Unter Beobachtung 6. Teil

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Sonja59

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Teil 5

Unter Beobachtung
Teil 6

22
Verschlafen kam Anne eine Stunde später aufs Oberdeck, wo Sebastian und Andreas noch fest schliefen. Sie sah übers Wasser und war blitzartig hellwach. Sofort lief sie zu den beiden und rüttelte sie panisch, um sie zu wecken. Erschrocken richteten sich die Männer auf. Sie nahmen an, es sei etwas passiert.
„Jungs, Jungs, das Boot ist weg!“, sagte sie ganz aufgeregt und zeigte in die Richtung, wo es an einer Ankerleine gelegen hatte. Die beiden Männer sahen sich verwirrt an.
„Und deshalb weckst du uns? Dann sind sie eben weg. Ist doch perfekt. Mensch, Anne, wir haben Urlaub. Dabei hatte ich gerade von drei vollbusigen Nixen geträumt“, meinte Sebastian gelangweilt. Er und Andreas hatten nicht geahnt, dass sie so schnell so fest eingeschlafen war, dass sie das Alles nicht noch mitbekommen hatte. Aber nun kosteten sie die Situation voll aus. Sie legten sich wieder zurück, doch beobachteten Anne sehr genau durch ihre dunklen Sonnenbrillen.
„Aber, ... Aber ihr könnt doch jetzt nicht schlafen“, empörte sie sich, nervös auf dem Oberdeck hin und her laufend. „Habt ihr mich denn nicht verstanden? Die Kerle sind weg und ihr pennt einfach. Habt ihr denn nicht aufgepasst?“ Nach einer Weile konnte es Andreas dann doch nicht mehr ertragen, sie so aufgebracht zu sehen. Er setzte sich auf und erklärte ihr, dass sie es gesehen haben, aber alles völlig in Ordnung sei.
Nur langsam beruhigte sie sich wieder. „Und warum habt ihr mir das nicht gesagt?“
„Weil wir annahmen, dass du es noch mitgekriegt hast, als wir wieder in den Salon gestürmt waren und auf unser Ortungsgerät geschaut hatten. Wir konnten nicht wissen, dass du schon fest eingeschlafen warst“, rechtfertigte sich Andreas.
Anne war erleichtert und versetzte ihm nur aus Spaß, mit ihrem rechten Ellenbogen einen Stoß an seine linke Schulter, hatte aber in dem Moment nicht an seine Verletzung gedacht und genau diese Stelle getroffen. Nur kurz, für Anne unmerklich, zuckte er zusammen und gab dann vor, mal schnell auf die Toilette zu müssen. Am liebsten wäre ihm Sebastian sofort nachgelaufen, um zu sehen, wie es ihm ging. Aber er konnte sich gerade so bremsen und setzte sich zu Anne, der in diesem Moment bewusst wurde, dass sie Andreas auf seine linke Seite, auf die Wunde, geschlagen hatte.
„Und Anne, meine Kleine“, versuchte Sebastian sie davon abzulenken. „Was machen wir da nun heute mit dem restlichen Tag?“ Dabei lächelte er sie an.
„Ich habe Andy gerade auf seine Verletzung geschlagen. Das wollte ich nicht. Ich war so aufgebracht und hatte nicht daran gedacht.“
„Ja und? Hast ihn doch nur gestreichelt. Das kann der schon ab. Hast doch gehört, er musste nur mal für Königstiger.“
Anne sah Sebastian fragend an. „Was muss er?“
„Na für kleine Jungs, Pippi, aufs Töpfchen. Mensch, Mädel, der musste aufs Klo“, erklärte Sebastian leicht belustigt, als er sah, dass es Anne endlich verstanden hatte.
„Ich schlage vor, wir tauchen heute nicht mehr“, sagte Sebastian, als Andreas nach einiger Zeit wieder aufs Oberdeck zurückkam. „Aber wir ändern unseren Standort. Sollten die netten Jungs uns auch eine Wanze verpasst haben, dann sieht es einfach besser aus.“
Andreas sah seinen Freund mit weit aufgerissenen Augen entgeistert an. Das hatte er überhaupt noch nicht in Betracht gezogen. Vielleicht waren sie ja deshalb so schnell abgezogen. „Guter Einfall mit dem Standortwechsel, Sebi. Aber ne schlechte Idee nicht zu tauchen“, antwortete Andreas und sah ihn dabei herausfordernd an.
Sebastian verstand sofort und gab ihm mit einem breiten Grinsen recht. „Aber du bleibst an Bord. Das schaffe ich auch ohne dich.“
„Darüber entscheiden wir, wenn wir am neuen Ankerplatz sind und uns die Boote in der Umgebung angesehen haben“, meinte Andreas.
„Okay, du bist der Boss.“
Sebastian und Ahmed lösten die Ankerleinen und die >Amun Re<, gesteuert von Rashid, nahm langsame Fahrt Richtung Norden auf. Gerade als sie östlich an Giftun Soraya vorbei fuhren, meldete Ahmed, dass er dort das Safariboot entdeckt habe, welches am Morgen neben ihnen festgemacht hatte. Sofort reagierte Andreas und wählte die Nummer seines Vorgesetzten und Freund, Jens Arend, der sich schon kurz darauf meldete.
„Hier Schneeeule, wenn ihr jetzt unsere Position bestimmt, werdet ihr westlich von uns ...“ Dann fragte er schnell Sebastian. „Wie heißt der Tauchplatz wo die stehen?“
„Sha´ab Tim.“
„Also, dann werdet ihr dort am Sha´ab Tim besagtes Safariboot ausmachen können. Oder sollen wir versuchen, neben ihnen vor Anker zu gehen und einen Peilsender platzieren?“, fragte Andreas in den Apparat.
Kurzes Schweigen machte sich auf der anderen Seite breit, dann meldete sich Jens wieder. „Hier Bussard. Nein, wir kümmern uns darum. Danke für den Hinweis. Bussard Ende.“
Andreas klappte sein Handy zu und sagte: „Okay Kinder, lehnt euch zurück und genießt die Tour, unsere Freunde werden sich dieser Brüder da drüben liebevoll und unauffällig annehmen. Nun brauchen wir nur noch einen kuscheligen Platz, um unser Boot mal durchzuchecken, ob es von Ungeziefer befallen ist, um zu wissen, woran wir in dem Spiel sind.“
Sebastian schlug vor, zur Turtle Bay zu fahren. „Wenn die Luft rein sein sollte, wäre das der ideale Platz, um den Bootsrumpf gründlich abzusuchen. Sind aber zu unbequeme Gäste dort, suchen wir uns ein anderes lauschigeres Plätzchen“, schlug er vor.
Andreas stimmte zu und Rashid steuerte den durchs Riff geschützten Tauchplatz an.
Sie hatten Glück und waren allein an diesem Ankerplatz. Nur weiter im Westen bei Dorfa el Fanous Ost, entdeckten sie ein Boot. Es war eines von ihrer eigenen Tauchbasis.
Noch bevor die >Amun Re< festgemacht hatte, ging Andreas in den Salon und bemühte sich wieder darum, seinen Verband allein abzuwickeln.
Sebastian kam dazu. Er schüttelte nur mit dem Kopf, als er das sah und meinte: „Oh nein Kumpel, du bleibst oben.“
„Und was ist, wenn unsere neuen Freunde mal kurz auf ein Hallo vorbeisehen wollen? Noch haben sie keinen Sender von uns, dass wir es beizeiten mitbekommen könnten. Und es sähe dann ja wohl doch blöd aus, wenn du da allein im Wasser rumzappelst“, erwiderte Andreas.
„Und wie genau hast du dir das vorgestellt?“, fragte Sebastian nach, aber machte noch keine Anstalten seinem Freund bei dem Verband zu helfen.
„Wir gehen alle drei runter und massieren liebevoll unseren kleinen Sonnengott des Windes und der Luft das Bäuchlein. Und sollte der böse Drache auftauchen, um nach uns zu sehen, dann gibt uns Ahmed oder Rashid ein Klopfzeichen gegen den Bootsrumpf, den wir als netten Rülpser unseres Gottes hören und verstehen werden. In dem Fall spielen wir die vom Tauchgang zurückkommenden unwissenden Taucherlein“, erklärte Andreas seinen Plan.
„Es ist immer wieder faszinieren zu hören, wie brillant du Drecksarbeit umschreiben kannst“, gab Sebastian zurück und grinste dabei übers ganze Gesicht.
„Und wie wäre es, wenn du mich nun als Dank für diese exzellente Ausführung endfitzen würdest?“
Sebastian zuckte mit der Schulter und half dann seinem Freund. Als er aber die Mullkompresse von der Wunde nahm, musste er feststellen, dass diese blutgetränkt war.
„Wow, da hat dir Anne aber tüchtig eine reingedrückt. Dachte gar nicht, dass sie so viel Bums draufhat.“
„Was willst du? Sie ist eine starke Frau. Aber um mich auf die Bretter zu schicken braucht es schon mehr“, meinte Andreas und grinste seinen Freund frech an. Dabei drängte er ihn endlich mit dem wasserdichten Pflaster fertig zu werden.
Als sie aufs Deck traten, erklärten sie Anne kurz ihren Plan und baten sie, in Nähe der Bleileine zu bleiben, während sie sich den äußeren Bootsrumpf mal so - interessehalber - ansehen würden. Anne wusste zwar nicht genau, was sie damit meinten, denn sie hatten sie noch immer nicht in ihr neustes Wissen eingeweiht. Aber sie hatte begriffen, dass diese beiden Männer wussten was sie tun und hörte auf das, was sie ihr sagten, ohne Fragen zu stellen.
Wieder half Sebastian seinem Freund in den Anzug und brachte dabei auch gleich vorsichtig den Schwamm in Position, der ihm beim vorhergehenden Tauchgang gute Dienste geleistet hatte. Nachdem Andreas seinen Neoprenanzug an hatte, gab er vor seinen Tauchcomputer im Salon vergessen zu haben. Doch Sebastian wusste, dass er ihn in seiner rechten Hand versteckt hielt, als er in den Salon zurückging.
Ach Andy, das ist Tablette Nummer fünf, dachte er besorgt, war jedoch zugleich froh darüber, dass er sich an die Anweisungen von Doktor Mechier hielt. Was er aber nicht wusste, war, dass sein Freund diese Zeit bis zum letzten Moment ausreizte und nicht nur eine, sondern immer gleich zwei bis drei dieser Tabletten schluckte, um sich halbwegs halten zu können.
Irgendetwas von dem Gift des Pfeils machte ihm trotz Entgiftung noch schwer zu schaffen und führte dazu, dass nicht nur seine Schulter wie verrückt brannte. Er bemerkte, wie sich dieses Brennen immer weiter in Richtung Nacken ausbreitete und zu heftigen Kopfschmerzen führte. Auch der Rest des Körpers wurde weiterhin davon in Mitleidenschaft gezogen.
Andreas hatte sich vorgenommen bei diesem Tauchgang, wenn Sebastian auf der anderen Seite des Rumpfes der >Amun Re< arbeitete, sich eine von den neuen Injektionen zu spritzen. Er hoffte, dadurch endlich Linderung zu finden. Immer vorausgesetzt, dass die Laborratten, wie er die Wissenschaftler, die im Labor arbeiteten, liebevoll nannte, das Richtige zusammengerührt hatten. Die ständigen Schmerzen griffen allmählich sein Nervenkostüm an und die Konzentration ließ nach.
Kurz bevor die drei ins Wasser sprangen, entschied Andreas noch: „Du gehst Backbord jeden Millimeter durch und ich Steuerbord. Das Ganze bis zur Wasserlinie.“
Unterdessen beobachteten Rashid und Ahmed angespannt das Meer und die Zufahrt zur Turtle Bay. Beide hielten dabei ein Holzstück in ihren Händen, um schnell an der Bordwand Alarm schlagen zu können, so wie es ihnen Andreas zuvor erklärt hatte.
Die drei Freunde tauchten ab.
Anne schwamm mit Sebastian ein Stück Richtung Backbord und blieb, wie besprochen an der Bleileine zurück. Sebastian schaltete seine Unterwasserlampe an, ließ sich runter zum Kiel des Boots sinken und begann damit den mit Seepocken bewachsenen Rumpf Zentimeter für Zentimeter abzusuchen. Dabei fuhr er den Schiffskörper vorsichtig mit der flachen Hand entlang. So arbeitete er sich bis hin zum Bug und wieder zurück, um etwas höher Richtung Bug mit der akribischen Suche fortzufahren. Die gleiche Prozedur vollführte Andreas auf der Steuerbordseite. Wobei er seine Arbeit kurz unterbrach, den grünweiß gestreiften Spritzenballon aus der Tasche seiner Tarierweste zog, den er zuvor heimlich dort deponiert hatte. Er zog die kleine Plastikhülle ab und stach sich die Kanüle durch den Anzug in den Oberschenkel. Langsam drückte er den Ballon zusammen, bis darin keine Flüssigkeit mehr war. Er zog die Spritze aus seinem Schenkel, brach die Nadel ab, damit sie nicht die Luftblase seiner Tarierweste zerstechen konnte, und steckte nur den leeren Ballon zurück in die Jackettasche. Die Kanüle ließ er zu Boden sinken. Daraufhin versuchte er sich wieder voll auf seine Arbeit zu konzentrieren. Als er das zweite Mal und ein Stück höher erneut am Bug angekommen war, entdeckte er einen winzigen schwarzen Punkt, der dort nicht hinpasste und die Form und Größe einer Reißzwecke hatte. Behutsam fuhr er mit seinem Finger darüber. Andreas hatte gefunden, wonach er gesucht hatte. Vorsichtig, um ihn nicht zu beschädigen, zog er den unscheinbaren Sender aus dem Holz des leicht mit Seepocken besiedelten Bootsrumpfes und hielt ihn fest in seiner geballten Faust. Dann suchte er weiter, im Falle, dass die Kerle nicht nur einen Peilsender deponiert hatten. Als er auf seiner Seite fertig war, tauchte er auf die andere Bootsseite. Er zeigte Sebastian, der ebenfalls seine Suche beendet hatte, lächelnd den kleinen Knopf und gemeinsam schwammen sie zu Anne zurück, um nach dreiundvierzig Minuten konzentrierter Arbeit mit ihr zusammen am Heck wieder aufzutauchen. Einer nach dem anderen reichten sie ihre Flossen nach oben und stiegen aufs Deck. Noch bevor Andreas sein Jackett abgelegt hatte, ging er in den Salon und heftete den feindlichen Sender an die Innentür.
Das wahnsinnige Brennen in seiner Schulter und im Körper hatte etwas nachgelassen jedoch nicht aufgehört. Der Kopfschmerz war unverändert stark geblieben. Erschöpft setzte er sich auf die Bank und streifte sein Jackett ab. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit und Ausbildung, sich sofort darum zu kümmern, blieb er, vorbeugt mit in die Hände gestütztem Kopf sitzen. Selbst als Sebastian an ihn herantrat, um ihm beim Abstreifen des Neoprenanzugs zu helfen, rührte er sich nicht.
„Hey, was ist los, Alter? So im Sitzen kriegen wir den Anzug nicht über die Schultern gezogen. Dafür müsste der Herr sich schon mal bemühen aufzustehen.“
„Lass mich bitte einen Moment, Kleiner“, gab Andreas nur leise zurück. „Und eh du erst blöde Fragen stellst ...“ Dabei öffnete er seine Faust und Sebastian sah zwei leere, ausgedrückte, weißgrün gestreifte Spritzenballons in seiner Handfläche. Sebastian verstand.
Es musste ein verdammt hartnäckiges Gift sein, was sich da im Körper seines Freundes austobte. Er wollte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn er die volle Dosis abbekommen hätte, was dieser Stein vor seiner Brust zum Glück verhindert hatte. Nur konnte keiner sagen, wie viel von dem Zeug trotzdem noch in seinen Körper gelangt war. Sebastian schaute seinem Freund fest in die Augen, dann setzte er sich neben ihn und blieb dort still sitzen. Er hoffte, dass dieses neue Mittel ihm endlich Linderung verschaffen würde und es nicht schon zu spät war oder das Serum doch schwere Nebenwirkungen hervorrufen könnte.
Als Anne nach dem Umziehen wieder von der Toilette zurückkam, bemerkte sie sofort, dass etwas nicht in Ordnung sein konnte. Dass die beiden Männer dort so ruhig auf der Bank saßen und Andreas sogar noch seinen Neoprenanzug, bis oben hin geschlossen, trug, war ungewöhnlich. Sofort wollte sie zu ihnen gehen, um zu fragen, was los sei, doch Sebastian schüttelte den Kopf, als Zeichen sie lieber allein zu lassen.
Als sie daraufhin zum Oberdeck hochsteigen wollte, rief ihr Sebastian nach: „Anne, sag Rashid, dass wir noch ein halbes Stündchen oder so hier bleiben wollen. Ich gebe ihm dann Bescheid, wenn es weitergeht.“
Andreas saß weiterhin nach vorn gebeugt breitbeinig da, stütze seinen Körper mit den Unterarmen auf seinen Oberschenkeln ab und ließ seinen Kopf durchhängen. Dabei holte er tief und sehr konzentriert durch die Nase Luft und ließ sie deutlich hörbar durch den Mund wieder entweichen. Nach einer Weile lehnte er sich zurück und legte den Kopf aufatmend in den Nacken.
„Und großer Bruder, wie geht es dir jetzt?“, fragte Sebastian leise. Die ganze Zeit hatte er kein Auge von seinem Freund gelassen.
Nur langsam drehte Andreas seinen Kopf nach rechts, wo Sebastian saß und nickte ihm zu. „Das Brennen ist etwas weniger geworden, aber dafür merke ich nun meinen Muskelkater wieder und mir brummt der Schädel, als hätten wir ne ordentliche Ziehung gemacht und dabei ne ganze Bar leer gesoffen. So nen Haarwurzelkatarrh hatte ich, glaub ich, bisher nur das eine Mal, nachdem ich mit dir unterwegs war. Weißt du noch? Das ist schon verdammt lange her.“ Dabei grinste er seinen Freund an.
„Oh ja, ich erinnere mich. Es war noch während der Ausbildung. An dem Tag danach wollten wir beide lieber sterben, so dreckig ging es uns.“ Erinnerte sich Sebastian und lächelte Andreas an. „Trotzdem müssen wir dich jetzt irgendwie aus der Pelle kriegen und dann deine Schulter versorgen. Danach kannst du dich aufs Ohr hauen.“
Noch einmal atmete Andreas tief durch, dann stand er auf. Vorsichtig zog Sebastian ihm den Taucheranzug über die breiten Schultern. Danach half er ihm dabei seine Arme aus den engen Ärmeln des Anzuges zu ziehen. Er zog ihm den Anzug gleich so weit nach unten, dass Andreas sich wieder setzten konnte, während Sebastian ihm den Anzug komplett auszog. Er hängte das Teil auf einen der Bügel in der Mitte des Decks und ging dann mit seinem Freund in den Salon, wo er ihm auch noch beim nassen T-Shirt behilflich war.
Andreas war sichtlich erleichtert, endlich wieder sitzen zu können. Sebastian zog ihm das Pflaster ab, welches gut gehalten, aber auch wieder viel Blut aufgesaugt hatte. Schnell und sicher versorgte er die Wundränder und verband die Schulter mit einem frischen Druckverband. Beim Anlegen des Verbandes bemerkte Sebastian, dass die Nackenmuskulatur seines Freundes steinhart und total verspannt war. Er schlussfolgerte, dass er diese Muskelgruppe bei seinen Krämpfen besonders angespannt hatte und sie sich nicht wieder lösen konnten, da er weiter unter ständigen Schmerzen litt. Aber genau diese Verspannung könnte für seinen starken Kopfschmerz verantwortlich sein. Er teilte ihm diese Bedenken mit und schlug ihm vor, ein muskelentkrampfendes Mittel zu verabreichen.
„Aber fange da gar nicht erst mit Pillen an. Das dauert zu lange“, sagte Andreas und reichte ihm aus seiner Tasche das zweite Spritzenset. „Jag das Teil in die Nackenmuskeln, sonst drehe ich hier vor Schmerzen noch durch. Mir kommt es so vor, als würde mein Gehirn mit voller Wucht abwechselnd von einer Schädelwand an die andere klatschen.“
Gekonnt setzte Sebastian die Nadel zweimal an und spritzte so das Mittel in beide Nackenpartien. „Ich hoffe, ich lag richtig mit meiner Vermutung und dir geht es bald wieder besser“, meinte er und begann damit Andreas leicht zu massieren.
„Und wenn nicht, dann macht das Zeug es auch nicht schlimmer.“
Nach der Massage schlüpfte Andreas in ein trockenes Shirt, wechselte die Badehose und zog sich seine Shorts darüber. Sein Badehandtuch zu einem Knäuel zusammengeschoben, legte er sich auf die gepolsterte Bank und bettete seinen Kopf darauf.
Sebastian deckte ihn mit seiner Jacke behelfsmäßig zu. Gerade als er den Salon verlassen wollte, hörte er Andreas leise und erschöpft sagen: „Danke Kleiner. Bin dir was schuldig.“
Noch ehe Sebastian etwas erwidern konnte, bemerkte er, dass sein Freund bereits eingeschlafen war.
Auf dem Oberdeck angekommen, bat er den Kapitän, nur langsame Fahrt zu machen, um Andreas etwas mehr Zeit zu verschaffen. Sie machten die Leinen los und die >Amun Re< tuckerte gemütlich über das immer noch spiegelglatte Meer Richtung Heimathafen.
Sebastian erklärte der um Andreas besorgten Freundin, dass es ihm nicht so gut ginge. Er hätte leichte Kopfschmerzen, weil der erste Tag doch etwas viel war und er nur müde, aber bestimmt schnell wieder fit sei.
In Wirklichkeit glaubte er aber selbst nicht, was er da von sich gab. Nur das sagte er ihr nicht.
Als Anne wissen wollte, ob sie mit dem Ellenbogenschlag daran schuld sei, lachte er nur auf und verneinte es. Aber in Gedanken nahm er sich vor, dass er, wenn sie zurück waren, Doktor Mechier anrufen würde, um ihm zu berichten, dass die Wunde wieder stärker blutete. Er wollte ihn fragen, wie schlimm das wäre und ob er vielleicht auch selbst etwas dagegen tun könne, ohne den Arzt extra zu bemühen.
Kurz bevor sie ihren Heimathafen erreicht hatten, schlich sich Sebastian leise in den Salon zurück, um seinen Freund zu wecken. Doch Andreas saß bereits aufrecht, frisch gekämmt da und schaute konzentriert auf den Monitor des kleinen Ortungsgerätes, welches vor ihm auf dem Tisch lag.
„Hey, du bist ja schon wach. Wollte dich gerade wecken kommen“, sagte Sebastian fröhlich und fragte dann besorgt: „Und, wie geht es dir?“
„Dank deines fachärztlichen Befundes, Doc Basti ...“, dabei wusste Andreas ganz genau, dass sein Freund diese Koseform seines Namens absolut nicht leiden konnte, „ ... und dem schnellen medizinischen Einsatz, lässt das Schädelbrummen nach. Nur die Knochen tun noch weh. Aber das ist im Moment normal.“
„Gut das zu hören. Und hast du unsere Freunde wieder entdeckt?“
„Ja schau, die kleben ganz dreist nicht weit weg vor unserer Hafeneinfahrt.“ Dabei schob er Sebastian das Ortungsgerät zu. Andreas setzte sich seine Sonnenbrille auf die Nase, trank noch einen großen Schluck Wasser und stieg mit Sebastian zum Oberdeck hoch, um sich da zu zeigen und nach dem fremden Boot Ausschau zu halten. Schon kurze Zeit später entdeckten sie es an einem vorgelagerten Riff, welches nicht betaucht wurde, da es zu klein und zerstört war, sodass es sich nicht wirklich lohnte.
„Ich würde mir das Boot zu gern mal in einer Nacht-und-Nebelaktion näher beschnarchen, nur um mal zu sehen, was die Kerle für ne Ausrüstung haben“, meinte Andreas und man hörte seine echte Neugier, aber auch seine Entschlossenheit heraus.
Erschrocken sah Sebastian ihn an. „Dann nimm dir mal einen großen Hammer, mein Alter, und schlag dir das ganz schnell wieder aus dem Kopf. Nicht in deinem derzeitigen Zustand.“ Doch als er in die regelrecht leuchtenden Augen von Andreas sah, wusste er, dass seine Entscheidung und der Plan dazu schon fest standen.
„Ist ja zum Mäusemelken mit dir! Nein mein Freund, das Spiel ist zu riskant. Ich glaube kaum, dass sie uns mit offenen Armen empfangen werden“, sagte Sebastian, was er davon hielt.
„Wer spricht hier von uns?“, gab Andreas, noch immer seinen Blick auf das Boot fixiert, zurück.
„Sag mal, wer hat dir denn ins Hirn geschissen? Oder hat es unter dem Gift gelitten? Oder bringt dich das Serum zu solch totalen Fehleinschätzungen?“, wurde Sebastian jetzt etwas lauter. „Darf ich dich daran erinnern, dass du vor gut einer Stunde noch mächtig in den Seilen hingst und es dir jetzt auch noch nicht viel besser geht. Mir scheint, du bist des Wahnsinns fette Beute.“
„Sebi, wenn wir aber dadurch die Möglichkeit bekämen die Nervengiftkapseln gegen harmloses Zeug auszutauschen. Vielleicht auch ein paar ihrer Waffen, für sie unbemerkt, unbrauchbar machen könnten, dann ständen unsere Chancen nicht mehr nur eins zu zwanzig, sondern vielleicht eins zu fünf. Warum sollte ich diese nette Einladung nicht annehmen, wo sie doch quasi vor unserer Haustür parken? “
„Gut gebrüllt Löwe. Und wie willst du das machen, ohne dass die dich bemerken? Ich glaube kaum, dass die alle wie die Babys schlafen werden, während du auf ihrem Boot herumspazierst“, konterte Sebastian.
„Doch genau das werden sie“, erwiderte Andreas und ein teuflisches Grinsen zog über sein Gesicht. „Lass das mal meine Sorge sein.“ Dann richtete er seinen Blick wieder auf das fremde Boot und entwickelte im Geist schon seinen Plan für die Nacht.
Als die >Amun Re< wenig später im Hafen festmachte, bat Andreas Ahmed, diese Nacht den Salon nicht zu verschließen, da er noch etwas vorhatte. Ahmed sollte auch nicht erschrecken, wenn er um Mitternacht aufs Boot käme, sondern könne ruhig weiterschlafen. Der kleine Ägypter nickte ihm verstehend zu.
Auf der kurzen Fahrt vom Hafen zur Tauchbasis entschuldigte sich Andreas bei Anne, dass er heute doch lieber eher ins Hotel möchte, um sich auszuruhen. Er bat Sebastian, ihn hinzufahren, da er ja mit seinem Auto da wäre.
Auf der Basis angekommen, verzichtete Andreas auf sein Dekobier, auch Sebastian nahm lieber eine Cola. Kurze Zeit später verabschiedeten sich beiden von Anne und stiegen in Sebastians silbernen Ford.
Während der gesamten Fahrt sprachen sie kein einziges Wort. Am Hotel angekommen parkte Sebastian den Wagen. Doch als Andreas ausgestiegen war und sich verabschieden wollte, stieg auch Sebastian aus dem Auto, verschloss es und kam zu ihm auf den Bürgersteig.
„Was soll das?“, wollte Andreas wissen.
„Du glaubst doch nicht im Ernst, ich lasse dich verrückten Vogel jetzt alleine. Wenn du schon so lebensmüde bist, dann will ich dabei sein. Anders läuft hier gar nichts. Nur dass das klar ist.“
„Weißt du was? Du bist lästiger als Summsie meine Scheißhausfliege“, beschwerte sich Andreas genervt und ging zu seinem Hotel, ohne weiter auf seinen Freund zu achten, der ihm aber unbeirrt folgte. Im Zimmer angekommen, warfen beide gleichzeitig ihren Rucksack aufs Bett. Sebastian pflanzte sich ganz selbstverständlich in einen der bequemen Korbsessel und beobachtete schweigend seinen Freund, der von ihm keine Notiz zu nehmen schien.
Andreas hing seine nassen Sachen auf die gespannte Leine draußen auf den Balkon. Dann setzte er sich auf einen der beiden weißen Plastikstühle, zündete sich in aller Ruhe eine Zigarette an und schaute übers Meer.
Nach einer viertel Stunde hielt es Sebastian nicht mehr aus. Er ging an den Kühlschrank, griff sich zwei Dosen Cola und ging damit raus auf den Balkon. Er stellte die Dosen ab, zog sich eine Zigarette aus der Schachtel, setzte sich auf den freien Stuhl und zündete sie sich an. Kurz darauf bekam er einen Hustenanfall, weil er eigentlich gar nicht rauchte und der Qualm in seinem Hals kratzte.
„Rauchen wollen wie die Großen, aber vertragen wie die Kleinen“, spottete Andreas und sie mussten beide darüber lachen.
Dann wurde Sebastian wieder ernst. „Aber genau so wird es dir gehen, wenn du das heute Nacht allein durchziehen willst. Es ist wie bei mir mit dem Rauchen, du überschätzt dich und wirst es nicht vertragen. Also weihe mich ein. Was hat sich dein krankes Hirn ausgedacht?“
Andreas sah seinen besten Freund an, überlegte kurz und erklärte dann: „Ich werde da aufs Boot rauf und wieder runtergehen, ohne dass die Kerle je erfahren werden, dass ich da war. Außer ich sage es ihnen, wenn wir sie erwischt haben.“
„Und wie willst du das anstellen?“
Andreas ging, gefolgt von Sebastian zurück ins Zimmer. Er zog einen kleinen, unscheinbaren Koffer aus dem obersten Schrankfach, legte ihn aufs Bett, öffnete ihn und griff nach einer der großen Kapseln, wovon noch zehn weitere der gleichen Art weich in Schaumstoff gebettet darin lagen und zeigte sie hoch.
„Hiermit.“
„Was ist das für ein Zeug? Kenne ich nicht.“
„Ja, mein Freund, die Entwicklung ist nicht stehen geblieben, seit du aus dem Verein raus bist. Das sind überdimensionale Schlaftabletten, wenn ich mal so sagen darf.“ Andreas sagte ihm, dass sie Jens bei seinem letzten Besuch als kleines Spielzeug, neben anderen Sachen, für ihn mitgebracht hatte. Dann erklärte er ihm die Wirkungsweise und dass die Kerle, wenn sie wieder wach werden, denken würden, dass sie kurz eingenickt wären.
„Cool. Und dieses tolle Spielzeug wolltest du mir vorenthalten und allein damit spielen gehen. Ich wusste gar nicht, dass du so ein Egoist bist. ... Aber im Ernst, wenn die Wirkungszeit begrenzt ist, wie du sagst, dann können wir bei denen zu zweit mehr Schaden anrichten als nur du allein.“
„Da hast du auch wieder Recht“, gab Andreas zu. „Nur hätte ich dich gern da rausgehalten. Ich meine, wenn sie mich doch erwischen sollten, wärst wenigstens du noch zum Schutz für Anne da.“
„Vergiss es. Mich wirst du nicht mehr los. Außerdem musst du zugeben, dass ich mich auf solchen Booten besser auskenne als du. Ich könnte eventuelle Verstecke für das Zeug eher finden. Denn ich glaube kaum, dass die das offen rumliegen lassen.“ Damit hatte Sebastian ein wichtiges Argument geliefert, welches Andreas nicht von der Hand weisen konnte. Er nickte seinem Freund zu, ging zum Telefon und bestellte Essen aufs Zimmer.
Wenig später klopfte es an der Tür. Ein Hotelangestellter stand mit einem großen, beladenen Tablett davor. Dankbar nahm Andreas es ihm ab und schloss hinter sich die Tür. Die Männer setzten sich wieder gemütlich auf den Balkon, sahen raus aufs Meer und verdrückten in aller Ruhe das gesamte Essen.
Während Sebastian seine Frau benachrichtigte, dass sie heute nicht auf ihn warten, sich aber auch keine Sorgen zu machen brauche, nahm Andreas eine Verbindung zu Jens auf, um ihn über ihren nächtlichen Plan zu informieren. Fast gleichzeitig beendeten beide ihre Gespräche.
Obwohl es draußen noch hell war, zogen sie die dicken Vorhänge zu und legten sich schlafen.


23
Dreiundzwanzig Uhr Ortszeit klingelte der Wecker. Sofort waren die beiden Männer hellwach. Sie verstauten alles, was sie brauchten in die Rucksäcke und stellten den kleinen grauen Plastikkoffer mit den Kapseln daneben.
Andreas bat seinen Freund, gleich noch den Verband gegen das wasserdichte Pflaster zu wechseln und schlug vor, den Rücktausch erst auf dem Zimmer vorzunehmen, da sie am Hafen dazu nicht genügend Zeit und Licht haben würden. Sebastian war deshalb zwar skeptisch, doch er sah ein, dass es nicht anders möglich sein würde. Andreas nahm, ohne es vor seinem Freund verheimlichen zu wollen, noch zwei der Tabletten ein, welche er vom Doc bekommen hatte. Den Rest steckte er zurück in eine der Seitentaschen seines Rucksacks, so dass es Sebastian genau sehen konnte. Dieser nickte ihm verstehend zu und packte zusätzlich noch eine Flasche Wasser in sein Gepäck.
„Du hast es schon die ganze Zeit gewusst, stimmt´s?“, fragte Andreas und Sebastian gab zu, dass ihn Doktor Mechier darüber informiert hatte.
„Was für eine olle Petze. Dass der Doc aber auch nichts für sich behalten kann“, stellte Andreas, es aber nicht ernst meinend, fest.
Noch einmal vergewisserten sich die beiden Männer auf dem Ortungsgerät, dass sich ihr Ziel nicht ein Stück bewegt hatte.
Unbemerkt verließen sie mit ihrem Gepäck das Hotel.
Bevor sie aufs Hafengelände fuhren, schaltete Sebastian das Licht der Scheinwerfer aus und lenkte den Wagen in Schrittgeschwindigkeit direkt zum Kai.
Zufrieden stellten sie fest, dass der Wind aus Norden wieder zugelegt hatte. Leise, um Ahmed nicht zu wecken, der unter Deck der >Amun Re< schlief, sprangen sie an Bord und zogen sich einander helfend, ihre Neoprenanzüge über. Andreas stopfte sich wieder den Schwamm vor seine linke Schulter. Sie bepackten ihre Taschengurte und holten die Rebreather unter den Sitzbänken hervor. Nach einem kurzen gegenseitigen Buddycheck kletterten sie, ohne ein Geräusch zu machen, über die Bordwand ins Hafenbecken, nahmen die genaue Peilung zu ihrem Ziel auf und verschwanden unter der Wasseroberfläche, als wären sie nie da gewesen.


24
Zur selben Zeit, drei Seemeilen entfernt.
Die Taucher der ägyptischen Marine näherten sich dem Safariboot >King IV<.
Das Boot lag fernab von Tauchspots in tiefen Gewässern. Die Männer hatten den Auftrag, den Bootsrumpf mit einem Peilsender zu versehen und Messungen vorzunehmen, um zu überprüfen, ob sich radioaktives Material an Bord befand.
Die fünf Tec-Taucher hatten den Befehl, sich auf keinerlei Kampfhandlungen einzulassen. Sie sollten in einer Mindesttiefe von sechzig Metern ihr Ziel antauchen und erst, wenn sie direkt unter dem Boot waren bis zum Kiel auftauchen, um ihren Auftrag zu erfüllen. Danach sollten sie auf demselben Weg zurückkehren.
Doch was keiner von den fünf ägyptischen Elitetauchern und den Männern auf dem Patrouillenboot kommen sah, passierte.
Die Kerle auf dem Safariboot waren darauf vorbereitet.
Als die Taucher die Gefahr erkannten, war es bereits zu spät. Unmittelbar vor den fünf Marinetauchern detonierte eine Unterwassergranate.
Die Druckwelle presste den Männern all ihre Luft aus den Lungen, ihre Trommelfelle platzten und sie wurden regelrecht aus der Tiefe nach oben katapultiert. Desorientiert als Folge des erlittenen, starken Explosionstraumas konnten sie nicht anders und tauchten unkontrolliert und viel zu schnell auf.
Nur wenig später trieben sie, umgeben von toten Fischen, an der Wasseroberfläche.
Die ägyptische Marine reagierte sofort und ihre beiden Boote nahmen schnelle Fahrt auf, um zum Explosionsort zu gelangen und ihren Männern zu helfen. Kaum in Schussreichweite wurde vom Safariboot aus das Feuer auf die beiden Marineboote eröffnet. Die Besatzungen der Marineschnellboote setzten sich sofort zur Wehr. Sie beschossen, das als Safariboot getarnte Schiff. Gegen deren um einiges bessere Bewaffnung hatten die Kerle des falschen Safaribootes nicht viel entgegenzusetzen.
Eines der Küstenschutzboote näherte sich den verunglückten Tauchern. Sie fischten ihre Kameraden aus dem Meer, um sie schnellstmöglich in die an Bord befindliche Dekompressionskammer zu bringen. Doch für drei von ihnen kam jede Hilfe zu spät. Das zweite Boot brachte das feindliche Schiff auf, überwältigte dessen sich wehrende Mannschaft und stellte kistenweise Waffen und Munition sicher.
So sollte diese Aktion nicht ausgehen. Der ägyptische Mukaddim, was dem deutschen Marinedienstgrad eines Fregattenkapitäns entspricht und sein deutscher Freund, Flottillenadmiral Jens Arend sahen sich besorgt an. Sie dachten beide an die Männer, die sich in diesem Moment dem anderen Boot zu nähern versuchten, dessen Besatzung bestimmt durch diese Kerle über den Verlauf der Aktion gewarnt worden, waren.
Doch ihnen waren die Hände gebunden. Sie hatten keine Möglichkeit mehr, Andreas oder Sebastian zu erreichen.
Die Zeit schien nur noch im Schneckentempo zu verstreichen, während sie auf ein Zeichen der beiden Männer hofften, die sie nicht mehr vor der großen Gefahr, in der sie sich befanden, hatten warnen können.


25
Andreas und Sebastian tauchten langsam nur bis auf Augenhöhe etwa zehn Meter nördlich von ihrem Ziel auf und sahen die Backbordseite des Bootes vor sich.
Außer der Positionslichter an Bord konnten sie im Salon ein dezentes Licht erkennen. Auf dem Oberdeck nahmen sie eine Bewegung wahr, was sie zum sofortigen Abtauchen animierte. Kurze Zeit später steckten sie erneut vorsichtig ihre Köpfe aus dem Wasser. Die Gestalt auf dem Deck war nicht mehr zu sehen.
Sie nahmen je eine der mattschwarzen Kapseln in Größe einer Bierdose in ihre Hände und schraubten sie hoch über ihren Köpfen haltend auf. Die flüssige Substanz, die sich in der Kapsel befand vermischte sich mit der Luft zu einem Gas und zog dann langsam, vom Wind getragen, als nebliger Schleier über das Deck des Bootes.
Andreas schaute auf seine Taucheruhr und gab nach einer Minute langen Wartens das Zeichen zum Heck des Schiffs zu tauchen. Nachdem sie sich vergewissert hatten, dass sie dort nicht erwartet wurden, schwang sich Sebastian geräuschlos auf die Plattform und ließ für seinen Freund die Leiter ins Wasser. Noch bevor Andreas die Sprossen erklommen hatte, rollte Sebastian eine aufgeschraubte Kapsel in den spärlich beleuchteten Salon, aus dem kurze Zeit später grauer Qualm entwich und sich schnell verflüchtigte.
Gemeinsam, ihre Atemregler im Mund behaltend und weiter daraus atmend, drangen sie in den Salon vor. Sebastian sammelte die beiden nun leeren Hülsen ein und besah sich die drei am Tisch eingeschlafenen Männer, während Andreas an ihm vorbeilief und eine weitere Kapsel im unteren Deck öffnete. Dann stellten sie die Timer ihrer Uhren, um rechtzeitig vom Schiff zu sein, bevor die Kerle wieder aufwachen würden.
Systematisch begannen sie den Salon zu durchsuchen. Abrupt wurden sie von einer Stimme aufgeschreckt. Sie sahen sich kurz an und drehten sich dann blitzschnell, wie auf Kommando, die Waffen im Anschlag, in die Richtung, aus der die Stimme erklang. Als sie erkannten, dass die Worte aus dem Funkgerät kamen, atmeten sie erleichtert auf und lauschten gespannt auf die kurze Meldung mit Schuss- und Kampfgeräuschen im Hintergrund. Dann wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu. Nachdem sie mit der Durchsuchung des Salons fertig waren, stiegen sie zum Unterdeck hinunter. In der hinteren Kajüte fanden sie drei an Händen und Füßen gefesselte Männer in den Kojen. Das war wohl die Besatzung des Bootes, die zu ihrer Arbeit gezwungen und sonst hier wie Vieh gehalten wurde. Leider konnten Andreas und Sebastian ihnen noch nicht helfen. Sie mussten noch etwas ausharren. In der zweiten Kajüte wurden sie fündig. Es tat sich ihnen ein Waffenarsenal auf. Dabei entdeckten sie auch eine Packung mit kleinen Kunststoffkapseln, die mit einer Flüssigkeit gefüllt waren. Beiden war klar, dass es sich um das unbekannte Nervengift handeln musste.
„Ein guter Fund“, flüsterte Sebastian.
„So sieht es aus. Also machen wir uns an die Arbeit. Ich kümmere mich um das Scheißzeug hier“, entschied Andreas, „und du um so viele der Waffen und Munition wie du in der kurzen Zeit schaffst.“ Andreas machte sich gleich daran. Er stach mit einer feinen Kanüle die winzigen mit Nervengift gefüllten Kapseln auf und sog das fremde Gift in den großen Spritzenkörper auf, damit das Labor die genaue Zusammensetzung ermitteln konnten. Nur auf diese Weise war es möglich, ein wirklich einhundertprozentig wirksames Gegenmittel zu entwickeln. Denn der Rückstand auf dem Kapselrest hatte nur für eine grobe Analyse ausgereicht. Mit Hilfe einer zweiten Spritzengarnitur füllte er normales Wasser in die kleinen Kapseln und verklebte die winzige Einstichstelle fast unsichtbar.
In der Zwischenzeit kümmerte sich Sebastian um so viele Waffen, wie er in der kurzen Zeit in die Hand bekam, und machte sie unbrauchbar. Bei einigen entfernte er den Schlagbolzen, bei anderen manipulierte er den Magazinschacht, bei wieder anderen verklebte er den Ladeschlitten mit Sekundenkleber. Alles keine Maßnahmen, die dauerhaft waren aber die Kerle hoffentlich lange genug aufhalten würden, um selbst handeln zu können, ohne gleich erschossen zu werden.
Auf dem Weg zurück nach oben nahmen sie sich die Waffen der dort schlafenden Männer im Salon vor, die sie bei sich trugen.
Andreas musste sich unsagbar beherrschen, um nicht zweien von denen seine schon geballte Faust ins Gesicht zu rammen. Denn er erkannte in ihnen seine schlimmsten Peiniger wieder.
Kurz nahm er seinen Atemregler aus dem Mund, den er aus Schutz vor Resten des Betäubungsgases die ganze Zeit über im Mund behalten hatte. Schob seine Tauchermaske auf die Stirn und besah sich die Gesichter der Männer genauer.
„Euch beide nehme ich mir noch persönlich vor und das, wenn ihr wach seid. Das ist ein Versprechen“, fauchte er ihnen voller Wut ins Ohr. Dann steckte er den Atemregler zurück zwischen seine Zähne und schob die Maske wieder vor Augen und Nase.
Sie tauschten noch die scharfe Munition in den Magazinen der Pistolen gegen mitgebrachte Platzpatronen. Nur die Harpunenarmbrust konnten sie nirgends finden.
Gerade als der Timer seiner Armbanduhr piepte, stieg Andreas die Leiter ins Wasser zurück und zog seine Flossen an, die ihm sein Freund reichte. Sebastian hievte die kleine Leiter wieder hoch und ließ sich selbst langsam und leise ins Wasser gleiten.
Noch bevor die Wachen auf dem Oberdeck munter wurden, verschwanden die beiden Männer in der Tiefe.

Sichtlich erschöpft von dem langen Tauchgang, tauchten sie direkt am Heck der >Amun Re< auf. Zufrieden lächelten sich die Männer an, als sie ihre Masken abzogen und die frische Seeluft einatmeten. Froh über die geglückte Aktion schlugen sie ihre hochgehaltenen Handflächen aneinander.
Sebastian ließ Andreas als Ersten an Bord klettern und folgte ihm kurz darauf, um ihm schnell helfen zu können. Doch da stand schon Ahmed, zwar etwas müde, aber wie immer hilfsbereit und nahm ihm seine Weste samt Kreislaufgerät ab.
„Ahmed, ich denke, du schläfst längst“, flüsterte Sebastian und dankte ihm für seine Hilfe.
„Ich habe mir große Sorgen gemacht und habe hier auf euch gewartet, um helfen zu können“, gab der kleine Ägypter kleinlaut zu und half Andreas bereits aus dem Anzug. Andreas konnte einfach nicht anders und klopfte dem jungen Mann freundschaftlich auf den Rücken. „Danke Ahmed. Du bist ein guter Freund.“
„Ich weiß, was du hier mit Sebi tust. Du tust es nicht nur für dein Land oder Anne. Du tust es für uns alle“, meinte Ahmed.
Noch einmal klopfte Andreas ihm anerkennend auf die Schulter, dann hängte er seinen Anzug auf den Bügel und verstaute das Kreislaufgerät samt Weste wieder unter der Bank. Beide Männer zogen ihre trockenen Sachen über, verabschiedeten sich von Ahmed und verschwanden leise mit dem Ford aus dem Hafen.
Kurz nach drei Uhr morgens erreichten sie völlig ausgepowert das Hotel. Gerade als Andreas sich von Sebastian verabschieden wollte, streikte sein Freund. „Ist nicht, Kleiner. Ich muss dich erst wieder trocken legen. Und ehe ich dann zu Hause bin, vergeht auch noch einmal Zeit. Also wirst du den Rest der kurzen Nacht mit mir verbringen müssen.“
Andreas hatte nichts dagegen und sie schleppten sich müde an der Rezeption vorbei. Als sie vor der Treppe standen, sahen sie sich an, schüttelten mit dem Kopf und gingen ein Stück zurück, um doch lieber den Fahrstuhl zu nehmen.
Noch während Sebastian Andreas die Wunde versorgte, fragte er: „Was meinst du, ob wir jetzt unseren Bussard noch aus dem Nest schmeißen können?“ Dabei sah er auf seine Uhr, die bereits kurz vor vier Uhr anzeigte.
„Ich denke mal, nach dem Funkspruch, den wir mitbekommen haben, aber unsere Galgenvögel zum Glück nicht, ist es gut möglich, dass er sogar darauf wartet.“
„Du hast Recht.“
Während Sebastian, besorgt bei dem, was er da sah, den neuen Druckverband anlegte, wählte Andreas die Nummer seines Chefs. „Hier Schneeeule. Plan wurde ohne Komplikationen ausgeführt. ... Nein die haben geschlafen wie die Babys als der Funkspruch rein kam. Die wissen also von nichts. ... Na klar. Du weißt doch, dass wir immer ein gutes Timing haben. ... Nein uns geht es gut, aber wir sind etwas geschafft. Sag mal, wie geht es den Tauchern?“ In dem Moment verfinsterte sich Andreas´ Gesicht. „Und den beiden in der Dekokammer?“, fragte er nur noch leise, dann nickte er ernst. „Wir melden uns wieder. Schneeeule Ende.“
Betroffen sagte er Sebastian, der ihn fragend ansah: „Drei Taucher haben ihr Leben durch eine gezündete Unterwassergranate verloren und den anderen beiden in der Dekokammer geht es nicht gut. Sie wurden aus sechzig Metern regelrecht hochkatapultiert. Da ist das erlittene Explosionstrauma noch ihr geringstes Problem. Aber wenigstens haben sie die Kerle. An uns ist es, ihnen illegalen Waffenbesitz und -handel sowie Entführung, Erpressung und mehrfachen Mord nachzuweisen.“
Sie waren betrübt und erschüttert über den Ausgang der Aktion mit dem Safariboot. Auch wenn sie die fünf Marinetaucher nicht kannten, waren ihre Gedanken bei den drei toten Tauchern, ihrer Angehörigen und bei den beiden, die noch um ihr Überleben kämpften. Sie wussten genau, was es bedeutete von einer Granate und deren Druckwelle aus sechzig Metern Tiefe hochgeschleudert zu werden.
Nachdem Sebastian Andreas´ Wunde verbunden hatte, holten sie zwei Flaschen Stella-Bier aus dem Kühlschrank, setzten sich auf den Balkon und stießen auf die armen Teufel an. Andreas zündete sich eine Zigarette an und sog den Qualm tief in seine Lungen.
„Ich dachte, du wolltest damit aufhören?“
„Ja, stimmt. Aber jetzt im Moment gerade nicht. Sebi, ich glaube, ich werde zu alt für diesen Job.“
„Wie meinst du das?“
Andreas sah ihn an. „Ich lasse bei meinen Aktionen schon zu oft Gefühle an mich ran. Das ist nicht gut für den Job, wie du weißt.“
Sebastian wusste sehr genau, was sein Freund meinte. „Nein, das ist wirklich nicht gut. Gefühle können da tödlich sein. Da musst du schnell wieder von wegkommen oder den Job aufgeben. Deine Zeit hast du doch eh längst rein, um es Jüngeren zu überlassen. Aber Letzteres bitte erst nach diesem Auftrag hier. Du, ... wir, ... und einige Andere haben schon zu viel darein investiert.“
„Du hast mein Wort, Sebi. Das hier ziehen wir durch, bis wir fertig sind.“
Die beiden Männer prosteten sich zu, tranken ihr Bier aus und verzogen sich dann in die Betten, um noch zweieinhalb Stunden Schlaf zu bekommen, bevor der Wecker wieder klingeln und sie aus ihren Träumen reißen würde.


26
Seltsamerweise regte sich keiner vom Hotelpersonal darüber auf, dass der eigentlich allein für das Zimmer angemeldete Hotelgast zum Frühstück mit einem Freund auftauchte, der offensichtlich in seinem Zimmer übernachtet hatte. Im Gegenteil. Sebastian wurde von ihnen als guter Bekannter begrüßt. Einige von ihnen waren sogar geladene Gäste auf seiner Hochzeit gewesen. Nur zwei der frühen Hotelgäste tuschelten hinter vorgehaltener Hand und rümpften anstößig ihre Nasen. Doch das war den beiden Männern egal.
Die nun sechs Flaschen Wasser, welche die beiden Männer brauchten, gingen wie selbstverständlich wieder aufs Haus.
Andreas stieg in den Pick-up zu Ali, während Sebastian ihnen in seinem Wagen folgte.
Auf dem Weg zur Basis wählte Sebastian die Nummer vom Doktor Mechier und berichtete ihm besorgt, dass ihm die Wunde seines Freundes gar nicht gefiel, da sie zu eitern und zu nässen begonnen hatte. Der Arzt fragte ihn, wie oft und wie lange Andreas die Pflaster getragen hatte und wie tief sie getaucht waren. Ehrlich gab Sebastian dem Militärarzt darüber Auskunft. Auch, dass beim letzten Tauchgang das Pflaster nicht dichtgehalten hatte.
„Sebi, das ist nicht gut. Versuchen Sie zu verhindern, dass Ihr Freund heute taucht.“
„Das wird nicht möglich sein Doktor Mechier. Ich weiß nicht, ob Sie schon von den Ereignissen der Nacht gehört haben.“
„Ja, habe ich“, antwortete der Arzt. „Ich habe die beiden Männer hier bei mir und es sieht nicht gut aus.“
„Dann wissen Sie auch, dass nun alles von seinem Einsatz abhängt. Also was kann ich tun, außer Andy vom Tauchen abzuhalten? Was, wie Sie wissen, nicht möglich sein wird.“
„Wo sind Sie jetzt, Sebi?“
„Wir befinden und auf dem Weg zur Tauchbasis.“
„Gut. Ich weiß, dass Andy dort erst Farid wieder betreuen wird. Ich schicke sofort einen Kurier mit Medikamenten los. Ich gebe ihm einen Zettel mit, wie Sie damit zu verfahren haben. ... Oh ja und ehe Sie noch darum bitten, natürlich unauffällig.“
„Danke Doktor. Sehen Sie zu, die beiden Jungs wieder auf die Beine zubekommen. Wir drücken dafür fest die Daumen und sind in Gedanken bei ihnen. So etwas lässt keinen von uns kalt“, sagte Sebastian. Kurz bevor sie auf den unbefestigten Weg zur Tauchbasis einbogen, beendete er das Gespräch und rief schnell seine Frau Kim an, damit sie sich keine Sorgen machte.
Während sich Sebastian zu den Tauchlehrer und Guides gesellte, verzogen sich Anne und Andreas mit Farid in das kleine Behandlungszimmer. Andreas zog noch die letzten Fäden, tastete die Wunde ab und versorgte die Wundränder erneut mit einer Salbe.
Anne klebte ihm nur noch ein einfaches Pflaster zum Schutz auf die Wunde, das Farid in zwei oder drei Tagen selbst abziehen konnte. Der Ägypter bedankte sich und ging an seine Arbeit zurück.
Anne bemerkte, dass Andreas müde aussah und fragte ihn danach. Doch er redete sich damit heraus, mit Sebastian eine feuchtfröhliche Nacht gehabt hatte. Was je nach dem Standpunkt des Betrachters nicht einmal gelogen war.
Sie kehrten auf die Terrasse zurück und sahen gerade noch wie sich Sebastian von einem jungen Ägypter verabschiedete, der gleich wieder in sein Auto stieg und verschwand. Sebastian steckte sich ein unscheinbares Päckchen in die Hosentasche, bevor er zurück auf die Terrasse kam.
„Kann es sein, dass du ein Geheimnis vor mir hast?“, fragte Andreas, als er hinter seinen Freund trat.
„Kann es sein, dass du mir nachschnüffelst?“, konterte Sebastian, ihn herausfordernd anlächelnd. „Aber im Ernst. Das war ein Kurier von Doktor Mechier. Er hat neue Medikamente für dich gebracht.“
„Was für neue Medikamente? Die Salbe und die Tabletten reichen doch noch eine Weile.“
„Nun tu mal nicht so scheinheilig und unwissend. Du weißt genau, dass sich die Wunde entzündet hat. Denn ich glaube kaum, dass du schon erblindet bist und nun noch dazu gar nichts mehr merkst. Nur weil du es ignorierst, wird es nicht besser.“
„Und du olle Quasselstrippe hast es ihm gleich wieder brühwarm gesteckt.“
„Ja, hab ich“, gestand Sebastian, „und er hat dir eigentlich Tauchverbot erteilt, was ich aber abwenden konnte. Dafür hat er die neuen Medikamente geschickt.“ Dabei schaute er seinen Freund herausfordernd an. „Und hast du ein Problem damit? Ich nämlich nicht.“
Andreas wusste genau, was er an seinem Freund hatte. Oft genug hatten sie sich gegenseitig aus der Patsche geholfen. Doch diese Besorgnis, die er jetzt für ihn an den Tag legte, war neu. Auch er hatte schon viel für seinen Freund getan und würde jederzeit wieder alles für ihn geben. Eben das machte diese tiefe Freundschaft aus, obwohl es nach außen hin manchmal nicht so aussah. Keiner von beiden hielt mit Wahrheiten hintern Berg, wenn es darauf ankam. Sie konnten sich die Meinung sagen, ohne es übelzunehmen, und sie konnten sich immer und zu jeder Zeit aufeinander verlassen. Sie waren von Anfang an, seit ihrer Ausbildung ein eingespieltes Team. Andreas hatte damals der Abschied seines Freundes von der Truppe sehr zu schaffen gemacht.

Lustlos und müde kletterten die beiden Männer auf die Ladefläche des Pick-ups, was Anne so von ihren nicht kannte. Noch bevor sie am Kai angehalten hatten, schrie Sebastian laut auf Arabisch: „Rashid, mein Freund, bring uns irgendwohin. Nur schön weit weg und das ganz langsam.“
Der Kapitän nickte ihm zu. Er hatte bereits von dem nächtlichen Ausflug der Männer gehört und wusste, was sein langjähriger Freund Sebastian meinte. Kaum an Bord der >Amun Re< legten sich die beiden Recken auf die gepolsterten Bänke im Salon und schliefen den Schlaf der Gerechten.
So stand Anne völlig unerwartet ganz allein auf dem Deck. Noch nicht einmal ihre Rucksäcke hatte sie mit in den Salon genommen, sondern die lagen noch auf der Bank, wo sie sie abgesetzt hatten, um ihre Schuhe auszuziehen, beziehungsweise Sebastian seine gegen leichtere Neoprenschuhe getauscht hatte. Nachdem sie ihnen ihr Zeug nachgeräumt hatte, verzog sie sich aufs Oberdeck zum Kapitän, der die >Amun Re< Richtung Norden steuerte.
Anne hätte zu gern gewusst, was da letzte Nacht gelaufen war.
So wie es aussieht, haben die beiden Kerle mächtig einen hinter die Binde gegossen und zu tief ins Glas geguckt, schlussfolgerte sie deren jetziges Verhalten und musste lächeln. Sie stellte sich vor, wie sie sich vielleicht wieder einen verbalen Schlagabtausch geliefert hatten. Zu gern wäre sie dabei gewesen.
Nach zweieinhalb Stunden, welche die >Amun Re< friedlich dahingetuckert war, hatten sie ihr Ziel Sha´ab Mike fast erreicht. Ahmed hatte einen starken Kaffee gebrüht und kam damit leise in den Salon, um die beiden Männer zu wecken. Doch wie er feststellte, war das nicht mehr nötig, denn sie schlugen, angelockt vom Duft des Kaffees, die Augen auf und rappelten sich noch immer etwas verschlafen, auf.
„Kaffee. Genau das, was wir jetzt brauchen, Ahmed. Du bist der Beste“, lobte Andreas und lächelte den kleinen Ägypter dankbar an. „Wo sind wir eigentlich?“, wollte er dann wissen.
Sebastian, selbst neugierig, wohin sie Rashid gebracht hatte, reckte den Kopf und sah aus dem Fenster. „Ich weiß nicht genau, aber so wie es aussieht auf dem Roten Meer.“
„Klasse, du Blitzmerker. So schlau bin ich auch.“
„Es sieht so aus als hätte Rashid uns zu Sha´ab Mike gebracht. Ist eigentlich mit das nördlichste Riff, was wir von Hurghada aus anlaufen. Hier kommen aber nur selten Boote her. Es ist noch ziemlich unbekannt und wird nicht so oft angesteuert, da es hier keine Ankerleinen gibt. Sprich, es wird als Pick-up-Drifttauchgang betaucht und danach gleich wieder verlassen“, erklärte Sebastian. „Und ob du überhaupt tauchst, das hängt davon ab, wo unsere speziellen Freunde sind.“
Andreas kramte in seinem Rucksack und holte das Ortungsgerät hervor. Gespannt sahen beide auf den Monitor, nachdem sie ihn angeschaltet hatten.
„Weit weg, aber nicht weit genug, um nicht mit ihren Ferngläsern, am helllichten Tag zu erkennen, wenn Ahmed in meiner Ausrüstung hängen würde. ... Also werde ich wohl nicht drumherum kommen tauchen zu müssen. Ach wie Schade aber auch“, sagte Andreas herablassend und spielte danach den Enttäuschten.
Schnell hatte er seinen Kaffee ausgetrunken, stand auf und ging ein Stück auf seinen Freund zu. „Na los, dann verpflastre mich doch schon mal, Schwester Sebia“, forderte er aufgesetzt unbeschwert. „Schließlich können wir die netten Jungs nicht ewig warten lassen und ich will endlich wieder mal paar Fische sehen.“
„Darf ich vielleicht erst mal meinen Kaffee in Ruhe austrinken?“, gab Sebastian genervt zurück und schüttelte dem Kopf. „Nicht auszuhalten mit dir.“ Demonstrativ langsam, schlürfte er seinen Kaffee weiter. Dabei überlegte er angestrengt, wie er seinen Freund austricksen könnte, damit er den Tauchgang ausließ, um seine Schulter zu schonen.
„Sebi, ... Ich kenn dich schon zu lange und zu gut“, sagte Andreas scharf und seine Augen wurden dabei zu kleinen Schlitzen, als er seinen Freund ansah. „Also gib dir keine Mühe, versuch es gar nicht erst. Ich werde mit runtergehen und wenn du dich auf den Kopf stellst, und wie wild mit den Beinen zappelst.“
Sebastian gab es auf. Gegen den Sturkopf seines Freundes war kein Kraut gewachsen. Also leerte er seine Tasse und machte sich daran den Verband zu lösen. Dabei fiel ihm wieder ein, dass der Arzt den Medikamentenpäckchen einen Zettel beigelegt hatte. Er ließ Andreas einfach stehen, zog das beschrieben Blatt Papier aus seiner Hosentasche und las sich die Zeilen in aller Ruhe durch.
Ein hämisches Grinsen huschte über sein Gesicht, als er den Zettel seinem Freund reichte.
„Na toll, noch mehr Rumgesteche. Bin ich denn ein Nadelkissen oder was?“
„Tja mein zart besaiteter Freund, entweder Fakir spielen und tauchen dürfen oder keine weiteren Löcher im Pelz aber dafür oben bleiben und zusehen müssen“, gab Sebastian zurück und grinste ihn dabei breit an. „Deine Entscheidung.“
Andreas entschied sich natürlich für die Injektionen und das Schlucken der Tabletten.
Alles andere hätte Sebastian auch gewundert. Also entfernte er den Verband und zog vorsichtig die Kompresse ab. Die Ränder der Wunde nässten stark. Gewissenhaft zog er eine Spritze auf und stach die Nadel, dabei selbst das Gesicht verziehend in das entzündete Gewebe.
„Aua, Mensch das brennt vielleicht. Geht das nicht etwas sanfter“, knurrte Andreas seinen Freund an.
„Ja mein Großer. Würde es guttun, würdest du es immer haben wollen“, konterte Sebastian, aber drückte die Flüssigkeit, beim letzten Stich den er setzte etwas langsamer heraus. Er versorgte die Wunde wieder mit der Salbe und verklebte sie wasserdicht.
Artig schluckte Andreas seine Tablette und befühlte sich die Schulter, die etwas taub zu werden schien.
„Gut gemacht Schwester Sebia. Es scheint so, als würde das Zeug schon wirken“, bedankte er sich bei seinem Freund. Er zog sein weißes T-Shirt über, welches er zum Tauchen immer trug. Schob die Sonnenbrille auf die Nase und ging hinaus aufs Deck, um sein Equipment an die Nitroxflasche anzuschließen. Er überprüfte den Sauerstoffgehalt des Nitoxgemischs seiner Flasche und war mit dem Ergebnis zufrieden. Fröhlich pfeifend kletterte er aufs Oberdeck, gab Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die schöne ruhige Fahrt. Wenig später tauchte auch Sebastian auf, gab ebenfalls Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die ruhige Fahrt.
„Was ist denn mit euch los? Habt ihr euch abgesprochen?“, fragte Anne lachend und sah ihre Freunde fragend an. „Wieder alles Okay mit euch?“
Die beiden Männer sahen sich verwundert an. „Wieso wieder? Uns geht es doch immer gut“, antworteten sie ganz verwundert tuend unisono.
„Ich werde aus euch einfach nicht schlau“, gab sie zu und schüttelte den Kopf. „Ich geb´s auf.“ Sie holte die Briefingtafel unter der Bank hervor, setzte sich mit dem Rücken zum Kapitän und zeigte vor allem Andreas den Tauchplatz, der aus vier Korallenblöcken bestand. Dabei machten sie sich aus, dass sie nur zwei der Blöcke umtauchen wollten und suchten sich die beiden Östlichen dafür aus. Sie legten ihre Tauchzeit, da der Platz nicht allzu tief lag, auf fünfundsechzig Minuten fest und klärten ihre Positionen zueinander. Sebastian erinnerten Anne daran ihre Handschuhe nicht zu vergessen und alle drei bereiteten sich dann auf den Tauchgang vor.
Als sie fertig angerödelt auf der Plattform standen, brachte Rashid sie bis zum nördlichsten Block, wo er das Zeichen, dass er die Schiffsschraube angehalten hatte und damit für ihren Absprung gab. Nacheinander sprangen die drei ins Wasser, sammelten sich kurz an der Wasseroberfläche, um dann gemeinsam abzutauchen. Sie folgten der Strömung und umrundeten in aller Ruhe den ersten Block vollständig.
Andreas fiel ein unscheinbares Tier auf. Es schien kleine Beinchen zu haben und lief über den Sand. Wenn es von ihm etwas geärgert wurde, indem er mit seiner Hand knapp vor ihm herumwedelte, spreizte es seinen Schwanz und die langen Seitenflossen weit auseinander. Es sah dann aus wie ein bunter Schmetterling. Schnell zückte er seine Schreibtafel aus der Jackettasche und schrieb darauf: „Was ist das?“
Er reichte Anne die Tafel und zeigte dabei auf das seltsame Tier.
Anne lächelte ihm zu und schrieb zurück:
„Das ist ein Red Sea Workman aus der Familie der Skorpionfische. Achtung !!!! Extrem giftig!!!“
Kaum hatte Andreas das gelesen, wurden seine Augen groß und er brachte schnell etwas mehr Abstand zwischen sich und den Fisch, was die anderen schmunzeln ließ.
Ups, von Gift hab ich wirklich die Schnauze voll, das musst du verstehen. Nichts für ungut kleiner Kerl. Aber da wird es wohl nichts mit uns, dachte Andreas. Trotzdem sah er sich das Tier aus nun sicherer Entfernung noch einmal genauer an, bevor er mit seinen Freunden zum nächsten Block weiter tauchte, um ihn zu umrunden.
Gerade als sie sich den wunderschön bewachsenen Korallenblock angesehen hatten, war die vereinbarte Zeit abgelaufen. Eigentlich wären sie gern noch einmal losgezogen, um sich auch noch die anderen beiden Blöcke anzusehen, doch sie wollten nicht durch zu lange Tauchzeiten auf sich aufmerksam machen, sollten sie dabei beobachtet werden. Also schwammen sie von dem Block ein Stück in südlicher Richtung weg. Achteten darauf, dass sie keine Motorengeräusche in unmittelbarer Nähe hörten und tauchten dann langsam auf. Wenig später kam ihr Boot herangefahren. Ahmed warf ihnen die Leine zu, an der sie sich gut festhielten und noch ein Stück weiter vom Riff weggezogen wurden, um dort in Ruhe aus dem Wasser steigen zu können.
Kaum waren sie an Bord, nahm die >Amun Re< wieder Fahrt auf und der Kapitän steuerte eine seichte, geschützte Stelle, etwas weiter südlich an und machte nach zwanzig Minuten am Sha´ab Heluwa fest.
„Und wo sind unsere Freunde?“, wollte Andreas wissen, kaum dass er frisch verbunden und im trockenen T-Shirt aus dem Salon trat, den Sebastian schon ein paar Minuten vor ihm verlassen hatte.
„Eigentlich stehen sie gleich neben uns. Wenn du mal einen flüchtigen Blick nach Steuerbord werfen würdest. Sie liegen nur einen Tauchplatz weiter drüben. Also sehe dich vor, dass sie deine hässliche Visage nicht wiedererkennen“, antwortete Sebastian völlig gelassen.
„Und wo ist Anne?“
„Och ich denk mal, sie wird wieder auf dem Oberdeck sein.“
In dem Moment kam Rashid von oben die steilen Stufen nach unten. Und da er etwas von dem Deutsch zwischen den beiden Männern verstanden hatte, antwortete er auf Arabisch, dass Anne nicht auf dem Oberdeck wäre. Backbord und Steuerbord liefen die beiden Freunde an den Aufbauten vorbei nach vorn zum Bug. Doch auch da war ihre Freundin nicht. Entsetzt sahen sie sich an. Ohne einen Blick aufs Meer zu werfen, liefen sie zurück in den Salon, schalteten das Ortungsgerät ein und sahen, wie sich der grüne Punkt langsam vom Boot in Richtung des roten Punktes entfernte.
„Scheiße!“, schrien sie fast gleichzeitig und eilten nach draußen, um sich ihre Gürtel anzulegen.
„Wann haben die sie denn geschnappt? Ich habe gar nichts mitbekommen“, sagte Sebastian.
„Ich auch nicht. Da haben wir jetzt verdammt schlechte Karten.“ Gerade als sie über die Backbordreling von Bord springen wollten, damit sie vom anderen Boot dabei nicht gesehen werden konnten, tippte Ahmed ihnen auf die Schulter und zeigte hinter sie zur Steuerbordseite, lachte und sagte: „Anne ist da ans Riff schnorcheln gegangen. Aber sie kommt gleich zurück, weil das Essen fertig ist. Ich will sie gerade rufen.“ Er ging zur anderen Seite, nahm zwei Finger zwischen seine Lippen und pfiff ihr laut zu. Dann rief er: „Anne, Essen!“
Sie schaute zum Boot, winkte Ahmed kurz zu und schnorchelte an der Riffkante entlang zurück zur >Amun Re<.
Sebastian und Andreas sahen sich an und legten schnell und unbemerkt ihre Gürtel zurück zu ihren Sachen. Dann atmeten sie erleichtert auf.
Pitschnass und etwas außer Puste kletterte sie aus dem Wasser. Andreas, der da auf sie gewartet hatte, legte ihr das Badetuch um die Schultern. „Anne, mein Schatz“, sagte er ganz ruhig aber auch streng, „tue das bitte nie wieder. Sag uns das nächste Mal, was du vorhast, wenn du von Bord gehst.“
„Aber ihr habt mich doch auf eurem Monitor“, meinte sie treuherzig und ahnungslos.
„Das stimmt schon. Nur das ersetzt nicht unsere Reaktionszeit, sollte dir was passieren“, mischte sich nun auch Sebastian ein. „Was wäre, wenn Taucher von denen da“, dabei neigte er seinen Kopf in Richtung des anderen Bootes, „im Wasser unter dir gewesen wären und dich einfach runtergezogen hätten? Dann hätte uns dein Blinkerlichtchen ziemlich wenig genutzt, wenn wir dich bei deinem Ausflug nicht immer im Auge haben, denn die Taucher von da drüben haben keine Sender am Arsch kleben. Also sei so gut und sag uns das nächste Mal einfach Bescheid. Mehr wollen wir doch gar nicht.“
Erst da wurde Anne bewusst, in welche Gefahr sie sich begeben hatte, ohne dass ihre Freunde ihr hätten schnell genug zu Hilfe kommen können. Kleinlaut entschuldigte sie sich und versprach ab sofort achtsamer zu sein.
„Ich hoffe, die da drüben haben unsere Panikattacke nicht mitbekommen“, raunte Andreas seinem Freund leise zu. „Was meinst du, ob die schon das von ihren Busenfreunden wissen?“
Sebastian zuckte nur die Schultern und ging in den Salon. Als alle fünf im Salon saßen und gemeinsam aßen, sagte Andreas an den kleinen Ägypter gewandt und lächelte ihm dabei zu: „Danke Ahmed, du hast uns in letzter Sekunde vor einem großen Fehler bewahrt.“ Ahmed nickte nur kurz und fragte, ob ihnen das Essen schmeckt. Damit war für ihn das Thema bereits vom Tisch.
Heute meldete Anne sich freiwillig für den Abwasch, während sich die Besatzung der >Amun Re< unter Deck in ihre Kajüten verzog, um ein kleines Nickerchen zu machen. Andreas und Sebastian stiegen hoch aufs Oberdeck und suchten sich dort ein schattiges Plätzchen.
„Jungs“, rief Anne nach oben, „eins von euren Handys klingelt sich gerade tot!“
Sofort lief Andreas nach unten und kam gleich darauf mit dem Mobiltelefon am Ohr zurück aufs Oberdeck, wo er sich direkt neben Sebastian setzte.
„Okay, Jens, einen Moment, ich schalte auf laut. Da kann Sebi gleich mithören.“ Er drückte einen Knopf und hielt das Handy dicht zwischen seinem und Sebastians Ohr.
„Dir auch ein Hallo Sebi, du olle Fischflosse“
„Grüßt dich, Jens. Was liegt denn an, weshalb du uns beide am Rohr haben willst?“, fragte Sebastian neugierig.
„Erst einmal will ich wissen, was bei euch da gerade los war? Was war das für eine bescheuerte Aktion? Wolltet ihr Frau Kamp gleich persönlich bei denen abliefern oder was?“
„Der merkt aber auch alles“, flüsterte Andreas leise seinem Freund zu.
„Halt die Klappe, Schneeeule, das habe ich gehört“, gab Jens verärgert zurück.
„Nein Chef, das war ein Versehen vom Amt. Ist aber schon geklärt“, antwortete Andreas schnell.
„Na dann bin ich ja beruhigt. Ich dachte schon, euch hätte die viele Sonne geschadet. Aber anderes Thema. Ich habe erfahren, dass der Richterspruch in weniger als einer Woche erwartet wird. Sprich, eure Freunde werden nicht mehr lange auf sich warten lassen. Wir im Stab nehmen an, dass dieser Scheinangriff von dem ihr uns berichtet habt, durchaus die Taktik sein könnte, die sie anwenden werden. Aber Genaueres kann ich auch nicht sagen. Ich habe die paar Hanseln, die von dem Safariboot noch übrig waren, selbst verhört und ihr wisst, ich bin dabei sehr gründlich.“
Andreas und Sebastian grinsten sich kurz an.
„Ja, das wissen wir nur zu gut“, meinte Sebastian.
Dann sprach Jens weiter: „Die haben mit erzählt, dass sie dies als Angriffstaktik empfohlen hätten. Außerdem hat einer ausgesagt, dass außer dem einen Kontakt, bei dem sie die Waffen und das Ortungsgerät geliefert hatten, kein weiteres Treffen mehr vorgesehen war. Sie haben aber zugegeben, noch einen Warnruf abgesetzt zu haben, als wir sie uns kaschten. Den dürfte ja außer euch da keiner auf dem Boot mehr mitbekommen haben, so wie ich von euch weiß. Sprich, die Kerle schweben noch im schönsten und tiefsten Tal der Ahnungslosen. Meine Bitte. Setzt euch zusammen und denkt euch aus, wie ihr bei einem solch durchgeführten Angriff vorgehen wollt. Wir entwickeln hier auch Szenarien dafür und tauschen uns spätestens übermorgen darüber aus. Gibt es noch irgendwelche Fragen?“, wollte Jens Arend abschließend wissen.
„Ja, Bussard“, sagte Andreas und fragte dann: „Weißt du schon was Neues, wie es den beiden ägyptischen Taucherkollegen geht?“
„Tut mir leid, Jungs, es ist nur noch einer“, hörten sie Jens mit leicht erstickter Stimme antworten. „Wir haben die Gefangenen unseren ägyptischen Kollegen übergeben und so, wie es aussieht, werden sie deshalb auch wegen Mordes belangt und angeklagt werden. Obwohl das kein großer Trost für die Hinterbliebenen sein dürfte, so wäre es doch gerecht. ... Also dann hören wir uns spätestens in 48 Stunden, außer es fällt irgendetwas vor oder gibt neue Erkenntnisse. Na ihr kennt den Spruch ja. Haltet die Ohren steif. Bussard Ende.“
Andreas klappte sein Handy nur ganz langsam zu.
„Dieser arme Kerl“, sprach Sebastian laut aus, was sein Freund gerade dachte. „Mir ist die Lust am Tauchen für heut vergangen.“
„Mir auch Sebi. Aber ich glaube wir müssen, wenn wir die Schweine da drüben weiter bei Laune halten, dabei ordentlich verarschen und am Ende überführen wollen“, meinte Andreas und sprach dann leise weiter: „Und ab sofort lassen wir Anne nur noch total überbleit ins Wasser, aber sie muss nicht wissen warum. Keine Drifttauchgänge mehr, da für Anne das Gewicht sonst zu lange auf dem Körper lasten würde, was ich nicht will. Und wir tauchen nur noch an Riffen, bei denen der Grund nicht tiefer als zwanzig Metern ist. Es darf an keiner einzigen Stelle in der näheren Umgebung tiefer sein. Also suche flache, aber nicht zu flache Tauchplätze raus. Nach Möglichkeit mit wenig Tauchbetrieb, damit die Schweine auch ihre Chance bekommen. Kriegst du das hin?“
Sebastian sah ihn darauf hin fragend an. „Was hast du vor?“
Leise erklärte Andreas ihm seinen Plan, bei dem die Augen seines Freundes zu leuchten begannen. Dann nickte er ihm grinsend zu.
„Das dürfte funktionieren.“
„Kleiner, es dürfte nicht nur, es muss funktionieren. Wir bekommen garantiert keine zweite Chance. Außerdem glaube ich, dass sie uns nicht gleich mit Waffen angreifen, sondern sie wollen es sicher lieber als Tauchunfall tarnen. Würde da dumm aussehen, wenn wir ein Loch im Pelz, einen durchgeschnittenen Luftschlauch oder noch blöder, eine aufgeschlitzte Kehle hätten“, meinte Andreas. Dann sah er Sebastian eindringlich an, als er sagte: „Wenn es nicht funktioniert, mein Freund, haben wir verloren und ich verliere doch so ungern, wie du weißt.“ Verschwörerisch schlugen sie ihre Fäuste aufeinander und legten sich dann in den Schatten, um friedlich ein Schläfchen zu machen.
Als Anne aufs Oberdeck kam, waren sie bereits eingenickt.
Komisch, dachte sie, sonst sind die zwei immer so aufgedreht und heute scheinen sie lammfromm zu sein. Für meine Begriffe zu fromm, ruhig und artig. Sie kämmte ihr Haar und flocht es zu einem Seitenzopf. Dabei schaute sie nachdenklich immer wieder zu den beiden Männern hinüber. Sie zog sich eine Matte von dem Stapel, legte ihr Lieblingsbadetuch mit den drei darauf abgebildeten Delfinen darüber und drehte sich auf den Bauch, um ihrer Rückseite etwas Sonne zu gönnen. Doch schon wenig später drehte sie sich zurück auf den Rücken, schob ihre Wasserflasche, die sie in ein kleines Handtuch gewickelt hatte, als Kissen unter den Kopf und nahm ihr Buch zur Hand, um darin zu lesen.
Gerade als ihr langsam die Arme einschliefen, weil sie das Buch etwas hochhalten musste, wurde Sebastian munter und setzte sich auf.
„Hey ihr Süßen. Es wird Zeit, mal wieder etwas Luft aus den Stahlflaschen zu lassen. Was meint ihr?“ Er stieß seinen Freund am Oberschenkel an, damit er munter wurde.
„Wie tief?“, wollte Andreas wissen, noch bevor er richtig wach war.
„Um die zwölf“, antwortete Sebastian und reckte sich stöhnend.
„Klingt so, als wärst du ein alter Mann“, meinte Andreas.
„Du, so fühle ich mich heute auch. Ich weiß nicht, wie du so was wegsteckst.“
„Ja mein Alter. Ich bin halt nicht so ein Weichei wie du“, stichelte Andreas, doch sein Freund ging nicht darauf ein.
„Das muss es sein“, antwortete er stattdessen, dann wandte er sich seiner Freundin zu. „Lass dir Zeit, Kleene. Ich gehe erst mal unsere kleine Großklappe hier frisch wickeln, dann können wir unser Briefing machen.“ Die beiden Männer rappelten sich auf und gingen nach unten in den Salon. Andreas zog sein Shirt aus und Sebastian nahm ihm den Druckverband ab. Nachdem er die Kompresse abgezogen hatte, fragte er: „Und, du weißt, was jetzt kommt?“ Dabei grinste er seinen Freund diabolisch an.
„Ja, ich weiß. Du Sadist scheinst deinen Spaß dran zu haben, arme, sich nicht dagegen wehren dürfende, unschuldige Opfer zu quälen.“
„Na, nun machs mal halb lang, du armes, unschuldiges Opfer“, wehrte Sebastian ab, doch dann grinste er. „Zugegeben, so langsam beginnt es mir Spaß zu machen, meine sadistischen Neigungen an dir auszuleben.“ Und schon zog er den Kopf ein, um einer Kopfnuss seines Freundes auszuweichen. Er zog die Spritze auf und platzierte die einzelnen Stiche vorsichtig um die Wunde.
Andreas nutzte diese Zeit, um die Tabletten zu schlucken. „Du, ich mach drei Kreuze, wenn das alles hier vorbei ist.“
„Ich weiß, Andy“, antwortete Sebastian leise. Er wusste, dass sein Freund ziemlich geschafft und am Ende war. Welche Schmerzen er noch hatte, das konnte er nur erahnen, wenn er diese Wunde sah. Er platzierte das Pflaster und fragte dann: „Und, wer bringt Anne bei, dass sie ab jetzt als bleierne Ente durchs Wasser paddeln soll?“
Andreas atmete tief durch. „Das wird auch noch so ein Kampf werden, dem ich lieber aus dem Weg gehen würde. Es ist mein Einfall gewesen. Also werde ich es ihr auch verklickern müssen. Wäre aber schön, wenn du mir zur Not Schützenhilfe geben könntest, bevor sie mich deshalb zerfleischt.“
„Wird gemacht, großer Bruder. Dann streif dir mal dein feines weißes Lätzchen als Tarnung für deine lieben Bekannten über die Brust, denn ich bin hier erst mal wieder fertig mit dir.“
Während Andreas sein Shirt überzog, ging Sebastian bereits nach oben.
Anne hatte in der Zwischenzeit den Tauchplatz auf die Briefingtafel gemalt und fragte ihn besorgt, wie die Wunde aussah. Er wollte seine Freundin nicht belügen und machte nur ein vages Handzeichen. Als sich tiefe Sorgenfalten auf ihrer Stirn abzeichneten, beruhigte er sie und lächelte. „Aber lass mal, Andy packt das schon.“ Dabei war er selbst in Sorge um seinen Freund. Er hoffte, dass dieser Einsatz für ihn bald zu Ende war und er sich danach endlich ordentlich auskurieren konnte.
Wenig später erschien auch Andreas auf dem Oberdeck und sie spielten wieder ein normales Briefing für ihre Beobachter durch.
Eigentlich wartete Sebastian darauf, dass sein Freund etwas wegen dem Blei sagen würde. Doch da kam nicht ein Wort von ihm. Sie machten sich eine Tauchzeit von siebzig Minuten aus und gingen dann nacheinander nach unten aufs Deck, um sich für den Tauchgang fertig zu machen.
Dabei beobachtete Andreas Anne ganz genau. Als sie ihren Anzug übergezogen und geschlossen hatte, fragte er sie nach ihrem Jackett: „Anne, lass mich raten, du hast eine zwölf oder sogar fünfzehn Liter Blase in deinem Jackett, stimmt´s?“
„Ja, eine Fünfzehner. Warum fragst du?“
Nun wurde Sebastian hellhörig und neugierig, wie Andreas ihr das mit dem mehr an Blei beibringen wollte, und hörte gespannt zu.
Andreas zog seine Equipmenttasche unter der Bank hervor und wühlte kurz darin herum. Dann warf er ihr ein rot-schwarzes Teil zu. „Nimm das bitte.“
Anne fing es auf und hielt es vor sich. „Mir reicht mein normaler Bleigurt völlig zu. Was soll ich mit einem Schulter-Hüftbleigurt?“, fragte sie und sah ihren Freund unsicher geworden an.
„Ich möchte, dass du ihn vollmachst und trägst.“
„Wie bitte?“, fragte sie und kräuselte ihre Stirn. Ungläubig sah sie sich die Taschen an. „Da gehen locker sechszehn Kilo rein.“
„Perfekt. Da gehen genau sechszehn Kilo rein“, antwortete Andreas ruhig.
„Aber ich brauch doch nur vier.“
„Genau, und die lade dir, wenn es geht, bitte auch noch drauf“, meinte Andreas ernst.
„Dann bin ich nicht nur überbleit, sondern bestehe nur noch daraus“, gab sie zurück.
„Stimmt genau. Es wäre lieb von dir, wenn du es einfach tun würdest und mir vertraust.“
Anne sah ihn sprachlos, mit einer skeptisch hochgezogenen Augenbraue an. „Du machst doch Witze?“
„Tue es einfach und frage nicht“, sagte dann Sebastian, als er merkte, dass es sonst hier nicht weiter ging.
Anne sah ihn an und ging, ohne ein weiteres Wort, zur Bleikiste, um den Gurt zu befüllen. Während Andreas ihr half, den Gurt anzulegen, ihn für ihre Größe einstellte und festzog, sagte er: „Und noch etwas. Und nun höre mir sehr genau zu, denn es ist verdammt wichtig“, dabei schaute er ihr fest in die Augen. „Egal, was auch immer geschieht, wirf das Blei nicht selbst ab. Niemals. Hast du gehört?“
Anne nickte ihm zu. Doch das reichte Andreas nicht. Er fasste sie bei den Schultern und fragte noch einmal: „Hast du das wirklich verstanden? Egal was passiert, du lässt das Blei dran.“ Und wieder nickte sie nur.
„Anne, ich möchte es von dir hören. Hast du das wirklich verstanden?“
„Ja, ich habe es verstanden. Ich lasse den Bleigurt auf jeden Fall um.“
„Nicht nur den Gurt, Anne. Sondern das Blei. Das ist wichtig.“
„Ja, ich werfe das Blei auf keinen Fall ab“, sagte sie noch immer verunsichert aber zugleich auch etwas genervt.
„Gut Schatz. Vertrau uns einfach.“ Er gab ihr einen kleinen Kuss und sagte, dass sie als erste ins Wasser solle, sobald sie fertig ist und dass sie nicht vergessen soll, ihre Weste ordentlich aufzublasen.
Nachdem Anne mit fast vollständig aufgeblasener Weste, um von dem Gewicht nicht gleich in die Tiefe gezogen zu werden, im Wasser war, trat Sebastian an Andreas heran.
„Wow, du könntest glatt weg unter die Psychologen gehen. Du hast Anne damit so eingeschüchtert, dass sie keinen Schritt mehr ohne dich macht.“
„Ja klar, du Clown. Denk lieber daran, dass wir ihr nachher beim Ausstieg etwas unter die Arme greifen müssen.“
„Zu Befehl, Chef“, antwortete Sebi. Salutierte grinsend vor ihm, bevor er ins Wasser sprang. Andreas legte wieder den Schwamm vor seine verletzte Schulter und zog sich schnell sein Jackett über. Wenig später machte er von der Plattform aus, Maske, Mundstück und restliches Equipment fest an sich drückend, einen Schritt ins Leere und landete im Wasser.
Eigentlich betauchten sie einen wunderschönen Korallengarten, doch Sebastian und Andreas achteten nicht darauf. Sie waren ganz und gar auf Anne fixiert, um ihr im Notfall bei ihrer Tarierung helfen zu können. Doch sie kam erstaunlich gut mit dem mehr an Gewicht zurecht und hatte schnell den Trick heraus sich trotzdem gut auszutarieren. Allerdings hatte sie schon bei der Tiefe von zwölf Metern nur noch wenig Spielraum an Luft im Jackett, wie die beiden Männer schnell bemerkten. Andreas beschloss deshalb, dass sie ihr bei tieferen Tauchgängen lieber zwei bis vier Kilo weniger auflegen sollten. Also anstatt zwanzig, nur achtzehn oder sechzehn Kilo. Er würde es den Tauchplatztiefen genau für sie anpassen müssen, damit nichts schief gehen konnte. Kurz gab er auch Sebastian dafür die Zeichen. Woraufhin er ihm zunickte und damit zeigte, dass er verstanden hatte. Durch das zusätzliche Gewicht verbrauchte Anne entschieden mehr Luft, sowohl fürs Tarieren, als auch für die Atmung. Ein weiterer Punkt den sie berücksichtigen mussten und den sich Andreas für den Nachmittag auf der Tauchbasis vormerkte. Wieder unterm Boot angekommen, ließen sie Anne allein aufsteigen, um zu sehen, ob ihre Weste den nötigen Auftrieb dafür noch hergab. Dabei waren sie aber immer ganz dicht neben ihr, um sie notfalls unterstützen zu können.
Sie schaffte es allein, wenn auch anfangs mit sehr kräftigen Flossenschlägen. Schon als sie die Leiter erreicht hatte, kam ihr Ahmed zu Hilfe, packte sie an der ersten Stufe am Flaschenhals und zog sie mit aller Kraft mit hoch, um ihr schnell die Flasche abzunehmen. Dann begleitete er sie zur Bank.
Außer Atem ließ sie sich darauf nieder und sagte noch immer schniefend: „Also wenn das eine Art Krafttraining war, Jungs, dann habt ihr mich heute geschafft“, dabei lächelte sie verlegen.
Nachdem Andreas und Sebastian ihre Ausrüstung abgelegt hatten, kamen sie Beifall klatschend auf sie zu und küssten sie gleichzeitig auf beide Wangen.
„Gut gemacht“, lobte Andreas sie. „Aber ab morgen nehmen wir keine zwölf, sondern fünfzehn Liter Flaschen für dich. Du brauchst einfach mehr Luft.“
„Das habe ich auch gemerkt. Das schlimmste bei der ganzen Sache war, wieder aus dem Wasser zu kommen. Meine Beine sind jetzt noch wie Gummi“, gab sie noch immer schnaufend zu. Sie beobachtete dann interessiert, wie Andreas ihr Jackett nahm und an eine noch volle Flasche anschloss. „Sag nicht, wir wollen heute noch einen Tauchgang machen?“, fragte sie müde.
„Nein , nein. Ich will mir nur dein Jackett einmal genau ansehen. Ist ein gutes Modell. Hast du es schon lange?“, wollte er wissen und lenkte sie damit etwas ab, während er den Inflator bediente. Die große Gummiblase im Inneren der Weste füllte sich mit Luft. Andreas zog an dem am Schulterriemen befindlichen Schnellablass und die Luft entwich zügig. Erneut blies er das Tarierjackett über den Inflator auf. Zog dann am Schnellablass, der sich weiter unten auf der linken Seite am Rückenteil befand, wobei auch da die Luft sofort ausströmte. Er beobachtete, wie sich die Membran ebenso schnell wieder luft- und wasserdicht verschloss
„Ja, die Silver 2000 sind keine schlechten Tarierwesten. Und bei den vielen Tauchgängen, die du schon damit gemacht hast, ist sie super in Schuss“, stellte Andreas fest. Er schraubte die Flasche wieder zu, drückte kurz die Luftdusche des Atemreglers, um den Druck aus dem Mitteldruckschlauch abzulassen und so die erste Stufe von der Pressluftflasche abschrauben zu können. Dann legte er ihr Jackett wieder zurück. Er ließ sich von Ahmed aus seinem Anzug helfen, während Sebastian Anne dabei half.
„Leute gebt mir noch paar Minuten bevor wir abhauen, ich brauch noch etwas Bewegung“, sagte Andreas dann unvermittelt zu seinen Freunden und sprang auch schon in Badehose und T-Shirt ins Wasser. Er kraulte in einem sauberen Stil, schnell ein ganzes Stück vom Boot weg, hielt sich dann aber unbemerkt seine Schulter. Langsam, auf dem Rücken liegend und nur mit den Beinen leicht schlagend, kehrte er zur >Amun Re< zurück.
Sebastian kannte das schon von seinem Freund. Immer wenn er sich mit einem Problem befasste, wofür er noch keine Lösung hatte oder er eine wichtige Entscheidung treffen musste, brauchte er Bewegung und kam aber mit der Problemlösung oder der getroffenen Entscheidung wieder zurück. Genau so hatte es auch ihr ehemaliger Vorgesetzter und Gruppenführer Steffen Körner gehalten. So schien es auch jetzt zu sein, denn ein zufriedenes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als er nach einer halben Stunde an Bord zurückkletterte. Er zog den Haargummi aus dem kurzen Zopf und schüttelte wie ein Löwe seine Mähne. Dann streifte er mit beiden Händen das schwarze, in der Sonne schon fast bläulich schimmernde Haar zurück und hielt es wieder mit dem Gummi zusammen. „So, Schwester Sebia, wie ist es? Könntest du mich vielleicht jetzt wieder trocken legen? Mir reicht es für heute mit dem nassen Element“, sagte Andreas geradezu fröhlich.
„Na das wird ja auch langsam Zeit. Also kommen Sie mal mit ,Mister Universum“, frotzelte Sebastian und machte eine einladende Geste Richtung Salon.
Wieder flog das nasse T-Shirt von Andreas durch die offene Tür bis raus aufs Deck. Doch dieses Mal traf es Anne unerwartet, so dass sie vor Schreck kurz aufschrie. Vorsichtig lugten beide Männer um die Salontür herum nach draußen aufs Deck.
„Sorry“, sagte Andreas, aber konnte sich dabei ein schelmisches Grinsen nicht verkneifen. Anne nahm das Shirt und warf es gut gezielt zurück in den Salon und traf ihn damit so, dass ihm das Shirt nass klebend vorm Gesicht hängen blieb. Dann gab sie schnell Fersengeld und verschwand laut lachend aufs Oberdeck.
„Was war das vorhin für eine Spielerei an Annes Jackett?“, wollte Sebastian wissen, während er den Druckverband anlegte.
„Mir fehlte noch ein wichtiges Puzzlestück in unserem Plan, damit er auch nicht schiefgehen kann. Und das Stück habe ich nun gefunden.“ Er erklärte leise, was er vorhatte.
Sebastian sah ihn mit großen Augen an. „Du bist verrückt“, brachte er im ersten Moment hervor. Überlegte noch einmal. „Aber du hast recht. Es ist die sicherste Variante, damit das Jackett nicht so schnell, oder noch besser, gar nicht mehr aufgeblasen werden kann“, gab er zu.
Als sich Andreas ein trockenes Shirt überzog, bemerkte Sebastian, wie er leicht das Gesicht verzog. „Andy, heute kommt doch Doktor Mechier zu dir?“
„Ja, warum fragst du?“
„Dann tu mir einen Gefallen und sei ehrlich zu ihm, was deine Schmerzen angeht, wenn du es schon zu mir nicht bist und sie zu verbergen versuchst.“
„Hey Kleiner, erst einmal haben wir hier einen Job zu erledigen, danach habe ich Zeit rumzujammern. Also mache es mir nicht zusätzlich schwer, indem du mich immer daran erinnerst. Du weißt doch noch, was uns gelehrt wurde. Schmerzempfinden ist in erster Linie Kopfsache. Auch wenn es in der Praxis nicht annähernd und immer so funktioniert, wie es in der Theorie gelehrt wird. Das gebe ich zu. Damit du aber beruhigt bist. Ich werde mit dem Doc heute darüber sprechen. Und ich werde ihn darum bitten und fragen, ob er in den nächsten Tagen für uns in Bereitschaft bleiben könnte. Denn ich finde, es ist ein guter Arzt. Ich habe Vertrauen zu ihm gefasst. Ich will zwar nicht den Teufel an die Wand malen. Aber ich habe gern noch eine kleine Rückversicherung.“
Sebastian nickte ihm nachdenklich die Stirn in Falten gezogen zu. „Ja, ich auch.“
Beiden Männer gingen vor zum Bug, setzten sich direkt an die Bugspitze, ließen ihre Beine über die Bordwand baumeln und schauten über die Wellen, in denen sich die Sonne funkelnd spiegelte.
In Vorfeld hatte Sebastian den Kapitän gebeten nur langsame Fahrt zu machen, da sie durch die kürzeren Tauchgänge eh noch Zeit hatten, um zur Basis zurückzukehren. Schon wenige Minuten, nachdem sie vom Tauchplatz aus Richtung Süden gestartet waren, wurden sie von dem eh leistungsstärkeren Boot der anderen überholt, die sich in die Armada von Taucherbooten einreihten, die ihre Heimathäfen und Tauchbasen ansteuerten. Die >Amun Re< bildete dabei das Rücklicht. Doch keinem auf dem kleinen Boot machte das etwas aus. Im Gegenteil, sie genossen das langsame Dahingleiten auf den Wellen. Jede Minute, die sie sich ausruhen und neue Kraft sammeln konnten, war wertvoll. Ihre Tauchanzüge trockneten in der leichten Brise des Fahrtwindes und die wärmende Sonne tat ein Übriges dazu.
„Was meinst Du“, wollte Sebastian wissen, „wann werden die Brüder uns angreifen.“
„Wenn ich das wüsste, wäre mir wohler. Glaube mir. Aber ich weiß es nicht. Würde ich einen solchen Angriff planen, würde ich die Zeit so wählen, dass ich genug Zeit habe, um abzuhauen, bevor es einem auffällt.“
„Also beim ersten Tauchgang oder einem Nachttauchgang“, stellte Sebastian fest.
„Wieso bei einem Nachttauchgang?“, wollte Andreas hellhörig geworden, wissen.
„Weil dann keiner mehr auf der Tauchbasis ist, der das Boot bis früh vermissen würde. Für gewöhnlich schließen die Basen um achtzehn Uhr. Und wenn überhaupt, was nicht bei allen üblich ist, warten nur ein paar ägyptische Angestellte, um die Taucher zurück zum Hotel zu fahren“, erklärte Sebastian. „Aber“, führte er seine Überlegungen fort, „wenn ich an deren Stelle wäre und genau wüsste, dass die Leute, die ich in meine Gewalt bringen will, auch noch einen Nachttauchgang machen wollen, würde ich sie entweder schon früh oder zum zweiten Tauchgang kaschen.“ Damit kam er dann selbst zum enttäuschenden Endergebnis. „Also sprich, wir wissen es nicht und können es noch nicht einmal erahnen, um den Angriffszeitpunkt einzugrenzen. Scheiße.“
„Bingo. Hundert Punkte für den Kandidaten“, erwiderte Andreas und meinte noch: „Aber wir können versuchen, ihnen so viele Chancen wie möglich einzuräumen, wo wir aber den Platz dafür bestimmen. Also flache Tauchplätze und nach Möglichkeit mit wenig oder gar keinem anderen Neoprenfisch in der restlichen Fischsuppe. Und das wird dein Part in dem Spiel. Du kennst dich hier aus.“
„Das wird nicht gerade leicht, großer Bruder. Aber wer schreibt uns vor, dass wir nicht einen Tauchplatz mehrmals hintereinander betauchen können, wenn er uns doch gefällt“, meinte Sebastian und grinste dabei verschwörerisch, was sein Freund erwiderte.
„Sha´ab Helua hat mir zum Beispiel sehr gut gefallen, nur möchte ich Anne nicht unbedingt mit aller Gewalt in den schönen Korallengarten plumpsen lassen. Etwas mit mehr Sand wäre mir lieber. Und dann aber bitte ohne die possierlichen, giftigen Tierchen, die sie stechen könnten. Du weißt schon, Steinfische oder diese Workmans oder wie die heißen. Wenn du das einrichten könntest, wäre ich dir sehr dankbar“, meinte Andreas und sah seinen Freund herausfordernd an.
„Ich lasse mir was einfallen, doch jeder deiner Wünsche wird da nicht erfüllbar sein, denn einen solchen Ort würde keiner betauchen wollen und das würde bestimmt auch den Idioten auffallen. Aber ich tue mein Möglichstes“, versprach Sebastian und begann schon damit einen Tauchplatz nach dem anderen vor seinem geistigen Auge abzurufen, um den Platz mit den idealsten Bedingungen zu finden, die sie sich als Kampfplatz wünschten.
Sie konnten schon ihre Hafeneinfahrt in der Ferne ausmachen. Es wurde Zeit aufzustehen und in den Salon zurückzugehen, um ihre Sachen zu packen.
Anne kam etwas verschlafen vom Oberdeck. „Ach, euch beide gibt es auch noch“, stellte sie gespielt erstaunt fest.
„Wieso? Wir haben doch die ganze Zeit auf dich gewartet, damit du mit uns die Romantik des Meeres an der Bugspitze genießen kannst. Aber du hast's ja vorgezogen, dich von uns fernzuhalten und zu pennen“, konterte Sebastian sofort.
„Ihr zwei. ... gemeinsam am Bug, ... allein ... und Romantik? Das klingt genauso verrückt, wie wenn ich euch erzählen würde, dass meine Oma Stürmer unserer Nationalelf ist“, erwiderte Anne, verdrehte theatralisch die Augen.
„Wieso?“, fragte Andreas ungläubig und sah sie ganz erschrocken an. „Ist sie es denn etwa nicht mehr? Ich dachte.“ Und schon kassierte er einen leichten Rüffel von ihr.

Noch einmal zurückwinkend verabschiedeten sich die drei von Rashid und Ahmed, bevor sie auf die Ladefläche des Pick-ups kletterten, der sie zur Basis brachte. Sebastian holte schon mal das Bier von der Bar, während Anne erst noch ins Office musste, um sich zurückzumelden. Als sie zu ihnen an den Tisch kam, hatten sie bereits ihre Flaschen bis zur Hälfte geleert, wofür sie sich reumütig entschuldigten, nachdem sie Annes entrüsteten, strafenden Blick bemerkten.
Andreas erklärte ihr, dass er heute wieder eher ins Hotel möchte, da ihn Doktor Mechier sehen wolle und er froh wäre, deshalb nicht extra ins weiter entfernte Militärlazarett müsse. Anne verstand das und hatte nichts dagegen. Sie hatte eh heute vor, in die andere Richtung zu fahren, was sie aber Andreas nicht sagte, damit er sich keine unnötigen Sorgen machte. Dafür hatte sie sich soeben die Erlaubnis von ihrem Chef eingeholt, dass sie heute die Basis eher verlassen durfte.
Nach einer halben Stunde, die sie noch zusammen gesessen hatten, verabschiedeten sich die drei Freunde voneinander. Sebastian fuhr nach Hause zu seiner Kim. Ali brachte Andreas zurück zum Hotel und Anne holte sich an der kleinen Bar noch eine große Flasche Wasser, die sie in ihrem eh schon vollen Rucksack verstaute. Sie schnallte einen Kanister Benzin auf ihren Gepäckträger und startete dann ihren Roller für den langen Weg, den sie vor sich hatte.


Fortsetzung folgt
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Sonja,

endlich habe ich mal ein bisschen Zeit.
Kapitel 22:
„Jungs, JungsKomma das Boot ist weg!“,
dass sie so schnell,kein Komma schon so fest eingeschlafen war, dass sie das
Nur kurz, für Anne unmerklichKomma zuckte er zusammen und gab dann vor,
„Sha´ab TimPunkt
Danke für den Hinweis. Bussard EndePunkt
Sie hatten Glück und waren allein an diesem Ankerplatz,Punkt nNur weiter im Westen bei Dorfa el Fanous Ost, entdeckten sie ein BootPunkt und das Es war eines von ihrer eigenen Tauchbasis.
als Dank für diese exzellente Ausführung,kein Komma endfitzen würdest?“
die Laborratten, wie er die WissenschaftlerKomma die im Labor arbeitetenKomma liebevoll nannte, das
Langsam drückte der den Ballon zusammen,
um nach dreiundvierzig Minuten konzentrierter Arbeit,kein Komma mit ihr zusammen am Heck wieder aufzutauchen.
dann setzte er sich neben ihn und blieb dort still neben ihm sitzen.
Dass die beiden Männer dort so ruhig auf der Bank saßen
Sebastian schüttelte den Kopf, als Zeichen sie lieber allein zulassen zu lassen.
dass wir noch ein halbes Stündchen oder so,kein Komma hier bleiben wollen.
mir brummt der SchädelKomma als hätten wir ne ordentliche Ziehung gemacht und dabei ne ganze Bar leer gesoffen.
So nen Haarwurzelkatarrh hatte ich, glaub ich, bis her bisher nur das eine mMal, nachdem ich mit dir unterwegs war.
„Und wenn nicht, dann macht das Zeug es auch nichts schlimmer.“
Noch ehe Sebastian etwas erwidern konnteKomma bemerkte er, dass sein Freund bereits eingeschlafen war.
tuckerte gemütlich über das immer noch spiegelglatte Meer,kein Komma Richtung Heimathafen.
Sebastian erklärte,kein Komma der um Andreas besorgten Freundin, dass
weil der erste Tag eben doch gleich etwas viel war und er einfach nur etwas müdeKomma aber bestimmt schnell wieder fit sei. Füllwortalarm;)
fragte dann besorgt,Doppelpunkt „Und, wie geht es dir?“
„Ja schau, die kleben ganz dreist,kein Komma nicht weit weg vor unserer Hafeneinfahrt.“
da es zu klein und zerstört war, so dass es sich nicht wirklich lohnte.
„Dann nimm dir mal einen großen HammerKomma mein AlterKomma und schlag dir das
wovon noch zehn weitere der gleichen Art,kein Komma weich in Schaumgummi gebettet darin lagen und zeigte sie hoch.
„JaKomma mein FreundKomma die Entwicklung ist nicht stehen geblieben,
Dann erklärte er ihm die Wirkungsweise und dass die Kerle, wenn sie

Kapitel 23:
Pflaster zu wechseln und schlug vorKomma ebenfalls den Rücktausch erst auf dem Zimmer wieder vorzunehmen, da
Seitentaschen seines Rucksacks, so dass es Sebastian genau sehen konnte.
Dass der Doc aber auch nichts für sich behalten kann.kein Punkt“, stellte

Kapitel 24:
Zur selben Zeit, drei Seemeilen entfernt. Okay, die Entfernung ist doch angegeben ...
Desorientiert als Folge von dem des erlittenen, starken Explosionstraumas konnten sie nicht mehr anders.
Gegen deren,kein Komma um einiges bessere Bewaffnung
Das zweite Boot brachte das feindliche Schiff auf, überwältigte dessen sich wehrende Mannschaft und stellten kistenweise Waffen und Munition sicher.
dessen Besatzung bestimmt durch diese Kerle über den Verlauf der Aktion gewarnt wurden, worden waren.
die sie nicht mehr vor der großen GefahrKomma in der sie sich befanden, hatten warnen können.

So weit erstmal. Der Rest ein ander Mal.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

wie immer recht herzlichen Dank für die mühevolle Kleinarbeit die Du Dir wieder gemacht hast.
Ich habe dabei aber einen Satz doch noch etwas umgestellt. Könntest Du da noch einmal mit drauf schauen, ob in dem umgestellten Satz die Kommas an den richtigen Stellen sind. :oops: Hier der Satz:


Desorientiert als Folge des erlittenen, starken Explosionstraumas konnten sie nicht anders und tauchten unkontrolliert, viel zu schnell, auf.
Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend.
Liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

in diesem Fall würde ich es ohne Kommata machen, dafür mit einem 'und': ... tauchten unkontrolliert und viel zu schnell auf.
Das liest sich flüssiger.

Liebe Grüße,
 
Hallo Sonja,

hier kommt die 25:
was sie zum sofortigen Abtauchen animierte.
aus dem kurze Zeit später grauer Qualm entwisch Wischwasch? Nee;) entwich
die zu ihrer Arbeit gezwungen und sonst,kein Komma hier wie Vieh gehalten wurde.
„und du,kein Komma um so viele der Waffen und Munition wie du in der kurzen Zeit schaffst.“
Denn er erkannte in ihnen,kein Komma seine schlimmsten Peiniger wieder.
Noch bevor die Wachen auf dem Oberdeck munter wurden,
Sebastian ließ Andreas als Ersten an Bord klettern und folgte ihm kurz darauf, um
Doch da stand schon Ahmed, zwar etwas müde, aber wie immer hilfsbereit und nahm ihm seine Weste samt Kreislaufgerät ab.
verabschiedeten sich von Ahmed und verschwanden leise mit dem Ford aus dem Hafen.
Sie wussten genau, was es bedeutete von einer Granate und deren Druckwelle,kein Komma aus sechzig Metern Tiefe hochgeschleudert zu werden.

Und die 26:
„Sebi, das ist nicht gut. Versuchen sie, Sie zu verhindern, dass ihr Ihr Freund heute taucht.“
Ich weiß nicht, ob sie Sie schon von den Ereignissen der Nacht gehört haben.“
„Dann wissen sie Sie auch, dass nun alles von seinem Einsatz abhängt.
Was, wie sie Sie wissen, nicht möglich sein wird.“
„Wo sind sie Sie jetzt, Sebi?“
Ich gebe ihm einen Zettel mit, wie sie Sie damit zu verfahren haben. ... Oh ja und ehe sie Sie noch darum bitten,
Sehen sie Sie zu, die beiden Jungs wieder auf die Beine zubekommen.
dass Farid in zwei oder drei Tagen selbst abziehen konnte.
Anne bemerkte, dass Andreas müde aussah,kein Komma und fragte ihn danach.
Sie kehrten auf die Terrasse zurück und sahen gerade noch
„JaKomma hab ich“, gestand Sebastian,
beziehungsweise Sebastian seine,kein Komma gegen leichtere Neoprenschuhe getauscht hatte.
denn sie schlugen, angelockt vom Duft des KaffeesKomma die Augen auf und rappelten sichKomma noch immer etwas verschlafenKomma auf.
lobte Andreas und lächelte den kleinen Ägypter dankbar entgegen an.
„Es sieht so,kein Komma aus als hätte Rashid uns zu Sha´ab Mike gebracht.
Ist eigentlich mit das nördlichste RiffKomma was wir von Hurghada aus anlaufen.
SprichKomma es wird als Pick-up-Drifttauchgang betaucht
„Na los, dann verpflastre mich doch schon malKomma Schwester Sebia“,
„Aua, MenschKomma das brennt vielleicht. Geht das nicht etwas sanfterFragezeichen“,
drückte die Flüssigkeit,kein Komma beim letzten StichKomma den er setzteKomma etwas langsamer heraus.
„Gut gemachtKomma Schwester Sebia.
gab Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die schöne ruhige Fahrt. Wenig später tauchte auch Sebastian auf, gab ebenfalls Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die ruhige Fahrt. War das Absicht, zweimal den selben Satz zu verwenden? Wie wäre es mit: mit Kuss und Dank tat er es dem Freund gleich.
gab sie zu und schüttelte dem den Kopf.
wollte Andreas wissen, kaum dass er frisch verbunden und im trockenen T-Shirt
„AnneKomma Essen!“
Pitsch nass Pitschnass
AndreasKomma der da auf sie gewartet hatte, legte ihr das Badetuch um die Schultern. „AnneKomma mein Schatz“,
dein Blinkerlichtchen ziemlich wenig genutztKomma wenn wir dich bei deinem Ausflug
„Jungs“, rief Anne nach oben, „Eins eins von euren Handys klingelt sich gerade tot!“
„OkayKomma Jens, einen Moment, ich schalte auf laut.
„Dir auch ein Hallo SebiKomma du olle FischflossePunkt
Grüßt Grüß dichKomma Jens.
„Halt die KlappeKomma Schneeeule,
Wir im Stab nehmen an, dass dieser Scheinangriff von dem ihr uns berichtet habt, durchaus die Taktik sein könnte.kein Punkt, die sie anwenden werden.
SprichKomma die Kerle schweben noch im schönsten
„JaKomma Bussard“, sagte Andreas und fragte dann:

Puh, das zieht sich mehr als ich dachte. Muss hier erstmal abbrechen.

Liebe Grüße,
 
Hallo Petra,

das steht außer Frage. Ich finde die Geschichte spannend und unterhaltsam.
Die Textarbeit ist hier die Begleitung, ein Geben und Nehmen. Das macht ebenfalls Spaß.

Liebe Grüße,
 
Hallo Sonja,

dann mache ich mal weiter, wo ich abgebrochen hatte.

Kapitel 26:
„Tut mir LeidKomma Jungs, es ist nur noch einer“, hier aber noch etwas Anderes: das 'Leid'. Also, ich würde es eher klein schreiben, aber die Duden-Textprüfung lässt auch groß gelten. Das irritiert mich ...
„Wenn es nicht funktioniertKomma mein Freund, haben wir verloren
„Lass dir ZeitKomma Kleene.
„JaKomma ich weiß. Du Sadist scheinst deinen Spaß dran zu habenKomma armeKomma sich nicht dagegen wehren dürfendeKomma unschuldige Opfer zu quälen.“
„NaKomma nun machs mal halb langKomma du armes, unschuldiges Opfer“,
„ZugegebenKomma so langsam beginnt es mir Spaß zu machenKomma meine sadistischen Neigungen an dir auszuleben.“
„Ich weißKomma Andy“, antwortete Sebastian leise.
Wäre aber schön, wenn du mir zur not Not Schützenhilfe geben könntest,
Dabei war er selbst in Sorge,kein Komma um seinen Freund.
sie spielten wieder ein normales Briefing,kein Komma für ihre Beobachter,kein Komma durch.
„Genau, und die lade dir, wenn es gehtKomma bitte auch noch drauf“,
Er fasste sie bei den Schultern und fragte noch einmal,Doppelpunkt „Hast du
„JaKomma ich habe es verstanden.
„Nicht nur den GurtKomma Anne.
dann habt ihr mich heute geschafft“, dabei lächelte sie aber leicht. das Lächeln hat also ein geringes Gewicht ;) Wie gefällt Dir 'sanftmütig'?
Das schlimmste bei der ganzen Sache war, wieder aus dem Wasser zukommen zu kommen.
„Sag nichtKomma wir wollen heute noch einen Tauchgang machen?“, fragte sie müde.
Andreas zog an dem, sich am Schulterriemen befindlichen Schnellablass und die Luft entwich schnell wieder zügig. Und wieder Erneut blies er das Tarierjackett über den Inflator auf. Zog dann am SchnellablassKomma der sich weit unten,kein Komma auf der linken Seite am Rückenteil befand, wobei auch da die Luft eben so ebenso schnell entwisch entwich.
denn ein zufriedenes Lächeln lag auf dem seinem Gesicht von Andreas, als er nach einer halben Stunde an Bord zurück kletterte.
„SoKomma Schwester Sebia, wie ist es? Könntest du
Also kommen sie mal mitKomma Mister Universum“,
dass ihm das Shirt,kein Komma nass klebend vorm Gesicht hängen blieb.
damit das Jackett nicht so schnellKomma ober oder noch besserKomma gar nicht mehr aufgeblasen werden kann“, gab er zu.
„Wieso bei einem Nachttauchgang?“, wollte Andreas,kein Komma hellhörig geworden wissen.
genau wüsste, dass die LeuteKomma die ich in meine Gewalt bringen will, auch noch
Stürmer unserer Nationalelf ist“, erwiderte AnneKomma verdrehte theatralisch die Augen.
hatten sie bereits ihre Flaschen bis zur hHälfte geleert, wofür sie sich reumütig entschuldigten, nachdem sie sie Annes entrüsteten,
Sebastian fuhr nachhause nach Hause zu seiner Kim.
Flasche Wasser, die sie in ihren ihrem eh schon vollen Rucksack verstaute.

Habe wieder ein paar Kommata umverteilt bzw. dazugestreut, außerdem ein paar Kleinigkeiten korrigiert.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Petra und Rainer,

bin gerade erst wieder von Dienstreise zurück. Danke, für das kleine Lob und die große Hilfe. Mache mich gleich an die Berichtigungen.
Rainer, Du bist wirklich mein absoluter Kommataheld. ;)

Liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

oh, danke für das Lob. Aber Heldenverehrung ist vielleicht ein bisschen zu viel des Guten ...;)
Mich erstaunt immer wieder - das habe ich wohl schon mal erwähnt - , was heute alles erlaubt ist. Ich frage dann schon mal die Duden-Textprüfung. Oft ist ja inzwischen manches sowohl mit als auch ohne Komma erlaubt. Bei manchen Sachen mache ich es aber ganz nach Gefühl, wie z. B. bei den Infinitivsätzen. Manche kann man so sauber lesen, dass es keine Komma-Pause braucht, andere wollen diese Pause - und das Komma.
Ich war da schon in der Grundschule sehr versiert, was mir natürlich die Einser einbrachte, die meine ansonsten eher notorische - na, Faulheit will ich nicht sagen - Bequemlichkeit kompensierten. Das war die gesamte Schulzeit so ...

Heißt aber alles nicht, dass ich auch mal was übersehe oder falschmache.:oops:

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,

Na ja und ich war in Deutsch Grammatik meist Kreide holen, was ich dann mit Ausdruck und Inhalt bei den Aufsätzen wieder rausgeholt habe. Eigentlich hatte ich bei Grammatik dann abgeschaltet und es passte nicht in meine Gehirnwindungen, Als aus dem Tätigkeitswort ein Verb, aus dem Dingwort ein Substantive und noch schlimmer was aus Vergangenheit, Zukunft und Co geworden war. Ich muss jetzt noch nach Prädikat und Co Googlen und schlage mir dann meist an den Kopf, weil ich es ja eigentlich weiß. Aber die Lateinischen Bezeichnungen dafür blieben einfach nicht in meinem Kopf hängen. Ist so wie mit der alten und neuen Rechtschreibung. Ich halte da auch lieber an der Alten fest. So toll und einfach, wie sie ja angeblich sein soll, finde ich die neue Rechtschreibung gar nicht.
Und so lange mein Schreibprogramm Deine Kommavorschläge nicht anmeckert, ist doch alles in Ordnung. Wobei ... bei meinen Kommas meckert es nur wenn ich welche nicht setzte es aber unbedingt welche haben will.
So, nun korrigiere ich hier erst einmal fleißig weiter und versuche dabei auch weiter etwas davon zu lernen.

Liebe Grüße
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer.

gab Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die schöne ruhige Fahrt. Wenig später tauchte auch Sebastian auf, gab ebenfalls Anne einen Kuss auf die Stirn und bedankte sich bei Rashid für die ruhige Fahrt. War das Absicht, zweimal den selben Satz zu verwenden? Wie wäre es mit: mit Kuss und Dank tat er es dem Freund gleich.
Ja, eigentlich war das Absicht. Sollte lustig rüberkommen. Wobei Dein Vorschlag auf was für sich hat. Bin mir da jetzt wirklich unschlüssig. Mal sehen, vielleicht fällt mich auch noch etwas ganz anderes ein.

LG
 
Hallo Sonja,

okay, geschmunzelt hatte ich beim Lesen durchaus, dachte zuerst, es war aus Versehen zweimal der gleiche Satz. Aber dann sah ich, dass sie sich geringfügig unterscheiden.
Wenn es Absicht war, ist das okay.

Liebe Grüße,
 



 
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