Vaterhaus

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Mistralgitter

Mitglied
Hallo revilo,

ich versuche ein bisschen mit durchs "Vaterhaus" zu gehen.
Die dämmrigen Zimmer, Bücherregale, Fotos, vor allem eines mit dem jungen Soldaten - der Vater wahrscheinlich - ernst, mitten in der Zerstörung durch den Krieg.
Und dann der Apfelbaum und später andere Männer, wohl auch auf Fotos abgebildet. Hier komme ich ins Stolpern.
Ich könnte mir vorstellen, diese beiden Strophen anders anzuordnen. Etwa so:
( der erste Buchstabe müsste doch auch groß geschrieben sein - oder?)

"In den Zimmern
vergreist das Licht
zwischen den Büchern
Fotos eines jungen Soldaten
das Lachen ist aus
seinem Gesicht geflohen
über ihm brennt der Himmel

Ich sehe Männer durch
Totholz robben
ihre Augen haben
heisere Stimmen

Der Apfelbaum im Garten trägt
immer noch seine Früchte
sie schmecken nach Argwohn"


Und der Argwohn ... er sorgt für Irritation bei mir. Ist es dann keine gute Erinnerung an den Vater als Person? Oder eine ungute Erinnerung an die damalige Zeit mit ihren Verstrickungen?
Ich bleibe beunruhigt zurück (als Leserin), obwohl ich den Text gut finde. Nachdenkenswert. Ich mag ihn.

Viele Grüße
MG
 

revilo

Mitglied
Hallo Artbeck, hallo létranger, Herzlichen Dank für eure Wertungen und Kommentare. Ich habe mich sehr gefreut. Ich wünsche euch eine schöne Woche!
 

revilo

Mitglied
Hallo revilo,

ich versuche ein bisschen mit durchs "Vaterhaus" zu gehen.
Die dämmrigen Zimmer, Bücherregale, Fotos, vor allem eines mit dem jungen Soldaten - der Vater wahrscheinlich - ernst, mitten in der Zerstörung durch den Krieg.
Und dann der Apfelbaum und später andere Männer, wohl auch auf Fotos abgebildet. Hier komme ich ins Stolpern.
Ich könnte mir vorstellen, diese beiden Strophen anders anzuordnen. Etwa so:
( der erste Buchstabe müsste doch auch groß geschrieben sein - oder?)

"In den Zimmern
vergreist das Licht
zwischen den Büchern
Fotos eines jungen Soldaten
das Lachen ist aus
seinem Gesicht geflohen
über ihm brennt der Himmel

Ich sehe Männer durch
Totholz robben
ihre Augen haben
heisere Stimmen

Der Apfelbaum im Garten trägt
immer noch seine Früchte
sie schmecken nach Argwohn"


Und der Argwohn ... er sorgt für Irritation bei mir. Ist es dann keine gute Erinnerung an den Vater als Person? Oder eine ungute Erinnerung an die damalige Zeit mit ihren Verstrickungen?
Ich bleibe beunruhigt zurück (als Leserin), obwohl ich den Text gut finde. Nachdenkenswert. Ich mag ihn.

Viele Grüße
MG
Hallo MG, ich hatte das zunächst in der von dir favorisierten Reihenfolge geschrieben, es dann aber wieder geändert, weil es sich so vor meinem geistigen Auge abgespielt hat. Bei dem „Argwohn“ kann der geneigte Leser oder in diesem Fall die geneigte Leserin sich ein eigenes Bild machen. Du brauchst dich nicht zu beunruhigen. Ich bin zwar Kind eines im Krieg traumatisierten Vaters, was nicht einfach war, habe aber gelernt damit zu leben. Über die Generation, die Kinder und Kindeskinder im Krieg traumatisierte Väter waren, gibt es derzeit auf Facebook eine sehr interessante Diskussion, an der ich mich beteilige. Herzliche Grüße von Oliver
 

Mistralgitter

Mitglied
Ich kann mit deiner Version auch gut leben. Der Text muss ja für dich stimmig sein. Aber der allererste Buchstabe sollte dennoch groß geschrieben werden. Bitte!
Die Diskussion auf facebook würde mich auch interessieren. Wie finde ich die?
 
G

Gelöschtes Mitglied 19299

Gast
Eingefangen in eindruckvollen Versen: Der Krieg im Mensch/der Mensch im Krieg (stellvertretend hier dein Vater), der niemals wirklich enden kann, der ungefragt hängen bleibt, Bilder, Wesenszüge und Furchen auch (oder gerade) in Friedenszeiten, im Nachgang, ins alltägliche Leben zeichnet- im Gezeichneten, nicht nur.

Gruß
Keram
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
G

Gelöschtes Mitglied 19299

Gast
Ich habe zu danken - in vielen Deiner Gedichte spürst Du Situationen und Stimmungen auf, die eindrücklich/poetisch in Szene gesetzt werden.
 



 
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