Hallo einsprengsel
im frühjahr schlagen nicht nur die bäume sondern auch die frühlingsgedichte um sich.
ich nehme dein gedicht, liebes einsprengsel, um einmal aufzuzeigen was ich an gedichten unfertig, ungelungen finde.
es ist nichts persönliches. es ist nur so, das meine welt des lyrischen ein anderer ort ist, ein andere welt.
ich möchte mich als erstes mit dem formalen beschäftigen.
ein gedicht hat eine form. die strophen dann die verse dann die zeilen. das ist so.
und das sollte einen sinn ergeben. es muß keine strenge form sein, es gibt mittlerweile gängige unterarten der lyrik. aber, form ist etwas elementares, der dichter gliedert mit den strophen sein wortgebilde, und mit den versen und zeilen gibt er betonungsarten und lesevorgaben vor.
du hast dich für ein drei strophiges gebilde entschieden.
die erste erschließt sich mir
die zweite da gerate ich sofort ins holpern:
Und Schatten werden die
Bäume werfen, die Uhren werden
Lieder spielen, so Unruhen
die Flügel schlagen
die erste zeile endet auf „die“, wie ich es aber auch drehe und wende, diese lesevorgabe ergibt für mich keinen sinn.
lesetechnisch müßte es doch so aussehen:
und Schatten werden die Bäume werfen,
die Uhren werden Lieder spielen
so unruhen die Flügel schlagen
in strophe drei ist wieder ein zeilenumbruch hinter „der“. In allerdeutlcihkeit: das ist unsinnig, lesetechnisch
falsch. welchen zweck also haben diese zwei umbrüche?
zurück zur zweiten strophe:
hier bleibe ich stecken:
…, so Unruhen
die Flügel schlagen
hier versteheich den text sprachlich nicht: was bedeutet das „so“
und die „unruhen“ flügel schlagen, das klingt in meinen ohren grammatisch falsch. ich weiß aber hier auch nicht was du sagen willst.
In meinen ohren klingt das verquast. es imitiert einen lyrischen habitus. ist aber nur ein plazebo, ein wortplazebo.
Wenn ich mich irre oder etwas nicht versteh, bitte ich hier um aufklkärung.
zu den metaphern:
eigentlich bleiben die worte im zeigenden verhaftet. das ist in ordnung. Lyrich wirft einen inneren blick voraus in das kommende. der leser blickt lyrich dabei sozusagen über die schultern. das ist eine gängige praxis. ist in sich stringend. um so wichtiger werden die beiden metaphern die du eingbaut hast:
der schmerz der farben
die uhren werden Lieder spielen
(eigentlich auch : so unruhen die flügel schlagen. Diese metapher beachte ich aber nicht, dai ch , wie ich schon sagte, hier keinen zugriff erhalte)
„der schmerz der farben“ finde ich spannend. ein interessanter widerspruch.denn eigentlich ist der frühling etwas auf das man sich freut, das man mit spanung erwartet.
hier einen schmerz anzusiedeln finde ich erwähnenswert.
wo mag dieser schmerz hinführen. hier zeigst du etwas spannendes auf, und ich als leser bin gespannt, wie du mit dieser wendung umgehst.
„die uhren werden lieder spielen“
da mache ich mal ein großes fragezeichen hinter. Eeine metapher die ich mir irgendwie aus der nase ziehen muß um eine „erklärung“ zu finden.
vielleicht sind es die inneren uhren, aber in derselben zeile mit den bäumen kriege ich das nicht zusammen.
vielleicht meinst du auch eher statt „uhren“ die „zeit“ oder ähnliches?
nun ja dann die unruhen, eine uhr hat eine unruh, ein mechamisches teil, ein schwungrad sozusagen, aber auch hier kann ich nicht folgen.
es bleibt der schmerz der farben und die frage : wie kann man mit so viel Gewissem leben.
eine spanneden frage. In einem mäßigen gedicht, das gerade in der zweiten strophe große schwachstellen aufweist.
eine kurze eigene version:
Doch das frühjahr kommt;
grün wird es sein
und erdiges braun
und gelb und rot:
ein schmerz der farben
wie leben mit so viel Gewissem
mit dem dschungel
dem Sinneszauber
und dem blauen fliederbusch
(hier ergänzte ich:
zum beispiel mit
an deinem grab)
soweit meine auslassungen
lg
Ralf