Unscharf

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Das Foto ist nicht gut, denn nichts ist scharf,
verschwommen der Baum links, die Sonne rechts,
opalisierend wallt graugelber Dunst,
man weiß nicht, war es Absicht oder Zufall,
dass es missriet und ich es löschen muss.

Der Baum ist eine Erle, wie man an
den kleinen Zapfen gut erkennen könnte,
wenn sie nur sichtbar wären. Ist der Grund,
aus dem man Fotos macht, denn nicht allein,
die Wirklichkeit genaustens abzubilden?

Daran gemessen, ist das Foto schlecht,
es schaut mit einem kranken Auge, dem
recht bald der Star gestochen werden sollte.
Perlmuttner Dunst und eine fahle Sonne
mit Rippen von Geäst sind nicht Natur.

Trotz allem zieht das Bild mich leider an.
Armierungen zur Linken, Sonne dringt
nur mühsam durch Betonstaub und ich sehe
gebrochnen Horizont, die Silhouetten
von flachen Dächern, leeren Fensterhöhlen.

Ach, wenn ich dort zu Gast sein könnte und
am fremden Leben, mir so schrecklich neu,
obgleich‘s vielleicht aus nichts als Leid besteht,
nur einmal nippen und der Eigenwelt
ein Schnippchen schlagen, ihr entfliehen könnte!

Nein, du hast Recht, das Foto ist missglückt,
muss, wie man gerne rumflapst, in die Tonne.
Demnächst will ich von Hand die Schärfe ziehn,
dann gibt’s nicht wieder diesen grauen Brei,
der doch nur deprimiert, statt zu erfreuen.
 
Das Foto ist nicht gut, denn nichts ist scharf,
verschwommen der Baum links, die Sonne rechts,
opalisierend wallt graugelber Dunst,
man weiß nicht, war es Absicht oder Zufall,
dass es missriet und ich es löschen muss.

Der Baum ist eine Erle, wie man an
den kleinen Zapfen gut erkennen könnte,
wenn sie nur sichtbar wären. Ist der Grund,
aus dem man Fotos macht, denn nicht allein,
die Wirklichkeit genaustens abzubilden?

Daran gemessen, ist das Foto schlecht,
es schaut mit einem kranken Auge, dem
recht bald der Star gestochen werden sollte.
Perlmuttner Dunst und eine fahle Sonne
mit Rippen von Geäst sind nicht Natur.

Trotz allem zieht das Bild mich leider an.
Armierungen zur Linken, Sonne dringt
nur mühsam durch Betonstaub und ich sehe
gebrochnen Horizont, die Silhouetten
von flachen Dächern, leeren Fensterhöhlen.

Ach, wenn ich dort zu Gast sein könnte und
am fremden Leben, mir so schrecklich neu,
obgleich‘s vielleicht aus nichts als Leid besteht,
nur einmal nippen und der Eigenwelt
ein Schnippchen schlagen, ihr entfliehen könnte!

Nein, du hast Recht, das Foto ist missglückt,
muss, wie man gerne rumflapst, in die Tonne.
Demnächst will ich von Hand die Schärfe ziehn,
dann gibt’s nicht wieder diesen grauen Brei,
der doch nur deprimiert, verdammte Tat.
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Unscharf - ein tolles Thema, dem ich mich seit geraumer Zeit widme.
Meine Frau war entsetzt, als ich Fotos heimbrachte aus dem DM-Markt - und 30 von 36 waren unscharf.

Scharf gegen unscharf - der Kampf seit Daguerre.
Petzval schuf das erste "scharfe" Objektiv, aber wirklich scharf war es im Zentrum.
Daguerre verwendete ein prinzipiell recht unscharfes Objektiv.

Die Richtung ging in die Schärfe.

Das Ergebnis: Die Maler gingen in Richtung Unschärfe --- Impressionismus usw.

In Fotoforen kommt: Was ist das denn?

Ich habe unscharfe Fotos gezeigt, um die Unschärfeeigenschaften des Objektivs zu zeigen.

Willst Du Unschärfe: Belichte 5s bei kleinster Blende und bewege die Kamera dabei.
ICM

https://www.flickr.com/photos/116228447@N06/28660478844/in/dateposted-public/
23 s gezittert
 
Hallo Bernd,
das klingt fast nach einer Aufforderung, mehr Unschärfe-Texte zu verfassen. Dein Beispielbild könnte ein Aufhänger sein. Es ist wirklich wie Malen mit der Kamera. Die Frage: "Was soll das denn sein?" ist ein sehr guter und heuristischer Auslöser für Poesie!
Mit Dank und Gruß
E. L.
 

revilo

Mitglied
Das Foto ist nicht gut, denn nichts ist scharf,
verschwommen der Baum links, die Sonne rechts,
opalisierend wallt graugelber Dunst,
[red]ich [/red]weiß nicht, war es Absicht oder Zufall,
dass es missriet und ich es löschen muss.

Der Baum ist eine Erle, wie man an
den kleinen Zapfen gut erkennen könnte,
wenn sie nur sichtbar wären. Ist der Grund,
[red]aus dem man Fotos macht nicht allein die Wirklichkeit?[/red]

Daran gemessen, ist das Foto schlecht,
es schaut mit einem kranken Auge, dem
recht bald der Star gestochen werden sollte.
Perlmuttner Dunst und eine fahle Sonne
mit Rippen von Geäst sind nicht Natur.

Trotz [red]allem goutiert es mich[/red]
Armierungen zur Linken, Sonne dringt
nur mühsam durch Betonstaub [strike]und [/strike]ich sehe
gebrochnen Horizont, die Silhouetten
von flachen Dächern, leeren Fensterhöhlen.

Ach, wenn ich dort zu Gast sein könnte und
am fremden Leben, mir so schrecklich neu,
obgleich‘s vielleicht aus nichts als Leid besteht,
nur einmal nippen und der Eigenwelt
ein Schnippchen schlagen, ihr entfliehen könnte!

Nein, du hast Recht, das Foto ist missglückt,
[strike]muss, wie man gerne rumflapst, in die Tonne.[/strike]
Demnächst will ich von Hand die Schärfe ziehn,
dann gibt’s nicht wieder diesen grauen Brei,
der doch nur deprimiert, verdammte Tat.

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fama crescit eundo
 
Das Foto ist nicht gut, denn nichts ist scharf,
verschwommen der Baum links, die Sonne rechts,
opalisierend wallt graugelber Dunst,
ich weiß nicht, war es Absicht oder Zufall,
dass es missriet und ich es löschen muss.

Der Baum ist eine Erle, wie man an
den kleinen Zapfen gut erkennen könnte,
wenn sie nur sichtbar wären. Ist der Grund,
aus dem man Fotos macht, denn nicht allein,
die Wirklichkeit genaustens abzubilden?

Daran gemessen, ist das Foto schlecht,
es schaut mit einem kranken Auge, dem
recht bald der Star gestochen werden sollte.
Perlmuttner Dunst und eine fahle Sonne
mit Rippen von Geäst sind nicht Natur.

Trotz allem zieht das Bild mich leider an.
Armierungen zur Linken, Sonne dringt
nur mühsam durch Betongewölk. Ich sehe
gebrochnen Horizont, die Silhouetten
von flachen Dächern, leeren Fensterhöhlen.

Ach, wenn ich dort zu Gast sein könnte und
am fremden Leben, mir so schrecklich neu,
obgleich‘s vielleicht aus nichts als Leid besteht,
nur einmal nippen und der Eigenwelt
ein Schnippchen schlagen, ihr entfliehen könnte!

Nein, du hast Recht, das Foto ist missglückt,
muss, wie man hier im Netz sagt, in die Tonne.
Demnächst will ich von Hand die Schärfe ziehn,
dann gibt’s nicht wieder diesen grauen Brei,
der doch nur deprimiert, verdammte Tat.
 
Vielen Dank, Revilo, für Deine Vorschläge. Das "ich" statt "man" ist sehr gut, auch das "und" habe ich gelöscht, aus dem Staub dann aber Gewölk gemacht wegen des Rhythmus, den ich nicht brechen möchte. Lachen musste ich über "Trotz allem goutiert es mich", erinnert mich an meine Zürcher Jahre - bist Du Eidgenosse? Dann: Grüetsi! Nein, das ist nicht (mehr) meine Sprache ... Aber schön, dass Du mit "Unscharf" was anfangen kannst!
Gruß
E. L.
 



 
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