Turbulenzen

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Vera-Lena

Mitglied
Turbulenzen

Es hat die Nacht die Stürme ausgesendet,
sie bläst hinweg nicht nur die reife Frucht,
ergreift, eh eine Stunde sich vollendet,
auch Halb-Erblühtes, sprengt in ganzer Wucht,
was lebensvoll sich in die Nacht gebettet,
sein Zutraun in den Erden-Ort geschmiegt;
unwissend, welchem Unheil es verkettet,
in wessen Zorn des Leides Urgrund liegt.

Es treibt der Fluss den Schmerz ins Meer hinunter.
Kein Dach schützt dich, kein Balken ist mehr dein.
Am Morgen bleicht der Himmel und darunter
bist du dir selbst lebendiges Gestein.
 

Joneda

Mitglied
Liebe Vera - Lena,

eine schreckliche Erinnerung,
eine traumatische Tatsache,
in Burma Wirklichkeit
und supertoll geschrieben.

Liebe Grüße
Joneda
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Joneda,

ich musste es mir jetzt mal von der Seele schreiben. Ich habe bis heute Nacht um 2.00 Uhr daran gesessen und heute Morgen noch ein wenig korrigiert. Es hilft wirklich keinem, wenn man so etwas schreibt, vielleicht nur einem selbst. Aber trotzdem, ich wollte das irgendwie in Sprache fassen.
Danke für Deine Antwort!

Dir ganz liebe Grüße!
Vera-Lena
 

Joneda

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

dazu bist Du doch Schriftstellerin,
um Sachen niederzuschreiben,
die Dich berühren.

So trägst Du Deine Gedanken
in die Welt und andere können
leise darin lesen und ihre Welt
darin spiegeln.

Es ist doch schön,
berührt zu werden
und zu berühren.

Liebe Grüße :)
Joneda
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Joneda,

Du hast schon Recht, ein Chronist sollte da sein, wenn so schreckliche Dinge wie der Zyklon in Myanmar geschehen, dessen Ausmaße ich mir nur verdeutlichen kann, wenn ich mich an den 2. Weltkrieg erinnere, den ich im Alter von sieben Jahren noch in Berlin miterlebt habe.

Aber ich möchte noch einmal auf das zurückkommen, was Waldemar Hammel kürzlich im Forum Lupanum geäußert hat und worin ich völlig mit ihm übereinstimme: Ein Text wird erst dann zum Kunstwerk, wenn er inhaltlich irgendetwas aussagt, das über das eigentlich beschriebene Geschehen hinausweist.

Da Du mich jetzt noch einmal so lieb angesprochen hast, habe ich mir meinen Text auf diesen Gesichtspunkt hin noch einmal angesehen.

Ja da gibt es diese Zeile:[blue]"Es treibt der Fluss den Schmerz ins Meer hinunter."[/blue] Hier tut sich eine Hoffnung auf. Diese Stelle könnte man so interptetieren, dass Schmerzen nicht dazu angelegt sind, sich dauerhaft im Menschen zu verankern, sondern dass der Mensch durch den Schmerz hindurchgeht, ihn verarbeitet und ihn dann loslässt.

Das wird in diesem Falle viele Jahre dauern, denn hier wurden nicht nur physische Schmerzen erlebt, das seelische Leid wird den größeren Raum einnehmen, wenn das tägliche Leben erst einmal wieder gesichert ist. Heimat wurde verloren, Angehörige wurden verloren usw.

Ja, auf diese eine Zeile hin, denke ich ist der Text aus sich selbst gerechtfertigt, hier in der LL stehen zu können. Anderenfalls hätte ich ihn heute herausgenommen.

Es treibt der Fluss den Schmerz ins Meer hinunter. Möge allen Betroffenen diese Erfahrung geschenkt werden!

Ich danke Dir herzlich, dass Du mich noch einmal zum Nachdenken gebracht hast, liebe Joneda.

Ich ich wünsche Dir einen frohgemuten Tag. :)
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Joneda

Mitglied
Liebe Vera-Lena,
das Allgemeine kann nur berühren,
wenn ich es im Einzelnen finden kann
und so ist jedes Schicksal mir Zuhause,
da ich ein Mensch bin.

Doch ein Kunstwerk,
wird es durch den Betrachter,
der in jeder Spur ein Ding sieht
und ich sehe so viel.

Eins lass mich Dir noch sagen,
eine Erkenntnis einer weitgereisten Freundin,
wir können nur unsere Probleme lösen
nicht die von anderen.

Und das liebe Vera-Lena sollten wir tun.
In diesem Sinne,
herzlichen Dank und
eine liebvolle Zeit Dir
LG Joneda
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Joneda,

danke Dir! Da hast Du bei mir echt einen Nerv getroffen, und das bekomme ich öfter zu hören, dass man die Probleme anderer nicht lösen kann, sondern nur die eigenen. Ja, das ist ganz sicher so. Ich habe nur immer eine so tiefe Sehnsucht in mir, dass Frieden und Genügsamkeit auf die Erde kommen sollte. Deshalb schreibe ich auch meistens Texte über harmonische Dinge, damit wenigstens über ein paar Worte ein wenig von dem ausgesät wird, was ich mir so sehr wünsche.

Danke, Du hast wirklich eine Gabe, das gute Wort zu finden.:)))

Dir alles Liebe
Vera-Lena
 

HerbertH

Mitglied
Liebe Vera-Lena,

Dein Gedicht hat mir wirklich gut gefallen.

Die erste Strophe ist fast noch zu 'zahm' angesichts
des Grauens, die zweite läßt den Leser dann aufgrund der
drastischeren Bilder wirklich betroffen werden.

Aber vielleicht hast Du ja dies bewußt als Steigerung aufgebaut?

Liebe Grüße

Herbert
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Herbert,

in der ersten Strophe war mir das Überraschungsmoment wichtig. Wie vertrauensvoll der Mensch sich auf der Erde bewegt und sich nicht vorstellen kann, dass plötzlich Mächte mit einer derartigen Zerstörungswut über ihn hereinbrechen können. Das wollte ich zuerst beschreiben, um den Kontrast zu dem Folgenden deutlich zu machen.

Danke für Deine Antwort und Bewertung.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 
T

Thys

Gast

...und sich nicht vorstellen kann, dass plötzlich Mächte mit einer derartigen Zerstörungswut über ihn hereinbrechen können.


Und das hast Du gut gemacht Vera-Lena. Weil das genau ein Riesenproblem bei Mensch ist. Er kann sich nur seine Gewohnheit immer gut vorstellen und bildet sich ein, dass dieses Gewohnte immefort so weiter bestehen wird. Das ist aber ein Trugschluss.

Gruß

Thys
 



 
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