Verloren (gelöscht)

N

nobody

Gast
Hallo Anygirl,
ich habe diesen Text mit "8" bewertet: "gefällt mir gut, für einen Spitzenplatz reicht es aber noch nicht". Obwohl das Dilemma deiner Prot. sehr schön dargestellt ist, fehlt der Geschichte meiner Meinung nach noch der letzte Pfiff. Dass sie jeden Morgen verpennt, ist ja nun wirklich nicht der Knaller.

Ein paar Kleinigkeiten außerhalb der Bewertung:
Irritiert haben mich die ">" im Dialog zwischen den inneren Stimmen. Vielleicht könnte man das anders darstellen, z.B. einen Gedankenstrich voransetzen?
Und noch was:
Du schreibst einmal "14:00 Uhr", dann "halb zwei". Wenn du 14:00 Uhr stehen lässt, sollte statt halb zwei auch 13:30 Uhr stehen. Besser würde mir aber "zwei Uhr" bzw. "halb zwei" gefallen. Und dass deine Prot. jeden Tag ohne Dusche zur Arbeit geht - pfui!
Gruß Franz
 

Anygirl

Mitglied
Hi nobody,

fies wenn andere genau die Macken finden, die man selber nicht beheben konnte;-)
Dass sie jeden Morgen verpennt, ist ja nun wirklich nicht der Knaller.
Obwohl die Prot ja eigentlich nicht verpennt, sie kriegt den Arsch nur nicht aus dem Bett...Ideen um das besser darzustellen?

> war eine Notlösung, wollte die Stimme der Vernunft betonen...hat also nicht ganz geklappt;-)

Das mit der Uhrzeit stimmt, liegt wahrscheinlich daran, dass ich bei Arbeitszeiten in 14-0 und dergleichen lebe. Ausschreiben ist eine Super Lösung.

Danke für die Bewertung und Kritik. Und nehmen wir einfach an, die Prot duscht brav nach der Arbeit. Frisch geduscht ins Bett ist immer nett;-)

Hugs Anygirl
 
N

nobody

Gast
Dass deine Prot. „den Arsch nicht aus dem Bett kriegt“, hast du schon bestens dargestellt. Vielleicht habe ich mich falsch ausgedrückt. Ich meinte, dass mir für eine "Kurzgeschichte" (in diesem Forum steht ja der Text) am Schluss eine zugkräftigere Pointe fehlt.
Ideen? Sie wacht auf und schaut der Putzfrau zu, wie sie jeden Morgen die Wohnung in Ordnung bringt. Oder sie dreht sich auf die andere Seite und denkt, wie gut es sei, dass sie letztes Jahr in Rente gegangen ist. Oder sie stößt ihren Mann neben sich an und sagt: Heute bist du dran mit Hausputz...

Aber als „Kurzprosa“ kommt der Text m. E. auch ohne Pointe aus. Ich mag solche Texte, die sich mit Selbstreflexionen befassen, weil ich selber gerne so schreibe. Innere Monologe, ohne Pointe, sie stehen da und sprechen für sich. Oft greife ich später darauf zurück, baue sie in einen größeren Zusammenhang ein - ein unerschöpfliches Reservoir.

Nachfolgend noch einige Anmerkungen (fettgedruckt), was mir beim nochmaligen Durchlesen aufgefallen ist. Ob du damit etwas anfängst, ist natürlich deine Sache.

Gruß Franz


Verloren
(die Überschrift ist mir etwas zu vage; für mich hätte z.B. „Zweikampf“ oder „Innerer Schweinehund“ mehr Bezug zum Inhalt und würde mich neugierig machen)

... Bad und Küche müssen mal wieder gewischt werden…Am besten noch vor der Arbeit…Mein Schreibtisch könnte auch mal wieder aufgeräumt werden…Die Hausarbeit für Meier ist auch bald fällig…Ich sollte in die Bibliothek gehen und mir Bücher besorgen…Wie war noch mal das Thema…Lieber erst im Internet recherchieren…Oder doch erst in die Sprechstunde...Wann war die nochmal...Montag...
Sandras Gedanken rasten immer weiter, unfähig anzuhalten, unfähig einen Gedanken zu Ende zu denken, unfähig inne zuhalten. Noch hatte sie ihre Augen geschlossen und der ernüchternde Blick auf die Uhr lag noch vor ihr. ...
Wortwiederholungen!

Wenn sie endlich ihre Augen öffnen wird und auf die Uhr schaut, wird sie entdecken, dass die Zeit nicht mehr reicht, um auch nur irgendetwas vor der Arbeit zu erledigen. (Ein sehr langer Satz; vielleicht könnte man zwei draus machen). Ihre Schicht beginnt wie jeden Tag um 14:00Uhr (nachmittags um zwei). Jeden Tag springt sie um halb zwei aus dem Bett ...
 

Anygirl

Mitglied
Habe einiges am Text verändert, einige Vorschläge wurden dankend angenommen (andere sorgsam ignoriert;-). Vielleicht funktioniert der Text jetzt besser. Ich finde ja...

Hugs Anygirl
 
H

Helli

Gast
Der Text funktioniert eigentlich ganz gut. Für mich ist die Geschichte allerdings nach "Hier und jetzt war sie glücklich." zu Ende, es gehört ja auch nicht mehr zum inneren Dialog.

In den letzten beiden Absätzen kommt statt Sandra so eine "allwissende" Erzählerstimme zum Vorschein, und das ist ein ziemlicher Bruch, vor allem da auch noch Informationen gegeben werden, die zum Verständnis der Geschichte nicht beitragen - was sie alles erledigen sollte, ist ja schon dargestellt und in welche Hektik sie nach dem Aufstehen verfällt wäre ja schon Stoff für eine neue Geschichte.

Das Ende würde ich mir so wünschen:

Du solltest deine Augen jetzt wirklich aufmachen und auf den Wecker schauen.
Nur noch ein paar Minuten!

Sie kuschelte sich an das warme Kopfkissen. Hier und jetzt war sie glücklich.


Helli
 

Anygirl

Mitglied
Hallo Helli,

habe mir den Text bzgl des Bruches im Erzähler noch einmal angeguckt und kann ihn nicht nachvollziehen. Der allw. Erzähler erzählt die gesamte Geschichte. Sandra äußert nur ihre morgendlichen Gedanken/Pläne selber. Ansonsten sprechen die Stimme der Vernunft und der Erzähler.
Habe eben leider erst festgestellt, dass ich die SdV doch nicht in kursiv geändert habe, hatte ich angedacht. Wäre dann deutlicher, das es eigentlich keinen inneren Dialog in dem Sinne gibt, da Sandra nicht antwortet, sondern der Erzähler?
Möchte auch nicht auf die letzten Absätze verzichten, da sie für mich die Alltäglichkeit und Problematik für Sandra unterstreichen.

Ich danke dir für deine Kritik und dein Interesse.

Gruß
Anygirl
 
H

Helli

Gast
Erzähler: Hm, wie soll ich das erklären?

Also, da ist die Erzählstimme, die die Geschichte voranbringt, die Umstände schildert und so weiter. Die gibt aber im ersten Teil keine eigenständigen Erklärungen ab, sondern bringt den Leser in den Kopf von Sandra, wo sich der innere Dialog zwischen der "Stimme der Vernunft" und der "Faulheit" abspielt. Aber die Erzählstimme wird nicht als Person aktiv, sondern erzählt nur die Umstände, unter denen es zum inneren Dialog kommt, der ja das Kernstück der Geschichte ist. So hab ich es zumindest verstanden.

In den letzten beiden Absätzen wird - für mich - die Erzählstimme aber lebendig, da sie nicht mehr beschreibt, was passiert, sondern was passieren wird. Dadurch wird der Erzähler zum Handelnden, tritt quasi als Person auf, der mir Dinge enthüllt, die ich lieber als direkte Handlung von Sandra erlebt hätte.

Helli
 

Anygirl

Mitglied
Hallo Helli,

danke das du mir deine Gedanken noch einmal in anderen Worten erklärt hast. Verstehe jetzt besser was du meinst. Da ich beim Schreiben der Geschichte die ganze Zeit eine andere Stimme als Sandras im Kopf hatte, habe ich den Unterschied des Erzählens am Anfang und Ende nicht so gesehen.
Werde es dennoch nicht ändern, da es dann für mich eine ganz andere Geschichte werden würde, die ich (in diesem Fall) nicht schreiben wollte.

Vielen Dank
Anygirl
 

petrasmiles

Mitglied
Hallo Anygirl,

ich kann Hellis Argument gut nachvollziehen und empfinde ähnlich diesen Bruch.
Gerade weil viele Leser diese 'Verloren'-Situation gut nachempfinden können, ist da eine spürbare emotionale Nähe. Sie wird durch die rationale Ebene der Schilderung, was geschehen wird, aufgebrochen. Es fühlt sich so an, als dürfe Sandra weiterschlafen, aber wir Leser müssen aufwachen :)

Ich respektiere aber Deine Haltung. Auch mir fällt es nicht leicht, da etwas loszulassen. Das ist ein Prozess.

Liebe Grüße
Petra
 

Anygirl

Mitglied
Danke Petra,

das mit der Kritik ist schon kompliziert. Will sie unbedingt, kann sie aber nur bis zu einem bestimmten Punkt annehmen. Darüber hinaus neige ich dazu mich in einen bissigen Kläffer zu verwandeln.
Aber nicht dadurch abschrecken lassen, ihr wisst ja Hunde die bellen beißen nicht - es sei denn man war zu dumm zum weglaufen ;-)

Also quält mich weiter und sagt was euch nicht gefällt.

Hugs Anygirl
 
H

Helli

Gast
Anygirl:
Für mich ist Input immer wichtig. Oft ist man so in seiner eigenen Gedankenwelt, dass man einige Dinge nicht bemerkt. Ich weiß nicht, ob du schon mal richtige Schreibwerkstätten (z.B. am Bildungszentrum) besucht hast, da ist der Input noch viel direkter, und manchmal kriegt man auch ins Gesicht gesagt, das die Story hanebüchener Quatsch ist. Meistens ist das aber sehr konservativ. Ich bin immer wieder überrascht welche Wirkung meine Geschichten auf die Leser/Zuhörer haben.

Natürlich muss man sich als Autor auch gegen Kritik wehren. Wenn man der Meinung ist, das muss so sein, dann ist es eben so. Arno Schmidt ist nicht Arno Schmidt geworden, weil er auf seine Kritiker gehört hat. :)

Helli
 
H

Helli

Gast
Aua, bin wohl nicht bei der Sache: KONSTRUKTIV und nicht konservativ... :)

Helli
 

Anygirl

Mitglied
Helli, konservativ klang doch gut;-)
Bin wirklich überrascht wie diese Geschichte auf andere wirkt, weil ihr das wirklich anders versteht, als ich mir das gedacht hatte. Und das finde ich einerseits doof - weil ich nicht das ausdrücken konnte was ich wollte, andererseits toll - weil ich durch euer Feedback darüber lerne wie mein Geschreibsel so ankommt.
Habe noch keine Seminare besucht, hauptsächlich, aber weil ich mich nie traue irgendwem etwas zu zeigen, was ich schreibe. Deswegen finde ich das so toll hier, weil ihr mir Feedback gebt. Dadurch gewinne ich bestimmt bald mehr Selbstvertrauen und dann rette sich wer kann;-)

Also habt Geduld und gebt mir Input!
Danke
Anygirl
 



 
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