vergessens knick

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
vergessens knick


wenn ich in der straszenbahn sitze
hinter einem rückenfragment
kleidmuster verklingen konkret
die verzierung ist der gegenstand

wenn ich aus der haustür trete
ist diesmal alles fremd bis ich in
die rasenlandschaft spucke
dich kenn ich doch

kuschelnester habe ich in meiner haut
warme verstecke für wohliges
behagen voll sätte aber
das betäubt mich so und das alles

schlägt mich nieder in den schlaf
den straszenreiniger der mich wegfegt
über den vergessens
knick mache ich alles neu
 
G

Gelöschtes Mitglied 22298

Gast
... voll sätte
etwa sattheit, auch saturiertheit?

ein gedicht der täglichen bestandsaufnahme wohl
in ihm das sich wiederholende
das erregte/zornige
das wärmeangebot/die wärmesuche
das nochmalvonvorne

vielleicht so
jedenfalls gut und schön durchgeschrieben

ja, es ist ein schönes gedicht


gruß
gun.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ja, Gun,

"Sätte" ist Sattheit, klingt aber weniger breit als das generalisierende Abstraktivum mit dem heit-Suffix.
"erregt/zornig" lese ich nicht, zumal Erregungszustände immer vom jeweiligen Leser, ders so empfindet, wie ein Film auf eine Projektionsfläche geworfen werden. Ich lese eher die Beiläufigkeit einer jugendlichen Selbstreflexion.

Ist ja auch ein Schülergedicht (wie mir der Autor gesteckt hat, von dem ich ziemlich distantiert bin).

grusz, hansz

Pe-Es: Danke den Sterne-Wertern.
 
G

Gelöschtes Mitglied 22298

Gast
wie mir der Autor gesteckt hat, von dem ich ziemlich distantiert bin

nicht schlecht
aber schwer zu erkennen

das spucken in die landschaft hat aber doch was zorniges ... jugendliches

die autorenschaft im hintergrund kann doch so bleiben
wenn dabei gute gedichte - wie dieses - herauskommen


gruß
gun.
 

Scal

Mitglied
Hallo Hans,

ich hoffe es ist nicht zu anmaßend, wenn ich hier Deinem (mich) beeindruckenden Gedicht ein etwas verändertes Textgesicht verleihe, das gewissermaßen mir ähnlicher schaut:

wenn ich in der straßenbahn sitze
hinter einem rückenfragment kleidmuster verklingen
konkret
die verzierung ist der gegenstand

wenn ich aus der haustür trete
ist diesmal alles fremd
bis ich in die rasenlandschaft spucke
dich kenn ich doch

kuschelnester habe ich in meiner haut
warme verstecke für wohliges
behagen voll sätte
aber das betäubt mich so und das alles

schlägt mich nieder in den schlaf
den straßenreiniger
der mich wegfegt
über den vergessens
knick


Das wie streunende Befindlichkeitsdenken jugendlicher Erwachsener oder erwachsener Jugendlicher hab ich - meinem Empfinden gemäß - textiert. Das "mach ich alles neu" hab ich wegradiert (wiewohl es natürlich wie ein atmosphärisches Hoffnungsgebet an den Straßenfeger irgendwie drangeflochten werden könnte, aber übers wie bin ich mir momentan unschlüssig).

Dichtkunst, Deine Zeilen.

LG, Scal
 



 
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