unwissend

Svalin

Mitglied
am Nachthimmel
nur zwinkernde Lichter
und der lustige Mond

weit dahinter im Nebel
10 Menschenjahre entfernt
Myriaden Sterne
die seit Jahrmillionen
im Nichts kreisen

ein Kreisel tanzt
ausgelassen
über Holpersteine
torkelt noch
vom Peitschenschlag
nimmermüder Kinderhände

es sieht nur die
spröden Furchen
auf dem Kreisel
und dem Mond

und versteht

________________

aus dem Kindergarten der Lyrik
 

selene

Mitglied
Schön!!

Schöne Worte sind enthalten in diesem Gedicht. Ach, das gefällt mir einfach, was soll ich mehr sagen :)

Lieben Gruß,
selene
 

Svalin

Mitglied
Hi ihr!

Herzlichen Dank!
... und weil's so schön ist ;-)
hier gleich noch ...
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unwissend II

weiß nur nicht
wo der Wind wohnt
und die Sonne schläft
wohin so ungestüm
Wolken ziehen

formt nur Burgen
liebevoll
aus Schmutz
und Regenpfützen
für die Wolkenwesen
die unerschöpflich
jeden Tag aufs Neue
ein Märchenbuch
in den Himmel malt

ist nie allein
und trägt stolz
ein Teil davon
auf seiner Hose
der Waschmaschine
zum Erzählen
nach Hause

_______________
 
S

Sam_Naseweiss

Gast
He, das Gedicht gefällt mir auch sehr gut - hast dir wohl auch das "´Kind" bewahrt.

Gruß Sam
 

Svalin

Mitglied
Hi Sam_Naseweiss

man tut was man kann ;-) Außerdem sagt man ja Männern nach, daß sie ewig Kinder bleiben werden. Irgendwie tröstlich ...

"Als das Kind Kind war,
erwachte es einmal in einem fremden Bett,
und jetzt immer wieder,
erschienen ihm viele der Menschen schön,
und jetzt nur noch im Glücksfall,
stellte es sich klar ein Paradies vor,
und kann es jetzt höchstens ahnen,
konnte es sich ein Nichts nicht denken,
und schaudert heute davor."

(aus "Lied vom Kindsein" von Peter Handke)

Grüße Martin
 

Markus Veith

Mitglied
Das erste unwissend finde ich phänomenal. Ein Zoom von Unendlich auf Pixelgröße und doch so viel Philosophie in dem schön beschriebenen Gedanken. (Muß mich jedoch auch deR Kritik von Casper Jacob bezüglich der 10 anschließen.)
Das zweite unwissend fand ich schwieriger und enthalte mich da einer Wertung. (Wie so oft in der Poesie. Das ist hier echt schwierig!)
 

Svalin

Mitglied
Hi Markus

erstmal: Danke! :) Ich denke, um Wertungen sollte es in erster Linie eigentlich gar nicht gehen (wenns nach mir ginge). Die Lyrik lebt (im Gegensatz zur Prosa) eher davon, zu erzählen ohne zu beschreiben ... von Andeutungen, Fragmenten, Assoziationen. Viel Raum für die Phantasie. Schwierig? - Auf jeden Fall! Denn es geht darum, den oft sehr sparsamen Spuren zu folgen, ohne genau zu wissen, wohin sie gedacht waren. Hier gibt es nicht viel greifbares, außer deinem eigenen Empfinden. Sich auf soviel Subjektivität stützen zu müssen, mag für einen Prosaiker ungewohnt sein. Mein "Mitgefühl" hast du, meine Bewunderung dafür jedoch auch :) Herzlich willkommen bei der Lyrik!
Da in vielen meiner Texte Motive miteinander korrespondieren, hilft vielleicht eine kleine Spurensuche weiter, um den 2. Text etwas mehr zu erhellen.

Liebe Grüße Martin
 



 
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