Unda

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sufnus

Mitglied
Unda

Am Fluss stehen und in Betrachtung versinken
eine Herde aus Wasser führt ihre Endlosfragmente vor
Schaulustige staunen und warten und dann
verebben sie als Ufer

Ich sah die besten Geister meiner Erwartungen
zu Alpträumen zerschellen
in meinem Schlaf bildeten sie Wälder
aus allem was schmerzen kann
trugen in ihren Wipfeln das Gerücht irisierender Wolken
und warteten nach Baumart auf Südwind
wie ein Gemälde von Bob Ross

In ihrer Zwischenzeit sperrten sie ihre Kinder
in bunte Stoffe und lockten sie in Schulen
wo sie zu sehr kleiner Trauer verbrannten

Aber hier ist der Fluss meiner armen Eltern
er lässt sich Zeit
gibt sich Betrachtungen hin
wenn ich die Augen schließe beginnt er zu rauschen
 

Anni123

Mitglied
wow, Sufnus, was für Wortkombinationen. Wir alle sind geprägt und daher durchaus nicht so "im Fluss" Panta rei , wie es neumodisch immer so schön heißt.
Schaulustige verebben als Ufer... ja, sie sind die Urteilenden und verebben doch selbst. Wirklich sehr stark gemacht. LG von Anni
 

Scal

Mitglied
unda - eine Wasserflasche
undine - Wassergeistfrau

Ein sehr schönes Gedicht!
Das besinnend-reflektierende Betrachten "wellt" ans Leseufer wie eine "Herde aus Wasser", vielleicht ja sind's Reste von "Endlosfragmenten".

LG
Scal
 

sufnus

Mitglied
Hey Annie & Scal!
Vielen Dank fürs Gefallenfinden & das Lob & die Sternespenden! :)
Das "als Ufer verebben" hat mir persönlich am meisten Freude gemacht - insofern ist es besonders schön, dass Du diese Formulierung auch herausfischst, Annie! :)
Und zu Unda, weil Du es erwähnst, Scal, ließe sich ergänzend noch die Bedeutung "un-da" im Sinne von "nicht da" finden. Aber natürlich ist das wässrig-lateinische unda hier auch mitgemeint. :)
LG!
S.
 



 
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