Unstimmigkeiten (gelöscht)

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Priamel von Paradoxien

Sind das Unstimmigkeiten? Könnten es nicht fruchtbare Paradoxien sein?

Erdbeeren am Nordpol züchten
Der Sommertag dauert eine Jahreshälfte. Glashäuser ermöglichen viel.

Vor Lärm in das Getümmel flüchten
Kann eine vermurmelte Geborgenheit geben. Kommt drauf an. Vor konzentriertem Lärm kann man sehr wohl ins bunte Marktleben fliehen.

Mit gottgefälligen Worten fluchen
Ist üblich, hat Kraft und Witz, und vor allem: Lust!

Gefundenes einfach weitersuchen
Besonders in dem Gefundenen: Entfaltung verborgener Schätze; so in allem Lieben, in aller Wissenschaft, in allem Leben.

Mit freundlichen Worten beleidigen
Oh ja!!! oooh jaaaaa! Wer das kennt, beleidigt nie mehr anders als mit süßesten Marmeladen!

Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigen
Europäer (verteidigt von der NATO), Weltbürger (verteidigt durch die UNO), Indienliebhaber, Geograph und Historiker, wer auch immer ich sei, wer auch immer Du seist, wo hört meine und wo Deine Freiheit denn auf?
Und wie verhält sich die Freiheit des afghanischen Opiumbauern zur Freiheit einer Medizinstudentin in Kabul? Und wie verhält sich die Freiheit eines pakistanischen Bombenbastlers zur Freiheit eines frommen Sufis?
Die Erdoberfläche ist recht überschaubar; die Kommunikationen, Freundschaften, Auseinandersetzungen und Identifikationen - sinds nicht. Da ist die Welt groß, sehr groß, unbegrenzbar, unendlich.

Das Stilmittel der Paradoxie, der Antithese, des Oxymoron -- ist in Deiner Priamel nicht ausgelotet, nicht fruchtbar geworden, nicht wirklich sinnreich. Schade.
 

Fz.

Mitglied
Lieber Mondnein,

danke für die Rückmeldung. Als Autor sehe ich das natürlich etwas anders, aber wie so oft gibt es auch hier nicht die eine richtige Sichtweise.
Natürlich kann man Erdbeeren am Nordpol züchten, und man kann auch im Lärm seine Ruhe suchen. Allerdings halte ich das für die Ausnahme, nicht für die Regel. Bei einem Fluch denke ich zuallererst an "Verdammt!", und üblicherweise stellt man die Suche ein, wenn man fündig geworden ist. Auch beleidigt man eher mit abfälligen Worten ("Blöder ...!" beispielsweise), von daher würde ich Deine Ansichten als Spitzfindigkeiten ansehen, die wohl zutreffen können, es aber in der Regel nicht tun.
Über die letzte Zeile lässt sich natürlich trefflich streiten, hier geht es um politische Ansichten. Welchen Bezug Dein Einwand zu dieser letzten Zeile allerdings hat, erschließt sich mir leider nicht.
Dennoch danke für die intensive Auseinandersetzung!
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
nicht putinesk genug - nein, das gibt keine 10 Punkte

Gut, ich versuche es also kürzer zu sagen: Deutschland unterhält nicht eine dem Nationalstaat verpflichtete Armee, sondern ist in militärischer Hinsicht Teil der NATO, und im Rahmen der UNO stellt die Bundesrepublik Soldaten für Blauhelmeinsätze bereit. Es gibt keine nationalstaatliche "Verteidigung der Freiheit", zumal es dafür auch keine Anlässe gibt. Deshalb ist es auch unsinnig, einen Ausdruck für den Nationalstaat des 19. Jahrhunderts ("Deutschland") mit der Verteidigung der "Freiheit am Hindukusch" zu kreuzen, um damit eine Karikatur zu zeichnen. Man mag die Einsätze in Afghanistan für falsch halten, vor allem im Einklang und Einvernehmen mit den Militärs, die Drohnen benutzen und "Kollateralschäden" an Zivilisten inkaufnehmen. Aber keiner ist so blöd, die Verteidigung der Freiheit des Nationalstaates für die Einsätze der Blauhelme in Anspruch zu nehmen.
Sag mal, wo bleibt denn die Politkommissarin, die für jeden Schwachsinn 10 Punkte ausschreit? Hat die Deine Priamel noch nicht gefunden? Aber Dir gibt sie die 10 Punkte nicht, weil Du nicht aggressiv genug bist. Du genügst nicht den Kriterien für sozialistischen Realismus und putineske Propaganda, Du fällst als Formalist und Sprachspieler durch, wetten daß?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Strucks Satz hat nicht "Deutschland" als Subjekt

"Unsere Sicherheit wird nicht nur, aber auch am Hindukusch verteidigt." - Regierungserklärung, Berlin, 11. März 2004, bmvg.de

"Unsere", nicht "Deutschlands". Und übrigens: "Sicherheit", nicht "Freiheit".
 

Fz.

Mitglied
Das Gedicht bezieht sich nicht auf Strucks Aussage, sondern auf die Rechtfertigung dieses Einsatzes generell. Strucks Wortlaut war mir bekannt, ist aber nicht Grundlage dieses Gedichts.
Wie erwähnt handelt es sich bei der Bewertung dieses Einsatzes um eine (strittige) politische Frage, die ich hier nicht diskutieren möchte, da man hierzu durchaus begründet der einen oder der anderen Meinung sein kann. Ich bin der einen Meinung, und die versuche ich mit diesem Gedicht darzustellen.
 
F

Fettauge

Gast
Unstimmigkeiten

Lieber Fz.,

ja. Jaja. So ist es. Wir können alles, wir können noch in der idiotischsten Idiotie die Rationalität entdecken. Und uns auf sie berufen! (Ich spare mir mal den Hinweis auf das entsprechende Schriftwerk, sonst gibt mir der Feldwebel eins auf die Mütze.)

Das ist ein hochpolitisches Gedicht, nicht nur wegen des letzten Verses. Aber darin genau gipfelt die gegenwärtige Idiotie. Übrigens hat Struck diese seine "Erkenntnis" nicht selbst erfunden, sondern nur entsprechenden Äußerungen aus der Zeit des ersten Weltkrieges nachempfunden. Im Original handelte es sich um den Isonzo. Ähnelt verdammt der Zeile "Von der Maas bis an die Memel", sozusagen europa-umspannend, wobei Struck sel. gleich noch halb Vorderasien einspannte. Muss man wissen, denn sehr erfinderisch waren Idioten nie, die hatten nur ein gutes Gedächtnis bzw. einen Ghostwriter mit Gedächtnis.

Aber mal im Vertrauen: Als Gedicht taugt der Text nicht viel.
Das könntest du ausbauen, bis jetzt kommen deine Zeilen wie Notizen daher, ähnlich der schwäbischen Hausfrau: Spare in der Zeit, dann sparst du richtig! Aber richtig kann manchmal auch falsch ein, wie man als Europäer mit Hirn im Falle der schwäbischen Hausfrau vielleicht schon festgestellt hat.

Überarbeite mal deinen Text, damit er einer wird.

Lieben Gruß, Fettauge
 
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