Trübe Herbsttage

Rügenrabe

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Trübe Herbsttage

An Novembertagen
sich Wolken sammeln
diese werden Regen bringen

der Wind mit den Bäumen
feiert rauschende Feste
weit hin zu hören ist ihr singen.

Das Laub dazu tanzt
einen wilden Reigen,
unterstützt vom Windhosenschweif,
jener trägt sie weit fort,
diese hilflosen Schönen,
sie erstarren im frostigen Reif.

Die See tobt sich aus
zur herbstlichen Zeit,
ihre Wellen sind groß und schwer,
sie erstürmen den Strand
erobern ihn weit,
aber geben diesen immer wieder her.

Boote vertaut im Hafen liegen,
sie zerren nervös an den Leinen,
es sieht aus, wenn der Regen -
von deren Masten tropft,
als würden um ihr Schicksal sie weinen.

Dies soll sein keine Klage
über wonnelose Tage,
jene gehen - irgendwann vorbei,
die Schönheit vom Herbst –
läßt Freude aufkommen
eine Freude die froh und frei.

Horst Husner
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Rügenrabe,

Dein Gedicht titelt 'Trübe Herbsttage', aber was dann kommt, ist alles andere als 'trüb', sondern fast schon orgiastisch.
Als Reisender, der sich auf die 'schönen Tage' am Meer beschränkt, wird man von der Schönheit der entfesselten Natur nicht viel mitbekommen, und um so schöner finde ich, dass Du hier Ahnungen davon gegeben hast.
Das Bild von den 'nervösen Booten' gefällt mir gut, wenn auch der Vers insgesamt etwas sperrig daher kommt - dabei ist die Aussage ein schönes Bild, als würde der Tanz der vertäuten Boote ein physischer Drang sein, sich dem Brausen zu übergeben und die angesammelten Regentropfen sind ihre Tränen der Frustration.
Da ich hier gar kein Reimschema feststellen kann (ich bin aber auch kein Profi), könnte man auch mit einer Umstellung das Bild eingängiger machen:

(...)
wenn der Regen von ihren Masten tropft
sieht es so aus
als würden sie um ihr Schicksal weinen.

Boote vertaut im Hafen liegen,
sie zerren nervös an den Leinen,
es sieht aus, wenn der Regen -
von deren Masten tropft,
als würden um ihr Schicksal sie weinen.
Die letzte Strophe ist irgendwie 'für sich' geschrieben - da werden keine Bilder gemalt, sondern das sind eher so Ego-Aussagen, eine andere, bewertende Perspektive, und da es in dem Gedicht ansonsten um starke Bilder geht, halte ich sie für verzichtbar. Du hast mit den Bildern schon klar gestellt, dass es viel Arten von Schönheit gibt, auch und gerade am Meer.

Liebe Grüße
Petra
 



 
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