Urlaub am Meer (gelöscht)

JoteS

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Julia

...eine Urlaubsromanze (?!) mit allen Facetten überragend gut beschrieben. Nicht einmal mit den abstrusen Wortschöpfungen habe ich hier Mühe sondern habe einfach nur das Gefühl, sehr viel erfahren und alles verstanden zu haben.

Gratuliere zu diesem Text!

Jürgen
 

tomoe

Mitglied
Mir gefällt das Arrangement von Form zu Inhalt.
Dazu die hohe Güte deiner bildreichen, wie leichtfüssigen Verse, die trotz Inhaltsschwere - tänzeln.

Besten Gruß

tomoe
 

presque_rien

Mitglied
Liebe JoteS, tomoe, Milko und alle, die mein Gedicht so positiv bewertet haben,

Vielen, vielen Dank :)!

Ich freue mich ganz besonders deshalb über die nette Kritik, weil das Gedicht die Überarbeitung eines Gedichts von 2002 (oder so) ist - und ich mir nicht sicher war, ob die neue Fassung nicht zu abgedreht ist. Aber jetzt in ich mir da sicherer :)...

Hier ist übrigens die alte Fassung:

Blau

In deinem Schrank ist wenig Platz
Für fliederversenes Papier.
Ich liege noch zerwühlt im Bett.
Du ziehst dich an und gehst zu dir.

am strand ist jedes sandkorn blau
türkise wolken ziehen weit
zum horizont und tropfen schwer
ins indigo der flüssigkeit

ein transparenter lila fisch
verfliegt nicht ahnend was geschah
azurblau atmend sitze ich
auf hellem mauve.

Wir sitzen da.

Mein Schatz, wie bist du weit entfernt
Wenn ich dir in die Augen schau':
Sie sind ein weißes, weißes Nichts
Im grenzenlosen, blauen Blau.
 

Dorothea

Mitglied
dieser Text begeistert mich wirklich in seiner Verquickung von Natur- und Seelenlandschaft gemalt in expressiven Bildern!
 

SuracI

Mitglied
Hallo Presque,
schön, mal wieder von Dir zu hören, nachdem wir uns so aus den Augen verloren hatten ;)
Ich mag Dein Gedicht. Es ist romantisch schön und schön geschrieben.
Allein mit der 5. Zeile holpere ich im Lesefluss. Denn ich würde es vom ersten Lesen her anders betonen.
Aber wenn man es dann gelesen hat und weiß, wie es zu lesen ist, geht es flüssig über die Lippen und die 5. Zeile beginnt mit einem Flüstern (zumindest in meinem Lesefluss "überdie SANDkorBLUmen ZIEHN")
Schön. ;)

Ich hoffe, bald mal wieder von Dir zu lesen,

herzliche Grüße Suraci ;)
 

Aragorn

Mitglied
Hallo, Presque!

Ich stimme meinen Vorrednern zu:
Z.T. grandiose Worwahl, sehr schön im Einklang mit dem Rhythmus - fast schwebend.

Zwei Stellen stören mich aber betonungstechnisch:

>>ü[red]ber[/red] die sandkornblumen ziehn<<

und

>>Du bist so fern, bei[red]nah[/red] entfernt,
<<

Bei der zweiteren Zeile bin ich mir auch nicht schlüssig, welchen Zweck die Doppelferne erfüllen soll.



Die folgenden Wörter schriebe ich groß:
Sandkornblumen, Wolkenschwärme, Horizont, Tintenflüssigkeit, Indigo, Fischeschar, Vogelfliedern und Felsglazur.

lg,
Ara
 

presque_rien

Mitglied
Hallo :),

vielen Dank für das viele Lob :), aber auch für die Kritik am Rhytmus - die ja wirklich berechtigt ist. Deswegen war ich mir auch nicht sicher, ob die zweite Fassung wirklich besser ist, als die erste - sie ist dichter, aber dadurch auch schwerer lesbar. An der ersten Fassung mochte ich vor allem den Lesefluss sehr. Ich werde sehen, ob sich die Ecken noch glätten lassen. Zum "entfernt": Es ist nicht eine bloße Verstärkung des "fern", sondern leitet auch zum "ausdradiert" über - und sowohl "fern" als auch "entfernt" klingen dann im "u-fern-losem Blau" an. Dass die Substantive in den mittleren Strophen klein geschrieben sind, hat einen Sinn: Diese Strophen sollen auch formal von den äußeren abgegrenzt werden, so wie sie sich ja auch inhaltlich von den äußeren abgrenzen. Die mittleren Strophen gelten völlig der Phantasie des Lyri - da gibt es keine Orthographieregeln!

LG,
Julia
 

HerbertH

Mitglied
hallo,

ein neues Wort zu schöpfen hätt' gereicht, so sind's gleich mehrere:

versknittert

vogelflieder

felsglazur

für mich wirkt das ein wenig gewollt in einem so kurzen gedicht.

Aber sei's drum, die stimmung kommt ganz gut 'rüber. :)
 

presque_rien

Mitglied
Hallo Herbert,

hmm, also meine Meinung ist: Wenn man schon mit so relativ offensichtlichen Sprachspielen anfängt, dann sollte man es nicht bei nur einem Wort im Gedicht lassen - das würde sonst verloren und zufällig wirken. Aber irgendwo hast du auch recht, dass diese Wortspiele zu bemüht klingen!

jedenfalls habe ich das Gedicht vor kurzem für eine Lesung nochmals leicht abgeändert, damit es überhaupt vortragbar wird - vielleicht gefällt dir diese Variante ja besser!



Urlaub am Meer

An deinen Fenstern ist kein Platz
für mein versknittertes Papier.
Ich liege noch zerwühlt im Bett.
Du ziehst dich an und bleibst in dir.

über die sandkornblumen ziehn
türkise wolkenschwärme weit
zum horizont und tropfen kühl
in königstintenflüssigkeit
von transparentem indigo
schwingt sich im blues die fischeschar
umweht von vogelflieder schäumt
klippenazur


Wir sitzen da.
Du bist so fern, beinah entfernt,
wenn ich in deine Seele schau:
zwei weiße Flecken, ausradiert
im strand- und ufernlosem

blau
 



 
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