Untergeschoss

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Kornblume

Mitglied
Es war nicht seine erste Leiche, die er herunterbringen musste, aber es war doch immer das gleiche, umklammernde Gefühl in der Brust dabei, wenn er es tat. Sich daran gewöhnen war wohl nicht möglich, auch nach elf Jahren im Pflegedienst nicht.

Mit einem leisen Surren öffnete sich die silbern glänzende Fahrstuhltür. Er stemmte sich gegen den Rahmen des Krankenhausbettes und mit einem leichten Ruck bewegte es sich ins triste Innere des Fahrstuhls. Zielsicher drückte er mit seinem Zeigefinger auf U – Untergeschoss. Die runde Taste leuchtete prompt auf.
Die Fahrstuhltüren setzten soeben zum Schließen an, als ihre Bewegungen abrupt unterbrochen wurden. Eine Hand umfasste die Tür zur Linken.
»Warte, Tom! Ich komme mit.«
Mit einer flinken Bewegung schlüpfte Beate in den Fahrstuhl.
»Bringst Du sie jetzt nach unten?«, fragte sie.
»Ja.«
»Ist das der Darmtumor?« In Beates Augen blitzte die unbändige Neugierde einer Schwesternschülerin im ersten Lehrjahr auf.
»Das ist Frau Berkenmeier.« Tom schaute auf das weiße Bettlaken, das dezent die Silhouette eines weiblichen Körpers wiedergab. Obwohl der Leichnam sorgfältig umhüllt und vor jedem Blick geschützt war, konnte man die Anwesenheit des menschlichen Wesens spüren. Zumindest solange man diese Gefühlsnähe zuließ.
»Aber die ist doch am Coloncarcinom gestorben, oder?«, hakte Beate mit naiver Verwunderung nach.
Tom ließ seinen Blick langsam zu Beates Augen wandern.
»Ja. Colon-CA. Sie haben Sie aufgemacht und gleich wieder zu. Da war nichts mehr zu retten.«
»Wär gerne dabei gewesen«, seufzte Beate. Tom schaute sie bewegungslos an. »Ich meine natürlich rein wegen der Erfahrungswerte und so«, schob sie schnell hinterher.
»Natürlich«, entfuhr es Tom. Er senkte seinen Kopf und schaute wieder auf das Bettlaken. »Natürlich«, dachte er.

Mit einem leichten Ruck stoppte der Fahrstuhl. Die Türen öffneten sich. Der dunkle Flur dahinter wurde nur durch das trübe Neonlicht der Fahrstuhlkabine erkennbar. Tom trat heraus und fuhr mit seiner Hand über den Lichtschalter. Mit einem lauten Klacken erwachten nacheinander die großen Leuchtstoffröhren in dem schmalen, aber langen Flur.
Tom griff nach dem Bettrahmen und zog mit Kraft das Bett aus dem Fahrstuhl.
»Wir müssen Sie nun auf die Bare umbetten«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Zieh dir Einmalhandschuhe über.«
Beate trat mit vorsichtigen Schritten in den Flur. »Ganz schön gruselig hier«, flüsterte sie und ließ dabei ihren Blick prüfend durch den wand gefliesten Flur wandern. In der Mitte stand ein Gestell mit großen Rädern und einer darauf befestigten Bare. Das Gefährt machte auf Beate einen ziemlich alten und klapprigen Eindruck.
»Hilf mir bitte mit dem Bettlaken. Halt mal den Wäschesack auf«, bat Tom.
»Den hier?«, fragte Beate und hielt dabei einen Leinensack hoch, der auf dem kleinen Tisch neben der Bare gelegen hatte. »Ja, genau den«, bestätige Tom und zog mit einer langsamen Bewegung das Laken von der Leiche. Er knüllte es zusammen und stopfte es in den Wäschesack, den Beate ihm, mit beiden Händen fest zupackend, aufhielt.
»Mach ihn zu und stell ihn dort in die Ecke«, bat Tom und zeigte auf die Raumecke neben der Fahrstuhltür. Beate bugsierte den Sack mit leichtem Schwung etwas umständlich an die vorgesehene Stelle. Sie drehte sich herum und trat an das Bett.
»Sieht ganz schön ausgemergelt aus. Kein schöner Tod«, philosophierte sie.
»Wer bei uns stirbt, hatte keine Chance«, zitierte Tom das Credo des Professors, »Da bleibt am Ende nicht Viel.«
»Wie alt war sie?«, fragte Beate ohne den Blick von den nicht ganz geschlossenen Augenliedern der Leiche abzuwenden.
»87.«
»Stolzes Alter«, entschied Beate.
»Komm, hilf mir sie auf die Bare zu legen. Ich nehme sie am Oberkörper und Du greifst an die Beine«, erklärte Tom während er die Bare neben das Bett schob.
Beate stellte sich neben ihm auf und griff über die Bare nach den Beinen der Leiche.
Tom zählte: »Auf Drei. Eins – Zwei – und zieh!« Mit einem Ruck zogen beide am Körper der Frau und zu Beates Überraschung glitt die Leiche mit wenig Aufwand auf die Bare.
»Wiegt ja nicht mehr viel, die Gute«, bemerkte sie erstaunt.
»Am Ende bleibt nicht Viel«, wiederholte Tom.
»Bleibt sie jetzt so nackt hier liegen?«, überlegte Beate verwundert.
»Nein, da drüben, der Metalldeckel, den legen wir auf die Bare.« Tom machte einige Schritte in den Flur und griff die metallene Haube, die an der Wand lehnte.
»Hilf mir mal.«
Tom und Beate hoben den Metalldeckel vorsichtig über den Leichnam und legten ihn langsam auf der Bare ab. Die Leiche verschwand unter der kalten, eisernen Hülle.

»Die zweite Tür da vorne rechts. Mach die mal auf.« Tom deutete auf eine große Schiebetür in der Mitte des Flurs.
Beate ging darauf zu und drückte den übergroßen Hebel an der Tür mit einiger Mühe nach unten. Dann schob sie die massige Tür langsam zur Seite. Ein Schwall kühler, unangenehm süßlich riechender Luft kam ihr entgegen.
»Hab ich mir immer ganz anders vorgestellt so einen Raum«, dachte Beate laut. Sie schaute sich um. Hässlich grüne Kacheln bedeckten Boden und Wände in dem kleinen Raum, der vom kalten Licht einer einzelnen Neonröhre beleuchtet wurde.
»Ich dachte es gäb hier Kühlfächer. Zum Herausziehen. Mit Namensschildern dran.« Verwundert blickte sie Tom an.
»Das gibt’s im Fernsehen oder in großen Kliniken vielleicht.« Tom zuckte mit den Schultern. »Bei uns muss die Bare reichen.« Vorsichtig schob er die Bare in die Mitte des Raumes.

»Das wars.« Tom zog seine Einmalhandschuhe aus.
»Das wars«, wiederholte Beate. »Und jetzt?« Beate schaute Tom neugierig an.
»Gleich ist halb neun. Die Patienten haben Ihr Frühstück. Ich würde sagen wir essen auch erst mal was. Am Ende bleibt nicht viel Zeit.«
 
K

KaGeb

Gast
Hallo Kornblume,

herzlich willkommen auf der LeLu.
Bitte korrigiere zunächst in deinem Text das Wort "Bare" zu "Bahre".
Prinzipiell fand ich deinen Beitrag gut, aber er sollte überarbeitet werden. Zum einen beinhaltet er noch Rechtschreibfehler, zum anderen lebt er streckenweise von "stehenden Redewendungen", die m.M.n. redundant sind.

Vorerst liebe Grüße, kageb
 

Kornblume

Mitglied
Es war nicht seine erste Leiche, die er herunterbringen musste. Aber es war doch immer das gleiche, umklammernde Gefühl in der Brust dabei, wenn er es tat. Sich daran gewöhnen war wohl nicht möglich, auch nach elf Jahren im Pflegedienst nicht.

Mit einem leisen Surren öffnete sich die silbern glänzende Fahrstuhltür. Er stemmte sich gegen den Rahmen des Krankenhausbettes und mit einem leichten Ruck bewegte es sich ins triste Innere des Fahrstuhls. Zielsicher drückte er mit seinem Zeigefinger auf U – Untergeschoss.
Die Fahrstuhltüren setzten soeben zum Schließen an, als ihre Bewegungen abrupt unterbrochen wurden. Eine Hand umfasste die Tür zur Linken.
»Warte, Tom! Ich komme mit.«
Mit einer flinken Bewegung schlüpfte Beate in den Fahrstuhl.
»Bringst Du sie jetzt nach unten?«, fragte sie.
»Ja.«
»Ist das der Darmtumor?« In Beates Augen blitzte die unbändige Neugierde einer Schwesternschülerin im ersten Lehrjahr auf.
»Das ist Frau Berkenmeier.« Tom schaute auf das weiße Bettlaken, das dezent die Silhouette eines weiblichen Körpers wiedergab. Obwohl der Leichnam sorgfältig umhüllt und vor jedem Blick geschützt war, konnte man die Anwesenheit des menschlichen Wesens spüren. Zumindest solange man diese Gefühlsnähe zuließ.
»Aber die ist doch am Coloncarcinom gestorben, oder?«, hakte Beate mit naiver Verwunderung nach.
Tom ließ seinen Blick langsam zu Beates Augen wandern.
»Ja. Colon-CA. Sie haben Sie aufgemacht und gleich wieder zu. Da war nichts mehr zu retten.«
»Wär gerne dabei gewesen«, seufzte Beate. Tom schaute sie bewegungslos an. »Ich meine natürlich rein wegen der Erfahrungswerte und so«, schob sie schnell hinterher.
»Natürlich«, entfuhr es Tom. Er senkte seinen Kopf und schaute wieder auf das Bettlaken. »Natürlich«, dachte er.

Mit einem leichten Ruck stoppte der Fahrstuhl. Die Türen öffneten sich. Der dunkle Flur dahinter wurde nur durch das trübe Neonlicht der Fahrstuhlkabine erkennbar. Tom trat heraus und fuhr mit seiner Hand über den Lichtschalter. Mit einem lauten Klacken erwachten nacheinander die großen Leuchtstoffröhren in dem schmalen, aber langen Flur.
Tom griff nach dem Bettrahmen und zog mit Kraft das Bett aus dem Fahrstuhl.
»Wir müssen Sie nun auf die Bahre umbetten«, erklärte er mit ruhiger Stimme. »Zieh dir Einmalhandschuhe über.«
Beate trat mit vorsichtigen Schritten in den Flur. »Ganz schön gruselig hier«, flüsterte sie und ließ dabei ihren Blick prüfend durch den wand gefliesten Flur wandern. In der Mitte stand ein Gestell mit großen Rädern und einer darauf befestigten Bahre. Das Gefährt machte auf Beate einen ziemlich alten und klapprigen Eindruck.
»Hilf mir bitte mit dem Bettlaken. Halt mal den Wäschesack auf«, bat Tom.
»Den hier?«, fragte Beate und hielt dabei einen Leinensack hoch, der auf dem kleinen Tisch neben der Bahre gelegen hatte. »Ja, genau den«, bestätige Tom und zog mit einer langsamen Bewegung das Laken von der Leiche. Er knüllte es zusammen und stopfte es in den Wäschesack, den Beate ihm, mit beiden Händen fest zupackend, aufhielt.
»Mach ihn zu und stell ihn dort in die Ecke«, bat Tom und zeigte auf die Raumecke neben der Fahrstuhltür. Beate bugsierte den Sack mit leichtem Schwung an die vorgesehene Stelle. Sie drehte sich herum und trat an das Bett.
»Sieht ganz schön ausgemergelt aus. Kein schöner Tod«, philosophierte sie.
»Wer bei uns stirbt, hatte keine Chance«, zitierte Tom das Credo des Professors. »Da bleibt am Ende nicht Viel.«
»Wie alt war sie?«, fragte Beate ohne den Blick von den nicht ganz geschlossenen Augenliedern der Leiche abzuwenden.
»87.«
»Stolzes Alter«, entschied Beate.
»Komm, hilf mir sie auf die Bahre zu legen. Ich nehme sie am Oberkörper und Du greifst an die Beine«, erklärte Tom während er die Bahre neben das Bett schob.
Beate stellte sich neben ihm auf und griff über die Bahre nach den Beinen der Leiche.
Tom zählte: »Auf Drei. Eins – Zwei – und zieh!« Mit einem Ruck zogen beide am Körper der Frau und zu Beates Überraschung glitt die Leiche mit wenig Aufwand auf die Bahre.
»Wiegt ja nicht mehr viel, die Gute«, bemerkte sie erstaunt.
»Am Ende bleibt nicht Viel«, wiederholte Tom.
»Bleibt sie jetzt so nackt hier liegen?«, überlegte Beate verwundert.
»Nein, da drüben, der Metalldeckel, den legen wir auf die Bare.« Tom machte einige Schritte in den Flur und griff die metallene Haube, die an der Wand lehnte.
»Hilf mir mal.«
Tom und Beate hoben den Metalldeckel vorsichtig über den Leichnam und legten ihn langsam auf der Bahre ab. Die Leiche verschwand unter der kalten, eisernen Hülle.

»Die zweite Tür da vorne rechts. Mach die mal auf.« Tom deutete auf eine große Schiebetür in der Mitte des Flurs.
Beate ging darauf zu und drückte den übergroßen Hebel an der Tür mit einiger Mühe nach unten. Dann schob sie die massige Tür langsam zur Seite. Ein Schwall kühler, unangenehm süßlich riechender Luft kam ihr entgegen.
»Hab ich mir immer ganz anders vorgestellt so einen Raum«, dachte Beate laut. Sie schaute sich um. Hässlich grüne Kacheln bedeckten Boden und Wände in dem kleinen Raum, der vom kalten Licht einer einzelnen Neonröhre beleuchtet wurde.
»Ich dachte es gäb hier Kühlfächer. Zum Herausziehen. Mit Namensschildern dran.« Verwundert blickte sie Tom an.
»Das gibt’s im Fernsehen oder in großen Kliniken vielleicht.« Tom zuckte mit den Schultern. »Bei uns muss die Bahre reichen.« Vorsichtig schob er die Bahre in die Mitte des Raumes.

»Das wars.« Tom zog seine Einmalhandschuhe aus.
»Das wars«, wiederholte Beate. »Und jetzt?« Beate schaute Tom neugierig an.
»Gleich ist halb neun. Die Patienten haben Ihr Frühstück. Ich würde sagen wir essen auch erst mal was.«
 

Kornblume

Mitglied
Es war nicht seine erste Leiche, die er herunterbringen musste. Aber es war doch immer das gleiche, umklammernde Gefühl in der Brust dabei, wenn er es tat. Sich so richtig daran gewöhnen war wohl nicht möglich, auch nach elf Jahren im Pflegedienst nicht.
Mit einem leisen Surren öffnete sich die Fahrstuhltür. Er stemmte sich gegen den Rahmen des Krankenhausbettes und mit einem leichten Ruck bewegte es sich ins Innere des Fahrstuhls. Zielsicher drückte er mit seinem Finger auf U – Untergeschoss.
Die Fahrstuhltüren setzten soeben zum Schließen an, als ihre Bewegungen abrupt unterbrochen wurden. Eine Hand umfasste die Fahrstuhltür.
»Warte, Tom! Ich komme mit.«
Mit einer flinken Bewegung schlüpfte Beate in den Fahrstuhl.
»Bringst Du sie jetzt nach unten?«, fragte sie.
»Ja.«
»Ist das der Darmtumor?« In Beates Augen blitzte die unbändige Neugierde einer Schwesternschülerin im ersten Lehrjahr auf.
»Das ist Frau Berkenmeier.« Tom schaute auf das weiße Bettlaken, das dezent die Silhouette eines weiblichen Körpers wiedergab. Obwohl der Leichnam sorgfältig umhüllt und vor jedem Blick geschützt war, konnte man die Anwesenheit des menschlichen Wesens spüren. Zumindest solange man diese Gefühlsnähe zuließ.
»Aber die ist doch am Coloncarcinom gestorben, oder?«, hakte Beate mit naiver Verwunderung nach.
Tom ließ seinen Blick langsam zu Beates Augen wandern.
»Ja. Colon-CA. Sie haben Sie aufgemacht und gleich wieder zu. Da war nichts mehr zu retten.«
»Wäre gerne dabei gewesen«, seufzte Beate. Tom schaute sie bewegungslos an. »Ich meine natürlich rein wegen der Erfahrungswerte und so.«
»Natürlich«, entfuhr es Tom. Er senkte seinen Kopf und schaute wieder auf das Bettlaken. »Natürlich«, dachte er.

Mit einem leichten Ruck stoppte der Fahrstuhl. Die Türen öffneten sich. Der dunkle Flur dahinter wurde nur durch das trübe Neonlicht der Fahrstuhlkabine erkennbar. Tom trat heraus und fuhr mit seiner Hand über den Lichtschalter. Mit einem lauten Klicken erwachten nacheinander die Leuchtstoffröhren in dem schmalen Flur.
Tom griff nach dem Bettrahmen und zog mit Kraft das Bett aus dem Fahrstuhl.
»Wir müssen Sie nun auf die Bahre umbetten«, sagte er mit ruhiger Stimme. »Zieh dir Einmalhandschuhe über.«
Beate trat mit vorsichtigen Schritten in den Flur. »Ganz schön gruselig hier.« Sie ließ ihren Blick prüfend durch den gefliesten Flur wandern. In der Mitte stand ein Gestell mit großen Rädern und einer darauf befestigten Bahre. Das Gefährt machte auf Beate einen ziemlich alten und klapprigen Eindruck.
»Hilf mir bitte mit dem Bettlaken. Halt mal den Wäschesack auf«, bat Tom.
»Den hier?«, fragte Beate und hielt dabei einen Leinensack hoch, der auf dem kleinen Tisch neben der Bahre gelegen hatte. »Ja, genau den«, bestätige Tom und zog mit einer langsamen Bewegung das Laken von der Leiche. Er legte es zusammen und stopfte es in den Wäschesack, den Beate ihm, mit beiden Händen fest zupackend, aufhielt.
»Mach ihn zu und stell ihn dort in die Ecke«, sagte Tom und zeigte auf die Raumecke neben der Fahrstuhltür. Beate bugsierte den Sack mit leichtem Schwung an die vorgesehene Stelle. Sie drehte sich herum und trat an das Bett.
»Sieht ganz schön ausgemergelt aus. Kein schöner Tod.«
»Wer bei uns stirbt, hatte keine Chance«, zitierte Tom das Credo des Professors.
»Da bleibt am Ende nicht viel.«
»Wie alt war sie?«, fragte Beate ohne den Blick von den nicht ganz geschlossenen Augenlidern der Leiche abzuwenden.
»87.«
»Stolzes Alter« entschied Beate.
»Komm, hilf mir sie auf die Bahre zu legen. Ich nehme sie am Oberkörper und Du greifst an die Beine«, erklärte Tom während er die Bahre neben das Bett schob.
Beate stellte sich neben ihm auf und griff über die Bahre nach den Beinen der Leiche.
Tom zählte: »Auf drei. Eins – zwei – und zieh!« Mit einem Ruck zogen beide am Körper der Frau und zu Beates Überraschung glitt die Leiche mit wenig Aufwand auf die Bahre.
»Wiegt ja nicht mehr viel, die Gute«, bemerkte sie erstaunt.
»Am Ende bleibt nicht viel«, wiederholte Tom.
»Bleibt sie jetzt so nackt hier liegen?« fragte Beate verwundert.
»Nein, da drüben, der Metalldeckel, den legen wir auf die Bahre.« Tom machte einige Schritte in den Flur und griff die metallene Haube, die an der Wand lehnte.
»Hilf mir mal.«
Tom und Beate hoben den Metalldeckel vorsichtig über den Leichnam und legten ihn langsam auf der Bahre ab. Die Leiche verschwand unter der kalten, eisernen Hülle.
»Die zweite Tür da vorne rechts. Mach die mal auf.« Tom deutete auf eine große Schiebetür in der Mitte des Flurs.
Beate ging darauf zu und drückte den übergroßen Hebel an der Tür mit einiger Mühe nach unten. Dann schob sie die massige Tür langsam zur Seite. Ein Schwall kühler, merkwürdig süßlich riechender Luft kam ihr entgegen.
»Hab ich mir immer ganz anders vorgestellt so einen Raum«, dachte Beate laut. Sie schaute sich um. Hässlich grüne Kacheln bedeckten Boden und Wände in dem kleinen Raum.
»Ich dachte es gibt hier Kühlfächer. Mit Namensschildern dran«. Verwundert blickte sie Tom an.
»Das gibt es im Fernsehen oder in großen Kliniken vielleicht.« Tom zuckte mit den Schultern. »Bei uns muss die Bahre reichen.«
Vorsichtig schob er die Bahre in die Mitte des Raumes.

»Das wars.« Tom zog seine Einmalhandschuhe aus.
»Das wars« wiederholte Beate. »Und jetzt?« Beate schaute Tom fragend an.
»Gleich ist halb neun. Die Patienten haben Ihr Frühstück. Ich würde sagen wir essen auch erst mal was.«
 



 
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