UKG - das Drama beginnt

Digitorum

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Gleißendes Licht durchdrang die Räume der Gerontopsychiatrie, es spendete ungeahnte Wärme und überflutete jeden Einzelnen mit unendlicher Liebe. Gleichzeitig erfüllte der Klang goldener Fanfaren die Luft. Jeder einzelne Ton war angestimmt in absoluter Präzession und jungfräulicher Reinheit. Die Fanfaren verkündeten die Ankunft der Besten der Besten aus dem Kreis der Motiviertesten. Und so öffnete sich wie von Zauberhand das Portal zur Station, und es schwebte hinein die einzige wahre Prinzessin Chaka. Aus schmerzgeplagten alten Frauen wurden agile Damen, die Laute der Verzückung von sich gaben. Alte depressive Männer verwandelten sich in stattliche Recken, als sie der wahren Gestalt von Güte und Führungsstärke gewahr wurden. Ja, selbst die hartgesottenen Pflegenden der Gerontopsychiatrie konnten die Tränen der Freude nicht unterdrücken. Aber wieso sollten sie dies auch tun? Ihnen wurde die Ehre zuteil, Prinzessin Chaka anwesend zu haben. Prinzessin Chaka, Verkünderin der Absoluten Wahrheit, Quell aller Weisheit und geehrtes Mitglied der Klinikleitung.

Mit kleinen, grazilen Schritten näherte sich Prinzessin Chaka, aka Nele Zankzahn, dem Dienstzimmer. Ohne auch nur ein Wort zu sagen, wussten alle Pflegenden, dass sie sich zur Huldigung versammeln durften. Mit dem nur denkbar strahlendsten Lächeln wurden sie alle im Dienstzimmer begrüßt. Als alle sich versammelt und Platz genommen hatten, wussten sie, dass ihnen nun eine große Ehre zuteil werden würde. Die Vice-PDL höchstpersönlich würde zu ihnen sprechen. Sie alle spürten es. Sie wussten es. Sie sehnten sich regelrecht nach den Worten, die sie alle aus dem finsteren Abgrund der Unwissenheit befreien würden. Also gierten sie nach dem, was nun kam.

Sich der vollen Aufmerksamkeit bewusst, die nun auf ihr ruhte, begann Prinzessin Chaka zu verkünden, dass die Bereichspflege Einzug halten solle in Unsere Kleine Gerontopsychiatrie. Und wie genau dieses Drama seinen Lauf nehmen solle, das beschrieb sie gleich mit.

Prinzessin Chaka genoss es, von ruhmreichen Zeiten zu faseln, von beeindruckenden Leistungen, die erbracht werden, vom Image, welches sich die Pflege erarbeiten werde, und wie die Pflegenden die Ärzte und anderen Therapeuten beeindrucken werden. Sie sprach von Ruhm und Ehre, von Ansehen und Prestige, davon, wie sie andere überflügeln und übertreffen werde.

Und während sie all ihre Ideen in den schillerndsten Farben ausschmückte und sich von Satz zu Satz selbst übertraf, begann das strahlende einnehmende Licht zu verblassen. Der Himmel selbst schien sich zu entfärben, die zarten Wolken hingen nur noch wie grauschlierige Flecken am Firmament. Jeder Farbtupfer büßte seine Leuchtkraft ein und verwandelte sich in ein nichtssagendes Etwas. Auch die Fanfaren verstummten und wurden durch einen bedrohlichen Singsang ersetzt, der so leise und doch so hartnäckig war, dass er sich in jedermanns Hinterkopf festsetzte. Mit jedem Wort saugte Prinzessin Chaka die Lebenskraft und Freude aus ihren Zuhörern ab und offenbarte so mehr und mehr ihren wahren Charakter. Und als sie von dannen schwebte, ließ sie nur einen desillusionierten Haufen zurück, der nicht wusste, wie ihm geschah.
 



 
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