nach Eidechsen, von denen ich gesprochen hatte. Ich ärgerte mich darüber, dass ich vergessen hatte mein Handy einzustecken. Wir hätten es in dieser Einöde sicher gut gebrauchen können. Aber wer weiß wozu es gut war, sonst hätte Jörg sich wohlmöglich noch nach uns auf die Suche begeben. Ich hatte beim Verlassen der Wohnung nur einen Zettel auf den Tisch gelegt:
„Wir machen eine Fahrrad/Bergtour“.

Mir gingen Gedanken durch den Kopf, wie wir hier die Nacht verbringen sollten, so ganz ohne Kissen oder Luftmatratze. „Lass uns Blätter zusammen suchen, auf denen wir diese Nacht schlafen können, Benny!“ Die Grillwürstchen schmeckten uns hervorragend, sahen jedoch recht unappetitlich aus.

Wir legten uns schon bald nach dem Essen zur Ruhe, doch ich konnte nicht einschlafen. Zum einen fehlte mir die Zudecke und ich spürte die Kälte der Nacht in allen Gliedern, zum anderen flößten mir die Geräusche der Tiere ein Unbehagen ein, das mir fremd war. Benny hatte das Feuer brennen lassen und schlief wie ein Ratz. Nun brannte es langsam nieder und ich überlegte, ob ich noch Holz nachlegen sollte, als ich ein seltsames Geräusch vernahm.
Es war keine von den Eidechsen, denen Benny immerzu auf den Fersen war, nein, es musste ein schwereres Geschöpf sein, das dieses Geräusch verursachte. Ich konnte im letzten Schein der brennenden Asche die nähere Umgebung überblicken, doch das Geräusch kam aus dem Hintergrund. Angestrengt versuchte ich in die Dunkelheit zu starren, doch ich erkannte nichts. Ein seitlicher Blick auf Benny bestätigte mir, dass der Junge von alldem nichts bemerkte, er schlief immer noch tief und fest. Ich verhielt mich ganz ruhig und wagte es kaum zu atmen, doch meine Ohren waren angespannt und vernahmen jede Kleinigkeit an Veränderung in diesem Augenblick. Ich hörte jetzt deutlich Schritte, aber sie flößten mir keine Angst ein. Es war mit Sicherheit nicht das Bewegen eines großen Tieres oder einer schweren Person. Nein, es waren leichtfüßige Schritte, die sich dem verkokelten Feuerschein zu nähern schienen.
Fortsetzung
 

jon

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Entschuldige bitte, annemone: Aber das Ganze wirkt stilistisch / erzählerisch und inhaltlich noch sehr "roh" (,von der Rechtschreibung red ich mal gar nicht, sie ist nur ein kleiner Teil dieses Eindrucks).

Hier ein paar Grund-Probleme, die mir auffielen:
* Es ist nicht plausibel, wie jemand in Sandalen auf eine Bergtour (zumal zwischen Felsen!) gehen kann.
* Wo sind die Fahrräder abgeblieben?
* Nachkömmling? Nachzügler!
* „...kahlen Felsen, die am Horizont vom Wohnzimmerfenster aus in den Himmel ragten...“ ? Kahle Felsen am Horizont - ok. Aber kahle Felsen, die von Wohnzimmerfenster aus in den Himmel ragen?
* „...Ich ärgerte mich darüber, dass ich vergessen hatte mein Handy einzustecken. Wir hätten es in dieser Einöde sicher gut gebrauchen können. Aber wer weiß wozu es gut war, sonst hätte Jörg sich wohlmöglich noch nach uns auf die Suche begeben...“ Die Logik versteh ich nicht: Sie geht los, ohne Jörg (auf dem Zettel) anzudeuten, dass es eine Mehrtagestour werden könnte. Sie hat kein Handy dabei, so dass sie ihm nicht Bescheid sagen kann, dass sie und Benny im Tal übernachten, es ihn aber ansonsten gut geht. Wenn Jörg also nach Hause kommt und erfährt, dass die beiden in die Berge wollten, und sieht , dass sie noch nicht zurück sind, und er auch sonst kein Lebenszeichen erhält – da bleibt der Typ zu Hause und macht sich nicht auf die Suche???? Hat der schon immer nach einem Weg gesucht, die beiden los zu werden, oder was?
*„... Ich glaubte nicht mehr daran! Ich hatte die Hoffnung längst aufgegeben, es (das Tal) jemals zu finden....“ – Ach, sie hat schon mal danach gesucht! Ich dachte, sie war – obwohl sie schon seit zwei Jahen hier lebt – noch nie in den Bergen – wo also hat sie gesucht? In ihrem Vorgarten??
* ...UND UM WAS FÜR EIN VERDAMMTES TAL GEHT ES EIGENTLICH??? Ein geträumtes – so viel hab ich durchaus mitgekreigt – aber wieso kommen die Erzählerin und Benny auf die bizarre Idee, es zu suchen? Wenn ich (mehrmals? ich glaub es war nur von einer Nacht die Rede) von einem... sagen wir: Baum träume, zieh ich doch auch nicht los, ihn zu suchen! Mitten im Wald (bzw. EIN Tal mitten im großen Gebirge). Ohne überhaupt zu wissen, dass er (es) tatsächlich existiert, geschweige denn wo er (es) ist. Und dann noch den kleinen Bruder auf eine so ungewisse Tour mitnehmen! Entschuldige bitte, aber: Tickt die Frau noch ganz richtig?

Liebe annemone, ich will dich sicher nicht beim Gedanken-strömen-lassen bremsen, aber… könntest du dich für solche Texte bitte mit der Schreibwerkstatt anfreunden?
 



 
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