Ungehörte und ungesprochene Dramen

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Sturm

Mitglied
Der Dramaturg hebt nach einer dramatischen Pause seine Stimme an. Er saugt die Luft in seine Lunge, die Worte gurgeln schon in seinem Rachen. Bevor diese jedoch herausbrechen können, fährt jemand dazwischen. „Ich, Ich“ schreien sie, betteln um Aufmerksamkeit ihrer Groschengedichte. Seine Rede, die er mühevoll zusammengedichtet und metrisch abgestimmt hat wird verhöhnt, verpönt und verlacht durch Ignoranz und dummen Kommentaren. „Lass es raus“ fordern sie auf, während sie breit ihren Bezug zu seinen Problemen ausbreiten. Er arbeitet für sich, lebt und denkt im Stillen. Nur auf seiner Bühne fühlt er sich berufen seine Geschichte zu erzählen. Auf seiner Arbeit werden nur reine Lebensläufe ausgeteilt ohne, dass man damit etwas anfangen könnte. Eine reine Berichtserstattung, kaum der Rede wert. Er sehnt sich nach Austausch ohne Verurteilung, nach Inhalt anstatt Form. Er ist gerne Zuhörer, doch wer möchte schon immer in seinen Gedanken bleiben?

An jedem Tag werden aberhunderte von Ideen und Gedanken erschaffen, doch nur eine kommt maximal an. Jeder dritte Satz wird unterbrochen und jeder Satzanfang im Keim erstickt. „Komm, sag es.“ Jeder möchte eine eigene Bühne, ein eigenes Publikum, eine eigene große Rede. Doch, wenn das alle haben wollen, wer ist dann noch im Zuhörersaal? Jeder nutzt sein Wort, doch nicht sein Ohr und was ist schon ein Wort, wenn man davor seine Aussprache nicht gehört hat? Diese Selbstdarstellung widert ihn an und ermüdet ihn gleichzeitig.
 

Franke

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Sturm,

ich werde deinen Beitrag in Kurzprosa verschieben.

Liebe Grüße
Manfred
 



 
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