urteil (senryu)

A

Architheutis

Gast
Huhu, ich schon wieder.

Hm, ich habe beim Senryu/Haiku immer meine Problemchen damit, wenn zwei Verse aus einem zusammenhängenden Satz bestehen, hier betreffend die beiden ersten.

Die Erlaubnis, chronisch krank sein zu dürfen, soll wohl eine Anspielung darauf sein, dass man heutzutage schuften muss bis zum umfallen; Thema Burnout?

Wiederum schwierig: Arbeitsmarkt/-Sozialversicherungspolitisches in einem Senryu?

Vielleicht wäre eine andere Gedichtform geeigneter. Bernd?

Bei "Laiin" habe ich länger gerätselt. Jetzt weiß ich aber, dass es laut Duden eine feminine Form des "Laien" gibt. Das war mir bis dato gar nicht bekannt. Schön finde ich das Wort trotzdem nicht. Das gibt es bestimmt erst seit der Rechtsschreibreform, oder? :)

Gruß,
Archi
 

laudabilis

Mitglied
hallo archi,

ich habe lange überlegt, ob ich dieses senryu überhaupt publiziere. ich hab mich dann aber doch dafür entschieden, weil nach einschlägigen senryu-definitionen das eigene erleben dort formuliert werden sollte.

also eigenes erleben: ich bin seit weit mehr als zehn jahren wegen einer chronischen psychischen erkrankung erwerbsunfähigkeitsrentner. einzelheiten erspare ich dir und mir an dieser stelle, burnout ist es aber nicht.

mein eigenes erleben war, dass mir in den ersten zehn jahren die rente nur für jeweils ein jahr gewährt wurde. dann wurde ich wieder zu begutachtung zum sozialmedizinischen dienst meines rentenversicherers bestellt.

nicht nur dieses alljährlich geforderte "männchen-machen" habe ich immer wieder als demütigend empfunden, sondern vor allen dingen auch die qualifikation der gutachterinnen (ich weiß nicht, warum die in meinem fall immer weiblich waren).

die, die am häufigsten den stab über mich gebrochen hat, war internistin, in einem jahr war es eine allgemeinmedizinerin als urlaubsvertretung, zuletzt eine orthopädin. nicht eine von ihnen hat je fachkundigen, also psychiatrischen oder medizinisch-psychotherapeutischen ratschlag zur einschätzung meiner krankheit bzw. meiner erwerbsfähigkeit angefordert. was aber das schlimmste war: den inhalt der gutachten habe ich selbst nie erfahren. ich konnte ihn allenfalls erahnen, wenn acht bis zehn wochen nach dem gutachtertermin der neue rentenbescheid kam. was aber letztlich hieß: neben den üblichen krankheitssymptomen acht bis zehn wochen schiere materielle existenzangst.

so viel dazu, es ist ohnehin genug.

bevor die erkrankung auftrat, habe ich jahrzehntelang als freiberuflicher journalist gearbeitet. als solcher gehörte der duden stets zu meinem handwerkszeug. gerade und erst recht, bevor die computer und das internet ihren siegeszug durch redaktionsstuben und journalistenbüros antraten. deshalb kann ich dir guten gewissens sagen: schon ende der siebziger jahre gab es im duden das femininum von laie, also die laiin. mit dieser so furchtbar verkorksten rechtschreibreform hat dieses nomen also wirklich nichts zu tun.

lg,
laudabilis
 
A

Architheutis

Gast
Lieber laudabilis,

Deine persönliche Geschichte rührt mich an. Der Text bekommt jetzt auch eine nachvollziehbarere Färbung für mich im Hinblick auf ein Senryu.

Formell betrachtet halte ich an dem Problem mit den zusammenhängenden Versen fest; ich halte es für schwierig.

Aber durch deine persönliche Betroffenheit verbietet sich fast eine Bewertung.

Lieben Gruß,
Archi
 

laudabilis

Mitglied
hallo archi,

auch dieser mein text fordert ebenso wie ich bewertung. ich bin hier schließlich nicht aus therapeutischen gründen unterwegs.

meine psychischen probleme werden mit medikamenten behandelt, darüber hinaus kann ich sie mit meinem psychotherapeuten klären.

also ich bitte dich: bewerte nur immerzu weiter, ganz wie dir der schnabel und die tastatur gewachsen sind.

liebe grüße,
laudabilis
 



 
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