Tulpen

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nisavi

Mitglied
Das Helle der schneelosen Wintertage hat sich in den Tulpen gefangen. Es schimmert dort zart und unverdrossen. Trotzig.
Dabei besteht kein Zweifel: auch dieses letzte Licht welkt.
Hinter der Stirn: Kinderlachen, gekettet an die Hänge des Kaukasus.
Im weiß gekalkten Zimmer knüllt sie Jahre zusammen, wie vollgeheulte Taschentücher. Chronologie geht dabei verloren. Selbstverständlich. Ereignisse geraten aneinander. Erinnerungen verlaufen in Wasserfarben.
Die Blütenblätter, die in unregelmäßigen Abständen zur Erde gleiten, rascheln: GEH.
Rotgeäderte Augen bedeuten : BLEIB.
Der Greif breitet seine Schwingen. Fliegt heran. Dabei ist die Leber längst zerfressen. Geröll donnert zu Tal.
In den Duft der Blumen mischt sich Bittermandelaroma. Eine der Tulpen verliert ihr letztes Blütenblatt.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Nisavi,

das ist Kurzprosa, bei der jedes Wort sitzt. Sie lässt mir Spielraum zu eigenen Interpretationen und lenkt doch gleichzeitig mein Denken in eine bestimmte Richtung. Einzig bei:
Geröll donnert zu Tal.
bin ich mir nicht ganz sicher.

Liebe Grüße
Franka
 

nisavi

Mitglied
hallo franka,

danke für deinen kommentar.

meinst du, man könnte den geröllsatz ganz weglassen?

(er soll das kaukasusbild fortführen, gleichzeitig das "bergab" andeuten und so gewissermaßen dem fall des
blütenblattes vorausgehen.)

lg
n.
 
G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Hallo Nisavi,

vielleicht andere Wörter finden, Geröll und donnern klingt für Blütenblätter zu hart. Mal als Idee: Eine Lawine stürzt zu (ins) Tal.
Oder wirklich einfach streichen.

Liebe Grüße
Franka
 



 
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