Tür am Roten Ufer

Max Neumann

Mitglied
Ich komme aus einer Tür
Bin noch da
Wenn du nicht da bist

Die Schatten von Eden werfen Figuren
Silbern leuchten sie auf den Straßen
Überall fällt Regen
Wenn du nicht da bist

Ich rannte durch eine Tür
Im Bauch der Stadt
Auf der Flucht vor Zuneigung
Konnte die Güte der Augen nicht ertragen

Radiergummis in den Pupillen
Wangen wie Sandpapier
Hundefell

Lieblingsorte finden sich in
Handbewegungen

Flüchtig, vergessen, ungesehen, in Zeiten des Erfassens und Speicherns

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Du bist nicht am Roten Ufer
Jeder Nachtanbruch führt dich zu mir und entfernt dich
Komm näher, mein Vergessen, damit wir zusammen in den Wellen des Roten Ufers entschlafen

Nachdem wir auf schwarzweißen Fotos durch Nächte tanzten

Alles, was ich war, schenkte ich dir, damit du daraus den Wunsch des Friedens erfüllen würdest — ich bat aber nicht darum, sondern schenkte dir alles, wer ich war, damit wir zusammen durch eine Tür gingen.
Diese Tür steht am Roten Ufer.

Vor langer Zeit trat ich durch diese Tür hindurch, bei Nachtanbruch, am Roten Ufer, mein Herz in Frieden.

Komm näher. Komm mit mir zu dieser Tür.
Ich bin da jetzt. Die Nacht bricht an.
 

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Mitglied
Hi, Max!

Den ersten Teil finde ich großartig! Besonders

Radiergummis in den Pupillen
Wangen wie Sandpapier
Hundefell
Der zweite Teil ist sprachlich für mein Empfinden ein zu starker Bruch. Und auch inhaltlich viel zu "konkret" und etwas ausufernd (wenn klar ist, was ich meine).
Ich persönlich hätte mir auch da mehr Spielraum für mich als Leser gewünscht. Und eine ähnliche Dichte in der Sprache wie in Teil eins.

Auf jeden Fall aber gerne gelesen (wie immer).
Liebe Grüße,
Claudia
 

Max Neumann

Mitglied
Hallo Claudia,

danke für dein Feedback. Ich habe noch einmal darüber nachgedacht und heute das Gedicht sowie dein Feedback erneut gelesen. Aktuell komme ich zu dem Schluss, dass der erste Teil klar lyrisch erkennbar ist, während der zweite Teil eindeutig Prosa ist.

Die Verbindung dieser beiden Teile macht es für mich spannend, gerade weil sie so unzugehörig wirken. Natürlich könnte man auch sagen, dass diese Unzugehörigkeit in Bezug auf die Form – nicht auf den Inhalt – vielleicht nicht ganz passt. Andererseits hat sie gerade dadurch einen gewissen Reiz.

Ich lasse es jetzt einfach so stehen und wünsche dir einen schönen Tag!

Viele Grüße
Max
 



 
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