Und ewig plärrt der Rasenmäher

Maria Braig

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Samstagmorgen auf der Terrasse. Vermutlich wäre ich noch nicht hier, wenn nicht, wie wir gestern schon vermutet haben, seit frühmorgens, für Samstag extrem frühmorgens, im Nachbargarten der Rasenmäher lärmte. Ein Mietshaus, das diese Arbeit an irgendjemanden vergeben hat und dieser Jemand hat vermutlich noch eine andere Arbeit und kommt deshalb fast immer am Samstagmorgen, wenn andere Leute schlafen wollen. Wäre ja schön, wenn der Rasen mähende Mensch mit seinen dicken Ohrschützern auf dem Kopf, mich damit zu einer Phase höchster Kreativität erweckt hätte, die ich sonst schlafend verpasst hätte. Aber leider habe ich nicht derartige Ohrenschützer und bin seinem Lärm hilflos ausgeliefert. Alle paar Minuten (oder Sekunden?) hält er an und schüttet den vollen Grassack in die Tonne. Bei laufendem Motor selbstverständlich, und dann geht’s wieder weiter. Diese Höllenmaschine treibt jeden Gedanken, jede Idee und jede Fähigkeit zur Konzentration aus meinem Kopf. Jetzt redet er auch noch plötzlich vor sich hin, hört er Stimmen, mit denen er spricht oder hat er ein Headset? Oder redet er nur dem Rasenmäher gut zu? Jedenfalls muss er ziemlich laut sein, um stimmliche Oberhand zu gewinnen. Vermutlich ist es deshalb zu anstrengend, denn er hat wieder aufgegeben und ich muss mich wenigstens nicht mehr von zwei Lärmquellen ablenken lassen. Und eigentlich müsste er auch bald mal fertig sein, so groß ist der Garten doch gar nicht. Allerdings weiß man nicht, was dann folgt. Es gab schon Tage, da griff er anschließend zur Heckenschere und machte alles lautstark nieder, was es irgendwie geschafft hatte, ein wenig Grün und Sichtschutz zu bilden.

Da kniet der Mann plötzlich vor der Maschine. „Ach Ingo“, höre ich, dann steht er auf und weiter geht’s. Also besitzt dieses lärmende Etwas eine Seele und muss hin und wieder psychologisch betreut werden, verlangt nach Zuspruch? Die beiden ziehen weiter ihre Runden durch Nachbars Garten.

Es ist Samstagmorgen und der Rasenmäherlärm findet kein Ende. Ach Ingo!
 



 
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