Unter Beobachtung 9. Teil

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Sonja59

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Unter Beobachtung
9. Teil

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Der Wecker klingelte bereits früh um fünf Uhr bei Anne und Andreas. Sie wollten sich Zeit lassen, um gemütlich zu frühstücken, bevor sie auf die Tauchbasis ihres Freundes fahren würden. Außerdem hatten sie ihre Taschen zu packen und das Equipment ins Auto zu laden, was sie am Vorabend gebraucht hatten und in der Nacht erst noch getrocknet war.
„Weißt du Anne“, sagte Andreas, nachdem er einen Schluck Kaffee getrunken hatte, „auch wenn wir heute vielleicht die Delfine nicht treffen sollten, freue ich mich darauf, mit dir und Sebi endlich wieder tauchen zu können.“
Anne lächelte ihn an. „Und wenn wir die Delfine treffen und es funktioniert nicht so, wie wir es uns wünschen, so geben wir nicht auf und fahren immer wieder raus. Vielleicht brauchen die Tiere ja auch etwas länger für einen so schwierigen Mann wie dich. Zudem, denke ich, werden sie dir zeigen, ob sie helfen können oder nicht. Sie wussten auch im Hafenbecken gleich, dass es dir wieder besser ging, und sind verschwunden.“ Sie gab ihm einen Kuss und verschwand ins Bad, um für sich und ihn die Badetücher zu holen und mit in ihre Rucksäcke zu packen.

Kim und Sebastian, so wie auch Doktor Mechier waren bereits da, als Anne und Andreas an der Tauchbasis ankamen. Die Freunde begrüßten sich herzlichst, beluden dann schnell den Pick-up und fuhren zum nahen Hafen, wo Rashid und Ahmed auf der >Amun Re< warteten. Nur Anne und Andreas wussten, was genau sie vorhatten. Sebastian ahnte etwas, aber die anderen glaubten an eine kleine Bootsausfahrt mit der wieder gut hergerichteten und in frischen Farben leuchtenden >Amun Re<.
Da Andreas von einem Experiment gesprochen hatte, als er alle für diesen Tag eingeladen hatte und dabei um ihre Hilfe bat, war dem Arzt nicht ganz wohl und er hatte vorsichtshalber seine nostalgisch wirkende Arzttasche dabei. Er war bei diesem Mann auf alles gefasst.
Vorsichtig brachten sie Andreas, mitsamt dem Rollstuhl, als ersten aufs Boot und verstauten dann ihre Sachen. Wenig später stach die neu aussehende >Amun Re< in See. Das Meer war wie ein Spiegel, kaum ein Lüftchen wehte, als das Boot Richtung Norden aufbrach.
„Rashid, bring uns zum Sha´ab Shihab“, rief Andreas dem Kapitän zu und flüsterte dann an Anne gewandt: „Ich möchte es mir wirklich mal in Ruhe ansehen. Das letzte Mal hatte ich einfach kein Auge dafür.“ Sie nickte und lächelte ihm verschwörerisch zu.
Als der Arzt die Kreislaufgeräte sah, und wie sich Andreas um eines davon ganz besonders zu kümmern begann, während sich Anne und Sebastian die anderen beiden vornahmen, wurde er bleich vor Schreck. „Oh nein, Andy, das kannst du nicht wirklich vorhaben!“, rief er aus. „Du kannst doch nicht …“
„In deinem Zustand tauchen gehen wollen“, vollendete Andreas den Satz für den Arzt. „Doch Doc, genau das habe ich vor. Abdul, du selbst hast doch gesagt, ich soll mein Leben so normal wie möglich gestalten, ohne die Behinderung in den Vordergrund zu schieben. Das Tauchen gehört für mich zu diesem normalen Leben dazu. Auch wenn es weit hergeholt erscheint, Doc. Aber mit etwas Glück führt es mich auch aus der Behinderung heraus. Du selbst hast gesagt, dass es keine Querschnittslähmung ist, sondern mich nur irgendetwas blockiert und ich eigentlich laufen können müsste.“
„Und wie?“, wollte der Arzt, neugierig geworden, wissen. Eine Frage, die nun auch die anderen Freunde sehr interessierte.
Andreas und Anne erklärten ihnen ihre Idee und wie sie für den heutigen Tauchausflug hart trainiert hatten. Andreas begründete den Tauchplatz damit, dass dort die Delfine das erste Mal eingegriffen und Sebastian und ihm beim Kampf geholfen hätten. Außerdem bietet sich dieses geschützte Riff auch als Aufenthaltsort für diese Tiere geradezu an. Noch während er das alles erklärte, kam Ahmed ganz aufgeregt vom Oberdeck. „Delfine! Die Delfine sind da!“, schrie er und zeigte nach Steuerbord.
„Ich könnte glatt weg bereuen, schwanger zu sein“, meinte Kim leise. Als ihre Freunde sie fragend ansahen, begründete sie es: „Na ja, ich darf nicht mehr tauchen. Aber ihr habt die Möglichkeit, mit den Delfinen zu tauchen. Die hatte ich noch nie.“
Sebastian gab seiner Frau einen Kuss und tröstete sie: „Aber schwimmen und schnorcheln kannst du heute vielleicht mit ihnen. Das ist doch auch schon mal was.“
Als das Boot an den Ankerbojen festgemacht hatte, hielt sich die Delfinschule noch etwas abseits auf.
Ahmed und Abdul halfen Andreas beim Überstreifen des Neoprenanzugs, was sich wegen seiner gelähmten Beine als gar nicht so einfach erwies. Am Ende griff er genervt zu seinem Tauchermesser, schnitt die Hosenbeine des Anzugs einfach ab und meinte: „Ich merke da doch ohnehin nichts und das Wasser ist warm genug, sodass die Beine schon nicht abfrieren werden.“
Der Arzt schüttelte nur den Kopf. Dann zog Andreas seinen Taschengurt hervor.
„Hey Bruder, wozu brauchste den denn? Wenn ich dich erinnern darf, wir sind heute nicht in einem Einsatz, sondern wollen einfach nur etwas Spaß zusammen haben“, protestierte Sebastian, als er sah, wie sich Andreas den Gurt umlegte.
„Ich habe da draußen noch einen Job zu erledigen“, gab Andreas kurz zurück und ging nicht weiter darauf ein. „Aber ich fände es gut, wenn ihr eure Handschuhe anzieht.“
„Nö Andy, kein Korallenschubsen mehr“, wehrte Anne sofort ab.
„Nein Schatz, ich meine wegen der Delfine sollten sie uns so nah herankommen und sich berühren lassen. Ich möchte nicht, dass wir ihre empfindliche Haut versehentlich verletzen oder Keime und Bakterien in kleine Hautrisse bei ihnen einschleusen könnten, denn dagegen haben sie keine eigenen Abwehrkräfte.“ Er fuhr mit seinem Rollstuhl bis vor die Taucherplattform und ließ sich von Rashid und Ahmed helfen, um sich dicht am Heckrand auf den Boden setzen zu können. Er trug schon seine Flossen und die Beine hingen leblos ins Wasser.
Anne brachte ihm den Rebreather und legte ihn neben ihm ab. Der Arzt beobachtete voller Schrecken, wie sein Freund sich mit breiten Riemen die Beine an Unter- und Oberschenkel zusammenband.
„Nur keine Sorge Doc, das hat schon seine Richtigkeit. Schließlich sollen die Beine nicht machen, was sie wollen, sondern das, was ich mit meinem Oberkörper von ihnen will“, erklärte Andreas lächelnd, als er Abduls Blick bemerkt hatte. Dann schob er das Kreislaufgerät zurecht und Sebastian half ihm beim Anlegen und machte gleich mit ihm den Buddycheck.
„Soll ich dir was sagen, Sebi?“, fing Andreas an und sprach weiter, als Sebastian ihn fragend ansah. „Mir geht es jetzt gerade wie einem kleinen Kind kurz vor der Bescherung, das es kaum erwarten kann zu sehen, was für Geschenke unter dem Baum liegen. Hoffend und sich fragend, ob auch die dabei sind, die auf dem liebevoll angefertigten Wunschzettel standen, den es an den Weihnachtsmann geschickt hat.“
„Aber sei nicht enttäuscht, wenn am Ende gar nichts unterm Baum liegt“, warnte Sebastian.
„Nein, das wird nicht passieren, da sind Anne und ich uns schon einig. Wir beabsichtigen nicht aufzugeben, sondern einfach weiterzumachen.“
„Gute Einstellung, Kumpel. Dann lass uns mal unter den Weihnachtsbaum gucken gehen“, sagte Sebastian, schlug seinem Freund auf die Schulter und sprang ins Wasser. Andreas zog anstelle der Neoprenhandschuhe nur dünne Gummihandschuhe über, steckte aber die anderen in seinen Gurt.
„Warum nur die dünnen Handschuhe?“, wollte Kim wissen.
„Ich brauche sehr viel Gefühl in den Fingern bei meinem Job“, antwortete Andreas sie anlächelnd, beugte sich weit nach vorn über seinen Körperschwerpunkt, kippte und landete so im Wasser. Als Letzte sprang Anne von Bord und winkte den Freunden an Deck noch einmal zu. Dann verschwanden die drei Taucher unter der Wasseroberfläche.
Die vier auf dem Boot Zurückgebliebenen lehnten sich über die Bordwand und sahen im klaren Wasser, wie Anne und Sebastian ihren Freund, der sich geschmeidig wie ein Delfin bewegte, in die Mitte genommen hatten. Sie beobachteten die Tiere, die sich dem Boot und den Tauchern zu nähern begannen. Gespannt verfolgten sie das Schauspiel, welches sich ihnen bot.
Sie konnten nicht fassen, was sie da in ihrer unmittelbaren Nähe zu sehen bekamen.


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Die drei Taucher waren gerade zehn Meter vom Boot weggekommen, als sie von den Delfinen umringt wurden.
Andreas streckte seinen Arm vor und bot den Tieren seine offene Handfläche dar. Es dauerte nicht lange und der erste Tümmler stupste sacht dagegen. Dann kamen ein Zweiter und ein Dritter. Anne und Sebastian hielten sich dabei etwas im Hintergrund.
Wenig später schwamm ihr Freund gezielt auf einen der Delfine zu. Wieder streckte er die Hand aus, auch dieser tippte leicht mit der Schnauze dagegen. Das Tier ließ sich von ihm an der Finne entlang bis zur Schwanzflosse streicheln. Als es sich drehte, erkannte Anne, dass es der verletzte Delfin war. Andreas winkte seinen Freunden zu, dass sie zu ihm kommen sollten.
Langsam, darauf achtend, ob es die anderen Meeressäuger der Gruppe zuließen, näherten sie sich ihm. Er zeigte auf die Narben nahe der Fluke und erklärte mit Handzeichen, dass er noch die Fäden ziehen müsse. Anne solle das Tier beruhigen, während Sebastian hinter ihm bleiben und ihn halten sollte.
Beide gaben ihr Okayzeichen und tauchten auf ihre Positionen. Andreas forderte den Delfin durch einen leichten Druck mit der Hand dazu auf, aufzutauchen. An der Oberfläche angelangt streichelte Anne das Tier beruhigend, während Andreas Pinzette und ein Skalpell aus seinem Taschengurt holte.
Sebastian blieb hinter ihm und packte ihn an der Schale des Kreislaufgerätes, um ihn daran festzuhalten und langsam mit ihm, neben dem Tier, an die Wasseroberfläche zu gelangen. Der Delfin blieb ruhig auf dem Wasser liegen und ließ sich von Andreas nacheinander die Fäden erst auf der einen, dann auf der anderen Seite ziehen. Er ging dabei sehr vorsichtig zu Werke, da er dem Tier nicht wehtun wollte. Damit fertig, steckte er die Instrumente zurück in seine Gürteltasche und strich dem Delfin noch einmal sacht über die Narben, die aber gut verheilt waren.
Unerwartet drehte sich der Meeressäuger um, sodass nun sein Bauch nach oben zeigte. Andreas fuhr sanft mit der flachen Hand über den helleren Bauch des Tieres, plötzlich hielt er in der Bewegung inne und ein breites Lächeln zog über sein Gesicht. Schnell gab er Anne ein Zeichen, zu ihm zu kommen, nahm ihre Hand und legte sie dahin, wo zuvor seine Hand verweilte. Jetzt lächelte auch sie und Sebastian war an der Reihe zu ertasten und zu fühlen.
Als er die Bewegungen gespürt hatte, nahm er seinen Atemregler aus dem Mund, drehte sich dem Boot zu und rief glücklich: „Kim, das hier ist auch eine werdende Mama, so wie du. Wir können die Bewegung des Babys spüren.“
Kim standen die Tränen in den Augen, zu gern wäre sie dabei gewesen.
„Kim, warum schwimmst du nicht rüber, es ist doch nicht weit und deinem Kind tut das nichts“, schlug der Arzt vor und reichte ihr auch schon ein Paar Gummihandschuhe aus seiner Tasche. „Hier, damit du den Delfin anfassen kannst, wenn er dich lässt.“
Das ließ Kim sich nicht zweimal sagen. Sie stieg vorsichtig die Leiter hinunter, zog die ihr gereichten Flossen an und schwamm schnell zu ihren Freunden und dem Delfin.
Anne zog sie zu sich heran und machte ihr Platz. Sebastian nahm die Hand seiner Frau und legte sie behutsam auf die Stelle, wo sie die Bewegungen am deutlichsten erfühlen konnte. Auch das Delfinweibchen schien Kims Baby zu spüren, denn es legte sacht seinen Kopf an den Bauch der schwangeren Frau. Kim war überglücklich,
Sebastian nahm seine Frau in den Arm und küsste sie ihr weg.
Der Delfin drehte sich in dem Moment zurück und brachte bei dieser Bewegung aber Andreas aus dem Gleichgewicht, sodass er mit den Armen zu rudern begann, um sich aufrecht im Wasser halten zu können. Als er feststellte, dass er es nicht hinbekam, entschied er sich, ein Stück abzutauchen.
Schnell folgte ihm Anne, die es bemerkt hatte, um ihm zu helfen. Aber sie kam nicht mehr dazu. Sacht schoben sich die Leiber anderer Delfine zwischen Andreas, sie und die beiden Taucher, die noch an der Wasseroberfläche waren, und drängten sie von ihm weg.
Jetzt reagierte auch Sebastian. Er bat Kim, zurück zum Boot zu schwimmen. Er selbst tauchte eilig ab, um zu Anne zu gelangen.
Sie sahen noch, wie sich zwei der Tiere Andreas an den Armen schnappten, zwei weitere die Führung übernahmen und sie dann in hohem Tempo mit ihm verschwanden.
Die beiden Freunde wollten ihnen nach, wurden aber von anderen Tümmlern zurückgehalten, die sich in ihren Weg stellten und sie eng umkreisten. Sie verstanden im ersten Moment gar nichts mehr. Sie hatten nur Angst um ihren Freund.
Sie bemerkten, wie die Tiere sie langsam immer weiter zum Boot abdrängten. Anne nahm ihre Tafel aus der Tasche und schrieb schnell etwas auf und reichte sie Sebastian. Der las:
Sie wollen, dass wir zum Boot zurückkehren. Sie werden Andy nichts tun.
Er nickte ihr zu und sie tauchten gemeinsam das kurze Stück zum Boot zurück. Kaum waren sie auf der Plattform, verschwanden auch die restlichen Tiere der Delfinschule.
„Wo ist Andy? Wo habt ihr ihn gelassen?“, fragte Abdul ängstlich, das Schlimmste befürchtend.
„Die Delfine haben ihn mitgenommen, Doc. Wir konnten nichts tun. Die haben uns einfach abgedrängt“, gab Sebastian ebenfalls besorgt zur Antwort.
„Und was tun wir jetzt?“, fragte der Arzt verunsichert.
„Wir warten“, antwortet nun Anne, dabei schaute sie übers Meer. „Andy hat, in Abhängigkeit, wie tief sie mit ihm runtergehen und wie seine Atmung ist, noch Luft für gut drei Stunden.“
„Sollten wir nicht lieber Hilfe anfordern und ihn suchen“, schlug der Arzt vor.
„Doc, wo willst du ihn denn suchen? Das Meer ist groß und bei dem Tempo, in dem sie mit Andy abgezogen sind, könnten sie überall sein. Da Andy mit dem Kreislaufgerät unterwegs ist, verraten ihn noch nicht einmal aufsteigende Luftblasen. Nein, wir bleiben hier und warten“, entschied Anne. „Diese Tiere tun ihm nichts, sonst hätten sie uns nicht so nah an sich heran und schon gar nicht das Baby fühlen lassen. Sie wollen, dass wir ihnen vertrauen. Also tun wir das auch, so wie es Andy tut.“
„Du bist stark, Anne“, meinte Kim und trat auf ihre Freundin zu.
Anne lächelte sie an. „Das scheint nur so, Kim. In Wirklichkeit habe ich panische Angst um Andy“, gestand sie. „Aber das ist seine große Chance, die er wollte. Vielleicht bekommt er sie ja gerade.“
Nachdem Sebastian und Anne ihre Geräte abgelegt und sich etwas Trockenes angezogen hatten, stiegen sie gemeinsam zum Oberdeck hoch. Die Freunde nahmen sie in ihre Mitte. Sie standen eng beieinander und blickten besorgt übers Meer. Immer wenn sie glaubten, etwas zu sehen, richteten sie die Ferngläser darauf. Doch sie entdeckten nichts. So wurden für sie die Minuten zu qualvollen Stunden. Die Zeiger der Uhr schienen angeklebt zu sein.
„Wir machen uns hier selbst verrückt“, stellte Sebastian nach einer Weile fest. „Wir werden schon mitkriegen, wenn sie Andy zurückbringen. Lasst uns runtergehen und was essen“, schlug er vor und die fünf Freunde folgten ihm in den Salon.
Anne half Ahmed bei der Zubereitung der Speisen, um sich etwas abzulenken.
Kim hatte sich an ihren Mann gelehnt, der sie in den Arm nahm und liebevoll streichelte.
Abdul führte eine leise Unterhaltung mit Rashid.
Die Stimmung auf der >Amun Re< war bedrückt. Als das Essen fertig war, bekam am Ende aber kaum einer von ihnen einen Bissen herunter. Alle dachten nur an ihren Freund, der irgendwo, allein mit den Delfinen, da draußen war.
Anne ertrug die Ruhe nicht mehr. Sie schaltete das Radio an und drehte am Lautstärkeregler, bis die Musik nur leise im Hintergrund zu hören war, und begann, von den letzten Tagen zu erzählen. Wie eisern Andreas im Pool trainiert hatte, und sie berichtete von kleinen lustigen Zwischenfällen, die dabei passiert waren, was alle zum Schmunzeln brachte.
Auch Sebastian gab ein paar Anekdoten zum Besten. So lockerte sich die Stimmung an Bord etwas auf. Trotzdem vernachlässigten sie es nicht, nach ihrem Freund Ausschau zu halten. Einer von ihnen war immer auf dem Oberdeck und suchte mit dem Fernglas bewaffnet die Wasseroberfläche nach ihm ab.
Als die drei Stunden, die Anne als seine Luftreserve eingeschätzt hatte, verstrichen waren, wurde die Sorge der Freunde auf der >Amun Re< noch größer. Sie standen schweigend auf dem Oberdeck und sahen übers Wasser. Doch sie konnten weit und breit nichts erkennen, außer einige Boote in der Ferne.
Das machte Anne stutzig. „Wir haben super Wetter, kaum eine Welle“, dachte sie und sprach es laut aus. „Bei den Bedingungen müsste es hier doch an diesen Tauchplätzen im Norden nur so von Booten mit Tauchern wimmeln. Aber hier ist keiner außer uns. Warum?“
Rashid erklärte, dass er, nachdem die Delfine gekommen waren, Funkkontakt mit seinen Freunden, den Kapitänen der anderen Taucherboote aufgenommen und sie darum gebeten hatte, heute den Norden zu meiden. Sie hatten sich alle daran gehalten und konnten auch die auf den Booten befindlichen Tauchguides davon überzeugen, die eigentlich die Tauchziele bestimmten. Er berichtete, dass die meisten Tauchlehrer sich dabei auch auf das Urteil ihrer Kapitäne verließen. Und wenn die sagten, dass an dem Tauchplatz, zu dem sie hin wollten, die Strömung zu stark sein könnte, dann wählen sie einen anderen.
Anne und Sebastian nickten Rashid bestätigend zu, denn sie selbst verließen sich auch auf das Urteil ihrer Kapitäne, die das Meer und seine Strömungen viel besser kannten.
„Gut gemacht, Rashid“, lobte Sebastian.
„Nun müssten sie aber langsam mit Andy zurückkommen, sonst wird es eng“, sprach Kim leise aus, was alle dachten.
Nach einer weiteren dreiviertel Stunde des Wartens hatte sich Anne nicht mehr unter Kontrolle. Ihr liefen die Tränen, und sie begann, fürchterlich zu weinen.
„Anne“, versuchte Sebastian sie zu beruhigen. „Andy hat seinen Taschengurt um. Ich habe gesehen, dass er darin statt der üblichen zwei, vier Notluftpatronen stecken hatte, die geben ihm locker noch einmal eine Luftreserve von mehr als einer Stunde. Außerdem, vielleicht ist er gar nicht die ganze Zeit unter Wasser.“
Doch Anne weinte nur noch mehr.
Abdul Mechier nahm sie in seine Arme und führte sie langsam nach unten in den Salon, wo er ihr gerade ein Beruhigungsmittel geben wollte, als Rashid laut, hörbar für alle, rief: „Die Delfine! Die Delfine kommen zurück!“
Schnell stiegen sie zurück aufs Oberdeck und blickten suchend in die Richtung, in die Rashid zeigte.
Ja, die Delfine, sie kamen zurück. Doch keiner der sechs Freunde konnte Andreas zwischen den immer wieder auftauchenden Rücken mit den typischen Finnen erkennen. Schnell rannten sie nach unter auf die Taucherplattform.
Sebastian entdeckte als Erster, dass sich ein paar Tiere ständig nahe dem Boot unter der klaren Wasseroberfläche hielten und Andreas mit sich führten. Direkt neben dem Boot stoppte diese kleine Gruppe.
Sofort wollte Anne ins Wasser springen, um ihrem Freund zu helfen.
Doch Sebi hielt sie an der Schulter gepackt, davon zurück. „Stopp. Schau mal, die halten ihn absichtlich unten. Es sieht so aus, als machten sie mit ihm einen Dekostopp. Lass uns noch warten. Wir wissen nicht, wie tief und wie lange die mit ihm da unten waren. Die aber scheinen es zu wissen und Andy selbst ja schließlich auch. Mädchen, der ist nicht nur auf dem Papier einer unserer besten Kampfschwimmer. Der weiß, was er tut.“
Alle Blicke richteten sich nun in die Tiefe zu ihrem Freund, der reglos zwischen den Delfinen zu hängen schien. Doch es perlten gleichmäßig Luftblasen aus seinem Mundstück zur Wasseroberfläche empor.
„Er hat eine der Patronen im Mund und atmet regelmäßig“, stellte Sebastian zufrieden fest.
Nach zehn langen Minuten stiegen die Delfine nur ganz langsam weiter auf. Sie hatten rechts und links Andreas’ Arm in ihrem Maul und hielten ihn so sanft in Position. Nach nochmals zehn Minuten kamen sie ein weiteres Stück der Oberfläche entgegen. So ging das Auftauchen mit den Delfinen nur in Etappen sehr schleppend voran. Doch für die Sicherheit ihres menschlichen Begleiters war es notwendig.
Endlich, an der Wasseroberfläche angekommen, ließen sie den Taucher los. Sofort blies Andreas seine Weste, mit der Restluft, die er im Kreislaufgerät aufgespart hatte, auf. Die Delfine tauchten unter ihn und schubsten ihn mit ihren Nasen weiter nach oben, sodass Ahmed und Sebastian ihn unter den Armen zu fassen bekamen und an Bord ziehen konnten.
Kurz darauf entfernten sich die Tiere und kreisten in unmittelbarer Nähe um das Boot.
Andreas spuckte, sichtlich erschöpft, das Mundstück aus und die fast leere Patrone fiel scheppernd zu Boden. Anne kniete sich neben ihm nieder und umarmte ihn erleichtert. Sie war so froh, ihn wieder zurückzuhaben, dass ihr alles andere egal war.
Die Männer zogen Andreas noch ein Stück weiter aufs Deck, als sie hörte, wie er erschöpft und leise sagte: „Leute, nehmt mir die Riemen von den Beinen, schnell, sie schnüren ab und das tut weh.“
„Was tut es?“, fragte der Arzt ungläubig, dabei überschlug sich fast seine Stimme.
„Ja, Doc“, lachte Andreas auf und sah den Arzt an. „Die Beine schmerzen und sind kalt, das ist ein unheimlich tolles Gefühl.“
Die beiden Frauen quietschten vor Freude auf und lagen sich in den Armen. Schnell entfernten Sebastian und Abdul die Riemen von seinen Beinen. Dann glaubten sie nicht, was sie zu sehen bekamen. Andreas zog ein Bein nach dem anderen langsam ein Stück an. Sie nahmen ihm das Jackett mit dem Kreislaufgerät und den Taschengurt ab und legten alles auf die Bank. Dann lagen sich die Freunde in den Armen.
„Wäre es möglich, dass ihr mir trotzdem mal da auf die Bank rüber helft“, rief Andreas in den Freudentaumel hinein. „Oder habt ihr mich vergessen? Ich möchte euch etwas zeigen.“
Sofort waren Sebastian und Anne zur Stelle und stützten ihn, um mit ihm zur Bank zu gehen.
Dann sahen alle Andreas gespannt an. Der lächelte in die Runde und sagte voller Stolz: „Ich bin Onkel geworden.“
„Nee, noch nicht ganz, Alter. Da muss ich dich enttäuschen, es sind schon noch paar Wochen, bis es so weit ist“, antwortete Sebastian und grinste ihn etwas mitleidig an, weil er glaubte, sein Freund wäre durcheinander.
„Ja klar, bei euch schon. Das weiß ich selbst oder denkst du, ich wäre Gaga im Kopf. Aber nein, wenn ich es euch doch sage. Schaut doch selbst“, sagte er und zeigte auf die kleine Delfinschule. „Ich durfte dabei sein, als das Delfinbaby geboren wurde und es das erste Mal, zusammen mit seiner Mutter, an die Wasseroberfläche zum Atmen bringen. Seht ihr es? Dort ist es … Leute, es war gigantisch, unbeschreiblich und wunderschön.“
Fassungslos vor Staunen sahen sie Andreas an, dessen Augen regelrecht leuchteten und dann zu den Tümmlern, wo sie das kleine Delfinbaby in der Mitte der Gruppe schnell entdeckten.
Die sieben konnten sich nicht sattsehen von dem Anblick dieser schönen und stolzen Tiere, die ihrem Freund so geholfen hatten. Immer wieder mussten sie lachen, wenn der kleine Kerl übermütig aus dem Wasser sprang, den Sebastian, Anne und Kim erst noch Stunden zuvor im Bauch seiner Mutter gespürt hatten.
Alle waren zutiefst ergriffen von dem, was Andreas ihnen eben erst erzählt hatte. Keiner war mehr in der Lage, ein Wort zu sagen. Sie waren einfach nur überwältigt. Dabei merkten sie nicht, wie Andreas sich langsam, überall festhaltend und stützend, wieder zur Plattform hangelte. Erst als sie das typische Platschen im Wasser hörten, bemerkten sie, dass er nicht mehr an ihrer Seite war.
Dafür sahen sie aber, wie er auf die Schule der Tümmler zu schwamm und diese sich einer nach dem anderen näherte. Er strich ihnen sanft über die Rücken und dankte so jedem einzelnen Tier der Gruppe für ihre Hilfe. Zuletzt kam die Mutter mit dem Jungen zu ihm geschwommen. Übermütig und wild schubste der Kleine den Menschen da im Wasser, sodass seine Mutter ihn abdrängen musste. Sofort kümmerten sich andere Delfine um den Nachwuchs, während Andreas das Muttertier liebevoll streichelte, zu dem er eine besonders starke Bindung aufgebaut hatte. Sie vertrauten einander.
Dann kam der kleine Wildfang wieder heran geschossen und stupste Andreas in die Seite, was ihn leise aufstöhnen ließ. Das Delfinjunge wollte mit ihm spielen. Also tat er ihm kurz den Gefallen. Dann ließ sich auch der Kleine streicheln.
Voller Staunen beobachteten die Freunde an Bord das Treiben im Wasser. Wie diese Tiere mit Andreas umgingen.
Als er zum Boot zurückkehrte, wurde er von den Delfinen bis zur Leiter begleitet. Mit aller noch übrig gebliebenen Kraft schwang er sich auf die niedrige Plattform. Er ließ die Beine im Wasser baumeln und freute sich darüber, dass er es wieder konnte.
Erneut hielt er den Tieren seine flache Hand zum Gruß entgegen. Dann wandte er sich zu seinen Freunden um. „Lasst uns fahren, ehe ich mich dafür entscheide, ein Leben bei ihnen zu führen und mir Schwimmhäute und Kiemen wachsen lasse.“
Als die >Amun Re< losgemacht hatte und vorsichtig, um keines der Tiere zu verletzen, beidrehte, folgten die Tümmler noch eine Weile dem Boot. Doch keiner überholte es, um in der Bugwelle zu spielen. Alle blieben dahinter in der Nähe ihres Menschenfreundes, der noch immer auf der Taucherplattform saß, aber die Beine wegen der Bewegung der Schiffsschraube aus dem Wasser gezogen hatte.
Als die >Amun Re< dann in die Nähe der anderen Tauchtouristenboote kam, sprangen die Delfine wie auf Kommando, als letzten Gruß, aus dem Wasser und verschwanden in der Tiefe und Weite des Meers.
Andreas streifte sich die Gummihandschuhe ab, die er noch immer trug, wischte sich schnell eine Träne aus dem Augenwinkel und fragte dann vorsichtig ohne sich umzusehen: „Ist zufällig noch einer von euch da, der mir hoch helfen könnte? Ich kann es noch nicht wieder allein. Meine Hufe sind wohl noch etwas zu schwach dafür.“
Seine Freunde waren alle da. Nur Rashid stand am Steuer und brachte sie langsam wieder Richtung Hafen.
Dem alten Seebären, der schon so viel gesehen und erlebt hatte, standen die Tränen in den Augen. Sebastian und Anne halfen Andreas auf die Beine und stützten ihn auf dem Weg in den Salon.


43
Doktor Mechier tastete Andreas’ Wirbelsäule um die Vernarbung herum ab und überprüfte die Reflexe in seinen Beinen. Dabei schüttelte er immer wieder ungläubig den Kopf.
Alle Augen waren gespannt auf den Arzt gerichtet. „Es ist alles in Ordnung. Noch einige Zeit mit Krücken, um die Wirbelsäule zu entlasten, etwas Training für die Beinmuskulatur und du wirst wieder normal laufen können“, sagte er zum Abschluss seiner Untersuchung.
„Danke, Doc. Genau das wollte ich heute hören.“ Dankbar drückte Andreas die Hand des Arztes und wandte sich dann an alle. „Habe ich euch eigentlich gesagt, dass ich heute Geburtstag habe und dies hier das schönste Geschenk ist, was ihr mir alle zusammen bereitet habt?“
Sebastian schlug sich, die Augen verdrehend, die Hand vor die Stirn. „Klar, dein Geburtstag. Mensch, den hab ich ganz vergessen. Nun kannst du ihn sogar gleich zweimal feiern.“ Er ging auf seinen Freund zu und umarmte ihn, während er ihm herzlichst gratulierte. Auch die anderen gratulierten Andreas.
„Rashid“, schrie Sebastian laut hoch zum Oberdeck, „such uns einen Ankerplatz, wir bleiben hier, es gibt noch mehr zu feiern. Andy hat Geburtstag.“
Laut ließ Rashid das Signalhorn ertönen und drehte bei, um einen günstigen Ankerplatz anzulaufen.
Sebastian half Ahmed, die >Amun Re< an den Ankerbojen festzumachen. Dann kam auch Rashid in den Salon und umarmte Andreas herzlichst.
Ahmed tafelte auf, was seine kleine Kombüse hergab. Als absoluten Knüller brachte er eine ausgehöhlte Melone, in dessen Schale er einen Delfin geschnitzt und eine Kerze hineingestellt hatte, auf den Tisch. Dazu stellte er einen großen, tiefen Teller mit den Melonenstücken. Dafür wurde er von allen mit stürmischem Beifall und Jubelrufen belohnt.
Und wie wenn das noch nicht reichte, stand Kim auf, sah in die Runde und wartete darauf, bis alle gespannt zu ihr aufsahen. „Eigentlich wollte ich euch später damit überraschen. Aber ich glaube, jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür“, sagte sie verlegen auf Arabisch und sah dabei erst ihren Mann, dann Anne und Andreas lächelnd an, als sie weiter sprach: „Papa Sebi, Tante Anne, Onkel Andy … wir erwarten Zwillinge.“ Mit großen Augen sah Sebastian seine Frau an, stand auf und küsste sie.
Andreas nahm seine Anne glücklich in den Arm und drückte sie fest an sich. Dann klatschten und pfiffen die Freunde den zukünftigen Eltern vergnügt zu.
Andreas lehnte sich nach dem Essen erschöpft zurück. Er war müde von dem langen und erlebnisreichen Tauchgang, der alles von ihm abverlangt hatte. Er kämpfte mit sich, doch immer wieder fielen ihm die Augen zu. Anne bemerkte es zuerst. Doch auch die anderen machten einander darauf aufmerksam, als sie sahen, wie seine Augenlider schwer wurden.
Als Andreas registrierte, wie seine Freunde ihn wieder besorgt ansahen, lächelte er müde in die Runde. „Sorry Leute, aber das ist jetzt wohl so eine Art senile Altersbettflucht bei mir. Ist ne schlimme Anwandlung, kann langfristig ignoriert zum Tod führen. Also Vorsicht“, sagte er scherzend. „Hat einer etwas dagegen, wenn ich mich etwas hinlege und liebend gern auch die Nacht hier auf dem Meer verbringen möchte? Wäre das möglich? Ich erzähle euch auch gern, wenn ich wieder munter bin, was ich da draußen alles erlebt und gesehen habe. Versprochen. Nur jetzt im Moment bin ich zu müde.“
Jeder hatte Verständnis dafür. Keiner hatte etwas dagegen. Im Gegenteil, sie fühlten sich wohl auf dem Boot unter Freunden. Sie brauchten die Zeit auch für sich selbst, um die Ereignisse und das Erlebte des Tages verarbeiten zu können.
Anne bettete den Kopf ihres Freundes auf ihrem Schoß und streichelte ihn sanft, bis er eingeschlafen war.
Ahmed holte eine Decke aus seiner Kajüte und deckte ihn damit zu. Sebastian, der seine Frau immer und immer wieder vor Freude über die Nachricht mit den Zwillingen geküsst hatte, räumte leise den Tisch ab. Abdul und Rashid verzogen sich aufs Oberdeck, wohin ihnen die anderen, außer Anne, die bei Andreas blieb, nacheinander folgten.
Langsam zog auf dem Meer nahe der Küste von Hurghada Ruhe ein. Die letzten Taucherboote kehrten in die kleinen Häfen ihrer Tauchbasen zurück.
Gerade als die Sonne Anstalten machte, hinter den Bergen in der Wüste zu verschwinden, kam Andreas, nur noch leicht gestützt von Anne, aufs Oberdeck geklettert und sie betrachteten gemeinsam den Sonnenuntergang.
Wenig später tauchte der Vollmond in ein leicht orangefarbenes Licht getaucht groß und prächtig im Osten aus dem Meer auf und es breitete sich ein wunderschöner Sternenhimmel über der >Amun Re< aus. Nur das leise Plätschern der Wellen am Schiffsrumpf war noch zu hören. Die Menschen auf dem kleinen Boot genossen die Stille.
Doch plötzlich wurde diese von den typischen Lauten unterbrochen, die man hörte, wenn Delfine die verbrauchte Luft an der Wasseroberfläche ausbliesen. Alle schauten in die Richtung, aus der sie die Geräusche vernommen hatten und sahen die Rücken der Tiere im Mondschein glänzen. Die Tümmler waren zur >Amun Re< zurückgekehrt und lockten sie mit ihren Gesängen.
„Wie wäre es, jetzt eine Runde zu schwimmen?“, schlug Andreas vor. Keiner von ihnen hatte etwas dagegen. Auch Rashid und Abdul zogen ihre Shirts aus und stiegen, in kurzen Hosen, langsam die Leiter ins Wasser, um die Tiere nicht mit lautem Platschen zu verscheuchen. Alle hatten Handschuhe übergezogen, um die sensible Haut der Delfine nicht verletzen zu können.
Nachdem Andreas mit den Tieren Kontakt aufgenommen und sie ihn ein Stück mit sich weggezogen hatten, wurde die Gruppe der Freunde von der Delfinfamilie angenommen. Die Tiere ließen sich von ihnen streicheln, zogen die Menschen, die sich an ihren Finnen festhielten, ein Stück durchs Wasser und spielten mit ihnen.
Doch nur Andreas ließen sie an das Delfinbaby heran. Abdul war überwältigt von dem Gefühl der Ruhe, Ausgeglichenheit und Freude, das sich in ihm ausbreitete, was eindeutig auf den Kontakt mit den Delfinen zurückzuführen war. Das hatte er so noch nie erlebt. Ebenso wenig wie die anderen.
Die junge Tümmlermutter hielt sich hauptsächlich bei Kim auf, die es sehr genoss. Sebastian dagegen schien es mit dem Vater des Nachwuchses zu tun zu haben, denn der schob ihn immer wieder zu Kim und der jungen Delfinmutter. Er war fasziniert von dem feinen Gespür dieser Tiere und küsste seine Frau liebevoll.
Anne schubste die Delfine sanft ganz dicht an Andreas heran, bis er sie in den Arm nehmen konnte, sie unter Wasser zog und dort innig küsste. Sie hörten dabei das Singen der Meeressäuger. Nach Atem ringend, tauchten sie, sich noch in den Armen haltend, wieder auf.
Die beiden Frauen und fünf Männer waren nicht einen Moment verunsichert oder kamen sich durch die Tiere bedroht vor. Immerhin gehörten die Delfine und Tümmler, trotz ihres freundlichen Aussehens, zu der Gruppe der Raubtiere und waren diesbezüglich auch nicht zu unterschätzen.
Nein, im Gegenteil, sie fühlten sich bei ihnen sicher, geborgen und in der Delfinschule aufgenommen. Diesen Tag und die Nacht mitten zwischen den Delfinen würde keiner von ihnen je vergessen. Darüber waren sie sich alle einig, als sie, doch etwas frierend, auf die >Amun Re< zurückkehrten und sich in ihre Badetücher oder wärmende Decken eingemummelt hatten.
Ahmed machte schnell heißes Wasser und brühte für alle Tee auf. Aufgereiht, wie eine Perlenkette, saßen die sieben, mit dem Glas heißen Tee in der Hand, in Decken gehüllt, die Beine im Wasser am Rand der Taucherplattform und schauten auf die im Mondschein glänzenden Leiber ihrer neuen Freunde im Meer. Keiner von ihnen bereute, Andys Bitte nachgekommen zu sein, die Nacht genau hier und nicht gemütlich zu Hause vor dem Fernseher zu verbringen.
Sie hatten nichts versäumt, sondern vieles gewonnen. Immer wieder kam einer der Tümmler zum Boot, streckte seinen Kopf aus dem Wasser und bekam eine Streicheleinheit von dem Menschen, den er besuchte. Keiner von ihnen wurde dabei von den Tieren übergangen.
Weit nach Mitternacht hatten es die Delfine geschafft, ihre neuen menschlichen Freunde erneut für eine Stunde ins Wasser zu locken und im Mondschein mit ihnen zu schwimmen und zu spielen. Ein paar von ihnen brachten sogar frisch gefangene Fische an und warfen sie mit Schwung aufs Deck.
„Davon zaubere ich uns morgen ein leckeres Essen“, sagte Ahmed fröhlich und warf eines der Geschenke von den Delfinen in einen Eimer.
„Das war der schönste Geburtstag meines bisherigen Lebens“, meinte Andreas leise, doch all seine Freunde hörten es. „Ich hatte das Glück, ihn mit den besten Freunden, die es gibt, zu feiern. Mit euch allen und den Delfinen hier. Ihr alle habt mir ein gigantisches Geschenk gemacht. Das werde ich nie vergessen.“
Anne, Sebastian, Kim, Abdul, Rashid und Ahmed schwammen zu Andreas. Einen Kreis bildend, nahmen sie sich alle bei den Schultern und wurden von den Meeressäugern umringt. In dem Moment fühlten sie sich zu den Delfinen dazugehörig, wie zu einer großen Familie, zu der sie auch geworden waren.
Doch davon ahnten sie noch nichts.
Kurze Zeit später, als sie nacheinander wieder fröstelnd auf das Boot gestiegen waren, verschwanden die Tiere. Schnell trockneten sich die Freunde ab und zogen mollig warme Sachen über. Sie setzten sich in den Salon und wärmten sich bei einem Glas heißen Tee auf. Jeder von ihnen musste das gerade Erlebte neu für sich verarbeiten. Doch am Ende waren sie sich darüber einig, dass sie es keinem erzählen würden. Einfach auch deshalb, weil es sich zu unglaublich anhörte. Sie beschlossen, dass es ihr Geheimnis bleiben würde. Auch, um die Delfine vor eventueller Verfolgung anderer zu schützen. Keiner an Bord der >Amun Re< konnte den Rest der Nacht richtig schlafen, so aufgewühlt waren sie alle noch von den Ereignissen des Tages und der Nacht.
Vom Oberdeck aus beobachteten sie, wie die Sonne aus dem Meer aufstieg, und sie begrüßten gemeinsam den neuen Tag.
Sebastian und Abdul übernahmen es, die Ankerseile zu lösen, während Anne ans Ruder ging. Sie steuerte die >Amun Re< zu ihrem neuen Heimathafen und gab damit ihren Freunden Rashid und Ahmed die Zeit für ihr morgendliches Gebet.
Rashid und Ahmed dankten Allah für die Güte, dies erlebt haben zu dürfen. Sie schlossen ihre Freunde und die Delfine, die ihrem Freund so geholfen hatten und ihnen alle so wohl gesonnen waren, mit in ihr Gebet ein.
Andreas saß neben Anne am Ruder und betrachtete, ja studierte ihr Gesicht genau, wie sie voll konzentriert das Boot sicher um die einzelnen kleinen Riffe steuerte und den richtigen Weg fand. Er roch an ihrem offenen Haar, welches sich leicht in der aufkommenden Brise bewegte. Er war stolz auf diese kleine, mutige Frau und überglücklich, dass sie ihn liebte, so wie er sie.
Abdul kam wenig später zu ihnen und setzte sich auf die seitliche Bank. „Andy, kann ich dich mal kurz sprechen?“, fragte er. Als sich Andreas zu ihm drehte, sprach er weiter, „Ich wäre sehr froh, wenn du nun nicht gleich übertreibst. Gib deiner Verletzung bitte noch die Zeit, auszuheilen. Nutze den Rollstuhl, fange langsam erst mit zwei Krücken, dann vielleicht noch eine Weile mit einer und dann erst so zu laufen an. Es wäre schade, wenn du dir das hier Erreichte wieder ruinieren würdest.“
„Oh, keine Sorge Abdul, darauf werde ich persönlich achten“, gab Anne zurück, noch bevor Andreas darauf antworten konnte.
„Ich werde euch gern dabei unterstützen und begleiten“, bot der Arzt an.
„Danke Doc, diese Hilfe nehmen wir sehr gern an“, antwortet Andreas und reichte dem Freund die Hand.
Als die >Amun Re< den Hafen erreichte, wurden gerade die ersten Tauchgäste zu den anderen Booten gebracht.
Da die Taucherplattform der >Amun Re< wesentlich tiefer als die Kaimauer lag, man sie also mit einem großen Schritt regelrecht hochklettern musste, um an Land zu kommen, entschieden die Freunde Andreas von Bord zu heben.
Einige der Tauchgäste, die das beobachteten, wurden skeptisch. Hinter vorgehaltener Hand begannen sie zu tuscheln, als sie den eigentlich sportlich und kräftig aussehenden Mann sahen, der von zwei Einheimischen gestützt und von Deck gehoben werden musste.
Noch mehr stutzten sie, als er sogar vom Leiter der Tauchbasis persönlich, der gut anderthalb Köpfe kleiner als der Mann war, und einem anderen Ägypter übernommen und vorsichtig in den Rollstuhl gesetzt wurde. Auch die Frau des Chefs und eine andere, ihnen fremde Frau stiegen von Bord. Alle sieben lachten dabei ausgelassen.
Ganz durcheinander kamen diese Leute aber dann, die Andreas so heimlich beobachteten und darüber tuschelten, als der Mann im Rollstuhl laut rief: „Jungs, vergesst aber meine Tauchklamotten nicht, ich möchte doch gern wieder mit einem trockenen Anzug tauchen gehen.“ Danach sagte er noch etwas auf Arabisch, woraufhin alle sieben Leute laut lachten.
Als die Boote mit den neugierigen Tauchgästen losmachten, sahen die Leute noch, wie die kleine Gruppe aus Deutschen und Ägyptern eng nebeneinander, den Rollstuhlfahrer in ihrer Mitte, Richtung Basis liefen und immer wieder lachten. Zu gern hätten sie gewusst, wieso das Boot erst gerade festgemacht hatte und wo sie mit dem Rollstuhlfahrer waren.
Als die Freunde auf der Basis ankamen, setzten sie sich nun doch müde werdend in eine der bequemen Sitzecken. Sebastian ging kurz ins Office. Er fragte dort, ob alles in Ordnung sei und sie heute auch noch ohne ihn und seine Frau auskommen könnten.
Zufrieden kam er zurück. „Doc, wie sieht es aus, hast du heute noch den ganzen Tag frei?“, wollte er dann wissen.
„Ich habe sogar noch bis Dienstag frei. Warum fragst du?“
„Na dann würde ich doch vorschlagen, wir treffen uns heute Abend bei uns“, dabei nahm er seine Frau in den Arm. „Wir schmeißen den Grill an und machen uns die schönen frischen Fische, die wir die Nacht von unseren neuen Freunden geschenkt bekommen haben, zum Abendessen.“
„Und wir feiern Andys Geburtstag noch mal richtig“, ergänzte Kim. „Außerdem ist er uns noch immer den Bericht von seinem außergewöhnlichen Tauchgang schuldig geblieben. Ich will endlich wissen, was in den fast fünf Stunden, die wir uns auf dem Boot um ihn gesorgt haben, gelaufen ist.“
Alle gaben Kim recht und schauten Andreas herausfordernd an.
„Aber erst mal ein paar Stündchen darüber schlafen darf ich schon, oder?“, fragte er, sichtlich müde und erschöpft. Die Freunde lachten und waren alle froh, bald ins Bett zu kommen. Sebastian lud gleich Rashid und Ahmed mit in seinen Wagen und stellte die große Kühlbox mit den Fischen in den geräumigen Kofferraum. Kim nahm neben ihrem Mann Platz.
Andreas und Anne stiegen in den silbernen Ford, den sie von Sebastian zur Verfügung gestellt bekommen hatten, und Abdul startete seinen Wagen, einen grauen alten Mercedes, den er pflegte und hegte.
Vor Annes Haus angekommen, schob sie wie gewohnt den Rollstuhl vor die Wagentür, damit Andreas umsteigen konnte.
„Anne, Liebes“, sagte ihr er und sah sie bittend an, „Ich möchte gern auf meinen eigenen Beinen ins Haus gehen. Ich stütze mich dazu auch auf dem Rollstuhl ab. Aber bitte lass mich das Stück laufen.“ Sie verstand das gut, drehte den Rollstuhl um, sodass er nur noch an die Griffe fassen brauchte. Dabei blieb sie aber immer in seiner Nähe, um ihn notfalls halten zu können. Vorsichtig setzte Andreas einen Fuß vor den anderen. Er genoss das Gefühl, endlich wieder auf eigenen Beinen zu stehen und diese dabei auch zu spüren.
Doch als er die Rampe geschafft hatte, merkte er schon, wie die Muskelkraft in Oberschenkeln und Waden nachließ. Er hätte nun mit aller Macht und Kraft versuchen können, trotzdem noch das letzte Stück bis in die Wohnung zu gehen. Aber er hatte ein Versprechen gegeben, und er hielt sich daran. Also setzte er sich wieder in den Stuhl und rollte hinein. Anne war sehr stolz auf ihn und sparte nicht mit Lob.
Schnell, weil sie auch ins Bett wollte, versorgte sie ihren Kater mit Futter und frischem Wasser. Vor Müdigkeit erkannte sie nicht, dass sich Miekosch etwas seltsam verhielt. Ebenso wenig bemerkte sie die einen Spalt offenstehende Terrassentür, die sie aber geschlossen hatte. Sie wollte nur noch in ihr Bett. Schon schlaftrunken kam sie ins Schlafzimmer und sah, dass ihr Freund bereits schlief. Leise legte sie sich neben ihn und kuschelte sich an.


44
Andreas wurde durch ein ihm sehr bekanntes Geräusch geweckt. Als er deshalb, absichtlich nur langsam, die Augen öffnete, blickte er in den Lauf einer „Beretta 92S“, hinter der das Gesicht eines unrasierten, grinsenden Kerls zu sehen war.
Aus dem Augenwinkel sah er Anne neben sich liegen, der ein Messer an die Kehle gedrückt wurde.
Sofort überschaute er die gesamte Situation und erkannte, dass er in diesem Moment weder für Anne noch für sich etwas tun konnte. Er musste abwarten, um Anne nicht durch eine unüberlegte Aktion zu gefährden. „Was wollt ihr?“, fragte er und tat dabei ängstlich. „Wenn ihr Geld sucht, es ist in meinem Rucksack. Nehmt es euch. Aber bitte tut uns nichts“, jammerte er.
„Oh hör mal Kurt, sprechen kann dieser elende Krüppel noch“, meinte der Mann mit kratziger Stimme, der die Pistole auf Andreas gerichtet hielt. „Viele Grüße von unserem Boss. Du weißt schon, der, der dir die netten Muster hier auf deinen Körper gemalt hat“, sagte der Kerl, dabei zeigte er mit dem Lauf der Schusswaffe auf den vernarbten Oberkörper von Andreas und die beiden Männer feixten blöd.
Dann richtete er die Waffe wieder auf sein Gesicht und wurde ernst, als er weitersprach: „Den wir deinetwegen und der Schlampe hier, nur noch im Knast besuchen konnten. Er hat uns hier runter in dieses verlauste Nest geschickt, damit wir für ihn, um seine Rache zu befriedigen, dieses Flittchen etwas streicheln und dann erledigen. Bestimmt wird er sehr glücklich darüber sein, von uns zu hören, dass wir auch dich und noch dazu als Krüppel vorgefunden haben. Bestimmt freut er sich über das Zusatzgeschenk, wenn wir ihm sagen können, dass wir dich gleich mit erledigt haben und ihm einen großen Hautfetzen von dir zum Geschenk machen.“ Er schlug Andreas mit dem Kolben seiner Waffe so fest ins Gesicht, dass der benommen zurück aufs Kissen fiel. „Oh …, dabei fällt mir ein. Du bist ein Krüppel und kriegst bestimmt keinen mehr hoch. Oder? Da hat die Schlampe ja gar keinen Spaß und du auch nicht. Wie traurig. Aber ich kann dir zeigen, wie das geht. Du wirst sehen, was für ein geiles Miststück die sein kann, wenn ich die erst mal richtig rannehme. Ich gebe ihr das, was die bei dir sicher schon die ganze Zeit vermisst. Kannst zugucken und die Nutte gleich wollüstig schreien hörn, das verspreche ich dir“, sagte der mit der Waffe spöttisch und beide Kerle lachten laut auf.
Andreas hatte sich von dem Schlag schnell wieder erholt und strafte unbemerkt seine Muskeln. Er beobachtete genau jede Bewegung der Angreifer.
Noch immer die Pistole auf Andreas gerichtet, öffnete der Mistkerl seine Hose und trat siegessicher ans Fußende vor Anne hin. In dem Moment, als der Kerl nach ihr grapschte und ihr die Beine gewaltsam spreizen wollte, waren die Augen beider Eindringlinge nur noch auf sie gerichtet.
Das nutzte Andreas sofort aus. Er fuhr blitzschnell herum, stieß den am Fußende stehenden Kerl kraftvoll mit dem Bein zurück, verpasste dem Ganoven, der noch immer Anne mit dem Messer bedrohte, einen kräftigen Schlag mit der Faust direkt unters Kinn. Dabei hatte er bereits mit der linken Hand die Klinge des Messers ergriffen und hielt sie so fest in seiner geballten Faust, dass die scharfe Schneide in sein Fleisch schnitt. Doch das war ihm in dem Moment vollkommen egal. Hauptsache, Anne konnte damit nicht verletzt werden.
Der Kerl, namens Kurt, fiel nach hinten, krachte mit dem Kopf an die Schrankkante und blieb bewusstlos liegen.
Sofort sprang Andreas auf und warf sich mit Schwung nach vorn auf den Angreifer mit der Pistole, der mit einem solchen Angriff nicht gerechnet hatte.
„Du lässt deine dreckigen Pfoten von ihr. Meiner Frau tut keiner was an und Lehrvorführungen in Sexualkunde brauche ich nicht. Danke!“, zischte Andreas wütend.
Er stieß dem Kerl mit voller Wucht gegen den Brustkorb, dass der strauchelte, nach hinten kippte und im Rollstuhl landete. Andreas entdeckte am Gürtel des Mannes eine Eierhandgranate.
Noch bevor sich der Kerl versah und reagieren konnte, zog Andreas den Sicherungssplint mit einem Ruck aus der Granate. Gleichzeitig löste er die Bremse am Stuhl, dann stieß er den Angreifer mitsamt dem Rollstuhl voller Wucht durch die offene Schlafzimmertür, sodass er ein ganzes Stück rollte, ehe er zum Stehen kam.
Andreas grinste breit und zeigte dabei den Sicherungsstift hoch. „Na ups, wo kommt dieser schicke Ring mit dem Splint denn nur plötzlich her?“ Daraufhin peitschten wild und unkontrolliert ein paar Schüsse aus der Pistole durch den Raum.
Reaktionsschnell schloss Andreas die Tür hinter sich. Keine Sekunde zu spät warf er sich schützend über Anne. Dabei stemmte er seinen Oberkörper mit den Armen ab, um sie nicht mit seinem Gewicht zu erdrücken, und zog den Kopf ein.
Im selben Moment zerriss auch schon eine laute Detonation die Luft. Die Wände bebten.
Durch die Druckwelle wurde die Tür herausgerissen und flog mit voller Wucht gegen das Kreuz von Andreas, wo sie zerbarst.
Glas splitterte, Mauerstücke und Holzsplitter zischten wie Geschosse durch die Gegend. Putz und größere Steine bröckelten von der Zimmerdecke. Dann trat wieder Ruhe ein.
Doch den beiden pfiff es noch in den Ohren von dem lauten Knall. Nur allmählich ließ das dumpfer werdende Klingelgeräusch nach.
Andreas erhob sich ein Stück von seiner Freundin und sah in ihre weit aufgerissenen Augen. „Anne .... Liebes, geht es dir gut?“, fragte er, noch immer fast schreiend, besorgt. Sie nickte nur mit dem Kopf, sagte jedoch kein Wort, sondern starrte weiterhin mit geweiteten Augen scheinbar durch ihn hindurch.
„Ich glaube, ich habe dir gerade etwas deine Wohnung demoliert. Bist du mir deshalb böse?“, fragte er vorsichtig weiter, um sie aus ihrer Schockstarre zu befreien.
Wieder schüttelte sie nur leicht den Kopf und blieb weiterhin teilnahmslos liegen.
„Schatz, ich möchte gern dieses Kurtilein da drüben etwas verschnüren, damit er dir nichts mehr tun kann. Ich bin gleich wieder da“, erklärte er ihr und wollte aufstehen.
Doch Anne hielt weiterhin ihre Arme fest um ihn geschlungen.
„Mäuschen bitte“, sagte er, nun wieder etwas leiser. „Ich bin doch gleich wieder bei dir, Liebling.“ Vorsichtig, um ihr nicht wehzutun, befreite er sich aus ihren Armen, die ihn krampfhaft festhielten. Er ging schnell zu seinem Rucksack, den er neben dem Bett abgestellt hatte, holte Kabelbinder, die er immer in der Tasche hatte, hervor und verschnürte diesen Kurt damit sicher.
Aus der Seitentasche zog er sein Handy und wählte die Nummer von Abdul. Dann setzte er sich wieder zu Anne auf den Bettrand und nahm sie zärtlich in den Arm. Dabei entdeckte er an ihrem Hals eine kleine Schnittwunde von dem Messer, welches ihr der Kerl an die Kehle gedrückt hatte, die nun blutete. Er hielt sie weiter fester im Arm und wartete geduldig, bis Abdul an sein Telefon ging. Endlich meldete sich der Mann noch etwas verschlafen.
„Hallo Doc“, sprach Andreas absichtlich leise und um Ruhe bemüht in den Apparat, „Hier ist Andy, könntest du bitte schnell kommen. Wir hatten gerade unliebsamen Besuch, der Grüße von Zuhause bestellen wollte. Anne hat einen Schock und ist verletzt. Ich denke mal, die Tür wird schon offen sein. Wundere dich nicht über unseren neuen Einrichtungsstil und die ausgeklügelte Architektur. Das war ich. Ich denke, Anne wird mir deshalb bestimmt noch den Kopf abreißen. Wir sind im Schlafzimmer. Könnte sein, dass wir dann schon anderen Besuch, in Uniform, in der Wohnung haben, die mal vorbeischauen wollen. Bitte mach schnell.“ Er hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, da hatte der Arzt und Freund bereits aufgelegt.
Andreas zog Anne dicht an sich heran und drückte ihr sanft eine Mullkompresse aus seinem Notpack auf die Wunde am Hals, deckte sie und sich etwas mit der Decke zu, strich ihr zärtlich übers Gesicht und wartete.
Er war gespannt, wer eher da sein würde, der Doc oder die Polizei. Nur wollte er sich jetzt nicht darum kümmern, die hatten den Knall bestimmt auch so schon gehört. Anne war ihm wichtiger.
Der Arzt war vor der Polizei da. Abdul Mechier glaubte nicht, was er da sah. Die Haustür war aus den Angeln gerissen und lag drei Meter weiter weg in einer blühenden Hibiskus-Hecke. Das Wohnzimmer war so gut wie nicht mehr vorhanden. Die Terrassenfront bestand nur noch aus Scherben, die auf der ganzen Terrasse verstreut waren. Der Trennwand zur kleinen Küche fehlte ein ganzes Stück. Er musste über Trümmer steigen, um überhaupt zum Schlafzimmer zu gelangen. Auf dem Weg dahin entdeckte er einen zerfetzten, kaum noch erkennbaren menschlichen Körper und die Überreste des Rollstuhls. Als er ins Zimmer trat, sah er, dass Anne blutverschmiert in den Armen von Andreas lag.
Unverzüglich kümmerte er sich um sie und fragte dabei leise seinen Freund, ob der Kerl oder besser das, was noch von ihm übrig ist, der nette Besuch aus Deutschland war.
„Ja, Doc. Und das kleine Kurtilein da drüben gehört auch dazu“, antwortete Andreas und wies in die Zimmerecke. „Wäre nett, wenn du dich dann auch etwas um ihn kümmern könntest. Ich mein ja nur, damit es nicht heißt, wir würden uns nicht um unsere lieben Gäste sorgen. Ich glaube, er hat sich etwas den Kopf gestoßen. Sieh bitte zu, was du für ihn tun kannst. Aber erst Anne. Du weißt, sie hat Vorrang vor allem und jedem.“
Andreas saß die ganze Zeit in eine Decke gehüllt da, doch der Arzt hatte sehr wohl die aufgeplatzte, geschwollene Lippe und die Platzwunde über der rechten Augenbraue seines Freundes gesehen. Außerdem war Anne über und über mit Blut verschmiert, welches aber unmöglich alles von ihrer kleinen Wunde herrühren konnte.
Doch Abdul wusste, dass Andreas ihn nicht eher an seine Verletzungen ran lassen würde, ehe nicht Anne und dieser Kerl versorgt waren.
Die Polizei kam zur ohnehin offenen Tür hereingestürmt. Noch bevor sie etwas fragen konnten, wies sich Abdul aus und sprach leise mit den Polizisten, während er sich weiterhin um Anne kümmerte. Nachdem der Arzt dann auch den gefesselten Mann behandelt hatte, führten die Polizeibeamten den Kerl ab und brachten ihn, auf Wunsch von Abdul, ins Militärgefängnis, damit er dort vernommen werden konnte.
Schon wenig später wurde auch die Leiche abgeholt und ins Leichenschauhaus des Lazaretts gebracht, um die Identität feststellen zu können.
Anne hatte von Abdul ein Pflaster auf die nicht tiefe Wunde und ein starkes Beruhigungsmittel gespritzt bekommen, sodass sie nun fest schlief.
„So und jetzt zu dir“, wandte sich der Arzt seinem Freund zu. „Kann man euch denn gar nicht alleine lassen? Los, zeig mal dein Gesicht her“, forderte Doktor Mechier streng. Er reinigte und klammerte die Platzwunde über der Augenbraue und gab ihm ein Kühlpack in die Hand, damit er sich seine geschwollene Lippe kühlen konnte. Dabei entdeckte er die blutverschmierte Hand seines Freundes. „Jetzt sag nicht, du hast noch mehr abbekommen?“, fragte er, wartete aber nicht erst auf eine Antwort, sondern nahm Andreas einfach die Decke ab. Außer einer tiefen Schnittwunde in der linken Handfläche waren die Knöchel der rechten stark gerötet und leicht geschwollen. „Wow, da hast du aber kräftig zugelangt. Ich hatte schon den Abdruck bei dem Kerl im Gesicht bewundert“, meinte Abdul locker. „Aber weißt du denn nicht, dass man Messer nicht an der Schneide, sondern am Heft anfassen sollte?“, scherzte Mechier weiter, während er die Hand versorgte. „Mit der Hand musst du zu mir ins Lazarett kommen, die muss operiert und genäht werden. Ich hoffe nur, die Sehnen sind noch heile.“
„Halt, Doc. Ich glaube, das war noch nicht alles“, meinte Andreas, nachdem der Arzt die Wunde der Hand notdürftig behandelt und verbunden hatte und beugte sich weit nach vorn über, damit Abdul auch seinen Rücken sehen konnte.
„Bei Allah, Andy! Du lässt aber auch wirklich nichts aus. Man geht in Deckung, bevor einem das Zeug um die Ohren fliegt. Ich dachte eigentlich immer, du bist ein Elitesoldat. Bringt man euch da so etwas nicht bei?“
„Doch, Doc. Aber die kurze Zeit hätte nicht für Anne gereicht“, antwortete Andreas zu seiner Verteidigung und lächelte dabei den Arzt verschmitzt an.
Doktor Mechier verstand und nickte.
Noch während er sich den Rücken ansah, kam Sebastian, der die Explosion gehört hatte, ins Zimmer gestürmt. „Wer hat denn hier umgeräumt?“, fragte er laut, nachdem er sich kurz umgesehen hatte.
„Leise, Anne schläft“, gab Andreas mürrisch zurück.
„Was, bei dem Krach?“, fragte Sebastian, dann schaute er besorgt zu der Frau. „Ist ihr was passiert?“
„Sie hat einen Schock und eine Schnittverletzung am Hals, sonst geht es ihr gut“, erklärte Abdul ruhig. „Aber diesen Kerl hier muss ich mit ins Lazarett nehmen, in dem Dreck kann ich das nicht behandeln.“
„Oh nein, Doc. Daraus wird nichts. Ich war lange genug da drin und habe noch immer ’nen Krankenhauskoller davon“, wehrte Andreas schnell ab. „Außerdem lasse ich Anne nicht allein.“
„Abdul“, meldete sich Sebastian, „wir könnten doch auch bei mir Zuhause ein Feldlazarett errichten. Ginge das?“ Der Arzt überlegte kurz und stimmte dann zu. „Vielleicht ist es auch besser für Anne, wenn sie aufwacht und bekannte Gesichter sieht. Denn ich weiß noch nicht, was sie hier durchgemacht hat und wovon genau der Schock herrührt“, stellte Abdul ruhig fest.
Vorsichtig nahm Sebastian seine Freundin auf die Arme und brachte sie zu seinem Wagen. Dann kam er noch einmal zurück, um die Rucksäcke der beiden zu holen, damit sie wenigstens ein paar Sachen hatten.
Gemeinsam mit Abdul stützte er Andreas und sie halfen ihm, über die Trümmer zu steigen, wobei Andreas den vollkommen verstörten Kater Miekosch unter einem Schrankteil eingeklemmt entdeckte. „Sorry, aber der muss auch mit“, sagte er und Sebastian befreite den Perserkater vorsichtig aus seiner misslichen Lage. Der Kater hatte sich die Pfote eingequetscht, die ihm nun sehr zu schmerzen schien.
Sie setzten Andreas zum Doktor ins Auto und gaben ihm die Katze auf den Schoß. Liebevoll streichelte er das vollkommen staubige Fell des verängstigten Tiers. „Lass mal, mein Kleiner“, flüsterte er dem Kater ins Ohr, „dich bekommen wir auch wieder hin.“
Ein Posten der Polizei, der das zerstörte Gebäude bewachen sollte, grüßte freundlich und winkte den beiden Fahrzeugen nach.
Während der Fahrt rief Sebastian seine Frau an. Er informierte sie über ihr Kommen und dass Andreas vom Doc noch behandelt werden müsse. Sie solle mit Ahmed alles dafür vorbereiten.
Sebastian wohnte etwas außerhalb der Stadt und von Annes Haus etwa zwanzig Autominuten entfernt. Sie fuhren so schnell sie konnten, um ihrem Freund möglichst rasch helfen zu können und ihm die Schmerzen, die er haben musste, auch wenn er es nicht zugab, zu nehmen.
Vor dem Haus angekommen, hupte Sebastian kurz. Rasch kamen Ahmed und Rashid vor die Tür, um ihren Freunden zu helfen und sie ins Haus zu bringen.
Rashid trug Anne und bettete sie sacht auf die Liege im Gästezimmer. Ahmed stützte gemeinsam mit dem Arzt Andreas und Sebastian brachte die Rucksäcke und die Katze ins Haus.
Kim hatte bereits die Stühle zur Seite geräumt und auf den großen Esstisch eine weiche Decke gelegt und breitete darüber gerade noch ein Laken aus. So entstand der provisorische Behandlungstisch, auf den sie ihren Freund bäuchlings legten.
„Gut gemacht, mein Schatz“, lobte Sebastian und küsste seine Frau kurz. Dann drückte er ihr den Kater in die Hand und bat sie darum, zu Anne zu gehen, damit sie nicht allein wäre, wenn sie aufwacht. „Wir kümmern uns in der Zwischenzeit um unseren Pechvogel.“
Rashid betätigte den Schalter für die Esstischbeleuchtung. Damit hatte der Arzt ausreichend Licht. Nach dem Waschen zog sich Doktor Mechier seine Handschuhe über. Ein weiteres Paar reichte er Sebastian, da er wusste, dass er während seiner Dienstzeit bei den Kampfschwimmern auch eine medizinische Ausbildung durchlaufen hatte und er jetzt seine Hilfe benötigen würde.
„Man eh, du bist ja mit Glas- und Holzsplittern bespickt wie ein Kaninchenrücken mit Speck“, stellte Sebastian erschrocken fest.
„Danke für den Hinweis. Aber das merke ich selbst. Und lasst ja meinen Hintern in Ruhe“, antwortete Andreas darauf schon leicht gereizt.
„Das können wir dir nicht versprechen. Hättest ihn eben nicht so hoch recken sollen. Dann wärst du um die Prozedur drumrumgekommen. Aber so leider nicht“, gab Sebastian grinsend zurück.
Kleinere Holz- und Glassplitter zogen Sebastian und Doktor Mechier lediglich mit der Pinzette heraus, doch bei den größeren, tieferen Wunden setzte der Arzt eine örtliche Betäubungsspritze ein. Eigentlich waren am Ende der gesamte Rücken und das Hinterteil des Patienten taub.
Es wurde genäht, geklammert und verpflastert, dass seine Rückseite hinterher wie eine Patchworkdecke aussah. Andreas hatte nämlich darauf bestanden, keinen Verband zu bekommen, damit sich Anne keine Sorgen macht oder gar erschrickt, wenn sie es sieht. Er begründete es damit, dass ein Verband immer viel gefährlicher als so ein Pflaster wirkte.
Nach dieser Prozedur wandte sich der Arzt der Schnittwunde an der Handinnenseite zu. Er säuberte sie nochmals gründlich. Als die Betäubungsspritzen nach Angaben von Andreas wirkten, begann Abdul mit dem Vernähen der Wunde. Doch der ägyptische Arzt bemerkte schnell, dass die Dosis nicht wirklich dem Schmerz angepasst war, den sein Freund hatte. Denn der zuckte immer wieder leicht mit den Fingern, wenn Abdul die Nadel einstach.
Als er deshalb noch einmal nachspritzen wollte, lehnte Andreas das aber ab. Er wolle ja schließlich heute Abend selbst Fisch essen und sich nicht von seinem Freund nur mit Gräten füttern lassen müssen, weil er wegen der anhaltenden Betäubung der Hand den Fisch nicht selbst zerlegen könne.
Über diese Begründung mussten die Freunde lachen.
„Tut mir leid, aber diese Begründung reicht mir nicht“, meinte aber der Arzt und spritzte noch einmal nach und fuhr dann mit seiner Arbeit fort.
Während Sebastian seinem Freund die Hand verband, prüfte Doktor Mechier leicht in Sorge die Beinreflexe von Andreas. Da er befürchtete, dass die Wucht, die sein Kreuz aushalten musste oder eine der neu zugefügten Wunden sich negativ auf seine erst verheilte Verletzung ausgewirkt haben könnte, hatte er darauf bestanden.
Doch am Ende konnte er zufrieden aufatmen. Trotzdem sagte er: „Das hätte auch schiefgehen können.“
„Ich kann dich beruhigen, Doc“, gab Andreas ruhig zur Antwort, „Das hätte ich als kleineres Übel gern in Kauf genommen. Aber nicht das, was diese Säcke mit Anne anstellen wollten. Außerdem habe ich all meine Muskeln so angespannt, dass es meine Wirbelsäule noch nicht einmal gemerkt hat, dass da was aufs Kreuz geknallt ist.“
„Nur dass du vom langen Sitzen im Rollstuhl kaum noch wirklich Rückenmuskulatur hast“, gab Sebastian zu bedenken und Doktor Mechier stimmte ihm zu.
„Aber was war eigentlich los?“, wollte Sebastian dann wissen. Andreas erzählte seinen Freunden leise, damit es Anne im Nachbarzimmer nicht hören konnte, falls sie gerade wach wurde, was vorgefallen war. „Hätte ich zu dem Zeitpunkt meine Beine nicht bewegen können, wäre alles zu spät gewesen“, schloss er seinen Bericht.
„Ich hoffe, Anne weiß nichts mehr davon, wenn sie wieder wach wird“, sagte Abdul besorgt und die anderen stimmten ihm zu.
Die Männer hatten gerade alles weggeräumt und den Esstisch wieder zusammengeschoben, als Kim mit Anne, die ihren Kater im Arm hielt, aus dem Gästezimmer ins Wohnzimmer kam.
Schnell legte sich Andreas das Erstbeste, was er greifen konnte, über seine Schultern und bedeckte so seinen Rücken.
Anne ging direkt auf ihn zu, ohne die anderen im Raum zu bemerken. Sie setzte sich neben ihn, gab ihm den Kater und sagte, wie abwesend: „Miekosch hat sich die Pfote verletzt. Kannst du ihm helfen?“
Hilfe suchend und besorgt sah Andreas zu Abdul Mechier. Der gab ihm ein Zeichen, dass er darauf eingehen solle. Dabei überlegte der Arzt angespannt, was sie für Anne tun könnten.
Andreas ließ sich von Sebastian eine schmale Elastikbinde geben und verband dem Tier vorsichtig die Pfote. Anne sah dabei genau zu. Als sie feststellte, dass ihr Miekosch gut versorgt war, lehnte sie sich an die Schulter von Andreas, der sie sofort liebevoll in den Arm nahm und ihr einen zarten Kuss auf die Stirn setzte. Anne sah ihn an, lächelte und schlief dann in seinem Arm wieder ein.
Hilflos und besorgt sah er den Arzt an. „Doc, was ist mit ihr? Da stimmt doch etwas nicht?“, fragte er.
Doch Abdul lächelte seinen Freund an und konnte ihn beruhigen. „Anne hatte einen kurzen Wachschlaf. Wenn sie richtig munter wird, weiß sie von dem kleinen Ausflug jetzt gerade gar nichts mehr. Schön wäre es, wenn ihr Gehirn auch vorher schon beizeiten den Schutzmechanismus aktiviert hätte und sie nichts mehr von dem Überfall weiß.“
„Es würde ihr viele Albträume ersparen“, meinte Kim leise und traurig. Eilig ging ihr Mann zu ihr und nahm sie beschützend und tröstend in den Arm.
„Und wie wollen wir ihr dann das mit ihrem Haus erklären?“, wollte Andreas wissen.
„Weißt du was? Wir warten erst einmal ab, was sie überhaupt noch weiß und dann müssen wir eben improvisieren“, schlug Sebastian vor. „Wenn Anne wieder wach ist, feiern wir erst einmal deinen Geburtstag. Wir gehen schon mal den Grill anwerfen. Normalität ist in solch einem Fall immer noch das Beste.“
Kim und Ahmed verschwanden in die Küche, um die Fische vorzubereiten. Rashid, Abdul und Sebastian gingen auf die Terrasse und bemühten sich ums Feuer im Grillkamin, während Andreas auf dem Sofa im Wohnzimmer saß und seine Anne zärtlich im Arm hielt. Er strich ihr übers Haar und wartete darauf, dass sie munter wurde.
Wie viele wird der Pockennarbige noch losschicken in seinem Hass? Und wie kann ich Anne davor beschützen? Ich hätte ihn töten sollen, als ich die Gelegenheit dazu hatte. Wir können doch nicht ewig weglaufen oder uns verstecken. Ich muss unbedingt mit Jens darüber sprechen und sehen, welche Möglichkeiten er sieht und mit ihm eine Lösung finden. Aber erst einmal muss meine Kleine hier wieder auf die Beine kommen. Dann sehe ich weiter, dachte Andreas, und küsste sie liebevoll auf die Stirn.
Der Kater nahm den Fischgeruch aus der Küche wahr und sprang von Annes Schoß. Noch leicht hinkend lief er miauend in die Küche und freute sich über die Innereien, die Kim ihm auf einem Tellerchen herunterreichte.
Anne begann sich zu rekeln. Langsam wurde sie munter.
„Na ausgeschlafen, Prinzessin?“, fragte Andreas leise und küsste seine Freundin auf die Stirn.
Sie sah zu ihm hoch und lächelte ihn an. Dabei bemerkte sie seine dicke Lippe, das kleine Pflaster über der Augenbraue und ihr Blick verfinsterte sich.
„Was ist Schatz? Geht es dir gut?“, fragte Andreas sie besorgt.
Anne setzte sich auf, nahm seinen Kopf zwischen ihre Hände und zog ihn zu sich heran. Ganz zärtlich, um ihm nicht wehzutun, küsste sie ihn auf die Lippen. „Danke“, flüsterte sie.
Damit wusste Andreas, dass sie trotz des Schocks alles ganz bewusst miterlebt hatte. Traurig sah er sie an. „Verzeih mir, dass ich dich nicht richtig beschützen konnte und nun auch noch dein Haus weg ist.“
Anne lächelte ihn an. „Aber du hast mich doch beschützt, keiner hat mir etwas tun können“, dann lachte sie kurz und sagte: „Wir brauchen ohnehin ein größeres Haus, wenn wir zwei Kinder haben wollen.“
Andreas achtete nicht auf seine Schmerzen an Lippe und Rücken. Er nahm sie überglücklich in seine Arme und küsste sie liebevoll und leidenschaftlich. „Komm, lass uns raus zu den Jungs gehen. Kim und Ahmed werden bestimmt auch gleich mit dem Fisch kommen“, sagte er und ging von Anne gestützt auf die Terrasse.
Die Freunde bemerkten sofort, wie glücklich die beiden aussahen, und freuten sich mit ihnen.
Andreas bemühte sich beim Hinsetzen, sich nicht anmerken zu lassen, dass die Wirkung der Betäubungsspritzen bereits nachließ.
Doch Anne schob ihm schnell noch ein Kissen zu. „Danke für das Abhalten der Tür. Ich hoffe, das Glas von der Tür hat nicht in deinem Hintern gesteckt“, sagte sie, dabei lächelte sie etwas ahnend und alle in der Runde mussten laut loslachen. Womit ihr die Freunde den Beweis für die Richtigkeit ihrer Annahme geliefert hatten.
„Danke für euer Taktgefühl und die Diskretion, Jungs. Ihr hättet weiß Gott ernst bleiben können“, meinte Andreas mit gespielter Enttäuschung. Was alle nur noch lauter lachen ließ.
Nur Anne tröstete ihn mit einem Kuss. Sie nahm vorsichtig seine verbundene Hand, legte sie bei sich auf den Schoß und streichelte immer wieder sacht über den Verband. Kim kam mit Ahmed, gefolgt vom Kater, der noch immer hoffte, mehr von dem Fisch abzubekommen, auf die Terrasse. Sie legten die in Alufolie gepackten Fische auf den Grillrost über das knisternde und knackende Holzfeuer. Sie tranken Tee, Abdul einen rheinländischen Rotwein aus Kims Heimat, der ihm sehr zu munden schien. Sebastian, Anne und Andreas stießen mit einem Glas Bier mit ihren Freunden auf den gestrigen Geburtstag an.
„Sag mal, wie alt bist du eigentlich geworden?“, wollte Sebastian mit einem Mal wissen.
„Sagen wir mal so, vor zwei Tagen war ich noch siebzig oder so.“
„Und heute?“
„Ich weiß noch nicht genau. Ich schwanke so zwischen achtzehn am Vormittag und achtundsechzig jetzt. Da möchte ich mich aber noch nicht so ganz festlegen“, meinte Andreas und grinste in die Runde.
„Und was steht in deinem Ausweis?“, nagelte Anne ihn fest.
„Ja, da steht drin, dass ich einunddreißig geworden bin. Aber vielleicht haben die sich ja beim Ausstellen auch verschrieben und es stimmt gar nicht“, antwortete Andreas lachend.
Sie stießen auf seinen einunddreißigsten Geburtstag an und wünschten ihm viel Glück.
„Danke Leute, das werde ich bestimmt brauchen“, bedankte sich Andreas etwas leiser.
Ahmed gab das Zeichen, dass die Fische fertig seien und verteilte sie auch schon auf die Teller, sodass jeder etwas von den unterschiedlichen Fischarten abbekam. Sie leckten sich die Finger und lobten den Koch für die Zubereitung und die „Fischer“, welche ihnen diese Leckerbissen gefangen hatten.
Nach dem Essen waren sie sehr gespannt auf die Erzählung von Andreas und dem, was er am Vortag mit den Delfinen erlebt hatte.
Er brauchte einen Moment, um sich wieder alles in der richtigen Reihenfolge ins Gedächtnis zu rufen. Er begann seinen Bericht damit, wie ihn die Tiere einfach an den Armen gepackt und in einem Wahnsinnstempo mit sich gezogen hatten. Was Anne und Sebastian noch gesehen hatten. Er erzählte, wie sie ihn raus ins Blauwasser schleppten, wo er keinen Grund mehr sah und dann wieder mit ihm über wunderschöne Korallengärten zogen.
Wie sie ihn gehalten und bei der Geburt des Delfinbabys haben zusehen lassen und ihn dann direkt hin schubsten, um dem Kleinen an die Wasseroberfläche zu helfen. Er erzählte, wie wahnsinnig beeindruckt er davon war, wie sich in seinem ganzen Körper unbeschreiblich schöne, ja erhabene Gefühle der Wärme und Dazugehörigkeit breitgemacht hatten.
Er verschwieg auch nicht, dass ihm dabei die Tränen der Freude liefen und er sich in dem Moment frei von Sorgen und Problemen fühlte. Er hatte einfach alles andere um sich herum vergessen und genoss dieses überwältigende Gefühl in vollen Zügen.
Er berichtete weiter, dass er von zwei der großen Tümmler wieder an den Armen gepackt wurde und sie mit ihm in die Tiefe durch eine Höhle getaucht wären. Dort hatte er eine sehr kalte Wasserströmung wahrgenommen und wenig später eine warme. Dabei hatten die Tiere ihm aber auch die Zeit gegeben, um das Mundstück des Kreislaufgerätes gegen das einer Notluftpatrone zu tauschen. Er hatte auf seinen Tauchcomputer gesehen und festgestellt, dass sie in der Höhle in zweiundfünfzig Metern Tiefe waren.
Er schilderte weiter, wie froh er war, dass er eher instinktiv das Atemgas gewechselt hatte, als die Tiere nach unten gingen, aber dabei kurz Halt machten, bevor sie wieder weiter nach unten zogen. Sonst hätte er mit Sicherheit eine Hyperoxie erlitten. Außerdem war er auch schon knapp vor der Nullzeit angekommen.
Er gab zu, dass er in diesem Moment Zweifel bekam, ob der Einfall mit den Delfinen wirklich so gut war. Denn wenn plötzlich die Delfine mit ihm an die Wasseroberfläche geschossen wären, um selbst Luft zu holen oder mit ihm noch tiefer getaucht wären, dann wäre das sein Ende gewesen.
Er erzählte, wie sie mit ihm nur langsam während einer langen Strecke höher zu steigen begannen. Wenn die Tiere zum Luftholen an die Wasseroberfläche mussten, übernahmen ihn zwei andere Tümmler und sie führten ihn noch einmal zu der dunklen Höhle zurück. In seinen Beinen bemerkte er erst ein Stechen und Prickeln, dann begann er auch an den Beinen die Kälte und die Wärme zu spüren.
Er glaubte anfangs, es sich nur einzubilden. Die Delfine rüttelten, ihn an den Armen haltend, seinen gesamten Körper durch. Dann stiegen sie mit ihm, nur sehr langsam, mit Zwischenstopps in den einzelnen Fünfmeterbereichen höher, zurück zu den anderen Tieren der Gruppe. Als er dann so richtig merkte, wie ihn einige der Tiere an den Beinen anstupsten, wusste er, dass es keine Einbildung war. Er spürte seine Beine wieder und war überglücklich darüber, dass er vor Freude hätte schreien können und er glaubte, das auch tatsächlich getan zu haben.
„Auf dem Rückweg zu euch zeigten sie mir reiche Fischgründe, Riffe und von Menschen unberührte, gesunde Korallengärten, so wunderschön wie ich sie noch nie gesehen hatte. Es sprengte all meine Vorstellungskraft.“
Nach einer kurzen Pause, um etwas zu trinken, erzählte Andreas von der Begegnung mit einem großen ozeanischen Weißspitzenhai, der es auf das Delfinbaby als Mahlzeit abgesehen hatte. Er beschrieb, wie sich die Tiere der Schule um sie beide zusammenschlossen und den Hai immer wieder mutig mit kräftigen Stößen in seine Flanke abgewehrt hatten. Andreas hatte bereits sein Messer gezogen.
Ganz dicht war der Hai an das Baby herangekommen. Als er sich den kleinen neugeborenen Delfin schnappen wollte, stach Andreas seitlich auf den schon im Futterrausch befindlichen Hai ein. Unter weiteren Angriffen der um vieles kleineren Delfine zog sich der über drei Meter große Hai aber dann zurück. Hungrig geblieben und verletzt, suchte er das Weite. Andreas berichtete weiter, wie die Delfine sich wieder um ihn und das Baby versammelten und beide erst einmal genau zu beäugen schienen, ob auch alles mit ihnen in Ordnung sei, ehe sie ihn erneut an den Armen packten. Als seine Luft im Rebreather aufgebraucht war, bemerkten es die Tiere, stoppten und tauchten langsam auf. Nachdem sie registriert hatten, dass er dank der Notpatrone aber weiter atmen konnte, tauchten sie erneut mit ihm ab und brachten ihn, sich in zehn Metern Tiefe haltend, zur >Amun Re< zurück.
„Ja und den Rest kennt ihr selbst“, schloss Andreas den Bericht seines großen Erlebnisses.
Keiner der Freunde brachte auch nur ein einziges Wort heraus. Sie mussten das Gehörte erst einmal verarbeiten. Das Holz im Kamin knisterte und knackte laut in der sonst herrschenden Stille.
„Du bist ein außergewöhnlicher Mann, mein Freund“, brach der Arzt nach einer ganzen Weile als Erster das Schweigen.
„Nein, Abdul, nicht ich. Diese Delfine sind das Außergewöhnlichste überhaupt“, gab Andreas zur Antwort. „Ihr habt es doch alle selbst beim Schwimmen mit ihnen gespürt. Die Tiere sind in der Lage, bei uns Menschen Hochgefühle des Glücks auszulösen. Sie sind einzigartige Wunder der Natur. Und wir hatten das große Glück, dass sie uns etwas davon abgegeben haben und uns daran teilhaben ließen.“ Alle gaben ihm recht.
Als das Feuer im Grillkamin erloschen war, verabschiedete sich Abdul Mechier herzlich von seinen Gastgebern und fragte Andreas und Anne, wo sie denn schlafen würden, bis sie ein neues Zuhause gefunden haben.
„Natürlich hier bei uns“, antwortet Sebastian ganz selbstverständlich. „Wir haben doch noch ein Gästezimmer frei, was wir erst als Kinderzimmer brauchen, wenn die Zwillinge da sind.“
„Nein, Sebi, das kommt nicht infrage“, wehrte Andreas sofort entschieden ab.
„Aber warum denn nicht?“, wollte Kim wissen.
„Kim, ich habe deinen Mann schon genug in Gefahr gebracht und selbst jetzt in diesem Moment, da ich bei euch bin, tue ich es. Ich weiß nicht, wie viele der Kerle der Pockennarbige noch auf Anne und mich gehetzt hat. Sebi wird jetzt Vater und du Mutter. Ihr habt eine andere, höhere Verantwortung. Sebi, du kennst meinen Grundsatz und meine Prinzipien. Keine Männer mit Kindern bekommen bei mir einen so gefährlichen Auftrag. Auch du nicht. Anne und ich werden uns ein Hotel suchen.“
„Andy, nun machs mal halblang und sei nicht so verdammt stur!“, schrie Sebastian seinen Freund an. „Im Hotel bist du allein. Außerdem bist du noch nicht wieder fit genug, um wirklich die Sicherheit für Anne zu gewährleisten. Hier sind wir aber vier Männer im Haus, denn auch Ahmed und Rashid schlafen heute Nacht hier.“
„Darf ich mich vielleicht einmischen?“, meldete sich Abdul zu Wort. „Andy, wenn ich veranlasse, das Haus hier von unseren Soldaten unter Beobachtung und Bewachung stellen zu lassen, sodass nicht einmal eine Maus unbemerkt ins Haus kommt, würdest du dann das Angebot von Kim und Sebastian annehmen?“, fragte der Arzt und sprach ohne eine Antwort abzuwarten gleich weiter. „Ich veranlasse das sofort. Das Haus ist leicht zu überwachen und zu sichern, aber ein Hotel nicht.“
„Mensch Andy, es ist doch auch nur ne Übergangslösung, bis wir ne bessere Lösung gefunden haben“, schlug Sebastian noch in die gleiche Kerbe.
Ohne eine Antwort von Andreas abzuwarten, tätigte Abdul auch schon einen Anruf und sagte wenig später: „In einer halben Stunde sind die Jungs da. Ich bleibe selbst so lange mit hier.“
Noch immer etwas widerwillig nickte Andreas und stimmte zu.
„Na also, geht doch“, meinte Sebastian erleichtert und schlug seinem Freund auf die Schulter, „Außerdem müssen die erst mal dahinterkommen, dass der Anschlag auf euch fehlgeschlagen ist.“
„Oh, danke für den Trost“, antwortete ihm Andreas, mit einiger Verbitterung in der Stimme. „Sebi ich fühle mich dabei nicht wohl in meiner Haut.“
„Logisch, Kumpel, würde ich mich auch nicht, wenn ich da an Rücken und Hintern so viele Löcher im Pelz hätte wie du“, scherzte sein Freund. Dabei wusste er genau, wie es Andreas gemeint hatte. Er achtete diese Einstellung seines Freundes schon immer sehr.
Anne ging mit Kim ins Gästezimmer und half ihr dabei, die Betten zu beziehen, während die Männer sich noch einmal zusammensetzten. Dann hörten sie einen Lkw vor dem Haus bremsen und leise Befehle rufen.
Gemeinsam ging die kleine Gruppe vor die Tür, um nachzusehen. Zehn junge Marinesoldaten sprangen von der Ladefläche. Ein Offizier meldete sich bei Doktor Mechier und teilte dann seine Leute an strategisch gut einsehbaren Plätzen rings um das Haus ein.
„Na bitte“, sagte Sebastian, um Andreas zu beruhigen. „Hier sind wir jetzt sicherer als in Fort Knox.“
Sie bedankten sich bei Abdul für seine Unterstützung und Hilfe.
„Wozu sind Freunde sonst da?“, sagte der nur und verabschiedete sich, indem er auf dem kurzen Weg zu seinem Wagen noch einmal winkte.
„Abdul ist ein wunderbarer Mensch. Er war immer da, wenn ich ihn brauchte, dabei habe ich für ihn noch gar nichts getan“, meinte Andreas, als sie ins Haus zurückgingen.
„Das glaubst auch nur du, Kleiner. Mechier ist kein Mensch, der sich ausnutzen lässt. Ihm ist die Freundschaft mit dir sehr viel wert, weil dir seine Landsleute sehr viel wert sind. Ich hoffe, du verlangst nicht, dass ich dir das jetzt auch noch näher erläutere. Ich habe nämlich eigentlich vor, auch mal ins Bett zu gehen. Also schlafe gut. Und damit du weißt, womit du es wiedergutmachen kannst, dass ich dich hier, gnädig wie ich bin, schlafen lasse.“ Dabei grinste er seinen Freund frech an, als der ihn fragend ansah. „Sonst bin ich hier immer für das Frühstück zuständig. Morgen machst du das und ich komme erst runter, wenn mir der Kaffeeduft schon schwer in der Nase liegt.“
„Ist geritzt, du abgebrochener Zwerg, dann schlaf mal gut“, antwortete Andreas und schlug seinem Freund mit der Rechten kräftig auf die Schulter. Auch Ahmed und Rashid wünschten eine gute Nacht und verzogen sich, nachdem sie den Abwasch schnell erledigt hatten, im zweiten Gästezimmer.
Andreas schlurfte langsam, noch abgestützt, an der Wand lang, um ins andere, kleinere Gästezimmer zu gelangen. Sein Rücken schmerzte und er überlegte schon angestrengt, wie er sich hinlegen und schlafen sollte, wo er doch sonst immer auf dem Rücken liegend am besten einschlief.
Kurz vor der Tür atmete er noch einmal tief durch, richtete sich auf, straffte seinen Körper. Er wollte nicht schwach vor Anne erscheinen. Doch als er die Tür öffnete und Anne in dem aufreizenden Nachthemd, welches sie sich von Kim geliehen hatte, sah, wurde er umgehend schwach. Nur auf eine ganz andere Weise. Es war die erste Nacht, die er so mit Anne erleben konnte. Er fühlte sich als der glücklichste und reichste Mann der Welt.

 
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Hi Sonja,

weiter geht es mit Kapitel 41:
Vorsichtig brachten sie Andreas, mit samt mitsamt dem Rollstuhl, die Kommata müssten nicht sein, aber ich denke, Du betonst damit den Umstand, dass er trotz des harten Trainings nach wie vor den Rolli braucht als ersten aufs Boot und verstauten dann ihre Sachen.
Dann schob er das Kreislaufgerät zurecht und Sebastian half ihm beim Anlegen

Kapitel 42:
Sie waren einfach nur überwältigt. Dabei merkten sie nicht, wie Andreas sich langsamKomma überall festhaltend und stützend, wieder zur Plattform hangelte.
während Andreas das Muttertier liebevoll streichelte, zu der dem er eine besonders starke Bindung aufgebaut hatte.
ein Leben bei ihnen zu führen und mir Schwimmhäute und Keimen Kiemen wachsen lasse.“

Kapitel 43:
Keiner von ihnen bereute Andys Bitte,kein Komma nachgekommen zu sein, die Nacht

Kapitel 44:
dann schaute er besorgt zu der Frau,Punkt „Ist ihr was passiert?“
bei mir Zuhause ein Feldlazarett errichten. Gänge Ginge das?“
auf den großen Esstisch,kein Komma eine weiche Decke gelegt
Dann wärst du um die Prozedur drum rumgekommen. ich denke, es muss an anderer Stelle getrennt werden: drumrum gekommen
wie eine Patschwortdecke Patchworkdecke aussah.
weil er selbst bis dahin noch kein Gefühl wieder in den Fingern hat. weil er wegen der anhaltenden Betäubung den Fisch nicht selbst zerlegen könne.
„Weißt du was.Fragezeichen Wir warten erst einmal ab
Ich hoffe, das Glas von der Tür hat nicht in deinen deinem Hintern gesteckt“
Sie tranken Tee, Abdul,kein Komma einen rheinländischen Rotwein aus Kims Heimat,
vor zwei Tagen war ich noch siebzig oder so.“ neue Zeile „Und heute?“
Unter weiteren Angriffen der um viele kleineren Delfine zog sich der über drei Meter große Hai aber dann, hungrig geblieben und verletzt, von den mutigen Tümmlern, zurück und suchte das Weite. dieser Satz wirkt etwas verworren. Ich musste ihn mehrmals lesen, um zu verstehen, was Du sagen willst - aber das konnte dann doch nicht sein. Oder sind Tümmler kleiner als dieser Hai?
Andreas berichtete weiter, wie die Delfine sich wieder um ihn
Alle gaben ihm recht. wie war das mit der Empfehlung? Es ist beides richtig, aber 'Recht' ist richtiger?
„Andy, wenn ich veranlasseKomma das Haus hier von unseren Soldaten unter Beobachtung und Bewachung stellen zu lassen, so dass nicht einmal eine Maus
an Rücken und Hintern so viele Löscher Löcher im Pelz
welches sie sich von Kim geliehen hatte, sah, wurde er hell umgehend schwach.

Ups, schon fertig mit dem ganzen Teil.:):cool:

Liebe Grüße,
 
Da bin ich schon wieder ...

Mir fiel gerade auf, dass ich in dem Satz aus Kapitel 43 das Komma natürlich nur an anderer Stelle einsetzen müsste:
Keiner von ihnen bereuteKomma Andys Bitte,kein Komma nachgekommen zu sein, die Nacht

Und für diesen verworrenen Satz mit den Delfinen habe ich jetzt auch einen Vorschlag:
Unter weiteren Angriffen der deutlich kleineren Delfine zog sich der über drei Meter große Hai, hungrig geblieben und verletzt, schließlich von den mutigen Tümmlern zurück und suchte das Weite.

Natürlich habe ich mal bei wikipedia nachgeschaut, wie groß diese wunderbaren Tiere sind. 2 bis 3 Meter ist da wohl normal. Gibt zwar auch größere, aber das sind nur wenige Untergattungen. Ich dachte tatsächlich, dass sie größer wären. So kann man sich täuschen. Wieder was gelernt.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Rainer,
Ich schon wieder.
Habe den Satz, der Dich irritiert hat, mal etwas aufgedröselt. Ist es so besser?


Unter weiteren Angriffen der kleineren Delfine zog sich der über drei Meter große Hai aber dann zurück. Hungrig geblieben und verletzt, suchte das Weite.

Oh und wegen dem „Recht geben“ oder „recht geben“ ,habe ich hier das gefunden:

Empfehlung: Schreiben Sie das Wort „Recht“ im Zusammenhang mit „recht haben“ oder „recht geben“ klein.

Ich hatte das vorher nämlich auch immer großgeschrieben, wurde aber mit erhobenem Zeigefinger belehrt, dass es falsch sein, würde ich das großschreiben.

Ich musste auch wieder lachen, weil mein Sächsisches SCH mal wieder an den unmöglichsten Stellen beim Schreiben durchgekommen war. Unverzeihlich. Sorry.

Liebe Grüße
 
Hallo Sonja,

Dein Satz ist etwas kompakter als mein Vorschlag. Aber dann muss es am Ende heißen: 'suchte er das Weite.'

Dann hatte ich da mit dem 'recht' etwas falsch verstanden. Alles gut.

:DLöscher, ne ...;)

So, jetzt geht's zur Arbeit.

Liebe Grüße,
 

Sonja59

Mitglied
Hi Rainer,
ups, siehst Du, wie gut es ist, wenn ich Dir die gemachten Änderungen noch mal zeige. Ich habe das »er« rasch noch eingefügt.
Danke
Liebe Grüße
 

petrasmiles

Mitglied
Anne zog sie zu sich heran und machte ihr Platz. Sebastian nahm die Hand seiner Frau und legte sie behutsam auf die Stelle, wo sie die Bewegungen am deutlichsten erfühlen konnte. Auch das Delfinweibchen schien Kims Baby zu spüren, denn es legte sacht seinen Kopf an den Bauch der schwangeren Frau. Kim war überglücklich, Tränen der Freude füllten ihre Augen und liefen über ihre Wangen.
Das ist z.B. so eine Stelle, die ich unnötig bezuckert empfinde. Dass sie überglücklich war, genügt vollkommen - meine ich.

Diese Delfinerlebnisse haben es in sich!

Ansonsten hänge ich etwas - Du bist ja eine Schnellschreiberin - aber ich bleibe dran :)

Liebe Grüße
Petra
 

Sonja59

Mitglied
Hallo Petra,

ja, stimmt. Du hast damit voll und ganz recht. Das ist eins zu viel. Der Tränensatz ist wirklich überflüssig, ich lasse ihn gleich verschwinden.
Recht herzlichen Dank für Deine Hilfe.

Liebe Grüße
Sonja
 



 
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