Karl, der Drang, eine Situation so weit zu "verdichten", wie man den radikal minimierten Schreibvorgang literarisch zu nennen pflegt, verkürzt mitunter allzusehr, was jeglich Atmosphärisches verhindert. Ein Gedicht zu deinem Thema lebt aber von der Atmosphäre. Diese fehlende Atmosphäre verhindert, dass der Leser überhaupt eine Beziehung zu deinem Gedicht aufbauen kann. Ich halte das Thema für wirklich interessant, und die von dir aufgeführten einzelnen Elemente sind zutreffend und gut ausgewählt, aber du kommst dem Leser nicht entgegen, indem du sein Gefühl ansprichst. Damit ist nicht Larmoyanz gemeint, sondern Verständnis des Lesers für die Situation zu wecken. Deine Leser sind im Ausnahmefall Militärs, die mit deinen "Stichpunkten" auch etwas anfangen können. Damit rede ich nicht der Länge eines Gedichts das Wort. Hast du die Befürchtung, du könntest dich zu sehr öffnen, dein Thema "breitlatschen"? In dieser Beziehung habe ich bei dir überhaupt keine Befürchtung. Es ist lange her, dass ich deine Gedichte an anderen Orten fand, und ich hatte den Eindruck, du verschenkst absichtlich. Ich für meinen Teil erkenne einen literarischen Nährwert darin nicht. Du bist sicher an äußerste Rationalität gewöhnt, nicht nur in der Literatur, aber manchmal habe ich schon gedacht, warum gibt er sich nicht weniger rational.
blackout