Urgroßmütter (alkäische Strophen)

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G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Soljanka, das sind aber keine sauberen alkäischen Strophen. Da mach dich mal schlau, wie das mit der Silbenzahl und den Senkungen sich verhält.
Außerdem, was du da machst mit der Trennung von Wörtern, um auf die Silbenzahl zu kommen, das ist in meinen Augen blanker Dilettantismus.
Inhaltlich komme ich nicht mit, wie sich das mit den Kreuzen aus der Schule verhält. Und warum eigentlich der Plural im Titel? Ich halte dieses Gedicht noch für ziemlich unausgereift.

Gruß, blackout
 

Soljanka

Mitglied
Liebe Blackout,
es handelt sich um eine Geschichte, die meine Oma mir aus ihrer Kindheit erzählt hat. Kurz nach dem Tod ihres Vaters kamen die Ober-Dorfnazis zu ihrer Mutter, also meiner Urgroßmutter (Nr 1), und verlangten von ihr eine Unterschrift dafür, dass es ihr Wille sei, dass die Kreuze aus dem Schulhaus verbannt werden. Man sagte ihr, man würde ihr die Witwenrente versagen, wenn sie nicht unterschreibe.
Sie war nicht die einzige auf der Unterschriftenliste. Tatsächlich gab es von den bedrängten Eltern nur zwei Familien im Dorf, die es sich leisten könnten, nicht zu unterschreiben. Eine dieser beiden Familien war die meines Großvaters. Also Urgroßmutter Nr 2.

Das mit den Enjambements mache ich solange so, bis ich es besser kann. Ich schrieb an anderer Stelle schon, dass ich Anfängerin bin. Wenn ich es lese, stimmen die Betonungen. Das kann bei anderen Lesern anders sein. Wenn du also Zeit und Lust hast, darfst du mir gerne die Stellen nennen, die nach deinem Empfinden gegen die Betonung gehen.

Gruß, Soljanka
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ich muß, Soljanka, meiner alten Widersacherin Recht geben. Vor allem die zweite Strophe ist völlig aus dem Leim.

In Längen und Kürzen, neuzeitlich in Betonte und Unbetonte gliedert sich der alkäische Vers wie folgt - und da steht in der Molekülgruppe XXXxx, die für alle äolischen Versmaße (sapphisch, alkäisch, alklepiadeisch) typisch ist, eine unbetonte Länge zwischen zwei betonten, aber die galt schon immer als "anceps", d.h. als mögliche Kürze.

xXx XXXxx XxX

Bei Dir werden aber bedeutungsleichte Einsilber betont, übergewichtig (ich färbe sie blau ein), ganz zu schweigen von Fehlbetonungen; fehlende Silben als Fragezeichen (?):

Prinzipien. Sie weint heftig: Die Witwenren-
pardon, klappt nicht, Du meintest wahrscheinlich:

Prinzipjen. Sie weint heftig: die Witwenren-
te. Wie denn für vier Kinder alleine sor-
gen ohne dies Geld? - "Kreuze aus ? der Schu - ("díes" ist übergewichtig, es fehlt eine betonte Silbe, die betonte Schlußsilbe müßte "Schu-" sein)
le!" - Sie weint, doch sie unter ? schreibt es. ? (es fehlt eine unbetonte und die betonte Schlußsilbe)

Im Ganzen nur zwei Häuser versagten ? (es fehlt die betonte Schlußsilbe)
die Unterschrift. Sie hatten genug zum Le-
ben: Land und Viehzeug, Kräfte, Sicher- ? ? (falsche Betonung auf Sichér-, es fehlen am Schluß zwei Silben)
heit. Und sie prahlten ihr Lebtag damit. ? (betontes "ihr", "Lebtag" unbetont? - wahrscheinlich fehlen nicht die beiden Schlußsilben, sondern die zweite und dritte der XXXxx-Molekülgruppe.

grusz, hansz
 
G

Gelöschtes Mitglied 20513

Gast
Aha, so hängt das also inhaltlich zusammen. Da müsstest du wirklich noch etwas erklären, damit der Leser den Zusammenhang versteht, Soljanka.

Zum Enjambement: Ein Enjambement führt einen Vers im nächsten Vers weiter - also einen Vers, nicht etwa eine Wortsilbe. Das einzige Enjambement in deinem Gedicht ist S2V1: Im Ganzen nur zwei Häuser versagten/die Unterschrift ...

Du hast dein Gedicht als alkäische Strophen bezeichnet. Alkäische Strophen werden nach einer bestimmten Struktur geschrieben, meines Erachtens für Anfänger nicht geeignet. Ich kann dir nur raten, fang doch erst einmal mit einfachen Metren an, also Trochäen oder Jamben.

Der Jambus beginnt mit einem unbetonten Auftakt: xXxXxX ...

Der Trochäus beginnt mit einer betonten Silbe: XxXxXx ...

Zur Erklärung: Die großen X sind die betonten Silben. Um zu prüfen, ob metrisch alles korrekt ist, ist es praktisch, du liest dir die Verse laut vor.

Solltest du das Gedicht noch einmal mit einer Erweiterung schreiben, wünsche ich dir viel Erfolg.

Gruß, blackout
 

Soljanka

Mitglied
Blackout, es gibt auch Binnenwort-Enjambements. Und ich liebe sie, auch wenn sie für den Lesefluss eher ärgerlich sind.
Übrigens weiß ich, was ein Jambus und was ein Trochäus ist, auch wenn das Feld der Odenstrophen neu für mich ist.
Und es genügt nicht immer, sich selbst etwas laut vorzulesen, weil jeder ein bisschen anders betont und weil man auch ein bisschen dazu neigt, sich die Silben zurecht zu betonen. Deshalb habe ich es ja hier als alkäische Strophe eingestellt mit der Bitte um Rückmeldung.

Mondnein, deine Ausführungen verwirren mich teilweise. Wer kommt denn auf die Idee, Prin-zi-pi-en zu lesen, nur weil es so geschrieben wird?
In Vers 1 der 2. Strophe fehlt tatsächlich die Endsilbe (Asche über mein Haupt).
Das mit den 3 Betonungen habe ich wohl missverstanden, wenn bei leicht unterschiedlicher Gewichtung zwingend die mittlere leichter gewichtet sein muss (habe ich das jetzt so richtig verstanden?)
Und ich fürchte, ich habe mir ein falsches Schema abgeschrieben (wenn dem so ist, dann bitte korrigieren):

xXxXXXxxXxX
xXxXXXxxXxX
xXxXXXxXx
XxxXxxXxXx

Lieben Dank für die Mühe.
Gruß, Soljanka
 

Soljanka

Mitglied
Hallo Dyrk,

Wie schrieb revilo neuerdings: Es ist ein Trainingslager hier.

Ich experimentiere gerne mal mit festen Formen, selbst auf die Gefahr hin, dass was schief geht.
Ich mag dieses Feilen an der Sprache. Und Geschichten wie diese sind es wert, eine edle Fassung zu bekommen.
Aber schließlich ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Ok, hin und wieder gibt es Leute, die sich dafür halten...

Danke dir fürs Lesen und für deinen freundlichen Kommentar.
Gruß von Soljanka
 
G

Gelöschtes Mitglied 20370

Gast
Das ist doch wunderbar, wenn du experimentieren willst ... weiter so.
Das Veredeln wird schon noch klappen.
Drücke dir die Daumen!

Dyrk
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Anmerkung der Redaktion:

Ich möchte darum bitten, von persönlichen Einschätzungen von Personen und ihrem Verhalten abzusehen. Das gehört nicht zum Thema der Leselupe.
Ich kann (bzw. will) nicht einzelne Sätze aus Beiträgen löschen. Deshalb habe ich jeweils den gesamten Beitrag gelöscht, auch dann wenn er eine Antwort auf den vorhergehenden Beitrag, auf den er sich bezieht, betrifft.
Das fällt mir schwer, aber es schaukelt sich leider sehr auf.
Respektvoller Umgang ist notwendig. Dazu kann auch harte Kritik der Werke gehören, nicht aber Kritik des Autoren.
Auch Verärgerung sollte möglichst nicht als Ratgeber dienen. Ich kann unmöglich allen Ursachen nachgehen, aber bitte macht das nicht in der Leselupe.

Viele Grüße von Bernd
 



 
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