Verlorene Spuren

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namibia

Mitglied
Liebe Carina,

bleiben wirklich nur die Schmerzen, habe ich mich beim Lesen gefragt.. oder bleibt nicht auch Wehmut über Ungelebtes, Dankbarkeit für gute Momente ? Ein interessanter Text ..

Ganz liebe Grüße

Namibia
 

Carina M.

Mitglied
Liebe Namibia,

es freut mich, dich bei mir zu Besuch zu haben und über deine Fragen zum Text.
Es werden sicherlich auch gute Momente, Wehmut und Bedauern über verpasste Gelegenheiten da gewesen sein. Aber wenn ein Mensch gänzlich verschwindet aus seiner einstigen Gedankenwelt, dann spürt ein alter Mensch möglicherweise nur noch den Schmerz.

Liebe Grüße,
Carina
 
E

Einsprengsel

Gast
Welt der Gedanken

Hi Carina,

ein Kurzgedicht, das zum Nachdenken bringen kann, es ist gut geschrieben, aber darf ich dir ein paar Gedanken meinerseits dazu aufschreiben, die du nicht annehmen musst, aber ganz unnütz werden sie wohl auch nicht sein.

Du verwendest in dem Gedicht das schon etwas verbrauchte Bild des Stundenglases. Um solche Wörter macht man am besten einen Bogen, sie nehmen deinem Gedicht die Frische.

Dann überlege ich mir, ob du die letzte Zeile wirklich brauchst: Unvergessen. Meinem Eindruck nach nicht. Viel ausdrucksstärker ist doch "Nur die Schmerzen bleiben".
Die letzte Zeile ist immer eine sehr wichtige Zeile, mit ihr geht der Leser aus dem Gedicht raus, sie bleibt hängen.

Einsprengsel
 

Carina M.

Mitglied
Die Gedankenwelt bekommt Risse
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas

Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

Nur die Schmerzen bleiben
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Einsprengsel,

Danke fürs Lesen und deinen Kommentar zur Gedankenwelt.
Du hast recht, die letzte Zeile ist überflüssig, habe sie entfernt, weil ich das auch so sehe.

Das Stundenglas allerdings möchte ich nicht durch ein moderneres Wort ersetzen, denn ich finde das passt gerade zum Altwerden. Ich nehme auch gerne Worte, die aus dem Zeitgeist gefallen sind, damit sie nicht irgendwann gänzlich verschwinden.

Ich verstehe aber gut, was du meinst und danke dir für deine Meinung, deine Worte an mich waren ganz sicher nicht unnütz.

Liebe Grüße,
Carina
 
Liebe Carina,
Dein Gedicht gefällt mir.
Ich bin auch über die letzte Zeile gestolpert. Ich finde, Du könntest sie einfach weglassen.
Herzliche Grüße
Karl
 

Carina M.

Mitglied
Die Gedankenwelt bekommt Risse
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas

Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Karl,

na dann mach ich das doch einfach mal so. Ich lasse die letzte Zeile verschwinden.

Auch wenn ich denke, wenn alles Erinnern eines Menschen vergeht, so wird er doch immer noch Schmerzen verspüren.
So war mein Gedanke.

Ich danke dir fürs Lesen und freue mich über deinen Kommentar.

Einen schönen Sonnenfinsternistag,
Carina
 

Carina M.

Mitglied
Lieber Karl,

nein, es wundert mich überhaupt nicht. :)
Es freut mich, wenn dir das Gedicht nun besser gefällt.

Lieben Gruß,
Carina
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo Carina,

Welt der Gedanken

Die Gedankenwelt bekommt Risse
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas

Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

hm, hm... ich sehe leider den text als gescheitert an
da ist zum einen der titel. sehr weitläufig, und er wiederholt eigentlich nur den anfang. ich erkenne keinen tieferen oder weiterführenden sinn in den verschiedenen schreibweisen.

es geht doch wie mir scheint um das erinnern, bzw. um das vergessen, das am ende ein auflösen in umd mit der zeit ist:
also um ein prozess.

nein, der anfang will mir scheinen ist nicht gelungen. ich kriege hier meinen fuß nicht in den text.

die zweite strophe ist in sich rund. ich begreife das geschehen.

wenn ich etwas vorschlagen darf: ändere den titel
und mache einen einstrophigen text vielleicht folgender art

Welt der Gedanken

langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas
Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

(mal aus der hüfte geschossen)

ein einwand noch:
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

hier erregst du bei mir sozusagen intellektuellen widerspruch.
das ist aber in ordnung, lyrich sieht die dinge um die zeit anders als ich.

vielleicht meinst du es aber auch zweideutig.denn das SIE bezieht sich durch seine nähe ja auf die ZEIT.
Ich persönlich beziehe es auf die ERINNERUNG.
(alles andere macht für mich keinen Sinn)

schön mal wieder etwas mit deinem text verweilen zu können

lg
Ralf
 

Carina M.

Mitglied
Die Gedankenwelt bekommt Risse
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas
Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Ralf,

schön dich mal wieder bei mit zu Besuch zu haben.
Ich danke dir für deinen ausführlichen Kommentar und deine Gedanken zu meinem Text.
Jedenfalls hast du es schon geschafft die Tür ein wenig zu öffnen, auch wenn du mit dem, was sich dahinter verbirgt, nicht so ganz klar kommst.

Kein Problem den Text als Block darzustellen, habe ich nun auch gemacht, hatte die Leerzeile als Pause gedacht.

Wie auch immer, den Text möchte ich so behalten weil es -für mich- so richtig erscheint. Beides ist hier gemeint die Zeit und die Erinnerungen fließen bis sich alles auflöst, so wie ich es mir vorstelle, wenn man an Alzheimer erkrankt ist. Ich hoffe, ich konnte dir mit meinem Kommentar die Tür ganz weit öffnen.

Für den Titel muss ich mir noch etwas überlegen, bevor ich Lapismont bitte, diesen zu ändern.
Wie wäre es mit Zeitverlust, oder nur Verlust?

Derweil liebe Grüße,
Carina
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo carina,

ja mit dem titel ist das so eine sache. es hängt doch sehr vom dichter ab, und wie er zum einen titel entwickelt zum anderen, welchen ansprüche formaler natur ein gedichttitel genügen soll.

immerhin ist ja der titel ein exponierter bestandteil der lyrischen gattung. und da gedichte allgemein hin kürzer sind als prosische formen, fällt ihm auch ein besonderes gewicht zu.

ich persönlich sehe zwei gestalterische formen:

zum einen das erste wort. in ermangelung an eiteren ideen benutze ich manchmal diesen kniff. (damit bin ich meist nicht sehr glücklich)

zum anderern kann ein titel manchmal eine klammer sein indem sich zum beispiel das letzte wort und das erste wort ergänzen und so zu weiterführenden zusammenhängen führen.

dann kann ein titel auf ein darüber hinaus verweisen, auf etwas das der text sprachlich nicht aufzeichnet, aber durch den titel hinweise erhält.

was bedeutet das für dein stück?

welt der Gedanken

nun ja, mir sit das zu sperrig und in seiner größe des ausdrucks dann zu allgemein

zeitverlust bzw verlust sind näher an der denkweise deines gedichtes, aber in meinen ohren noch nicht das gelbe vom ei


im moment würde ich es so machen:
aus:

Welt der Gedanken

Die Gedankenwelt bekommt Risse
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas
Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

käme:

Risse

langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas
Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst

Risse ist ein starkes wort, hat viele konnotationen...
aber ich empfehle dir in aller ruhe nachzudenken

lg
ralf
 

rogathe

Mitglied
Hallo Carina,
diese Stellen verstehe ich nicht:
-Sedimentpartikel können sich nicht festklammern, sondern an/ablagern, anheften, haften ...
- Zeit löst sich auf - worin?


LG rogathe
 

Carina M.

Mitglied
Hallo Ralf,

ich muss noch gründlich darüber nachdenken, welchen Titel ich für diesen Text auswählen möchte.

Hallo Rogathe,

schade, dass du nicht verstehst, was ich damit meine. Natürlich sind Sedimente Ablagerungen, da hast du recht.
Hier aber steht es für die Erinnerungen, die sich abgelagert haben und nun verzweifelt versuchen sich gegen das Vergessen festzuklammern.

Alles hat einmal ein Ende und alles hat seine Zeit. Die Zeit, die ein Mensch hat oder die ihm noch bleibt, löst sich irgendwann auf.

Ich hoffe ich konnte dir damit weiterhelfen.
LG Carina
 

Carina M.

Mitglied
Gedanken bekommen Risse
während Spuren verblassen
langsam rieselt Erinnerung
fort ins Stundenglas
Partikel von Sediment
klammern sich fest
während die Zeit fließt
bis sie sich auflöst
 

Carina M.

Mitglied
Es hat etwas gedauert aber ich habe mich jetzt für den Titel:
*Verlorene Spuren* entschieden.

Ich danke euch für eure Kommentare und Meinungen zu diesem Text.

Lieben Gruß und einen schönen Ostermontag,
Carina
 



 
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