Verrücktes Frühstück

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ENachtigall

Mitglied
Verrücktes Frühstück

Augäpfel im Schlafrock
morgenlichtscheu
schwimmen im Vanilleschimmer.

„Zimtschnecken ins Nichtschwimmer--
becken zum Abschrecken, eiskalt!“
Sieh, die Hyänen stutzen
vorm Zähneputzen
mit Zitoneneisstalaktiten…
Schon heißt 's: „Termiten!
Ganze Kompanie zum Dauerauflauf,
Frühsport im Wald?“
Liegestützen in Siruppfützen,
Kniebeugen vor Kronzeugen,
Milchhörnchen nehm' ich in Kauf.

Zu Fuß ist es weit
für den, der nach Apfel muss,
doch fast so süß
wie ein Morgenkuss

Laut rufen die Blätter
der Kaffeebaumallee:
„Nun komm schon. Geh,
schau nicht aufs Wetter!“
Du hältst eine Tasse bereit.


© Elke Nachtigall
28. Mai 2006
 
Die schönste Zeit im Leben

Hinter Frühsport im Wald würde ich anstatt des Ausrufungszeichen das einer Frage sehr gut zu Gesicht stehende Zeichen stellen, liebe ENachtigall.

Denn von der Aufforderung zum Durchqueren desselben, sowie zum späteren Beugen der Knie und anderer Gliedmassen und überhaupt zum Mitmachen des neumodernen Gymnastikquatsches konnte ich meine Familie bis heute nicht überzeugen.
Dass du deine Lieben mit morgendlich lichtscheuen Augäpfeln, noch dazu im Schlafrock, nach einer süßen Vanillenacht immer noch deren matten Schein tragend, die Familie zum Frühsport treibst, nehme ich dir nicht ganz ab. Dafür ist der Schimmer noch zu glänzend :)

Ansonsten habe ich nichts zu meckern.

Das Stutzen der "Hyänen" vorm Zähneputzen kenne ich vom Schlangestehen meiner Kinder (zwei Mädchen) vor dem einzigen Becken des Waschtisches unseres 3x3Meter Badesalons sehr gut.

Als meine "Bagage" noch klein war, gab´s täglich Streit um den ersten Platz am Waschbecken.
Heute, nachdem sie beinahe flügge sind, sehne ich mir die von dir beschriebene Zeit und das damit einhergehende Termitengewimmel zurück.

"Wo nur ist mein Strumpf, wo meine Hose?", wuselte es damals hin und her. Herrlich!
Ich erinnere, dass meine Frau manchmal im Winter, wenn die Kleider der Zwillinge, trotz derer Übernachtdauerlage auf der Heizung, nicht trocknen wollten, mich für die Misere verantwortlich machte.
Warum nur?

Dramen spielten sich ab, bis mir, mich auf meinen Beruf als Ingenieur besinnend, die geniale Idee kam, die Anziehsachen der "Püppchen" trocken zu fönen :))
Damals war Papa der "Größte".

Verdammt lang´ her.

Oder interpretiere ich dein Gedicht etwa falsch?
Bitte klär´ mich auf, ich muss es wissen!

Ganz liebe Grüße sendet dir
GFÜ
 

ENachtigall

Mitglied
Lieber GFÜ,

dieser Text entstand im Rahmen einer Fingerübung zum Thema "Kulinarisches".

Die Fragezeichenversion finde ich sehr anregend. Das probiere ich mal für mich aus, und schaue, was sich dadurch verändert. Je nach Ergebnis entscheide ich dann.

Die schönste Zeit im Leben
Das ist ein passender Untertitel; beschreibt mein Gedicht zwar die wunderbare Welt des letzten Schlummers, bereits geprägt in den luziden Traumbildern durch die Geräusche und gaumenkitzelnden Gerüche eines versierten Frühstückzubereiters aber noch im schützenden Kokon der erholsamen körperlichen Totalentspannung. Die Bedeutungen gehen deshalb so schön konfus.

Ich bin fasziniert, wie gut Deine Bilder in dieses Wortgerüst hineinpassen und habe Deine Erinnerungen an "diese Zeit" genossen. Interessanterweise hatte mein Mann auch die Idee mit dem Föhn (wenngleich nicht Ingenieur :). Er föhnte kurzerhand - und zu ihrem großen Wohlbehagen - als sie noch Baby war, unsere Tochter nach dem Bade trocken.

Danke für den ausgiebigen Kommentar.

Liebe Grüße

Elke
 

ENachtigall

Mitglied
Verrücktes Frühstück

Augäpfel im Schlafrock
morgenlichtscheu
schwimmen im Vanilleschimmer.

"Zimtschnecken ins Nichtschwimmer-
becken zum Abschrecken, eiskalt!"
Sieh, die Hyänen stutzen
vorm Zähneputzen
mit Zitoneneisstalaktiten…
Schon heißt 's: "Termiten,
ganze Kompanie zum Dauerauflauf!"
Frühsport im Wald?
Liegestützen in Siruppfützen,
Kniebeugen vor Kronzeugen,
Milchhörnchen nehm' ich in Kauf.

Zu Fuß ist es weit
für den, der nach Apfel muss,
doch fast so süß
wie ein Morgenkuss.

Laut rufen die Blätter
der Kaffeebaumallee:
"Nun komm schon. Geh,
schau nicht aufs Wetter!"
Du hältst eine Tasse bereit.


© Elke Nachtigall
28. Mai 2006
 



 
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