. . . und manchmal sieht der Abgrund in dich hinein

Fredy Daxboeck

Mitglied
*wie war´s denn in berlin dede . . . außer aufregend, anregend und wunderbar ;)

hallo mein freund

spring mir nicht zu wild vor dem abgrund . . . so mancher ist schon gefallen :D:D:D

hollywood ist bloß eine unterhaltungsfabrik und zeigt uns nur was wir sehen wollen . . . aber wer will schon von so schlimmen dingen unterhalten werden . . .
außer ein paar dunklen seelen hier in der LL ;)

liebe grüße

fredy
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das leben selbst schreibt die schönsten und die traurigsten geschichten . . .
uns bleibt nur sie zu erzählen . . .
 

Fredy Daxboeck

Mitglied
*so manchesmal stehen wir vor einer weggabelung in unserem leben . . . leider nehmen wir viel zu oft die falsche abzweigung :(

hallo liebe julia

ich kenne nie das ende meiner geschichten, weil ich sie erst erzählen muss um zu wissen was wirklich geschieht.
es ist beinahe wie im richtigen leben . . . du stehst vor einem wegweiser auf dem steht: hier geht´s zur zufriedenheit, dort zum glück, hier lang zur bequemlichkeit, dahin wende dich suchst du dein wohlgefallen und auf diesem wege findest du die liebe . . . und so stapfst du los und merkst erst viel zu spät . . . nirgends sah ich einen pfeil der mich zum leid, dem kummer oder der sorgen leiten sollte.
stimmt . . . denn diese pfade kreuzen auch so fortwährend unsere wege, sie sind die gabelungen auf denen wir uns ständig verirren :eek:

viele liebe grüße

fredy
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wir haben immer wieder so vieles vor das wir besser oder anders machen wollen . . .
und entscheiden uns doch im letzten moment für die falsche richtung . . .
 

Ralph Ronneberger

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Fredy,

selten wurde ich bei einer Geschichte so hin und her gerissen. Regelrechte Begeisterung (vor allem bei den Naturbeschreibungen) wechselte mit nachdenklichem Kratzen am stoppligen Kinn. Vorab - die Geschichte beeindruckt mich. Sie steckt zwar voller Klischees, aber diese wirken in meinen Augen keineswegs aufdringlich bzw. vordergründig, sondern gehören irgendwie einfach dazu. Was den Schluß angeht, so finde ich ihn in Ordnung. Eine (positive) Alternative wäre vielleicht gewesen, deinen Protagonisten von der Schönheit der Natur so überwältigt sein zu lassen, daß er zu der Auffassung gelangt: es lohne sich bereits nur dafür zu leben. Oder so ähnlich. Aber das wäre eine ganz andere Geschichte.
Ich habe es mir nicht verkneifen können, den Text zu kopieren und dann ein wenig nach meinen Vorstellungen darin herum zu fuhrwerken. Darf man das? Bin mir da nicht ganz sicher. Meine Änderungen haben den Text wahrscheinlich nicht besser, sondern hier und da nur etwas anders gemacht. Ich würde mich freuen, wenn du vielleicht diese und jene Anregung mitnehmen kannst. Eventuell ergibt sich daraus auch Diskussionsstoff. Ist keines von beiden der Fall, dann ignoriere mein Geschreibsel einfach. Das Fummeln an (für meine Begriffe) bereits sehr guten Texten macht mir einfach nur Spaß und.... man lernt selbst eine Menge dabei. Dafür möchte ich dir schon mal Dankeschön sagen.

Gruß Ralph

Aus dem Autoradio rieselte leise Countrymusic. Zitternd tasteten sich die Lichtfinger der Autoscheinwerfer den schmalen holprigen Weg unter den Bäumen entlang. Taumelnd quälte sich der rote Toyota stetig bergan. Immer neue, aufgeregt tänzelnde Schatten huschten für Augenblicke am Wegrand vorbei, ehe sie wieder mit der Dunkelheit verschmolzen.
Der Mann hinter dem Steuer summte selbstvergessen die Melodie aus dem Radio mit. Rein mechanisch fiel sein Blick auf die Digitalanzeige der Borduhr. Drei Uhr. Noch Zeit genug.
Er wollte sich entspannt zurück lehnen, doch da spürte er, wie die so lange verdrängten Gedanken nach oben fluteten, sich selbständig machten, um schließlich Bilder aus längst vergangenen Tagen herauf zu beschwören. Da half weder ein verärgertes Stirnrunzel noch ein energisches Räuspern. Aber er wollte nicht zurückdenken, sich nicht erinnern müssen. Jetzt nicht. Das würde ihn nur sentimental machen. Und zornig. Schon spürte er die Wut in sich hoch kriechen. Dumpfe Wut, aber auch ein eigenartiges Gefühl von Befriedigung.
Doch derartige Gefühle wollte er sich für später aufheben. Nicht jetzt.
Seine Finger trommelten nervös auf dem Lenkrad.
"Nur noch ein kurzes Stück, dann hab ich's geschafft." murmelte er vor sich hin und versuchte nun damit seine Gedanken wieder unter Kontrolle zu bekommen und möglichst entspannt der Musik zu lauschen.
Die Bäume traten zurück, und allmählich schälten die Scheinwerfer einen großen, weitflächiger Platz aus der Dunkelheit. Langsam rollte der Wagen aus und hielt am Rand des Parkplatzes. Umständlich kletterte der Mann aus dem Auto und streckte und dehnte sich. Die Dunkelheit lag wie eine schützende Hülle über der stillen Landschaft. Nur der Mond malte mit silbrig, glänzendes Licht asymmetrische Lichtflecke auf den Boden, so, als wolle er dem einsamen Mann den Weg weisen.
Ein kurzer flackernder Blick zurück zum Wagen, ein tiefes Luftholen. Dann schien es, als würde er sich selbst zu nicken. Schließlich ein energischer Ruck, ehe der Mann mit der Sicherheit eines Wanderers, der sich sehr gut auskennt, einem schmalen Pfad zu folgen begann. Tiefe Stille und der harzige Geruch von Kiefernnadeln und feuchter Erde umgaben ihn. Das leise Knirschen von Sand und Steinen unter seinen leichten Halbschuhen war das einzige Geräusch in dieser ansonsten lautlosen Bergwelt.
Der Weg führte ihn steil bergauf, und obwohl der Mann ruhig ausschritt, begann er schon bald zu keuchen. Die Atemluft bildete dunstige Wölkchen vor seinem Mund, und die daraus kondensierenden Tröpfchen blieben an den Enden seines Schnauzbartes hängen.
Schon bald hatten auch die lästig wirren Gedanken wieder von im Besitz ergriffen. Erst der einsame Ruf einer Eule vermochte sie für einen Moment zu vertreiben. Er verharrte im Schritt und hielt lauschend den Kopf etwas schief, ehe er seine Wanderung wieder aufnahm.
Die Schritte des großen, hageren Mannes, dessen Züge im fahlen Mondlicht hart und kantig wirkten, waren hölzern und schwerfällig. Es schien, als würde ihn lediglich ein innerer Zwang diesen steilen Bergpfad zu einem der schönsten Aussichtpunkte dieser Gegend hinauf führen.
Wieder schossen tausend Gedanken durch seinen Kopf, die er aber weder zu ordnen noch festzuhalten vermochte. So brauten sie sich zusammen, wie düster schwere Gewitterwolken am finsteren Himmel.
Immer höher führte ihn der Pfad hinauf. Vorbei an kleinen, gemütlichen Rastplätzen mit schweren hölzernen Tischen und Bänken und den obligaten Abfalleimern. Vorbei an den letzten, mächtigen Kiefern, in die mit ungeübter Hand schiefe Herzen eingeritzt waren. Mit Datum und Initialen, und 'Ich liebe Dich' und 'R. liebt W.' und 'Peter liebt Renate'.
Dann ging es zwischen niedrigen, wetterharten Sträuchern entlang, die den Übergang der Baumgrenze bildeten. Und schließlich gab es nur noch sturmgebeugte, knorrige Latschenkiefern, mit denen er sich seltsam verbunden fühlte. Wie sie glaubte auch er sich als vom Schicksal verkrüppelt und tief gebeugt. Ein Stück weiter gab es neben dem kiesigen Pfad nur noch kurzes hartes Gras. Jetzt war es nicht mehr weit. Jetzt hatte er nicht mehr lange zu gehen. Nun wusste Stefan Horner, dass er sein Ziel rechtzeitig erreichen würde. Seine Schritte wurden unwillkürlich etwas langsamer. Die Zeit des Tagesanbruchs war noch lange nicht gekommen. Er würde sich also nicht beeilen müssen. Er konnte noch eine kleine Weile in Gedanken mit seiner Familie verbringen.
Ein Seufzen, fast ein Schluchzen entrang sich seiner Brust. Horner wischte sich mit einer fahrigen Geste seiner linken Hand über den Kopf, als ob er die Gedanken, die ihn störten, einfach beiseite wischen könnte. Als ihm das nicht gelang, versuchte er vergeblich vor ihnen zu fliehen, indem er seine Schritte wieder länger werden ließ. Doch die Geister im Kopf blieben mühelos an seiner Seite.
Dann hatte er es geschafft. Nach einem fast zweistündigem Aufstieg war der Weg an der Abgrenzung vor dem Abgrund jäh zu Ende. Eine dunkle Tafel, die er bei dem schwachen Licht des Mondes ohnehin nicht zu entziffern vermochte, warnte vor dem Übertreten des Sicherungszaunes.
Mit der geübten Bewegung eines Menschen, der so etwas nicht zum ersten Male macht, stieg er trotzdem über den niedrigen Zaun hinweg und tastete sich vor, so weit es der Berg zuließ.
Unter ihm gähnte der Abgrund.
Eine siebenhundert Meter hohe, senkrechte Felswand. Danach, ein noch einmal rund tausend Meter steil abfallender Berghang. Wenn er hier hinunterstürzte würde er siebzig Sekunden im freien Fall fliegen, bevor er aufprallte und zerschmettert liegen blieb.
Ein verlockender Gedanke für Stefan Horner.
Vorsichtig schob er sich so nahe wie möglich an den Abgrund, setzte sich ins nasse Gras und ließ seine Beine über den Abgrund hängen.
Lange Zeit saß der Mann so da, die Kiefer fest aufeinander gepreßt, den Blick starr nach Osten gerichtet, während die Zeit träge dahin floss. Er wartete.
Sekunden reihten sich an Sekunden, Minuten an Minuten, bis die erste Stunde voll war. Die Kälte, die immer stärker in seine Glieder kroch, spürte er kaum. Seine Gedanken waren weit weg. Bei einem Vater, der mit seinem kleinen Jungen und dessen älteren Bruder oft und gern hier herauf gekommen war. Sie tollten beim schönsten Sonnenschein auf den weiten Wiesen herum, kletterten ein wenig in den Felsen, oder genossen die unendlich scheinende Aussicht. Bei klarem Wetter konnten sie beinahe hunderte Kilometer weit sehen. Ein See, 1.700 Meter unter ihnen, leuchtete wie ein kleines, blaues Insekt auf einer grünen Wiese. Auf grauen, bleistiftdünnen Strichen, die sich in Schlangenlinien dahinzogen, krochen winzige Lastkraftwagen dahin. Für Kinderzwergenhände gebasteltes Spielzeug.
Vater konnte stundenlang hier oben sitzen und diesen Ausblick genießen. Manchmal wanderten sie schon mitten in der Nacht hier herauf, um den Aufgang der Sonne zu erleben.
Ganz scheu, weil die Welt da draußen so groß aussah, hatte der kleine Stefan einmal den Vater gefragt: "Warum guckst du denn so angestrengt, Dad? Kannst du etwas sehen, das ich nicht sehen kann?"
Der Vater hatte lange geschwiegen, so daß der kleine Stefan fast schon seine Frage wieder vergessen hatte. Aus großen, verwunderten Kinderaugen hatte er den Mann an seiner Seite betrachtet, und es schien ihm, als würde er aus weiter Ferne zurückkommen. Zu ihm und seinem Bruder.
"Nein, mein Junge. Ich sehe auch nicht mehr als ihr. Ich versuche nur, etwas von der grandiosen Unendlichkeit, der ich hier so nahe bin, mit nach Hause zu nehmen."
Damals vermochte Stefan die Worte seines Vaters nicht zu verstehen. Und nachhaken wollte er nicht, weil er die verhasste Bemerkung: "Dafür bist du noch zu klein, mein Junge!" fürchtete. Er wollte zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal fragen. Doch dann waren seine Eltern und sein älterer Bruder bei einem Autounfall ums Leben gekommen.Und er war nicht mehr hier herauf gekommen. Bis heute.
Ein leichter Wind hatte sich erhoben und strich ihm mit kühlenden Fingern über die heiße Stirn. Die Sterne am Himmel verblassten allmählich im ersten schüchternen Grau des Tages. In die frühmorgendliche Stille mischte sich plötzlich das vorsichtige, verschlafene Gezwitscher einer Lerche, die den neuen Tag begrüßte. Andere Vogelstimmen schlossen sich an, kleinlaut und leise vorerst, aber mit zunehmender Helligkeit freundlicher und lauter.
Über Stefans Gesicht huschte ein flüchtiges Lächeln, das aber ein düsterer Schatten sofort wieder verjagte. Ein dunkler Schleier legte sich über seine blassgrünen Augen.
Die Wolken, die vor ihm am Horizont dahin zogen, färbten sich von Dunkelblau und Violett in leichtes Orange bis Zinnoberrot. Tief unter ihm lag die Welt noch immer im Dunkel der Nacht. Nur vereinzelt blitzte hier und da ein Licht auf, wie ein winziger Stern, der auf der Erde herum wanderte, um im nächsten Augenblick wieder zu verglimmen.
Die Geister in Stefan Horners Kopf riefen jetzt wieder lauter, fordernder.
"Ja", sagte er. Nur dieses eine Wort. Ja. Jetzt kam auch der Zorn wieder. Und diesmal ließ er ihn zu. Ließ zu dass er mit ihm, Stefan, spielte.
"Ja", wiederholte er laut und stand langsam auf. Seine Zeit war gekommen.
Ein sardonisches Lächeln begleitete ihn auf dem Weg nach unten. Und der Ruf eines kleinen
Vogels, den er noch im Springen vernahm.
 

Fredy Daxboeck

Mitglied
*liest interessiert diese geschichte und lächelt . . . sie kommt mir ziemlich bekannt vor*

hallo ralph

ich weiß zwar nicht genau ob man in anderen threads darf . . . aber bei mir hast du meine ausdrückliche erlaubnis. ich stelle diese geschichten rein um zu unterhalten . . . die einen beim lesen, und die anderen beim fummeln :D:D:D
obwohl ich persönlich der meinung bin, dass du beim fummeln sicherlich auch lernen kannst . . . aber ich denke du solltest deinen eigenen stil entwickeln – dies wiederum kannst du aber nur, wenn du deiner phantasie freien lauf und sie gewähren lässt . . .

ich möchte dazu vielleicht erwähnen, dass ich früher diese storys in zwei bis drei monaten geschrieben habe, aber die letzten jeweils in einigen tagen . . . deswegen musste ich sie heute noch einmal lesen ;)
inwieweit sie besser oder anders ist, möchte ich mal den lesern überlassen, da ich einfach voreingenommen bin und das so nicht beurteilen kann

in diesem sinne

freue ich mich auf die meinung anderer

liebe grüße

fredy
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das mit dem fummeln habe ich noch nie probiert . . .
ob mir da wohl etwas entgangen ist :D:D:D
 



 
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