Ursinho lernt kochen
Bei mir wohnt ein kleiner Bär. Sein Name ist Ursinho. Er ist sehr lieb und versucht mir immer zu helfen, wo er kann. Vor einer Woche kam er und sagte zu mir: „Ich werde jetzt jeden Tag für dich kochen. Wenn du abends von der Arbeit heimkommst, steht ein warmes und gutes Essen auf dem Tisch.“
Und ich fragte: „Ursinho, kannst du überhaupt kochen?“
Er lachte und rief: „Kochen ist doch kinderleicht. Ich beginne dazu noch mit etwas ganz einfachen. Ich koche morgen Spaghetti für dich.“
Etwas unwohl war mir beim Gedanken, dass Ursinho ganz allein kochen würde, aber ich wollte es ihn versuchen lassen. Als ich am ersten Kochabend heim kam, erlebte ich gleich eine Überraschung. Ursinho stand vor einem Topf mit kochendem Wasser und presste aus einer Tube Tomatenmark hinein. Dabei kochte das Wasser so heftig, dass es spritzte und er sich seine kleinen Tatzen verbrannte. „Au, au!“, rief er dabei ständig.
Als ich in den Topf schaute, wollte ich meinen Augen nicht trauen. In einer hellroten Soße schwammen Spaghetti und Eier. Ein Ei war zerbrochen und ausgelaufen.
„Was soll das, Ursinho, wer soll das noch essen.“, schimpfte ich.
Doch Ursinho hatte sofort eine Erklärung: „Das ist doch nicht meine Schuld. Ich habe doch alles richtig gemacht. Ich wollte Spaghetti mit Eiern machen. Wozu zwei Töpfe verwenden? Man kocht Spaghetti in heißem Wasser. Man kocht Eier in heißem Wasser. Warum also zwei Töpfe schmutzig machen?“
„Ja, aber ein Ei ist zerbrochen. Und was soll das mit dem Tomatenmark im Wasser?“, schimpfte ich weiter.
„Ein Ei ist beim Umrühren zerbrochen. Die Spaghetti sollen doch nicht ankleben, deshalb soll man umrühren. Und ich habe keine Tomatensoße gefunden. Aber, wenn man Tomatenmark in Wasser tut, dann wird es zu Soße.“, verteidigte er sich.
Ich erklärte ihm alles in Ruhe: „Ursinho, du Dummchen, man kochte doch alles in einem extra Topf. Das gilt für die Spaghetti, die Eier und die Tomatensoße. Ich glaube auch nicht, dass Spaghetti und Eier gut zusammenpassen. Außerdem haben wir Tomatensoße, du musst nur richtig gucken.“
Ursinho war sehr traurig, dass er so viel falsch gemacht hatte. Um den Bären zu trösten, erlaubte ich ihm, am nächsten Tag noch einen zweiten Versuch zu machen. Ich erklärte ihm mit Chili con Carne ein Gericht, welches er in einem Topf kochen konnte und welches nicht schwierig war. Da wir heute nichts zu essen hatten, bestellte ich eine Pizza für uns.
Als ich am nächsten Abend heim kam, war das Essen schon fertig und Ursinho strahlte über das ganze Gesicht. Nur Zwiebeln hatte er keine ins Essen getan, aber dafür hatte er einen guten Grund: „Als ich die erste Zwiebel geschnitten habe, musste ich so weinen. Es war einfach unmöglich, die Zwiebel zu Ende zu schneiden, sie hat mich so in den Augen gezwickt.“
Auf Zwiebeln im Essen konnte ich verzichten, solang er keine anderen Dummheiten gemacht hatte. Das Essen sah gut aus, roch aber etwas eigenartig. Wir begannen zu essen. Das Essen schmeckte komisch, etwas süßlich.
„Ursinho, hast du etwas Süßes ins Chili getan?“, fragte ich.
„Ach ja, ach ja,“, rief er und schüttelte seine Tatzen, „Das Essen war so scharf! Als ich es probiert habe, musste ich ganz viel Wasser trinken. Um das Essen etwas milder zu machen, habe ich einfach etwas Erdbeermarmelade rein getan.“
Und wieder musste ich schimpfen: „Ursinho, ich habe dir gesagt: Vorsicht mit den Gewürzen, die sind sehr scharf. In ein scharfes Essen kann man doch keine Erdbeermarmelade rein geben. Wir essen aber deine Kochkunst. Es schmeckt etwas komisch, aber vielleicht lernst du daraus.“
Und wieder war Ursinho traurig und wünschte sich noch eine letzte Chance. Ich überlegte und hatte eine Idee.
„Ursinho, du kannst morgen noch einmal etwas kochen. Allerdings gebe ich dir ein Kochbuch und du versprichst mir, dich genau an das Rezept im Buch zu halten.“
Überglücklich versprach er, sich an das Rezept zu halten. Ich gab dem kleinen Bären das Kochbuch und bat ihn, sich heute abend schon etwas auszusuchen. Er blätterte kurz etwas hin und her und entschied sich für Gulasch. Ich traute der Sache nicht so sehr und entschied mich, am nächsten Tag unerwartet frührer nach Hause zu kommen.
Am nächsten Tag kam ich ganz leise frührer heim und schlich in Richtung Küche. Da hörte ich Ursinho ganz laut und langsam lesen: „Gyros, genießen sie doch mal eine griechische Spezialilität. Am Besten reichen sich zusätzlich dazu Tza-, Tzazi-, Tzaziki. Das sieht gut aus, das mache ich jetzt.“
Was plante er da wieder? Ich roch schon Fleisch, es roch verbrannt. Ich ging schnell in die Küche, Ursinho erschrak und ich rührte das Fleisch im Topf um, welches teilweise schon verbrannt war. Dieses Mal war ich wirklich böse:
„Ursinho, was soll der Unsinn? Du wolltest Gulasch kochen und was soll das jetzt mit dem Gyros. Du liest da rum und das Fleisch brennt an. Gut, dass ich heute früher gekommen bin, du kannst wirklich gar nichts richtig machen. Du bist ein Dummkopf!“
Ursinho begann zu weinen: „Aber eine griechische Spezialilität, dass ist doch viel besser als Gulasch. Schau, hier das Bild im Kochbuch. Und dazu Taziki.“
„Wir haben aber keine Zutaten für Gyros und Tzaziki, lieber Ursinho. Und man fängt doch nicht an, etwas zu kochen und entscheidet sich dann, einfach etwas anderes zu kochen.“, antwortete ich. Ich konnte ihm plötzlich nicht mehr böse sein. Es war ein Fehler von mir, den Bären die ganze Zeit allein kochen zu lassen und ihn dann für seine Mühe auch noch zu schimpfen: „Komm, wir kochen jetzt zusammen Gulasch.“ So machten wir es auch. Das Essen war lecker.
Wir kochen jetzt jeden zweiten Abend gemeinsam und so viel, dass wir zwei Tage davon essen können. Seitdem gibt es immer etwas Gutes zu essen und Ursinho lernt sehr viel. Und dieses Wochenende kochen wir zusammen eine griechische Spezialilität.
Marius Pieruschka
Bei mir wohnt ein kleiner Bär. Sein Name ist Ursinho. Er ist sehr lieb und versucht mir immer zu helfen, wo er kann. Vor einer Woche kam er und sagte zu mir: „Ich werde jetzt jeden Tag für dich kochen. Wenn du abends von der Arbeit heimkommst, steht ein warmes und gutes Essen auf dem Tisch.“
Und ich fragte: „Ursinho, kannst du überhaupt kochen?“
Er lachte und rief: „Kochen ist doch kinderleicht. Ich beginne dazu noch mit etwas ganz einfachen. Ich koche morgen Spaghetti für dich.“
Etwas unwohl war mir beim Gedanken, dass Ursinho ganz allein kochen würde, aber ich wollte es ihn versuchen lassen. Als ich am ersten Kochabend heim kam, erlebte ich gleich eine Überraschung. Ursinho stand vor einem Topf mit kochendem Wasser und presste aus einer Tube Tomatenmark hinein. Dabei kochte das Wasser so heftig, dass es spritzte und er sich seine kleinen Tatzen verbrannte. „Au, au!“, rief er dabei ständig.
Als ich in den Topf schaute, wollte ich meinen Augen nicht trauen. In einer hellroten Soße schwammen Spaghetti und Eier. Ein Ei war zerbrochen und ausgelaufen.
„Was soll das, Ursinho, wer soll das noch essen.“, schimpfte ich.
Doch Ursinho hatte sofort eine Erklärung: „Das ist doch nicht meine Schuld. Ich habe doch alles richtig gemacht. Ich wollte Spaghetti mit Eiern machen. Wozu zwei Töpfe verwenden? Man kocht Spaghetti in heißem Wasser. Man kocht Eier in heißem Wasser. Warum also zwei Töpfe schmutzig machen?“
„Ja, aber ein Ei ist zerbrochen. Und was soll das mit dem Tomatenmark im Wasser?“, schimpfte ich weiter.
„Ein Ei ist beim Umrühren zerbrochen. Die Spaghetti sollen doch nicht ankleben, deshalb soll man umrühren. Und ich habe keine Tomatensoße gefunden. Aber, wenn man Tomatenmark in Wasser tut, dann wird es zu Soße.“, verteidigte er sich.
Ich erklärte ihm alles in Ruhe: „Ursinho, du Dummchen, man kochte doch alles in einem extra Topf. Das gilt für die Spaghetti, die Eier und die Tomatensoße. Ich glaube auch nicht, dass Spaghetti und Eier gut zusammenpassen. Außerdem haben wir Tomatensoße, du musst nur richtig gucken.“
Ursinho war sehr traurig, dass er so viel falsch gemacht hatte. Um den Bären zu trösten, erlaubte ich ihm, am nächsten Tag noch einen zweiten Versuch zu machen. Ich erklärte ihm mit Chili con Carne ein Gericht, welches er in einem Topf kochen konnte und welches nicht schwierig war. Da wir heute nichts zu essen hatten, bestellte ich eine Pizza für uns.
Als ich am nächsten Abend heim kam, war das Essen schon fertig und Ursinho strahlte über das ganze Gesicht. Nur Zwiebeln hatte er keine ins Essen getan, aber dafür hatte er einen guten Grund: „Als ich die erste Zwiebel geschnitten habe, musste ich so weinen. Es war einfach unmöglich, die Zwiebel zu Ende zu schneiden, sie hat mich so in den Augen gezwickt.“
Auf Zwiebeln im Essen konnte ich verzichten, solang er keine anderen Dummheiten gemacht hatte. Das Essen sah gut aus, roch aber etwas eigenartig. Wir begannen zu essen. Das Essen schmeckte komisch, etwas süßlich.
„Ursinho, hast du etwas Süßes ins Chili getan?“, fragte ich.
„Ach ja, ach ja,“, rief er und schüttelte seine Tatzen, „Das Essen war so scharf! Als ich es probiert habe, musste ich ganz viel Wasser trinken. Um das Essen etwas milder zu machen, habe ich einfach etwas Erdbeermarmelade rein getan.“
Und wieder musste ich schimpfen: „Ursinho, ich habe dir gesagt: Vorsicht mit den Gewürzen, die sind sehr scharf. In ein scharfes Essen kann man doch keine Erdbeermarmelade rein geben. Wir essen aber deine Kochkunst. Es schmeckt etwas komisch, aber vielleicht lernst du daraus.“
Und wieder war Ursinho traurig und wünschte sich noch eine letzte Chance. Ich überlegte und hatte eine Idee.
„Ursinho, du kannst morgen noch einmal etwas kochen. Allerdings gebe ich dir ein Kochbuch und du versprichst mir, dich genau an das Rezept im Buch zu halten.“
Überglücklich versprach er, sich an das Rezept zu halten. Ich gab dem kleinen Bären das Kochbuch und bat ihn, sich heute abend schon etwas auszusuchen. Er blätterte kurz etwas hin und her und entschied sich für Gulasch. Ich traute der Sache nicht so sehr und entschied mich, am nächsten Tag unerwartet frührer nach Hause zu kommen.
Am nächsten Tag kam ich ganz leise frührer heim und schlich in Richtung Küche. Da hörte ich Ursinho ganz laut und langsam lesen: „Gyros, genießen sie doch mal eine griechische Spezialilität. Am Besten reichen sich zusätzlich dazu Tza-, Tzazi-, Tzaziki. Das sieht gut aus, das mache ich jetzt.“
Was plante er da wieder? Ich roch schon Fleisch, es roch verbrannt. Ich ging schnell in die Küche, Ursinho erschrak und ich rührte das Fleisch im Topf um, welches teilweise schon verbrannt war. Dieses Mal war ich wirklich böse:
„Ursinho, was soll der Unsinn? Du wolltest Gulasch kochen und was soll das jetzt mit dem Gyros. Du liest da rum und das Fleisch brennt an. Gut, dass ich heute früher gekommen bin, du kannst wirklich gar nichts richtig machen. Du bist ein Dummkopf!“
Ursinho begann zu weinen: „Aber eine griechische Spezialilität, dass ist doch viel besser als Gulasch. Schau, hier das Bild im Kochbuch. Und dazu Taziki.“
„Wir haben aber keine Zutaten für Gyros und Tzaziki, lieber Ursinho. Und man fängt doch nicht an, etwas zu kochen und entscheidet sich dann, einfach etwas anderes zu kochen.“, antwortete ich. Ich konnte ihm plötzlich nicht mehr böse sein. Es war ein Fehler von mir, den Bären die ganze Zeit allein kochen zu lassen und ihn dann für seine Mühe auch noch zu schimpfen: „Komm, wir kochen jetzt zusammen Gulasch.“ So machten wir es auch. Das Essen war lecker.
Wir kochen jetzt jeden zweiten Abend gemeinsam und so viel, dass wir zwei Tage davon essen können. Seitdem gibt es immer etwas Gutes zu essen und Ursinho lernt sehr viel. Und dieses Wochenende kochen wir zusammen eine griechische Spezialilität.
Marius Pieruschka