umstülpung

5,00 Stern(e) 4 Bewertungen
  • Ersteller Gelöschtes Mitglied 15780
  • Erstellt am
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
umstülpung


die du in frühlingssäften quillst
des lebens blinde wahrheit
dir leihe ich mein aug und ohr
die stimme und den warmen flor
der farben: aller sinne chor
erblüht in dir so wie du willst
zu todes letzter klarheit

den schönen schein der dich verbirgt
kannst du in deiner reinheit
nicht einmal ahnen: dich umstellt
die knospenhülle meiner welt
und spannt ein enges seelenzelt
aus traumgespinst und nacht gewirkt
um deine sternenfeinheit

zerreisze nicht zu schnell mein herz
wenn du von amselliedern
getränkt vor wonne überflieszt
die morgenwolken übergieszt
bis dass all deine kraft verschieszt
und ich geblendet stumm vor schmerz
dir nichts mehr kann erwidern

vielleicht wirst du dann auch für mich
die neue welt durchscheinen
wenn ich in deinen schosz gebannt
erkeime dunkel unerkannt
von deiner sinnengier umbrannt
ein brunnen voll von schlaf für dich
in dem wir uns vereinen
 

Tula

Mitglied
Hallo Hansz
des Lebens blinde Wahrheit ... verborgen hinter schönem Schein, rein und tief und mitunter schmerzend ...

Durch und durch schön und zum Sinnieren. Ob wir es wirklich vermögen, uns mit ihr zu vereinen ... muss sich jeder selbst 'herausglauben' ;)

LG
Tula
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Dankeschön den hohen Wertern!

Danke auch Mikevandyke, Trist und Tula für die Kommentaranmerkungen!

Ich denke noch über Dein Eintauchen in den Text nach, Tula.
Ich lese es, glaube ich, vielleicht etwas anders als Du, vielleicht auch gar nicht wirklich anders, das hängt vom Umstülpungs-Umbruch in der Mitte ab:

"des lebens blinde wahrheit" ist zunächst extrem eigenschaftslos, hat keine Empfindung, ist so abstrakt wie Kants "Ding an sich" oder die göttliche Substanz neuplatonischer Pantheisten, die nichts ist als "das Eine".

Der "schmerz" (um Gottes willen! auch noch auf "herz" gereimt ...) liegt nicht in dem sternenfeinen qualitätslosen Punkt, um den sich die Erscheinungswelt symmetrisiert, ja nicht einmal in der Schmetterlingspuppe des "Ich" (in der Absolutheit, die es bei Fichte und Schelling gemäß der Kantinterpretation im "System des transzendentalen Idealismus", 1800, hat, wo die ganze Welt daraus hervorentwickelt wird, bevor sie 1807 in Hegels "Phänomenologie des Geistes" ausschlüpft) -
sondern in der Erscheinungswelt, in der Empfindung, im Weltinhalt des Seelenraums.

Und nun wird diese Urmonade umgestülpt.

Ich muß darüber nachdenken, selbst nach fast vier Jahrzehnten noch.

grusz, hansz
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Habe meinen (vorigen) Beitrag ein wenig geändert, Tula.

grusz, hansz
 



 
Oben Unten