Und immer wills zurück ...

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Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Tja, ich weiß auch nicht recht. Deswegen habe ichs eingestellt, weil ich wissen wollte, ob ich diesmal nicht völlig danebengegriffen habe.
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Patrick, hier stehe ich trotz einer guten Stunde des Nachdenkens vor einem Rätsel.

statt eines Kommentares-dies:

An der Grenze der lyrischen Verklausulierung wächst die Blume
Der autorenschaftlichen Einsamkeit

lg
Ralf
 
G

Gelöschtes Mitglied 21114

Gast
Hi Ralf Langer,
der Aphorismus triffts! Wer ist der Autor? Du? Ich bitte um die Genehmigung, ihn zitieren zu dürfen.
Gruß Joe Fliederstein
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Merkwürdiges, vielleicht nicht wirklich merk-würdiges Abseits der Diskussion.

Ralf, Du bist ein alter Hase und weißt ganu genau, daß die Dichter in der Leselupe in der Regel keinen Verlag haben, keine Kommunikation (mindestens) von Lektor und Autor, sondern nur 1. sich selbst, das kann man Einsamkeit nennen, und 2. die Handvoll Lesersterninnen der Lelu.

Nun handelt es sich hier um kommunikative Akte, bei denen die Handvoll Leser frei ist, in die vorgeschlagenen Sprachkunstwerke einzutauchen, um sie zum Leben zu erwecken. Wenn es Gedichte sind. Erste Lesersternin ist immer die Autorsternin. Denn natürlich steht auch die scheinbar einsame Dichterseele in der Auseinandersetzung der Gedanken, die per se kommunikativ sind. So, wie die Leserseele, die per se kommunikativ ist, und dies in einem Ausmaß, daß sie mitgestaltet, mitschafft am Gedicht.

Die Autorenseele muß dann damit leben, daß die Interpretationen andere Richtungen nehmen und andere Türen öffnen, als das Auto des Taxifahrers, das auf dem Parkplatz der Leselupe abgestellt wird.

Also das mit der "Blume" sieht nett aus, aber es ist kein Versuch, das Auto des Autors zu steuern. Es ist nicht einmal ein Wettrennen. Es ist eine andere Kiste.

Zu diesem Gedicht:

Kosmen
sprechblasengroß

mit dem gestohlenen
Gesicht meiner Comicbuchhelden
Ich bin wahrscheinlich nicht der einzige, der hier Sprechblasen imaginiert, sie sind ja auch genannt. Ungewöhnlich, daß die Gesichter auf der Seifenhaut liegen, und warum sind sie "gestohlen"? Nun ja, der gelesene Comic ist "nicht von mir". (Es sei denn, er hat als Gedicht die Mitwirkunsseite der Leserimagination, s.o.)
Kosmen-Kugeln, ein altes Bild.

Ein schräges Prädikat. Verläßt auch die Blasenmetapher, bricht das Bild.
Wenn es am Rande des Verstehens positioniert ist, da, wo der Leser Fragen hat, kann es einen surrealistischen Faktor hineinkreuzen.
Das wäre nicht wirklich neu, denn Surrealismen mischen seit nunmehr hundert Jahren die Dichtung auf. Siehe die Reflexions-Reflexions-Reflexion zu Ivan Blatny hier weiter unten.

Später im Bad
den Stöpsel ziehen und vergessen

dass die Fische durchscheinend sind
wenn du tief genug tauchst.
Hier kehrt die Parabel wieder zur Blasenmetapher zurück. Und hat einen naturalistischen Einschlag, wenn man sich daran erinnert, daß Tiefseefische schon mal durchsichtig sind. Auf metaphorischer Ebene, also da, wo es nicht bloß Wasserluftbläschen sind, die da hochperlen, sondern die Sprechblasen von darin gespiegelten Comic-Ikonen, läßt es sich als Selbstbespiegelung der Sprachtransparenz im poetischen Versen verstehen. Why not.
Mit der Ironie, daß der Dichtermund nicht den Ozean gleich "tief" austrinken will, sondern das Wasser abläßt. Trocken. "Kannst du vergessen", wie der Jargon cool understatet.

So langsam gefällt es mir, immer besser.
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Mondnein, hallo Patrick,

ich fasse mal comicartig zusammen wie weit ich mit meinen gestrigen Überlegungen zu deinem Werk gekommen bin.
(Alle Fragen stellten sich mir bei der Lektüre)

Titel: und immer wills zurück...

Frage: Wer will wohin zurück
Frage: Welchem Zweck dient das apostrophierte „wills“

Frage: mit dem gestohlenem Gesicht meiner Comicbuchhelden
A) Warum wechsel von Singular auf Plural?
Sprachlich korrekt hiesse es entweder : mit dem gestohlenen Gesicht meines Comicbuchhelden

Oder

mit den gestohlenen Gesichtern meiner Comicbuchhelden

Was ist der Zweck dieser grammatischen Zusammenstellung?

Frage: welcher Grund liegt im nichtnennen der Comicbuchhelden?

Begegnungen mit Worten:
Kosmen: Weltordnung hier wahrscheinlich, zumindest aber für mich im Sinne von Welten. Der Plural zeigt auf viele Welten

Sprechblasengross
verstehe ich als metaphorischen Gegensatz von Grösse und Kleinheit
Sprechblasen - Konnotationzu Seifenblasen , also auch etwas zerbrechliches zeitlich enger begrenztes
Gefällt mir im Zusammenhang mit Kosmen als Weltall
Gedanken zu Branen Multiversen etc

Worte:
Spazieren: Lustwandeln, ein sich Bewegen das seinen Zweck im Zeitvertreib sieht

Gedchtstruktur:

Ich frage nach dem Sinn dieser Setzung der einzelnen Strophen.
Was ist das Ziel dieser Anordnung

Ich sehe: Bezug von Strophe eins und zwei

Strophe drei : Irritation

spazieren. Später im Bad...

spazieren - gehört mmn. noch zur vorherigen Strophe

Für mich ist hier ein Bruch der Inhalte absichtlich zusammen
Die Badewannensequenz ist ja sozusagen haptisch erfahrbar im Gegensatz zu der Gedankenmetaphorik der ersten und zweiten Strophe.
Auch das Wort „später“ deutet auf eine Zäsur...

Letzte Strophe:
gefällt mir insgesamt gut. Von der Badewanne in die Tiefsee zu den
durch- scheinbaren Fischen

Hier beginnt bei mir Kopfkino
Analog fällt mir hier Benn ein:

Den Niagara überlebt um in der Badewanne zu ertrinken
( Das ist eine Konnotation die wahrscheinlich nur ich habe)

Soweit mein eintauchen ohne zielführende Ergebnisse

Lg
an alle

Ralf
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Mondnein,
kurz zu deinen bedenkenswerten Einlassungen zu meinem „Aphorismus“ :
Ich gebe dir hier in allen Belangen recht. Gerade in der Poesie entsteht das Gedicht immer wieder neu durch immer neue Leser.
Das ist einer der Gründe warum ich Gedichte nicht in Kategorien wie gut oder schlecht einordne. Für mich ist es entweder gelungen oder eben nicht. Diese Einordnung ist fundamental persönlich.
Es bringt nur zum Ausdruck was mit mir passiert wenn ich das Gedicht lese.

in diesem Fall hier scheint zumindest für mich die Metaphorik, die Struktur etc bis auf wenige Ausnahmen so kryptisch, das ich eben diesen Aphorismus hier hinterlies

lg
Ralf
 

Patrick Schuler

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo mondnein, hallo Ralf

Interessant, wie ihr versucht diesem Text auf die Schliche zu kommen. Ich weiß nicht, ob er eine derart tiefe Betrachtung überhaupt verdient hat. Ich wollte mit diesem Text einmal etwas, sagen wir, kindlicher schreiben. So ist auch der Titel zu verstehen, als der Wunsch zur kindlichen Leichtigkeit zurückzufinden.

kosmen
sprechblasengroß
bezieht sich schon auf die Comicbuchhelden der zweiten Strophe. In so mancher Sprechblase von Batman steckt ein ganzer Kosmos an Leben, wenn man nur offen genug dafür ist. So war es bei mir als Kind zumindest.

P.S: Ralf, du hast recht, da müsste Gesichter stehen. Ich werde das ausbessern.

Zu der mysteriösen letzten Zeile. Das Baden soll noch einmal das Kindliche verkörpern, während der zweite Teil komplett symbolisch gemeint ist.

Ich wollte die Fische stellvertretend für das Innenleben des lyr. ich stehen lassen. Je tiefer man hineingeht, desto durchsichtiger wird es, wie die Fische im Ozean. Und je durchsichtiger es ist, desto leichter durchaut man diesen Versuch, der letztlich immer scheitert, weil es ein Zurück nicht geben kann.


Völlig absurd, schlecht dargestellt, viel zu kompliziert und für keinen verständlich. Der Text ist misslungen.

Auch wenn ich deiner Interpretation, mondnein, noch einiges abgewinnen kann.

L.G euch
Patrick


P.S an Ralf: “wer allein ist, ist auch im Geheimnis“ als Antwort auf deinen guten Aphorismus. ;)
 



 
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