Unter Freunden

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Schon ziemlich sicher, dass mich einer anredet beim Taubenfüttern im Park.
Etwa 80:20 die Chance, dass es derjenige dann gut meint und nicht etwa stänkert, oder sagen wir, 70:30.
Die Miesepeter, die was dagegen haben, dass diese Tierchen ein paar Körner abkriegen, drücken ihr Missfallen doch oft nur durch abschätzige Blicke oder leises Grummeln aus, quasi im Vorbeigehen, während seelenverwandte Taubenfreunde sich gern zu einer leutseligen Bemerkung von Mensch zu Mensch hinreißen lassen und auch mal stehen bleiben.
Schimpfer, die es nur drauf anlegen, gibt es aber auch zuhauf.
So ist nun mal meine Erfahrung, die ist jetzt schon beträchtlich.

Auch heute ist es nicht anders wie ich so nett auf der Parkbank sitze, reichlich umgeben von den Gefiederten.
Da das kleine Mädchen auf dem Fahrrad: Grinst amüsiert und grüßt im Vorüberfahren.
Gleich drauf kommt die alte Dame mit Hund.
Sie bleibt weiter vorne stehen, haut einen humorigen Spruch vom Raubtierfüttern raus und schickt sich an, einen Bogen um uns zu machen, damit die Vögel nicht vom Vierbeiner aufgeschreckt werden.
Das ist eine Rücksicht, für die man sich bedanken muss.
Großmütig winkt die Hundefrau zurück. Ihr putzig kleiner Begleiter freut sich über den Umweg in die Wiese und wälzt sich lustig im Gras.

Dann der Mann, der den Rollstuhl mühsam knirschend übern Kiesweg schiebt, er hat mich schon von weitem im Auge.
Nein, das entgeht mir nicht.
Gar zielstrebig rollt er die Frau punktgenau in Richtung jener Parkbank, auf der ich Platz genommen habe, die Box mit den Körnern auf meinen Knien balancierend, ringsum ein Dutzend Täubchen.
Die Frau scheint katatonisch. Ihr Körper kauert eingekrampft in diesem Stuhl, der Mund steht ihr schief offen und will nicht wieder zugehen.
Kann sein, es handelt sich um Mutter und Sohn, aber gut, vielleicht sind sie auch ein Paar. Ist schwer einzuschätzen, der Jüngste ist der Mann auch nicht mehr.
Jedenfalls steuern die beiden seltsam direkt auf mich zu in diesem doch recht menschenleeren Park mit den vielen freien Bänken rundum.
Könnte Ärger geben, denke ich so bei mir, eben aus Erfahrung.
Hab diesbezüglich ja schon was erlebt, und 70:30 ist wahrscheinlich immer noch zu optimistisch.
Jedoch es kommt ganz anders.
„Sieh nur!“, ruft der Mann begeistert aus, als er endlich bei mir angelangt ist.
„Die Tauben sind wieder da!“ - und er dreht den Stuhl der Frau ein wenig, damit sie besser sehen kann.
Ob die wirklich was sieht, keine Ahnung. Ihr Blick geht doch eher ins Leere.
„Schau mal, die Tauben! Da sind schwarze und graue und gesprenkelte…“ fängt der Mann wohl deshalb an, aufzuzählen und der Frau zu beschreiben, was zu sehen ist.
„…und weiße!“ ergänze ich nach einem mittelkleinen Schweigen.
Nochmal streue ich eine gute Portion Körner aus und meine Freunde picken picken picken die guten ins Kröpfchen.
Eine Zeitlang schauen wir uns an wir mitsammen.
Auch die Frau, habe ich den Eindruck. Der Mann lächelt.
„Lieb sind sie“, sagt er noch, damit meint er die Vögel, dann wischt er betont zärtlich über die Wange der Frau, ehe sich unsere Wege wieder trennen.
 

rainer Genuss

Mitglied
Hallo Dichter Erdling
Mir gefällt dein tiefgehender Blick auf Mensch und Geschehen und die Verbindungen die du webst.
Leider liest sich der Text mühsam, die Sätze erscheinen mir sperrig und kompliziert aufgebaut, was den Erzählfluß hemmt.
.
Beispiel:
Schon ziemlich sicher, dass mich einer anredet beim Taubenfüttern im Park
Sicher wird mich jemand ansprechen, wenn ich im Park die Tauben füttere

Eine Zeitlang schauen wir uns an wir mitsammen.
Wir schauen uns alle eine gute Weile gegenseitig an, auch die Frau scheint mir. Ihr Mann lächelt.
Auch die Frau, habe ich den Eindruck. Der Mann lächelt.

nun, ich bin auch kein Schreibgenie, gut schreiben können, würde mir schon reichen.
Freu mich auf mehr von dir
LG rainer
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo Rainer!

Danke für dein Feedback, auch für die von dir erläuterten Kritikpunkte.
Ich glaub, ich verstehe schon, was du meinst.
Andrerseits möchte ich das, was du als ‚sperrig‘ empfindest, schon auch als stilistisches Mittel verteidigen.
Mag nicht immer nur gefällige Fließsätze schreiben, sondern mitunter auch mal eigenwillig abgehackt, vielleicht ein bisschen angelehnt an die alltägliche Umgangssprache, so vom Rhythmus her.
Das Wichtigste ist aber ohnehin der Inhalt, den ich transportieren wollte, und der scheint mir gut bei dir angekommen zu sein. Das freut mich besonders.
Liebe Grüße,

Dichter Erdling
 



 
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