Unterste Schublade

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Walther

Mitglied
Unterste Schublade


Du sagtest diesen einen Satz:
„Komm, geh zur Seite, Schatz, mach Platz,
Weil Neues kommt und Altes endet!“
Ich sah dich an. Nur eine Träne,
Das war es, wie ich hier erwähne.
So rasch hat sich ein Blatt gewendet,

Wird umgeblättert, abgelegt,
Erledigt, einfach weggefegt.
Ich stand ein wenig wie benommen.
Die Worte klangen wie ein Sirren,
Wie gerne wollte ich mich irren,
Da ist er schon hereingekommen,

So jung, so schlank, so schön, so rank.
„Auf Wiedersehen, vielen Dank!“
Verschenkte ich die beste Stimme,
Die ich an diesem Tage hatte.
Gedacht hab ich: „Du feige Ratte,
Hast Glück, dass ich Euch nicht vertrimme!“
 

Walther

Mitglied
Unterste Schublade


Du sagtest diesen einen Satz:
„Komm, geh zur Seite, Schatz, mach Platz,
Weil Neues kommt und Altes endet!“
Ich sah dich an. Nur eine Träne,
Das war es, wie ich hier erwähne.
So rasch hat sich ein Blatt gewendet,

Wird umgeblättert, abgelegt,
Erledigt, einfach weggefegt.
Ich stand und fühlte mich benommen.
Die Worte klangen wie ein Sirren,
So gerne wollte ich mich irren,
Da ist er schon hereingekommen,

So jung, so schlank, so schön, so rank.
„Auf Wiedersehen, vielen Dank!“
Verschenkte ich die beste Stimme,
Die ich an diesem Tage hatte.
Gedacht hab ich: „Du feige Ratte,
Hast Glück, dass ich Euch nicht vertrimme!“
 

Walther

Mitglied
Lb. Carina,

so kann man das auch sehen. :) Das aber würde das LyrIch etwas "überhöhen". ;) Wobei selbiges nichts mit dem Autor gemein hat, jedenfalls gerade nicht.

LG W.
 
Lieber Walther,
ich meine, dieses Zitat passt zu deinem Gedicht.

Beherrschtheit
Die Hauptsache ist, dass man lerne, sich selbst zu beherrschen. Wollte ich mich ungehindert gehenlassen, so läge es wohl in mir, mich selbst und meine Umgebung zugrunde zu richten
von Goethe

Es grüßt
Marie-Luise
 

Walther

Mitglied
Lb. Carina,

so kann man das auch sehen, in der Tat. :)

LG W.

Lb. Marie-Luise,

hier wächst einer über sich hinaus, weil er sich keine Blöße gibt, also das tut, was er an Wahl hat, um ohne Gesichtsverlust die Wallstatt zu verlassen. Die Frage ist, wer hier "gewonnen" hat, ob der vermeintliche der wirkliche Sieger ist.

Aus diesem Blickwinkel betrachtet paßt das Goethe-Zitat.

Lieben Dank und Gruß W.
 
F

Fettauge

Gast
Bei dem Goethe-Zitat sollte man nicht vergessen, dass er oberster Minister eines Kleinstaates war und nicht jedem Impuls nachgeben konnte, ohne Schaden für den Staat, der ihn bezahlte, anzurichten.

Aber man kann das Gedicht natürlich auch anders lesen:
Ein Duckmäuserchen, das nicht wagt, einem Ungeliebten Paroli zu bieten. Darauf weisen für mich auch die Verszeilen hin:
"Verschenkte ich die beste Stimme,
die ich an diesem Tage hatte."
Das heißt, das LI bedauert, nicht mutig gewesen zu sein, und das geschah ja wohl nicht zum ersten Mal. Keineswegs ist das Zusammenreißen das A und O allen Verhaltens. Aber daran haben wir uns schon zu sehr gewöhnt, dass wir das Nichtaufbegehren als die Normalhaltung empfinden.

Gruß, Fettauge
 

Walther

Mitglied
Lb. Fettauge,

das kann man so sehen, muß man nicht. Natürlich schwingt die Sehnsucht mit, explodieren zu dürfen und reinen Tisch zu machen, die Wut und die schlechten Gefühle abzuleiten.

In der Tat war Goethe bei einem deutschen Kleinstaat in der Regierung/Verwaltung beschäftigt. Damals hielt man sich Geistesriesen als Hofnarren und Aushängeschild für kulturelle Größe. Auch Schiller teilte Goethes Schicksal. Beide wären ohne diesen Broterwerb bei weitem weniger schreibend aktiv gewesen. Beide hatten damit so ihre "Problemchen".

Danke für diesen historischen Hinweis. Er zeigt an, wie Leben und Werk sich überlagern und bedingen.

LG W.

Lb. Marie-Luise,

das LyrIch hat aus seiner mißlichen Lage möglicherweise das Beste gemacht. Aber letztlich ging es um die Formulierung der inneren Abläufe.

Danke und lieber Gruß W.
 



 
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