Unsagbar

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L

label

Gast
Revilo,
das ist atemberaubend schön,
ich habe noch keine schönere Liebeserklärung gelesen

ergriffen
label
 
B

bluefin

Gast
bei allem lob und aller ergriffenheit über den hintergrund des werkes sei darauf aufmerksam gemacht, dass es sich unglücklicher weise mit den zwei letzten zeilen selbst erledigt: worüber soviele wörter gemacht wurden, ist ebengerade nicht unsagbar - jedenfalls nicht für das lyrische ich. es wär ja sonst stumm geblieben.

schmunzelnde grüße aus münchen

bluefin
 
L

label

Gast
Moment, mal sehen ob weibliche Logik da weiter kommt;

eine doppelte Verneinung ist eine Bejahung - das hilft also nicht
blauflossenorca du meinst sicher Lyri ruft SIE und gleichzeitig ist SIE unsagbar, ist ein Paradoxon.

Das ist richtig, wenn mann dies buchstäblich/wörtlich nähme.

Hilfsweise führe ich verteidigend für die Beschmunzelten an:
1.Manches muss interpretiert/ausgelegt werden, es soll der SINN erfasst werden , wie z.B. auch Bibelaussagen (diesen Vergleich ziehe ich ausschließlich wegen des Bekanntheitsgrades heran)
2.die bewusste Verwendung eines Paradoxons dient oftmals zur Bekräftigung der Aussage, wie in " das ist hübsch hässlich"

logisch zufriedengestellt ;)
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G

Gelöschtes Mitglied 8846

Gast
Ich finde einfach, dass Lyrik nicht immer logisch sein muss.

LG Franka
 
B

bluefin

Gast
wenn's aber doch, wie's hier laut und deutlich heißt, nicht nur farben und formen, sondern sogar einen namen hat, den man aussprechen kann, wird die contreordre am schluß - man verzeih mir das bild - zum lyrischen schuß ins eigene knie.

"ich danke dir
unsagbar"

wär eher möglich.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

revilo

Mitglied
Hallo, Ihr Lieben,
danke für die zahlreichen Kommentare. Ich werde Euch noch gebührend antworten! LG revilo
 

Thylda

Mitglied
Ihr Lieben

Zur gänzlichen Verwirrung möchte ich noch eine Logicversion in den Kessel werfen:

es geht um das Sagen. Wörtlich ausgelegt müßte man von einem Benutzen des Sprachapparates mit tatsächlicher Lautentwicklung ausgehen. Das ist hier wohl nicht gemeint.
Vielmehr kommt hier eine Auslegung nach Sinn und Zweck unter Berücksichtigung des dichterischen Hintergrundes in Betracht in Form des zu Papier Bringens;-)Damit kann etwas gesagt werden, ohne zu spechen. Auf die Vokabel "Sprechen" zu bestehen, nur um den logischen Zusammenhang zu zementieren, ist hier untunlich.
Nähme es doch als "Unsprechbare" dem Gedicht den Reiz, den es mit der "Unsagbaren" hat.

Das "Sprechen in tiefe Nacht" bedarf der Lautentwicklung nicht, ist es doch üblich, auch wortlos zu sich selbst zu sprechen. Dieser Vorgang soll aber nicht grundsätzlich in die Nähe eines pathologischen Zustandes gebracht werden, obwohl es hier ausnahmsweise vorübergehend der Fall war.

Alles klar?

Ich finde das Gedicht richtig gut. Was mich aber absolut beglückt, ist, daß da zwei Menschen sind, die so für einander empfinden. Das freut mich so richtig für Dich, revilo und Deine liebe Frau

Grüße
Thylda
 

Vera-Lena

Mitglied
Hallo revilo,

so wie der Text jetzt da steht, enthält er alles, was Du, wie Du es uns ja nun sebst erklärt hast, aussagen wolltest.

Die "Unsagbare" trifft es haargenau. Wer will denn so weit über Sprache verfügen, dass es im möglich ist, etwas gültig zu benennen, was einfach über alles Sprechen hinausgeht?

Musik könnte das vielleicht noch schaffen, denn Musik spricht ohne Umwege das Empfinden des Menschen an. Warum gibt es in Konzertsälen ganz andere Beifallsstürme als bei einer Dichterlesung. Das hat durchaus seinen guten Grund.

"Ich spreche Deinen Namen
in meine tiefe Nacht"

ist kein Gegensatz zu "Du Unsagbare", denn der Name ist ja eine Hilfe im Alltag, um als Bezeichnung zu dienen, damit jeder weiß, wer gemeint ist, aber was ein Mensch einem anderen darstellt und bedeutet, das lässt sich nicht benennen und nicht aussagen, sobald man sich dem mit Sprache anzunähern versucht, weiß man, dass immer nur ein kleiner Teil des ganzen ausgesagt wurde.

"Ich spreche Deinen Namen in meine tiefe Nacht" bedeutet, dass das Lyri auch in Not und innerer Finsternis dennoch eine Ahnung hat, wer ihm in dieser Stunde nahe ist.

Das hast Du zwar selbst erläutert, aber ich hätte es auch ohne Deine Erklärungen so gelesen.

Als ich im Oktober 2007 im Krankenhaus lag, habe ich Ähnliches erlebt, allerdings war mein Partner ein Wesen, das in der Religion angesiedelt ist. Auch ich habe einen Text dazu geschrieben

http://www.leselupe.de/lw/titel-Ich-weiss-dich-85149.htm

Die Ähnlichkeit des Erlebens, die auch in beiden Texten nach meinem Dafürhalten zum Ausdruck kommt, hat mich überrascht.

Liebe Grüße :)
Vera-Lena
 
B

bluefin

Gast
man könnz ja auch auch so sehen: in manchen texten wird viel geredet, ohne dass etwas gesagt wird. für lyrisch halte ich solchen ansatz nicht. umgekehrt würd eher ein schuh draus: wenn wenig gesprochen und doch etwas gesagt wird.

die musik zum vergleich hilft da kaum weiter. sie ist, wie doch jedes kind weiß, am allerleichtesten imstande, mit lautem dschingderassabumm nichts zum ausdruck zu bringen. man nennt so etwas dann lärm.

der grund für beifalls"stürme" ist in aller regel nur hysterie; sie haben meist nicht besonders viel mit der tatsächlichen leistung der interpreten zu tun. als schönberg 1905 in wien seine "pelleas und melisande" uraufführte, wurde er ausgepfiffen und bis heute reißt's das publikum bei dem ziemlich romantischen stück nicht unbedingt vom hocker. ganz anders dagegen das vollbesetzte löwenbräuzelt auf dem münchner oktoberfest, wenn zu vorgerückter stunde "who the fuck is alice" erdröhnt: da geht die post ab!!

simple sachverhalte wie liebesbeziehungen können, wie ein paar billionen texte weltweit beweisen, recht gut beschrieben und in worte umgesetzt werden - ich glaube nicht, dass es überhaupt ein genre gibt, das nicht schon so gründlich und bis ins allerletzte verbalisiert und ausgewalzt wäre wie dieses. nur halt noch nicht von jedem, wie weiland ein volkssänger meinte.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
L

label

Gast
Blauflossenorca @ du könntest auch großzügig sein, das schont die Knie. :)

faszinierend thylda @ das letzte mal als ich eine ähnliche Argumentation las, war das in einem Brief eines Anwalts :eek: ;)
 

revilo

Mitglied
Hallo label,
ich danke für das Kompliment.( Ich erröte). Das Gedicht resultiert aus einem Prosatext, den ich nicht veröffentlich habe.Ich wollte und musste meine Todeserfahrung verarbeiten.
Dort habe ich meine Frau als " Stimmenhand " bezeichnet. Das sich " unsagbar " auf diesen schrecklichen Moment meines Lebens bezog, habe ich zunächst nicht bemerkt. Das wurde mir erst nach der Veröffentlichung klar..........Lyrik tut gut..........LG revilo
 

revilo

Mitglied
Hallo bluefin,
auch Dir lieben Dank. Ich halte es mit Franka: Lyrik muss nicht immer logisch sein. Lyrik darf quietschen und knarren
und Walfische zum Schmunzeln bringen.......LG revilo
 
B

bluefin

Gast
darauf könnten wir uns gewiss einigen, lieber @revilo.

gleichwohl gilt das von mir zur sache bermerkte (und von freund @lapismont wie üblich besonders gekennzeichnete).

liebe grüße aus münchen

bluefin
 

revilo

Mitglied
Hallo Thylda,
auch Dir gebührt mein Dank. Es ist wirklich interessant, welch unterschiedliche Interpretationen ein Gedicht provozieren kann.Lyrik und Liebe. Was für ein Gegensatz voller Gemeinsamkeiten..........LG revilo
 

revilo

Mitglied
Hallo Vera-Lena,
genau so wie Du sehe ich in meinen Zeilen keine Gegensätze. Ich mag aber nicht interpretieren, weil meine Stimmenhand sich in die Unsagbare verwandelt hat, die mich geleitete und schützte. Ein Schweben zwischen Realität und medikamentös erzeugter Traumwelt. Aber tief in Dir drin spürst Du, daß Du nicht alleine bist. Vielen,vielen Dank für Deinen Hinweis. Es hat mich fast sprachlos gemacht wie Menschen, die einander nicht kennen, nahezu simultan empfinden. Ich wiederhole: Lyrik tut gut. LG revilo
 



 
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