Meine Katze sieht zwar aus wie eine gewöhnliche, ist es aber nicht. Dieses Tier, das so einen unschuldigen Eindruck hinterlässt, hat es nämlich faustdick hinter den Ohren.
Alles begann an einem Samstagnachmittag vor drei Wochen. Ich kam gerade von der Arbeit, und ließ mich unsanft auf meinem Sofa nieder. Da vernahm ich eine seltsam hohe, aber dennoch irgendwie vertraute Stimme sagen: „He Alter, kannst dich mal etwas langsamer plotzen lassen? Ich krieg ja noch’ n Herzinfarkt!“
Unwillkürlich blickte ich in die Richtung der Stimme und sah in die zwei Augen meiner Katze, die meinen Blick erzürnt erwiderten. Da es bis dato ein anstrengender Tag gewesen war und es das Tier bisher vermieden hatte, mit mir auf verbalem Wege zu kommunizieren, beschloss ich, nicht weiter darauf zu reagieren. Die Gute hatte sich inzwischen mit einem unhörbaren Seufzen von mir abgewandt, um weiter zu dösen.
Irgendwie konnte ich aber dann doch keine Ruhe finden und fragte vorsichtig: „Ähm, hast das du gerade gesagt?“
Ihr genervtes „Nein“ beruhigte mich keineswegs. Ich ließ erst mal einen grandiosen Schrei fahren und rannte aus dem Zimmer. Als ich zitternd durch den Spalt der Türe linste, sah ich nur noch den hinteren Teil des Tieres, der sich in die Küche bewegte und vernahm noch: „Nirgends hat man Ruhe in dem Laden“.
Ich bin dann die nächsten Stunden so sitzen geblieben und hab erst mal nachgedacht. Irgendeiner war aus der Norm: Die Katz‘ oder ich. Da mir die Eventualität einer Abnormalität meinerseits eher unwahrscheinlich vorkam, legte ich also den Schwerpunkt meines Denkens in Richtung Superkatze. Schließlich wäre das sprechende Tierchen eine Art Sensation und Sensationen bringt meistens Bares. Aber wie war ich naiv gewesen, fiel mir da auf! Nach einem Fernsehauftritt kämen skrupellose Regierungsbeamte auf mich zu - natürlich in geheimer Mission, denn so viel mir bekannt ist, verbietet kein Gesetzt der Welt den Besitz eines sprechenden Tieres - und weg wär die Katz'. Ich würde betäubt werden und das Tier natürlich auch, es konnte ja schließlich auch eine Aussage machen. Danach würden sie meine Story vertuschen, die Katze aufschneiden und mich einweisen. Rosige Aussichten waren das nicht.
Als ich später in die Küche ging um einfach mal die Katze nach ihrer Meinung zu fragen, war sie gar nicht da. Es lag nur ein Zettel am geöffneten Fenster. Ach, schreiben konnte sie auch noch?
„Wen du dich beruhigt hast, kom ich wider, kan bei dem Geschrei nicht schlafen“.
„Ha“, sagte ich mir, „mit der Rechtschreibung hapert' s aber noch, dummes Tierchen.“
Am Späten Abend ist sie wieder eingetrudelt und wir haben uns erst mal richtig ausgesprochen. Sie hat mir bei der Gelegenheit den Spiegel vorgehalten, zeigte aber gar keine Einsicht, wenn ich was zu meckern hatte. Ich könne ja froh sein, dass sie überhaupt bei mir bliebe, schließlich gebe es bessere Behausungen für eine Katze ihres Niveaus. Na ja, aber es sah schon irgendwie drollig aus, als sie aus ihrem Schnäutzchen „Drecksbude“ fauchte. Ich konnte ihr nicht wirklich böse sein.
Am nächsten Tag hatte ich frei und ging gut gelaunt in die Küche, um mich mit meiner Katze zu unterhalten. Die saß auch schon vor dem Schrank, in dem das Katzenfutter lagerte und grinste mich an. „Guten Morgen, haste gut geschlafen?“ fragte ich erwartungsvoll.
Aber es kam keine Antwort. Ich fand das ziemlich unhöflich, mich so abblitzen zu lassen. Nach einer halben Stunde gab ich die Hoffnung auf. Ich hatte von freundlicher Konversation bis anschreien und letztendlich betteln alles versucht, erhielt aber nur ein halbes „Mau“ als Dank. Warum redete das Vieh nicht?
„Ich kann dir sagen, warum sie dir nicht antwortet: Sie ist eine Katze.“
„Danke, für den Hinweis“, wollte ich schon sagen, doch … zu wem überhaupt? Die Stimme kam aus der Ecke meiner Küche, aus Richtung des Toasters, der mich höhnisch anglotzte.
„Wie jetzt, heute du…?“
„ … aber nur so lange der Stecker drinsteckt. Wieso meinst du eigentlich, du wärst was Besseres? Nur du sollst die Fähigkeit zu sprechen besitzen, wenngleich deine eigene Spezies nicht mal damit aufhören kann, sich selbst zu bekriegen? Wir Toaster gehen weitaus humaner miteinander um, oder hast du schon mal gehört, das ein Toaster seinesgleichen ermordet hat?“
Ich musste zugeben, dass er wirkliche Totschlag-Argumente auf Lager hatte. Überhaupt hat mir mein Toaster dann richtig die Augen geöffnet. Ich kam mehr sehr elend vor, mit meiner selbstgerechten Art und zusammengebastelten Realität. Für alle meine Probleme hatte er eine simple Lösung parat und mit meinem Seelenleben kannte er sich ebenfalls gut aus. Toasti, so durfte ich ihn nennen, gab später zu, ein paar Semester Psychologie auf einer Elektrogeräteuniversität studiert zu haben.
Wie Sie sich nun sicherlich schon selbst denken können, habe ich mich die nächsten Tage noch mit anderen Gegenständen unterhalten, darunter waren unter anderem mein Milchkaffee, eine Frau auf der Fernsehzeitschrift und ein englischer Nabelfussel, namens George.
Meine Wohnsituation hat sich mittlerweile auch verändert. Ich lebe jetzt in einer tollen 30 Mann-WG. Viele von meinen Mitbewohnern haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber, bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich glaube, der eine oder andere ist ein bisschen gaga. Das bleibt aber unter uns! Jedenfalls gibt es am Donnerstag immer Spaghetti. Somit ist die Welt wieder in Ordnung.
Aber meine Katze, die hat kein Wort mehr gesprochen und das finde ich wirklich, wirklich nicht nett von ihr!
Hörspielversion:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=i0GELjhl3yo
Alles begann an einem Samstagnachmittag vor drei Wochen. Ich kam gerade von der Arbeit, und ließ mich unsanft auf meinem Sofa nieder. Da vernahm ich eine seltsam hohe, aber dennoch irgendwie vertraute Stimme sagen: „He Alter, kannst dich mal etwas langsamer plotzen lassen? Ich krieg ja noch’ n Herzinfarkt!“
Unwillkürlich blickte ich in die Richtung der Stimme und sah in die zwei Augen meiner Katze, die meinen Blick erzürnt erwiderten. Da es bis dato ein anstrengender Tag gewesen war und es das Tier bisher vermieden hatte, mit mir auf verbalem Wege zu kommunizieren, beschloss ich, nicht weiter darauf zu reagieren. Die Gute hatte sich inzwischen mit einem unhörbaren Seufzen von mir abgewandt, um weiter zu dösen.
Irgendwie konnte ich aber dann doch keine Ruhe finden und fragte vorsichtig: „Ähm, hast das du gerade gesagt?“
Ihr genervtes „Nein“ beruhigte mich keineswegs. Ich ließ erst mal einen grandiosen Schrei fahren und rannte aus dem Zimmer. Als ich zitternd durch den Spalt der Türe linste, sah ich nur noch den hinteren Teil des Tieres, der sich in die Küche bewegte und vernahm noch: „Nirgends hat man Ruhe in dem Laden“.
Ich bin dann die nächsten Stunden so sitzen geblieben und hab erst mal nachgedacht. Irgendeiner war aus der Norm: Die Katz‘ oder ich. Da mir die Eventualität einer Abnormalität meinerseits eher unwahrscheinlich vorkam, legte ich also den Schwerpunkt meines Denkens in Richtung Superkatze. Schließlich wäre das sprechende Tierchen eine Art Sensation und Sensationen bringt meistens Bares. Aber wie war ich naiv gewesen, fiel mir da auf! Nach einem Fernsehauftritt kämen skrupellose Regierungsbeamte auf mich zu - natürlich in geheimer Mission, denn so viel mir bekannt ist, verbietet kein Gesetzt der Welt den Besitz eines sprechenden Tieres - und weg wär die Katz'. Ich würde betäubt werden und das Tier natürlich auch, es konnte ja schließlich auch eine Aussage machen. Danach würden sie meine Story vertuschen, die Katze aufschneiden und mich einweisen. Rosige Aussichten waren das nicht.
Als ich später in die Küche ging um einfach mal die Katze nach ihrer Meinung zu fragen, war sie gar nicht da. Es lag nur ein Zettel am geöffneten Fenster. Ach, schreiben konnte sie auch noch?
„Wen du dich beruhigt hast, kom ich wider, kan bei dem Geschrei nicht schlafen“.
„Ha“, sagte ich mir, „mit der Rechtschreibung hapert' s aber noch, dummes Tierchen.“
Am Späten Abend ist sie wieder eingetrudelt und wir haben uns erst mal richtig ausgesprochen. Sie hat mir bei der Gelegenheit den Spiegel vorgehalten, zeigte aber gar keine Einsicht, wenn ich was zu meckern hatte. Ich könne ja froh sein, dass sie überhaupt bei mir bliebe, schließlich gebe es bessere Behausungen für eine Katze ihres Niveaus. Na ja, aber es sah schon irgendwie drollig aus, als sie aus ihrem Schnäutzchen „Drecksbude“ fauchte. Ich konnte ihr nicht wirklich böse sein.
Am nächsten Tag hatte ich frei und ging gut gelaunt in die Küche, um mich mit meiner Katze zu unterhalten. Die saß auch schon vor dem Schrank, in dem das Katzenfutter lagerte und grinste mich an. „Guten Morgen, haste gut geschlafen?“ fragte ich erwartungsvoll.
Aber es kam keine Antwort. Ich fand das ziemlich unhöflich, mich so abblitzen zu lassen. Nach einer halben Stunde gab ich die Hoffnung auf. Ich hatte von freundlicher Konversation bis anschreien und letztendlich betteln alles versucht, erhielt aber nur ein halbes „Mau“ als Dank. Warum redete das Vieh nicht?
„Ich kann dir sagen, warum sie dir nicht antwortet: Sie ist eine Katze.“
„Danke, für den Hinweis“, wollte ich schon sagen, doch … zu wem überhaupt? Die Stimme kam aus der Ecke meiner Küche, aus Richtung des Toasters, der mich höhnisch anglotzte.
„Wie jetzt, heute du…?“
„ … aber nur so lange der Stecker drinsteckt. Wieso meinst du eigentlich, du wärst was Besseres? Nur du sollst die Fähigkeit zu sprechen besitzen, wenngleich deine eigene Spezies nicht mal damit aufhören kann, sich selbst zu bekriegen? Wir Toaster gehen weitaus humaner miteinander um, oder hast du schon mal gehört, das ein Toaster seinesgleichen ermordet hat?“
Ich musste zugeben, dass er wirkliche Totschlag-Argumente auf Lager hatte. Überhaupt hat mir mein Toaster dann richtig die Augen geöffnet. Ich kam mehr sehr elend vor, mit meiner selbstgerechten Art und zusammengebastelten Realität. Für alle meine Probleme hatte er eine simple Lösung parat und mit meinem Seelenleben kannte er sich ebenfalls gut aus. Toasti, so durfte ich ihn nennen, gab später zu, ein paar Semester Psychologie auf einer Elektrogeräteuniversität studiert zu haben.
Wie Sie sich nun sicherlich schon selbst denken können, habe ich mich die nächsten Tage noch mit anderen Gegenständen unterhalten, darunter waren unter anderem mein Milchkaffee, eine Frau auf der Fernsehzeitschrift und ein englischer Nabelfussel, namens George.
Meine Wohnsituation hat sich mittlerweile auch verändert. Ich lebe jetzt in einer tollen 30 Mann-WG. Viele von meinen Mitbewohnern haben ganz ähnliche Erfahrungen gemacht. Aber, bitte verstehen Sie mich jetzt nicht falsch, ich glaube, der eine oder andere ist ein bisschen gaga. Das bleibt aber unter uns! Jedenfalls gibt es am Donnerstag immer Spaghetti. Somit ist die Welt wieder in Ordnung.
Aber meine Katze, die hat kein Wort mehr gesprochen und das finde ich wirklich, wirklich nicht nett von ihr!
Hörspielversion:
http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=i0GELjhl3yo