"drum singen wir auch nicht silentium" (Wagner, Meistersinger, 3.Akt)
GrüßDich, Karl!
Das ist ein schönes, ein "wohltönendes" Gedicht.
Wie fast alle Deine Lieder ist es ein "Ich"-Gedicht. Eine etwas gefährliche und zugleich überaus gebräuchliche Form.
Gefährlich, weil es schwierig ist, sich selbst gegenüber die ästhetische Distanz zu wahren, die den ästhetischen Reiz von der Selbstbespiegelung und der Besoffenheit von den selbstinduzierten Endorphinen freihält. Konkret hier: Natürlich ist es ganz toll, daß Du zu den "Guten" gehörst, die die Stille lieben, und nicht zur blöden Masse derer, die Krach machen.
Überaus gebräuchlich, damit meine ich die ewige Icherei der modernen Lyrik (auch "Betroffenheit" genannt, wenns auf die Gefühle des unvermeidlichen Ich geht).
Würde ich Dir vorschlagen, mal drei Jahre lang das Wort "ich" zu vermeiden, (vielleicht auch das fast genau so gefährliche und über-übliche "du"), und dann auch noch alle (Dir so lieben) Abstraktiva durch lebendige Metaphern zu konkretisieren, mindestens durch sinnliche Im- und Expressionen, - mein Gott, ich fürchte, Du würdest uns verlorengehen, fehlen, Du wärest nicht so leicht wiederzufinden.
Scherz beseite: Wie hältst Du es im Zusammenhang dieses Gedichtes mit der Musik?
Ich selbst bin der Meinung, daß die unübertreffliche Höchstqualität der Musik in der Stille besteht.
Aber vielleicht hast Du die Musik, die immerhin eine innerlich verborgene Seite aller Lyrik ist, hier nicht "mitgemeint", oder doch?
grusz, hansz